3. Süddeutscher Zeckenkongresses an der Universität Hohenheim

Stuttgart-Studie: Zecken ganzjährig auch in gepflegten Gärten aktiv

Forschung und Bildung
Die FSME-Risikogebiete in Deutschland hat das Robert-Koch-Institut im vergangenen Jahr neu aufgelistet. Hier sind sie rot markiert. Quelle/Grafik: Pfizer

"Der Klimawandel hat die Zecke in Deutschland zu einem quasi ganzjährig aktiven Tier gemacht." Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie in rund 100 Gärten im Großraum Stuttgart, die die Parasitologin Prof. Dr. Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim anlässlich des 3. Süddeutschen Zeckenkongresses vorgestellt hat. Andere Wissenschaftler haben festgestellt, dass die Zecken neben der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) auch andere Krankheiten wie die Hasenpest übertragen können.

Ergebnisse auf andere Städte übertragbar

Das veränderte Wetter bewirke, dass Zecken bereits ab Februar und bis in den Dezember hinein aktiv seien, so Mackenstedt. Die Gefahr: "Wir sind es nicht gewohnt, in den ehemals kalten Monaten mit Zeckenstichen zu rechnen und schützen uns nicht entsprechend." Auch Ärzte seien es nicht gewohnt, bei Symptomen der Hirnhautentzündung FSME außerhalb des Sommers an diese Krankheit zu denken.

Auch in anderer Hinsicht würden sich viele Menschen in trügerischer Sicherheit wähnen: Nämlich im eigenen Garten. "Wer aus der Haustür tritt, steht im Lebensraum der Zecken", fasst die Forschein die Ergebnisse ihrer Studie zusammen. In 60 Prozent aller regelmäßig untersuchten Gärten konnte sie Zecken nachweisen: In Einzelfällen fand sie in einer halben Stunde bis zu 800 Tiere. Bislang beschränken sich die Untersuchungen auf den Raum Stuttgart und die Gebiete mit FSME-Vorkommen liegen überwiegend in Baden-Württemberg und Bayern sowie in kleineren Teilen von Thüringen, Hessen, Sachsen und Rheinland-Pfalz. "Wir können jedoch davon ausgehen, dass sich die Ergebnisse auf andere Städte übertragen lassen", sagt Mackenstedt.

Nicht auf verwilderte Gärten beschränkt

Zur Überraschung der Studienleiterin scheinen sich die Blutsauger in sehr unterschiedlichen Umgebungen wohlzufühlen: vom verwilderten Garten am Waldrand bis zum akkurat gepflegten Stadtgarten. Faktoren wie ein naher Wald, Unterholz und hohes Gras begünstigen zwar große Zeckenpopulationen, sind aber keinesfalls Voraussetzung. "Selbst in kleinen und gepflegten Gärten in den Stadtaußengebieten waren die Zecken noch anzutreffen." Ein Grund für die große Verbreitung sind Haus-, Wild- und Nagetiere: "Wir haben insgesamt drei verschiedene Arten von Zecken gefunden. Eine davon wird vor allem durch Vögel verbreitet." Andere seien typisch für Wild- und Haustiere. "Man kann einen Garten nicht zeckenfrei halten", schlussfolgert Mackenstedt. "Einmal eingeschleppt, bilden sie stabile Populationen." Dabei breiten sich die Tiere nicht gleichmäßig in den Gärten aus, sondern beschränken sich mitunter auf extrem kleine Stellen. "In einem Garten fanden wir Zecken nur in einem kleinen Rosmarinstrauch." Die Bandbreite der Krankheiten, die durch Zecken übertragen würden, ist größer als bisher angenommen, berichtet Dr. Rainer Oehme vom Landesgesundheitsamt Stuttgart. So können die Spinnentiere Viren, Bakterien und auch Parasiten übertragen.

Zecken übertragen auch die Hasenpest

Die bisher wichtigsten Pathogene in Deutschland seien das FSME-Virus und das die Lyme-Borreliose auslösende Bakterium Borrelia burgdorferi sensu lato. Aber auch in Zellen lebende Bakterien, wie Rickettsien, Anaplasmen, Ehrlichien und Coxiella burnetii (der Erreger des Q-Fiebers) seien nachgewiesen worden. Für den Erreger der Hasenpest (Francisella tularensis) sei auch die Übertragung durch einen Zeckenstich beschrieben worden. Die Liste der Pathogen sei noch nicht abgeschlossen, denn in jüngster Vergangenheit seien zwei neue Pathogene gefunden worden (Candidatus Neoehrlichia mikurensis und Borrelia miyamotoi, eine Rückfallfieberborrelie). Bei den Parasiten seien in Deutschland die Babesien zu nennen.

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