Ein Forschungsbeitrag aus Wien

Substrate für extensive Staudenmischpflanzungen

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Mischpflanzungen Substrate
Abb. 7: Das Hygromix Staudensubstrat (Fläche 7) zeigt im Herbst nach der Pflanzung nur geringe Zuwächse.
Mischpflanzungen Substrate
Abb. 2 (ganz oben): Das humusreiche Substrat in Fläche 2 sorgt bereits im September des Pflanzjahres 2012 für kräftiges Wachstum. Aber die Dominanz des Unkrauts ist kaum zu übersehen.

Weniger Pflegeaufwand, weniger gießen. Splittsubstrate versprechen Erleichterung für den Grünflächenerhalter. Stimmt die Substratmischung und die Pflanzenauswahl, so können auch einfache Substrate auf der Basis von Straßenbaumaterialien mit Erfolg verwendet werden.

Anlass des Versuchs

In fast allen öffentlichen Dienststellen, die sich mit der Anlage und Erhaltung von städtischen Grünflächen befassen, haben die geänderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch Änderungen in den Begrünungskonzepten bei der Schaffung von Staudenflächen ausgelöst. Nicht nur die Wiener Stadtgärten, welche die hier vorgestellte Versuchstätigkeit am Lehr- und Forschungszentrum für Gartenbau in Schönbrunn (LFZ) mittragen, suchen den kreativen Ausweg in Staudenmischpflanzungen für trockene Standorte. Auch zahlreiche andere Gartenämter Österreichs wollen so neben dem Rückgriff auf bereits vielfach getestete Staudenkombinationen auch noch den Vorteil einer reduzierten Gieß- und Unkrautpflege lukrieren. Um diese Anforderungen zu erfüllen, ist die Wahl des richtigen Substrats wichtig. Tatsächlich brauchen Staudenmischpflanzungen auf abgemagerten Substraten weniger Pflege und sind durch ihren extremen Standort weniger von unerwünschten Beikräutern betroffen. Dabei sollte, um Wurzelunkräuter zu eliminieren auf die Verwendung von Oberboden verzichtet werden. Ein mineralisches und grobkörniges Substrat verhindert außerdem die Ansiedlung vieler Samenunkräuter. Die Etablierung von Flugsamen kann durch den Einbau einer Mulchschicht aus Splitt zusätzlich erschwert werden.

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In unserem Versuch, der im Frühjahr 2012 startete, wurden neben drei von professionellen Erdenwerken und Substratfirmen angebotenen Substraten auch Mischungen untersucht, die von Gartenämtern selbst entwickelt wurden, sowie Substrate, die an der HBLFA Schönbrunn und an der Hochschule Weihenstephan (Jauch et al., September 2007, Infodienst Weihenstephan) entstanden. Generelles Kriterium bei der Auswahl war der Verzicht auf Oberboden in den Mischungen. Nach einer Recherchephase bei österreichischen Gartenämtern gelangten schließlich 7 Substrate zur Untersuchung, die hier kurz vorgestellt werden:

Versuchsgestaltung

Die 7Substrate wurden im Mai 2012 im Versuchsareal des LFZ in vollsonniger Lage, in 4x 4 m großen Versuchsflächen eingebaut. Die Schichtdicke betrug 40 cm. Der Einbau des Hygromix-Pflanzsubstrats erfolgte am 7.11. 2012. Die eingebauten Substrate wurden vor dem Stecken der Zwiebeln im Herbst 2012 in der halben Fläche mit mineralischem Mulch in der Körnung 8/16 sowie 4/8 in einer Schichtdicke von 4 cm abgedeckt (Einbau 8. 11. 2012). Der Untergrund der Pflanzflächen besteht aus dicht gelagertem Lehm.

Alle Substrate wurden vor dem Einbau hinsichtlich der Nährstoffgehalte und der Korngrößenzusammensetzung untersucht.

Die Messungen des Matrixpotentials und der Bodentemperatur im Substrat (MPS-2-Fühler) sowie des Wasseranteils (10-HS-Fühler), erfolgten mit Fühlern der Firma Decagon Devices Inc. USA. Die Fühler wurden in 20 cm Tiefe eingebaut.

Der durchschnittliche Jahresniederschlag am Versuchsstandort beträgt cirka 550 mm. Das Jahr 2012 und noch mehr 2013 war durch trockene Sommer geprägt. Die Flächen 3 und 6 erreichten beziehungsweise überschritten im Sommer 2012 (15.-30. 8.) den Welkepunkt (1500 kPa).

Als Standardbepflanzung wurde die Mischung "Blütenwoge - Sommermahd" in der vorgeschriebenen Dichte gewählt. Blütenwoge ist speziell zum Einsatz in Splittbeeten konzipiert worden und besteht aus Arten, die Trockenheit vertragen oder lieben (Tab. 2).

Die Topfballen wurden vor dem Pflanzen abgerandelt. Die Zwiebeln wurden unmittelbar vor dem teilweisen Aufbringen der Mulchschicht gesteckt.

Bis zum Erreichen des übernahmefähigen Zustands (Ende Juni 2012) wurde die Anwuchspflege entsprechend der einschlägigen Österreichischen Norm durchgeführt. In diesem Zeitraum wurden die Flächen regelmäßig bewässert.

Die Parzellen wurden 6-mal pro Jahr bonitiert. Erfasst wurde dabei jeweils der visuelle Eindruck, die Wuchsentwicklung, die Blühzeiten sowie Ende Juni und Ende August die Dauer und der Ertrag der Unkrautpflege. Eine Bewässerung erfolgte auch in extremen Hitzeperioden nicht.

Tab. 1: Diese Substrate gelangten nach einer Recherchephase bei österreichischen Gartenämtern zur Untersuchung.
Abb. 3 (Mitte): Fläche 2 Herbstaspekt 10-2012 mit Aster ericoides nach dem Jätegang.
Tab. 2: Mischung \"Blütenwoge – Sommermahd\"
Abb. 1: Gewicht des Jätguts im Vergleich.

Versuchsergebnisse

Das Ziel des Versuchs war es, jene Substrate zu ermitteln, die unter extensiven Pflegebedingungen gleichermaßen einen befriedigenden Wuchs der gewählten Staudenmischung gewährleisten als auch ein geringes Aufkommen von Samenunkräutern aufweisen.

Unkraut

Zur Ermittlung des Unkrautaufkommens wurden die Dauer des Pflegegangs und das Gewicht des Jätguts festgehalten. Pro Jahr erfolgten in Anlehnung an die Praxis des Stadtgartenamts Wien zwei Pflegegänge, im Mai und Anfang September.

Die dabei festgestellten erheblichen Unterschiede in der Zeitdauer und der Unkrautmenge lassen sich mit dem Anteil an abschlämmbaren Bodenteilen sowie der Menge und der Güte des beigemischten Komposts der einzelnen Substrate in Beziehung bringen.

Generell wiesen die beiden über Erdenwerke bezogenen Substrate einen sehr hohen Unkrautbesatz und dementsprechend lange Jätezeiten auf. Hier wurde durch den Kompost bereits eine große Menge an Samen eingebracht. Das dritte ebenfalls relativ nährstoffreiche "Hygromix Pflanzsubstrat TG" (Gelsenrot) kam zunächst frei von Unkräutern. Erst im dritten Jahr entwickelte sich auch in diesem Substrat erhöhter Unkrautbesatz. Die Art der Unkräuter (Kleearten) sorgte für hohen Pflegeaufwand. Das Substrat "Steppendach Schönbrunn" (Fläche 3), das Baumsubstrat der Stadt Wien (Fläche 6) sowie das Staudensubstrat Weihenstephan (Fläche 1) hatten wenig Ton- und Schluffanteile. Sie waren mit Kommunalkompost der Qualität A+ abgemischt und wiesen über die gesamte Versuchsdauer deutlich weniger Unkraut auf (vgl. Abb. 1). Der Anteil von Unkraut auf der Fläche 4, die mit dem Staudensubstrat der Gemeinde Mödling ausgestattet war, welches völlig ohne organische Beimischungen auskommt, war am geringsten. Hier war allerdings auch die Wuchsleistung der Stauden und Gräser weniger zufriedenstellend.

Generell kann festgehalten werden, dass alle Substrate frei von Wurzelunkräutern geliefert wurden. Jedoch waren die zwei der nährstoffreichen Substrate bereits mit Unkrautsamen belastet und behielten das Handicap über die Versuchsdauer von drei Jahren sowohl hinsichtlich der Unkrautmenge als auch der Jätezeiten bei.

Abb. 6: Herbstaspekt der Astern in Fläche 2, aber viele Ausfälle durch den trockenen Sommer.
Abb 5: Fläche 2 auf dem Höhepunkt der Dürre-periode im Juli 2013. Die hochgewachsenen Astern welken, viele Stauden trocknen zurück.
Abb. 4: Wüchsiger Frühjahrsaustrieb in Fläche 2 im Mai 2013, aber Veronica fällt aufgrund des Nährstoffangebots auseinander und das Unkraut meldet sich zurück
Abb. 7: Das Hygromix Staudensubstrat (Fläche 7) zeigt im Herbst nach der Pflanzung nur geringe Zuwächse.

Der Jäteaufwand pro Jahr (AKmin/m²) lag den werksgemischten Substraten um ein vielfaches höher als bei jenen, die geringe Mengen an Ton und Schluff sowie höhere mineralische Anteile aufwiesen (vgl. Tab. 1).

Das teilweise Mulchen der Flächen zeigte keine messbaren Unterschiede hinsichtlich des Unkrautbefalls, doch ließen sich die Samenunkräuter leichter entfernen als in den ungemulchten Flächen.

Vegetationsentwicklung

Auch bei der Vegetationsentwicklung sind deutliche Unterschiede zwischen der Gruppe der stärker humosen schluff- beziehungsweise tonhaltigen werksgemischten Substrate und den wenig humosen, grobbodenreichen Substraten feststellbar.

Die humosen Substrate (Lengel Fläche 2, Kobera Nad Fläche 5) förderten wie zu erwarten das Wachstum der Pflanzen, die Flächen waren bereits im ersten Standjahr mit 80Prozent (Fläche 5) und 90 Prozent (Fläche2) bedeckt. Einige Arten (Aster, Veronica) waren bis zu einem Viertel höher als in den übrigen Flächen. Der hohe Nährstoffgehalt bewirkte aber auch die geringere Stabilität, vor allem jener Stauden und Gräser mit ausgeprägtem Steppencharakter. Einzelne Arten wie Thymus praecox, Helicotrichon sempervirens oder Geranium renardii waren im dritten Jahr bereits verschwunden oder auf einzelne Exemplare zurückgegangen. Aster ericoides und Stachys byzanthina faulten, Veronica teucrium und Linum flavum fielen im Lauf der Vegetationsperiode auseinander. In Verbindung mit dem stärkeren Unkrautaufkommen wurde der Gesamteindruck bei der Bonitur durchgehend wenig gut bewertet. In längeren Trockenheitsperioden reagierten die Pflanzen in diesen Flächen trotz der gegenüber den Splittsubstraten geringeren sommerlichen Austrocknung des Substrats mit deutlicher Welke.

Fläche 7 Gelsenrot Hygromix TG, die fast ein Jahr später bepflanzt wurde, zeigte eine vergleichsweise langsame Entwicklung der Pflanzen. Der Deckungsgrad betrug im Jahr nach der Pflanzung 30 Prozent. Bis auf Fläche 4 wiesen auch die mineralischen Flächen im vergleichbaren Zeitraum bereits Deckungsgrade zwischen 60 und 70 Prozent auf. Auch die Wuchshöhen der Stauden blieben hinter den werksgemischten aber auch den Splittsubstraten zurück.

Abb. 10: Fläche 1 im September des Pflanzjahres. Trotz des völligen Fehlens von Feinboden wüchsige Stauden aber wenig Unkraut.
Abb. 9: Im Mai 2013, beim ersten Austrieb nach der Pflanzung, ist die geringe Flächendeckung auf Fläche 4 unübersehbar. Nur Iris bildet bereits kräftige Horste.
Tab. 3: Jährlicher Pflegaufwand AK min/m²
Abb. 8: In Fläche 4 ist im Herbst 2012 der Stress durch den fehlenden Humus und die geringe Menge abschlämmbarer Stoffe trotz des Blühaspekts der Astern deutlich.

Bei den Substraten mit hohem Anteil an Grobboden zeigte Fläche 4 (Mödling) nur geringe Deckungsgrade (30 %) und deutliche Mangelerscheinungen, die sich beispielsweise in der rötlichen Verfärbung der Blätter und der geringeren Wüchsigkeit zeigten. Einzig Stachys byzantina und Iris barbata wirkten vital. Im heißen und trockenen Juli 2013 vertrockneten einzelne Pflanzen oberirdisch. Hier machte sich der fehlende Humusanteil und das Fehlen von Ton und Schluff in der Mischung bemerkbar.

Die Flächen 1 (Staudensubstrat Weihenstephan) und 3 (Steppendach Schönbrunn), zeigten eine langsamere Anfangsentwicklung. Die Deckung betrug im Juli 2013 60Prozent. Die Pflanzen blieben relativ kompakt, aber entwickelten sich harmonisch, was sich in durchgehend guten Werten bei der Bonitur des Erscheinungsbildes niederschlug. Im heißen Sommer 2013 zeigten sich Trockenheitsschäden. Die Flächen konnten sich bis in den September stabilisieren. Die Stauden und Gräser gingen kompakt und standfest in den Winter. Hervorzuheben sind besonders als dauerblühende Art Calamintha nepeta 'Triumphator' und Aster ericoides 'Pink Star' Das völlige Fehlen des Feinbodens in Fläche1 war der Entwicklung der Pflanzen nicht abträglich. Fläche 6 (Wiener Baumsubstrat) überzeugte mit einem Deckungsgrad von 80Prozent bereits im Spätsommer des ersten Standjahrs, allerdings fiel Veronica teucrium vermutlich aufgrund des hohen Feinbodenanteils ab August auseinander. Die Pflanzen zeigten auch im trockenen Sommer 2013 kaum Trockenheitsschäden. Einige Arten der Staudenmischung zeigten auf den Substraten mit geringem Humusanteil und geringen abschlämmbaren Bestandteilen im dritten Jahr Probleme. Helicotrichon kam in allen Flächen erst im 3. Jahr vereinzelt zur Blüte. Geranium renardii kümmerte in allen Flächen. Platycodon grandiflorus zeigte nur geringen Zuwachs.

Resümee und Ausblick

Die Verwendung einfacher Splittsubstrate, die auf gängigen Straßenbaumaterialien basieren ist durchaus sinnvoll, wenn die Anteile an Feinboden niedrig gehalten werden. Kommunaler Müllkompost in A+ Qualität kann bei sorgfältiger Kompostierung mit Anteilen um 10 Prozent verwendet werden und ist zumindest den im Versuch verwendeten Komposten nicht unterlegen. Bei der Pflanzenwahl sollten nur auf im Splittbeet getestete Arten zurückgegriffen werden. Die HBLFA Schönbrunn prüft in Zusammenarbeit mit den Wiener Stadtgärten in den kommenden Jahren entsprechende Mischungen.

Abb. 14 (oben rechts): Fläche 3 im Herbst 2013, kompakter Wuchs der Astern, gutes Gesamtbild trotz einzelner trockener Pflanzenteile.
Abb. 12 (oben links): Fläche 3, Substrat Steppendach im Mai 3013. Kompakter Wuchs der Stauden, wenig Unkraut.
Abb. 13: Fläche 1,Trockenstress im Juli 2013, einzelne Arten trocknen zurück, keine Beeinträchtigung ausgeprägter Steppenarten.
Abb. 11: Im Wiener Baumsubstrat (Fläche 6) wachsen die Stauden relativ kompakt, gleichzeitig ist der Deckungsgrad ähnlich den humusreichen Substraten.

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