Der Kommentar

Theorie und Praxis

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Dass Theorie und Praxis manchmal weit auseinander liegen, ist eine alte Weisheit. Dabei stellt sich nicht die Frage, was falsch ist - es ist immer die Theorie. Gerade wenn es um wissenschaftliche Theorie geht, sollte die Wissenschaft der Praxis dienen, nicht umgekehrt - auch wenn mache Professoren etwas anderes suggerieren.

Die beste Geldstrom-Theorie der besten Universität dient nur den Menschen in der Finanzbranche als Werkzeug, besser mit dem Geld anderer umzugehen. Dass das gerade nicht geklappt hat, wissen wir. Nun gibt es natürlich einen Expertenstreit darum, welches Modell besser geeignet ist, die Finanzwelt zu retten. Also wieder einmal der alte volkswirtschaftliche Streit: Keynes vs. Neoklassiker.

Landschaftsbauunternehmer haben mit weit weniger Geld zu tun als Menschen, die sich über die Steuerung ganzer Volkswirtschaften, beispielsweise über den Euroraum, Gedanken machen. Daher müssen die Modelle auch nicht ganz so kompliziert ausfallen, wie die Bestimmung des Leitzinses der Europäischen Zentralbank.

Die Modelle der Kostenrechnung, wie sie das "Handbuch" der Kalkulation beschreibt, die KLR-Bau, sind nicht wirklich kompliziert. Eigentlich sind sie sogar so einfach, dass sie unter bestimmten Voraussetzungen mehr schaden als helfen, da fälschlicher Weise eine Genauigkeit vorgetäuscht wird, die nicht vorhanden ist. Das gilt insbesondere für die im Landschaftsbau übliche "vereinfachte Zuschlagskalkulation". Na gut, bei einem kleinen Handwerksunternehmer mit gleichen Kostenstrukturen, zum Beispiel ein Maler mit vier Gesellen, der gleichartige Tätigkeiten ausübt, ist diese Methode unproblematisch. Wenn aber ein Landschaftsbauunternehmer mit 100 Mitarbeitern auch mit dieser Methode arbeitet und von der Hausgartenpflege bis zu Großprojekten alles anbietet, wird es bedenklich, sagt die Theorie.

Und was sagt nun die Praxis? Da gibt es natürlich eine Spannbreite. Es gibt die einen, welche akribisch in Einzelkosten kalkulieren, ihre Gemeinkosten genau kennen und exakt verrechnen können. Es gibt aber auch die anderen, die nicht in der Lage sind das berühmte "Lügenblatt", früher EFB-Blatt, heute Blatt 221 bis 223, aus dem Vergabehandbuch des Bundes, auszufüllen. Dabei ist es noch nicht mal nötig, die wahren Zahlen dort anzugeben, es muss nur plausibel sein. Aber selbst damit ist so mancher Betrieb (Leser der Neuen Landschaft natürlich ausgenommen) überfordert. Aus Sicht der Theorie ein wahres Horrorszenario. Die Praxis kann sich aber auch anders gestalten: Der "akribische Kalkulierer" geht insolvent, der "Nicht-Kalkulierer" häuft Vermögen an. Für die Wissenschaft stellt sich nun die Frage nach der Häufigkeit. Geht der eine häufiger Pleite als der andere? Sicher eine spannende Frage, sie hilft dem Einzelnen aber wenig.

Am Ende zählt, was auf dem Platz ist. Statistisch gewinnen die Bayern den DFB-Pokal. Entscheidend aber ist, wer den Pott am Ende in der Hand hält.

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Prof. Dipl.-Ing. (FH) Martin Thieme-Hack
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Hochschule Osnabrück, Fakultät A&L

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