Interview mit Hamburgs FGL-Vorsitzendem

Thomas Schmale: "Das Marketing hat aus unserer Sicht völlig versagt"

Der Vorsitzende des Hamburger Fachverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (FGL), hat die Internationale Gartenschau (IGS) in seiner Heimatstadt Hamburg von den organisatorischen Anfängen bis zum Abschluss miterlebt. Für Schmale ist klar: Das wirtschaftliche Debakel haben die Politik und die IGS-Organisatoren verursacht, nicht aber die Landschaftsgärtner. Das Gespräch führten Christian Münter und Marie Dähn.

Frage: Die IGS-Besucherzahlen blieben weit unter den Erwartungen. Sind die Hamburger Gartenschau-Muffel?

Thomas Schmale: Der Hamburger ist kein Gartenschau-Muffel. Der Hamburger war durch zehn bis 15 Großevents in der Stadt schon ausgebucht. Und wenn dann in der Stadt Gartenschau ist, er davon aber durch fehlende Werbung, Multiplikatoren und Präsenz auf der Straße zu wenig mitbekommt, darf man ihm nicht die Schuld geben.

Frage: Stimmte das Konzept?

Thomas Schmale: Das Konzept hat gestimmt. Es ist vielleicht zu viel Gartendesign gewesen, aber ansprechend war es allemal. Das Fachpublikum war sehr angetan und auch dem Privatpublikum gefiel es sehr.

Frage: Waren die IGS-Eintrittspreise zu hoch?

Thomas Schmale: Nein. Die Debatte mit den Eintrittspreisen ist eigentlich erst aufgekommen, nachdem die Zahlen nicht so waren, wie man sie hätte hochgerechnet haben wollen. Und man hat dann eine unselige Preisdebatte angefangen, die aus meiner Sicht völliger Blödsinn ist. Taktisch wären 19,50 Euro oder 20 Euro schlauer gewesen. Diese kryptische 21 ist einfach schwer zu handhaben, aber zu teuer ist das nicht.

Frage: Hat das Marketing versagt?

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Thomas Schmale: Das Marketing hat aus unserer Sicht völlig versagt. Nun muss man die Frage stellen: Welches? Es gibt in Hamburg das sogenannte Hamburg Marketing, das die alle Events in der Stadt vermarktet. Das hat versagt. Und das eigene IGS Marketing hat aus meiner Sicht auch völlig versagt. Als die Bundesgartenschau in Schwerin lief, wurde Hamburg zugepflastert: "BUGA Schwerin. Fahren Sie hin." Umgekehrt hat es nach meiner Kenntnis eine solche umfangreiche Werbung für Hamburg in Schwerin nicht gegeben. Der Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz hat es geschafft, zur Eröffnungsveranstaltung Bundespräsident Joachim Gauck eine Rede halten zu lassen. Aber nach zwei Stunden waren die Herren weg und sind ins Rathaus gefahren. Wenn das so anfängt, dann ist das einfach schlecht. Und dann kann man sich hinterher nicht darüber beklagen, dass die vorgesehen 2,5 Millionen Besucher nicht erreicht wurden. 1,3 oder 1,5 Millionen, das wäre vielleicht realistisch gewesen.

Frage: Hat sich Hamburg an der Bundesgartenschau Koblenz ein Beispiel genommen?

Thomas Schmale: Sie können Hamburg mit Koblenz nicht vergleichen. Koblenz wird mit Schiffen und Touristen zugeschaufelt das ganze Jahr, ob eine BUGA da ist, ob es stürmt oder schneit. Die fahren den Rhein runter, fahren irgendwo rechts ran, trinken Bier oder Wein. Dann war da aber noch eine Gartenschau. Da kann ich dann auch nochmal hingehen. Wenn man das aber als Beispiel nimmt und sich überlegt, dass Hamburg etwa 15 Riesenveranstaltungen jedes Jahr hat, wo Millionen Menschen nur deshalb nach Hamburg kommen, das es Musicals ohne Ende gibt, einen Hafengeburtstag, achtmal die "Queen Mary 2", wofür die Menschen bundesweit herkommen. Warum gab es für all diese Veranstaltungen kein Kombiticket mit der Internationalen Gartenschau und sagt: "Ihr zahlt keine 21, keine 20, ihr zahlt 15, weil ihr ja schon reichlich Geld in Hamburg lasst." Dann wären bestimmt 500.000 Leute mehr gekommen.

Frage: Wer hat die Weichen falsch gestellt? Die Politik oder die IGS-Organisatoren?

Thomas Schmale: Auf jeden Fall beide. Es entzieht sich real meiner Kenntnis, welche Vorgaben tatsächlich eine IGS-Organisation gemacht hat. Ich weiß, dass man versucht hat ein Kombiticket für den Hamburger Verkehrsverbund auszugeben. Das ist angeblich vom Verkehrsverbund abgelehnt worden. Ein anderes Beispiel: Am Hauptbahnhof steht eine riesen Figur, ein IBA-Männchen. Als die ersten Zahlen kamen, nach dem Motto "Wir haben zu wenig Besucher" ist gesagt worden: "Warum steht da nicht auch zum Beispiel eine IGS-Blumenfrau?" Ist abgelehnt worden.

Frage: Was hat die Politik getan?

Thomas Schmale: Die Politik hat offensichtlich der IGS-Gesellschaft falsche Vorgaben gemacht, die sich dagegen nicht gewehrt hat - aus welchen Gründen auch immer - nennen wir es einfach mal Unvermögen, und der Senat hat die IGS völlig alleine stehen lassen. Die gesamte Politik: Die ist erst aufgewacht als zu wenig Besucher da waren und dann ist sofort die Opposition auf den Eintrittspreis-Wagen gehüpft und hat darauf rumgeritten. Das ist völliger Blödsinn. Die Politik hätte auf der Internationale Gartenschau in Wilhelmsburg Flagge zeigen müssen. Warum gehen ein Bürgermeister und eine Bausenatorin nicht mit ihren prominenten Besuchern auf die Gartenschau und sagen: "Wunderbar wir treffen uns kurz im Rathaus, das können Sie aber in fünf Jahren auch noch angucken. Wir gehen jetzt auf die IGS." Dort waren Räumlichkeiten genug. Senatssitzungen hätten im Wasserwerk abgehalten werden können. Aber das ist nicht ein einziges Mal passiert.

Frage: Ist für den Berufsstand ein Imageschaden entstanden?

Thomas Schmale: Der Berufsstand muss aufpassen, dass die Politik ihm den Imageschaden nicht unter die Jacke drückt. Wenn jetzt die Zahlenaufarbeitungen in die Presse kommen, muss die grüne Branche ganz klar dagegen halten. Die Vorgaben zur Internationalen Gartenschau und die personellen Entscheidungen sind nicht durch den Berufsstand erfunden worden. Doch sie drohen, auf den Berufsstand zurückzufallen.

Frage: Worauf muss man bei künftigen Bundesgartenschauen achten?

Thomas Schmale: Der Landschaftsgärtner hat im Prinzip nichts verkehrt gemacht. Durch den Landschaftsgärtner und die Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft beeinflussbare Faktoren sind aus meiner Hamburger Sicht sicherlich immer irgendwo dem Zeitgeist entsprechend zu verbessern. Aber weder aus dem Berufsstand noch aus der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft entstammt auch nur ein Steinchen des Fehlermosaiks, das zu dem 37-Millionen-Defizit in Hamburg geführt hat.

Der GaLaBau auf der IGS:

Feste Bauten:

  • 37 Wettbewerbsgärten
  • Lehrbaustelle mit GaLaBau-Azubis
  • Info-Pavillon

Mobile Aktivitäten:

  • 40 Besucherführungen mit rund 480 Gästen
  • 35 Fachführungen mit etwa 550 Gästen
  • 24 Fachvorträge
  • 21 Kurse "Traumgartenschmiede" und "Baumdoktor"
  • monatliches Gewinnspiel
  • Fotowettbewerbe jeden dritten Samstag im Monat

Veranstaltungen:

  • Landschaftsgärtner-Cup Nord 2013
  • Landschaftsgärtner-Cup bundesweit
  • Meisterfeier
  • Azubi Freisprechungsfeier
  • Ausbildungstage der Gärtner
  • ELCA-Fachexkursion
  • Führung im Rahmen des BGL-Verbandskongresses

Nachwuchswerbung:

  • 300 Teilnehmer bei "Klasse! - Bildung ist unsere Welt"
  • 32 Teilnehmer beim Schülerwettbewerb "Bewegung + Begegnung = Unser Schulhof"

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

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