Universität Potsdam: Neue Studie zur Lichtverschmutzung

Trend "Licht im Garten" gefährdet Insekten am Boden

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Luxus versus Ökosystem. Forscher fordern umsichtigen Einsatz mit LEDs. Foto: krappweis, Fotolia.de

Die zunehmende Lichtverschmutzung ist mitverantwortlich für das Massensterben von Insekten. Biologen der Universität Potsdam und des Fraunhofer-Instituts für Plasmaforschung Greifswald haben die Schattenseiten des Trends zu Licht im Garten entlarvt und dazu eine neue Studie vorgestellt. Die Forscher warnen ausdrücklich vor den Gefahren der beliebten Gartenbeleuchtung und bitten um umsichtigen Einsatz.

Verhaltensänderungen bei Käfern nachgewiesen

Leuchtdioden, kurz LEDs, haben die Beleuchtung von Innen- und Außenräumen revolutioniert und preisgünstig gemacht. Immer häufiger erhellt der Mensch nun auch in der Nacht die Natur. Großzügig werden die Lämpchen und Leuchten eingesetzt, die kaltes, weißblaues Licht erzeugen. Der hohe Anteil an blauem Licht trägt dabei massiv zur Lichtverschmutzung bei. Die Biologen haben nun genauer untersucht, inwieweit LED-Beleuchtung die Populationsgröße und die Artenzusammensetzung am Boden lebender Insekten verändert. Dabei stehen auch die beliebten Gartenlampen im Fokus der Analysen.

Im Gegensatz zum Menschen sind die meisten Tiere nachtaktiv und daher stark von künstlicher Beleuchtung in der Nacht beeinflusst. In der Forschungsstation Gülpe der Universität Potsdam haben die Forscher das Verhalten von Licht-naiven Insekten studiert. Die Station liegt im dünn besiedelten Naturpark Havelland und ist eine der am wenigsten künstlich beleuchteten Regionen Deutschlands. An nachtaktiven Laufkäfern, einer bodenlebenden Insektengruppe, die besonders durch bodennahe Schmuckleuchten in Gärten betroffen ist, konnten die Biologen zeigen, dass es grundsätzlich zwei Reaktionen auf Licht gibt. Manche Arten stellen unter Beleuchtung sämtliche Aktivitäten ein, andere werden von den Lampen magisch angezogen.

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Die Farbtemperatur der LEDs sollte hin zu warmweißen Werten wechseln. Foto: Grigory Bruev, Fotolia.de

Künstliches Licht wird zur ökologischen Falle

Die tagaktiven Arten bleiben nachts weiter aktiv und bringen sich dabei in Gefahr, selbst Beute von anderen Tieren, zum Beispiel Vögeln und Fledermäusen, zu werden, so die Wissenschaftler. Nachtaktive Arten verkümmern unter Beleuchtung, auch sie werden durch fehlende Aktivität leicht zur Beute für Fressfeinde. Den Insekten fehle ebenso die Zeit für Nahrungssuche und Fortpflanzung. "Künstliches Licht kann daher Arten begünstigen, die ihre Aktivität in die Nacht ausdehnen können, während streng nachtaktive Arten ihre zeitliche Nische verlieren können", heißt es in der Studie. "LEDs sollten deshalb mit Umsicht eingesetzt werden, um Irritationen von Nachttieren zu vermeiden. Insbesondere Schmuckleuchten sollten vor dem Zubettgehen ausgeschaltet werden, um die Natur nicht unnötig zu belasten", erklärt Prof. Dr. Jana Eccard von der Universität Potsdam.

Egal ob tag- oder nachaktiv, für Insekten sei das künstliche Licht hoch gefährlich, selbst wenn sie von der Beleuchtung begünstigt werden, so die Forscher weiter. Evolutionär gewachsene Artengemeinschaften änderten im Verlauf der Studie ihr Verhalten. Das Räuber-Beute-Verhältnis verschiebe sich. Das wirke sich auf weitere Arten aus. Viele Laufkäferarten gelten bereits als stark gefährdet und stehen unter Artenschutz. Im Verlauf des Experimentes nahm die nächtliche Ansammlung von Käfern in beleuchteten Bereichen stark zu, was darauf hinweist, dass auch Insekten fern der Lampen noch von ihrem Licht angezogen werden. Dabei kann die Wanderung der Käfer zum Licht hin auch Tage dauern, so die Ergebnisse der Studie. "Einzelne Individuen wurden aus einer Entfernung von 80 m angezogen."

Nicht nur für die Nutzer, auch für die Hersteller von Leuchtdioden hat das Biologenteam eine klare Empfehlung. Die Farbtemperatur der LEDs sollte hin zu warmweißen Werten wechseln. Das weiße Licht werde von den Menschen als angenehmer empfunden und sei gleichzeitig weniger anziehend für die Insekten. Lichtplanung sollte verstärkt in der Stadtplanung thematisiert werden, fordern die Forscher.

Für ein verantwortungsvolles Lichtmanagement, beispielsweise beim Neubau oder der Umgestaltung von Wohngebieten, sollten auch Naturschützer einbezogen und eine unnötig oder zu helle Beleuchtung vermieden werden.

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