Trendsport Calisthenics - jederzeit im Park trainieren

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Bei dem Trendsport geht es auch um die Ästhetik der Bewegung. Foto: Barzflex

Outdoor Sport ist in Zeiten von Corona eine der wenigen Möglichkeiten in Bewegung zu bleiben. Joggen, Fahrrad fahren und Fitness im Park ersetzten in den letzten Monaten eine Vielzahl anderer Sportarten. Kostenloses Training unter freiem Himmel bietet auch der aus den USA stammende Fitnesstrend Calisthenics. In Deutschland werden Calisthenics-Parks zurzeit immer beliebter.

Unsere Großväter kamen durch Liegestütze, Barrenturnen, Klimmzüge und Kniebeugen ins Schwitzen. Der Trendsport Calisthenics basiert auf eben solchen Reck-, Barren- und Turnübungen und kombiniert sie mit Elementen aus der Akrobatik. Trainiert wird nur mit dem Gewicht des eigenen Körpers, ohne zusätzliche Gewichte. Dazu werden Stangen verschiedener Höhe und Position verwendet, die in Parks oder im urbanen Raum im Freien stehen. So können sie jederzeit und kostenlos von allen genutzt werden. Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene sind fasziniert von der Freiheit und Vielfältigkeit der Performance, die durch das Training an den Stangen möglich wird.

Der Name Calisthenics bedeutet "gute Kraft" und kommt aus dem Griechischen von "kalos" (gut) und "sthenos" (Kraft). Wer beim Training zusieht, weiß auf der Stelle, warum es so heißt. Nur durch intensive Muskelanspannung in Verbindung mit geschmeidiger Beweglichkeit gelingen die Übungen. Mit dem Training entwickelt sich ein ausgeprägter Gleichgewichtssinn. Regelmäßig ausgeübt bringt es den Körper athletisch in Form.

Calisthenics kommt aus New York

Seinen Ursprung hat Calisthenics, das auch "Street Workout" genannt wird, in New York, wo Sport- oder Workout-Parks traditionell für alle zugänglich sind, die im Freien trainieren möchten. In den 80er und 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts wurden die klassischen Eigengewichts- und Turnübungen mit Akrobatik und Breakdance kombiniert. In den letzten Jahrzehnten kamen Freerunning und Parkour hinzu. So entwickelten sich mit der Zeit verschiedene Stilrichtungen und ganz neue Bewegungskombinationen für das Training an den Stangen.

Da das eigene Gewicht bei den Übungen immer gleichbleibt, können die Sportler nicht mit Gewichten arbeiten, um ihr Trainingslevel zu steigern. Eine Mehrbelastung erreichen sie durch die Veränderung des Hebelarms, das Training immer schwierigerer Übungen oder durch die explosivere Ausführung des Trainings.

Bei Partnerübungen führen zwei oder mehr Teilnehmer Übungen gemeinsam aus und dienen sich - ähnlich wie in der Akrobatik - dabei gegenseitig als "Sportgeräte". Eine solche Übung könnte zum Beispiel sein, das angewinkelte Bein anzuheben, während jemand anderes darauf sitzt.

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Trendsport in Deutschland und Österreich

Seit den 2010er-Jahren entstehen auch in Deutschland erste Workout-Parks, auf denen Calisthenics trainiert werden kann. Aktuell werden es immer mehr. Der Logdown hat den Sport im großen Maßstab vom Sportstudio an die frische Luft verlagert. "In Zeiten der globalen Pandemie setzen immer mehr Menschen auf Outdoorsport", sagt Florian Schachner, Geschäftsführer von Barzflex. Das österreichische Unternehmen plant und konzipiert Workout-Parks für Calisthenics. Die Nachfrage danach sei gerade in den letzten Monaten stark gestiegen, so Schachner. Eines ihrer bekanntesten Projekte ist der Fitness Beach Klopeiner See in Südkärnten. Auf 550 m² entstand dort im Frühjahr 2018 nach dem Vorbild von Venice Beach eine Freizeitanlage mit Workout-Park, Sprintstrecke, Spinningrädern und Yogasteg - alles mit Seeblick.

Meist werden die Trainingsflächen jedoch einfach auf einem zentralen Platz in der Stadt angeboten oder im Park, als Erweiterung eines Spiel- und Sportplatzes. Auch Schulen haben die Geräte für ihren Schulhof entdeckt. Anders als Spielplätze eignen sich Calisthenics-Parks weniger für Grundschulen, als für Oberschulen, da die Muskulatur von Kindern für die anspruchsvolleren Übungen noch nicht entwickelt genug ist.

Soziales Miteinander fördern

Die Sportart ist besonders für Jugendliche und junge Erwachsene eine Herausforderung, die sich auch auf das gesamte soziale Miteinander positiv auswirken kann: Das fordernde, anstrengende Training ermöglicht den Sportlern sich abzureagieren, negative Gefühle und Stress abzubauen.

Hochgesteckte Ziele, wie die Human Flag zu schaffen, bei der der Sportler waagerecht in der Luft hängt, wecken Ehrgeiz und fördern das Durchhaltevermögen. Für Partnerübungen braucht man Vertrauen. Um sich abzustimmen benötigt man soziale Kompetenz. Dass dies funktionieren kann, wird auch dadurch belegt, dass der Trendsport sich besonders rasant in Problemvierteln verbreitete, wo kaum andere Fitness-Angebote für Jugendliche zur Verfügung standen. Die Ghetto- und Street-Workout-Szene in New York nutzte auf Spielplätzen und in Sportparks vorhandene Stangen und Gerüste, aber auch Bänke, Straßenlaternen oder Leitern, um sich daran zu hängen, sich hochzustemmen oder die Geräte zu erklimmen. Die gemeinsame Bewegung verhalf zu neuem Selbstbewusstsein. So entstand der Name Street-Workout als andere Bezeichnung für Calisthenics.

Im Internet wurden immer gewagtere Videos von weiblichen und männlichen Sportlern verbreitet, die ihren Alltagssport an den Haltegriffen der U-Bahn, auf Parkbänken oder auf der Rolltreppe ausübten. Für wachsende Bekanntheit sorgten prominente Calisthenics-Größen wie der New Yorker YouTuber Hannibal for King oder der deutsche Dennis Ratano.

Überall aus eigener Kraft trainieren

Im Jahr 2011 - und ab dann jährlich - fand die erste Weltmeisterschaft in Riga statt. Ausrichter ist die World Street Workout and Calisthenics Federation (WSWCF). Inzwischen gibt es fast überall auch Ländermeisterschaften.

Die Sportart hat viele Vorteile: Der vielleicht Schönste ist, dass sie überall und jederzeit im Freien ausgeübt werden kann und man dazu keine Ausrüstung braucht, als den eigenen Körper und bequeme Kleidung. Überall wo Stangen sind, kann im Grunde trainiert werden. Wie beim Parkour ist die Nutzung des öffentlichen Raums eine grundlegende Charakteristik der Sportart. Workout-Parks als luxuriöse Trainingssituation sind jedoch willkommen.

Urbane Lebensräume nutzen, sei der Gedanke hinter einem modernen Calisthenics Workout im Freien, so Alexei Hafner von Kenguru Professional Germany. Er erklärt: "Voraussetzung für das Gelingen der Übungen ist das Aufrechterhalten der Körperspannung. Ein Kraftakt, der große Teile der Muskulatur beansprucht und somit gezielt trainiert. Mit fortschreitendem Trainingserfolg entsteht jene Ästhetik der Bewegungen, die Calisthenics und Street Workouts optisch so ansprechend machen". Zu den Projekten des baden-württembergischen Unternehmens gehört zum Beispiel der Calisthenics-Park in Königs Wusterhausen.

Da keine Gewichte verwendet werden, ist die Verletzungsgefahr geringer, als beim klassischen Bodybuilding mit Hanteln. Auch die Kosten für das Sportstudio entfallen. Viele Muskeln werden gleichzeitig beansprucht und durch den Nachbrenneffekt reichlich Kalorien verbraucht. Die ausgeglichenen Ganzkörperübungen bieten die Möglichkeit, neue Fähigkeiten zu trainieren, statt nur auf Muskelwachstum abzuzielen. Trainiert wird bei jedem Wetter und jeder Temperatur - schließlich gibt es immer die passende Kleidung. Im Internet besonders beliebt sind spezielle Winter-Workouts, gerne auch im Schnee, wie sie zum Beispiel der österreichische Staatsmeister Achim Gölles auf seinem Instagram-Kanal zeigt. Mit seiner Internetseite Danube Calisthenics spielt der Wiener auf einen beliebten Calisthenics-Park auf der Donauinsel an. Danube steht dabei für Donau.

Geduld und Durchhaltevermögen

"Calisthenics bedeutet für mich vor allem Freiheit und Unabhängigkeit im Sport", sagt Gölles. "Ich kann mit meinem eigenen Körper und mit kaum oder gar keinem Equipment so gut wie überall und wann immer ich will trainieren. Genau das gefällt mir auch so gut, weil ich dadurch mehr trainieren kann. Effektiv, unkompliziert, simpel und ohne unnötigen Aufwand für teure Geräte. Ich glaube das ist die Zukunft des Trainings." Sein Tipp für Anfänger: ". . . dass man einen Schritt zurückgehen muss, wenn eine Sache nicht so funktioniert, wie man es gerne hätte."

Auch wenn Anfänger zunächst nur wenige Wiederholungen schaffen - saubere und kontrollierte Bewegungen sind extrem wichtig. Sie müssen auf das individuelle Kraftniveau angepasst werden, um erst einmal eine gute Kraftbasis aufzubauen. Die beeindruckend wirkenden Moves der fortgeschrittenen Athleten können nur bei bester Gesundheit, mit viel Geduld und Durchhaltevermögen erreicht werden. Doch auch wer am Anfang nur zwei Klimmzüge schafft, hat schon mit Calistenics angefangen und kann durch leichtes Krafttraining den Gleichgewichtssinn, die Koordinationsfähigkeit und Beweglichkeit fördern. Als hilfreiche Geräte für Anfänger und Fortgeschrittene, um passende Muskelreize für das Street-Workout zu setzen, gelten die Klimmzugstange, der Parallelbarren und die Sprossenwand.

 Elisabeth Voigt
Autorin

Redakteurin Neue Landschaft

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