Trendsportarten im Outdoor-Bereich

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Für viele Landschaftsbauunternehmen ist der Sportplatzbau ein klassisches Segment in ihrer Angebotspalette. In den letzten Jahren kamen neue Trendsportarten dazu: Skateanlagen, Disc Golf, Slackline und Generationenspielplätze werden immer beliebter. Damit der Spaß an den neuen Sporteinrichtungen dauerhaft ist, müssen Planer nicht nur Richtlinien und Normen für den Bau beachten, sondern auch auf Erfahrungen der aktiven Szene zurück greifen.

In der Mittagspause einige erfrischende Dehnübungen auf dem Outdoor-Multifunktionstrainer, abends zum Abschalten Koordinatiostraining auf dem Seil und am Wochenende mit Freunden ein Disc Golf Turnier im Stadtpark: Nicht nur als Ausgleich zur sitzenden Tätigkeit am Arbeitsplatz nutzen viele Menschen gerne die positiven Effekte körperlicher Bewegung. Am meisten gute Laune macht Sport an der frischen Luft. Bei manchen Trendsportarten im Außenbereich bedarf es, anders als beim Joggen oder Kicken auf der Fußballwiese, die Arbeit eines Landschaftsbauers in Zusammenarbeit mit einem Planer oder einer Planerin.

Die hohe Kunst des Skateboardens

Cool gestylte Skateranlagen gehören heutzutage als Angebot für Jugendliche neben einem Kinderspielplatz zum Standart moderner Freizeitanlagen. War das Skateboard-Fahren in den 50er Jahren noch die Asphaltvariante der kalifornischen Wellenreiter stellte man Ende der 80er auch in deutschen Städten die ersten Halfpipes auf, am liebsten weit ab vom erwachsenen Publikumsverkehr. Die jugendlichen Skateboardfahrer entwarfen und bauten die ersten Anlagen aus Holz noch selbst, experimentierten mit Gefälle und Materialien und steckten dabei die Grenzen des Machbaren immer wieder neu. Mittlerweile können die einzelnen Elemente mit so originellen Namen wie "funbox", "ollie", "jump ramp", "wave" und "quater pipe" als Fertigteile bei spezialisierten Herstellern geordert werden. Die Konstruktion der Elemente besteht aus einem Metallrahmen, auf den die Fahrbahnen aus Holz- oder Kunststoffplatten aufgeschraubt werden, Schall absorbierende Beläge sorgen für eine bessere Akzeptanz der Anlage. Eine elastische Fahrbahn wie es die Metall-Holzkonstruktiuon bietet empfinden Skater als angenehmer. Hier werden die Sprünge besser abgefedert und dadurch die Gelenke geschont. Auf einem geeigneten Untergrund entsprechend der Fallhöhen können die Elemente beliebig kombiniert werden und passen sich so den Wünschen der Nutzer immer wieder an.

DIN-technisch gehören Skateboardanlagen zu den Spielgeräten und so sind ihre sicherheitstechnischen Anforderungen, einschließlich der Anforderungen an den dazugehörigen Boden, in der allseits bekannten DIN EN 1176 geregelt. Eine Halfpipe oder ähnliches selber zu bauen erfordert jedoch einiges an Tischlergeschick und ist für öffentliche Anlagen im Hinblick auf Haftungsfragen kaum zu empfehlen.

Um eine Skateranlage auch optisch gut in eine öffentliche Parkanlage zu integrieren, sind andere Lösungen zu finden, als ein wie dahingewürfelt anmutender Riesenspielplatz hinter ein paar Sträuchern zu verstecken.

Ein gutes Beispiel dafür ist die neue 1300 m2) große Skateanlage im Berliner "Park am Gleisdreieck". Die unterhalb des Bodenniveaus eingebauten "bowls" liegen nicht störend in den Blickachsen und bieten vielen Zuschauern die Gelegenheit wie in einer Arena die Kunststücke mit zu verfolgen. Da fallen auch für jugendferne Besucher die Berührungsängste mit der ungewohnten Sportart leichter weg. So steht mancher Sonntagsspaziergänger plötzlich interessiert zwischen Wollmützenträgern am Rand der schwungvollen Bahnen. Die vorgefertigten Betonschalen sind auch von anderen Rollsportgeräten wie Inline-Skates oder MBX- Fahrrädern nutzbar. Um die Akzeptanz der Skateranlage zu sichern nahm Andreas Lipp, verantwortlicher Landschaftsarchitekt von Atelier Loidl, Kontakt zur Berliner Skaterszene auf.

Lipp findet diese Herangehensweise besonders für kleinere Anlagen wichtig: "Sonst hat die Stadt hinterher viel Geld ausgegeben und die Rampen stehen ungenutzt herum."

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Die meisten innerstädtischen Skateanlagen werden aus Beton-Fertigteilen hergestellt. Sie sind in Anschaffung und Unterhalt kostengünstig, bieten kaum Möglichkeiten zu Vandalismus und müssen praktisch nicht gewartet werden. Um Ollies, Nollies, Grids und Flips zu üben genügen oft schon einfache Betonelemente, Flächen oder Stufen. Manchmal braucht es nur eine gute Idee um eine originelle Bahn aufzustellen. Auf dem Tempelhofer Flugfeld in Berlin wurden Granitplatten aus dem ehemaligen "Palast der Republik" zu einer ungewöhnlichen befahrbaren Skulptur namens "Vogelfreiheit" zusammengefügt. Auch hier arbeitete der Träger, die Grün Berlin GmbH, mit aktiven Skatern zusammen.

Die weiterführende Aufgabe der Planer ist es dann, die jugendlichen Wünsche nach Nervenkitzel entsprechend DIN EN 14974 "Anlagen für Benutzer von Rollsportgeräten" sicher zu gestalten.

Schalltechnisch unterscheidet sich das Skateboardfahren auf Beton nur unwesentlich von einer Metall-Holzkonstruktion und liegt im Bereich von 60-80 dB(A), was einem vorbeifahrenden Auto entspricht. Im Gegensatz zum gleichmäßigen Rauschen einer befahrenen Straße erzeugt ein Skateboard beim Landen aber ein unregelmäßig klackendes Geräusch. Das kann mit der Zeit lästig für Anwohner werden und sorgt dann schnell für Spannungen zwischen den unterschiedlichen Gruppen. Grenzabstände zur nächsten Wohnbebauung ein zu halten und schallschluckende Maßnahmen zu planen sind deshalb immer sinnvoll.

Die Slackline: Seilakrobatik für alle

Ähnlich wie das Skateboarden stammt auch die Idee der Slacklines aus Kalifornien. Zum Überbrücken ungeeigneter Witterung balancierten gelangweilte Kletterer zuerst auf Tauen und Ketten, um ihre Geschicklichkeit zu trainieren. Mit dem Aufkommen des Schlauchbandes in den 80er Jahren, einem rund verknüpften Band aus besonders belastungsfähigen Kunstfasern, erlebte die Slackline eine überraschende Verbreitung über die Kletterszene hinaus. Die Übungen auf dem 25 mm bis 35 mm breiten, flachen Band trainieren den Gleichgewichtssinn und besonders die kleinen Muskeln, zusätzlich fördern sie Koordination und Konzentration.

Die Lowline oder Funline mit 15 m ist die gebräuchlichste Art der Slackline. Sie ist ungefähr auf Kniehöhe gespannt und deshalb sehr anfängerfreundlich. Bei der Lowline muss man sich kaum Gedanken um Aufbau und Sicherung des Bandes machen. Auf einer Rasenfläche ist das Verletzungsrisiko allgemein gering. Ab 50 m Slackeline-Länge spricht man von einer Longline, die wegen ihrer Eigenschwingung anspruchsvoller zu begehen ist und deshalb eher den Fortgeschrittenen und Profis vorbehalten ist.

In der Regel spannen die Balancekünstler die Lines zwischen lebenden Bäumen. Die Slackliner-Szene legt zwar selbst großen Wert auf Baumschutzmaßnahmen wie Gummimatten oder überbreite Schlingen zur besseren Lastverteilung am Stamm. Verletzungen der Rinde oder Überlastung junger Bäume können trotzdem nicht immer ausgeschlossen werden. Mit zunehmender Beliebtheit dieser Sportart sieht man daher immer öfter fest installierte Metallpfosten oder spezielle Slackline-Poller in öffentlichen Grünanlagen.

Vorteil sind hier die Haltevorrichtungen für das Band auf unterschiedlichen Höhen. Slackline-Masten können auch Platz sparend mit den Masten für Netzsportarten wie Volleyball oder Badminton kombiniert werden.

Die Kräfte, die beim Slacklinen auftreten entstehen durch die Vorspannkraft des Seils und der Gewichtskraft des Slackliners. Je länger die Slackline ist, desto geringere Kräfte wirken, bei gleicher Vorspannung, auf die Endpunkte.

Die Dimensionierung der Fundamente fällt daher recht massiv aus: für die Short Line-Variante von Corocord hat der Hersteller immerhin 1,4 m3) Beton C25/30 (140 x 140 x 70cm) für normal tragfähige Böden berechnet. Anna Reichart von Slactivity Deutschland in Tübingen hat gute Erfahrungen mit zusätzlichen Armierungseisen als Verbindung zwischen Fundament und anstehendem Boden gemacht. Dadurch könne beim Beton abgespeckt werden, so Reichart.

Seit 2012 gilt die DIN 79400 "Slacklinesysteme - Allgemeine und sicherheitstechnische Anforderungen und Prüfverfahren".

In der Regel werden die Slacklines in städtischen Anlagen nicht höher als 1,50 m gespannt. Dafür reicht als Fallschutz gemäß DIN EN 1176 die gewachsene Grasnarbe aus. Zeigen sich auf Dauer Abnutzungserscheinungen unter dem Band sollte man auf 30cm starken Sand oder Rollkies umsteigen. Für das Absprunggelände ist in öffentlichen Anlagen eine Breite von 1,50 m rechts und links der Slackline notwendig.

Optisch fallen Slackline-Poller wenig ins Gewicht. Bei der Positionierung ist jedoch darauf zu achten, dass keine unbeabsichtigten Überschneidungen einer gespannten Slackline mit dem Fuß- oder Radverkehr entstehen. Durch den Einbau von mindestens drei im Raum verteilten Pollern können mehrere Bänder pro Poller fixiert werden und es entstehen Slackline-Poly-eder auf denen die Akteure gemeinsam balancieren können.

Kreuzung aus Frisbee und Golfspielen: Disc Golf

Was entsteht, wenn man eine Frisbeescheibe mit einer Golfanlage kreuzt? Genau: Disc Golf, auf gut deutsch "Frisbeegolf". Die Scheibe mit einem Durchmesser von 7,0 bis 15,0 cm ist etwas kleiner als ein übliches Frisbee und zum Einlochen benutzt man einen Fangkorb aus Metall. Die Regeln entsprechen denen des traditionellen Golfspielens. Die Bahnen müssen dabei mit möglichst wenig Würfen gemeistert werden, je nach Parcour ist eine Bahn 40 bis 250 m lang. Somit ist die Wurfsportart einfach zu spielen, billig und geeignet für alle, die gerne mit anderen in der Natur unterwegs sind.

18 Körbe weisen einen vollständigen turniergerechten Kurs aus. Ein solider, verzinkter Korb kostet ca. 500,- Euro. Die Investition in einen sehr stabilen Korb empfiehlt sich gerade für öffentliche Anlagen. Frisbeegolf kann zu jeder Jahreszeit gespielt werden womit die Körbe für lange Haltbarkeit möglichst wetterbeständig sein müssen. Für die Standfestigkeit genügt ein normales 30 x 30 x 30 Fundament.

Damit das Spiel spannend bleibt sind unterschiedliche Schwierigkeitsgrade zu planen. Ein Gelände mit verschieden Hindernissen bietet mehr Herausforderungen als eine einfache Wiese. Eine Infotafel am Beginn des Parcours hilft, dass diese noch wenig bekannte Sportart leichter von neugierigen Nutzern angenommen wird. Ein Plan zeigt das gesamte Gelände und die grundlegenden Regeln werden vorgestellt. Zusätzliche Infoboards an den Abwurfpunkten ("tee"s) bieten die wichtigsten Informationen zu der jeweiligen Bahn und erhöhen die Sichtbarkeit der Abwurfpunkte.

Wie bei allen anderen Trendsportarten ist der Planer gut beraten, sich mangels Erfahrung und Literatur von engagierten Vereinen oder Gruppen unterstützen zu lassen. Deren Spieler wissen am besten, auf was es in der Praxis wirklich ankommt, auf welche Fehlplanungen man verzichten kann und haben die besten Ideen für neue unterhaltsame Komponenten. So hat die Stadt Lörrach beim Anlegen einer der neuesten Discgolf-Anlagen Deutschlands mit dem Schweizer Discgolfverein "Merry Chains" aus der Nachbarstadt Basel zusammengearbeitet. Die passionierten Spieler haben den Parcour angeregt und übernehmen im Gegenzug die Pflege der Körbe und Tees.

Zusätzliche Kosten fallen für die Stadt Lörrach durch den höheren Pflegeaufwand an. Um eine gute Bespielbarkeit der Körbe zu gewährleisten hat sich der Arbeitsaufwand für die städtischen Gärtner um zwei bis drei zusätzliche Mähgänge pro Jahr erhöht. Dafür bekommt die Stadt immer häufiger Anfragen von Unternehmen, die die Discgolfanlage für Betriebsausflüge buchen wollen, stellt Julia Arndt, die zuständige Sportkoordinatorin von Lörrach, fest. Angemeldete Gruppen können die kleinen Scheiben am Pavillon im Park ausleihen und erhalten dabei auch gleich ein Infoblatt mit den wichtigsten Verhaltensregeln. Bislang vertragen sich die Discgolfer und die übrigen Parkbenutzer gut. Die Abwürfe sind so festgelegt, dass es keine Überschneidungen mit den Wegen gibt. Und sollte doch mal ein Sonnenanbeter direkt in der Flugbahn liegen, konnte man sich bislang immer auf friedlichem Wege einigen.

Outdoor-Fitnessgeräte: Generationsübergreifender Freizeitspaß

Den demografischen Wandel in unserer Gesellschaft kann man auch in neuen Produkten der Spielgerätehersteller ablesen. Spielplätze sind nicht mehr nur Kindern vorbehalten. Auch für Senioren gibt es immer mehr Angebote, ihre Sinne und Motorik an der frischen Luft zu erproben und zu trainieren. "Generationsübergreifend" ist das Zauberwort, unter dem Fitnessgeräte für jedes Alter zu finden sind. Je nach Ausprägung kann man an den manchmal recht bizarr wirkenden Trainingsgeräten einzelne Muskelgruppen trainieren oder ganz gezielt Sinne schulen, die im Alter mehr Zuwendung brauchen wie zum Beispiel der Gleichgewichtssinn oder die Koordination.

Seit Juni dieses Jahres ersetzt die DIN EN 16630 "Standortgebundene Fitnessgeräte im Außenbereich" die bis dahin gültige DIN 79000. Die eigene DIN war notwendig, da Trainingsgeräte nach dem Prinzip des trainingswirksamen Reizes entwickelt werden. Diese Prinzipien werden jedoch in der DIN EN 1176 nicht berücksichtigt. Im Gegensatz zu Kinderspielgeräten sind diese Geräte für die Zielgruppe ab 14 Jahren bis ins hohe Alter und einer Körpergröße ab 1,40 m konzipiert.

Der Einbau unterliegt den üblichen Vorschriften herkömmlicher Spielgeräte. Als Fallschutz genügt wegen der geringen Fallhöhen eine gewachsene Grasnarbe. Wie bei der Slackline ist aber zu berücksichtigen, dass die Grasnarbe je nach Belastung schnell abgetreten ist. Es ist daher kein Luxus von vornherein Rollkies oder Hackschnitzel einzubauen. Da die Sportgeräte aber auch für Menschen mit Gehschwierigkeiten gut zugänglich sein sollen, sind flächige Gummimatten sinnvoll, die mit einem Gehstock oder Rollator sicher begehbar sind.

Die trendigen Sportgeräte werden vielerorts einfach auf die grüne Wiese gestellt wie seinerzeit die Kinderspielgeräte. Wünschenswert ist aber auch hier eine ästhetisch ansprechendere Planung. Gruppierung von Geräten zum kommunikativen Training, Kombinationen von Spielgeräten für Kinder und Senioren um gemeinsam Spaß zu haben, originelle Sitzmöglichkeiten und Tische für Picknick und Ruhephasen. Die Planung von generationsübergreifenden Spielplätzen bietet eine wunderbare Möglichkeit, für mehr Kontakte zwischen Kindern, Erwachsenen und Senioren zu sorgen. Auch alte Menschen haben Spaß am spielerischen Training, Kinder sind begeistert, wenn die Erwachsenen mit ihnen zugleich auf den Geräten turnen. Und gemeinsam macht Bewegung an der frischen Luft einfach am meisten Spaß.

Normen und Richtlinien:

DIN EN 1176-1 "Spielplatzgeräte und Spielplatzböden - Teil 1"

DIN EN 12572-2 "Künstliche Kletteranlagen - Teil 2"

DIN EN 14974 "Anlagen für Benutzer von Rollsportgeräten"

DIN EN 16630 "Standortgebundene Fitnessgeräte im Außenbereich"

DIN 33943 "Skateeinrichtungen - Begriffe, Sicherheitstechnische Anforderungen, Prüfung"

DIN 79400 "Slacklinesysteme"

Dipl.-Ing. Katja Richter
Autorin

grünwerk - Büro für Landschaftsarchitektur und Fachjournalismus

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