Bauwirtschaft kämpft mit Stornierungen und Rückstellungen

Ukraine-Krieg: GaLaBau trotzt noch der Nachfragekrise

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Noch sieht es aus wie immer. Doch Bauprojekte werden storniert oder zurückgestellt. Was bedeutet das für den Garten- und Landschaftsbau? Foto: KfW-Bildarchiv, Thomas Klewar

Der Krieg in der Ukraine hat in der Baubranche nicht nur zu Lieferengpässen, Preissteigerungen und Verzögerungen geführt, sondern auch zu einer Nachfragekrise. Nach einer Umfrage des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie (HDB) sind inzwischen 30 Prozent der Bauunternehmen von Stornierungen betroffen. 40 Prozent berichten von Auftraggebern, die ihre Projekte zurückgestellt haben. Was bedeutet das für den Garten- und Landschaftsbau?

Die Nachfragekrise folgt unmittelbar auf Lieferengpässe und Preissteigerungen bei Stahl, Bitumen/Asphalt, Holz, Steinen, Sand, Zement/Beton, Epoxidharzen, Abdeckfolien und Dieselkraftstoff. Wegen der Probleme kommt es immer wieder zu Verzögerungen bei laufenden Projekten. Zu den steigenden Kosten heißt es, ein Wechsel zu lieferfähigen Lieferanten sei fast immer mit Mehrkosten verbunden. 85 Prozent der Baubetriebe melden, dass Materiallieferanten nur noch tagesaktuelle Preise geben. 84 Prozent stellten fest, dass Lieferanten überhaupt keine Preiszusagen mehr machen.

Preisgleitung am Bau kaum zu bekommen

Preisanstiege und Lieferengpässe schrecken Investoren immer mehr ab. Nur 33 Prozent der Bauunternehmen können laut HDB mit dem Auftraggeber eine Preisgleitung vereinbaren. 47 Prozent der Baubetriebe vermochten Preissteigerungen nicht weiterzugeben. Ihre Angebote laufen auf eigenes Risiko. 51 Prozent der Bauunternehmen versuchen, Auftraggeber zu bevorzugen, die eine Preisgleitung akzeptieren. 32 Prozent der Betriebe sehen sich nicht in der Lage, Angebote abzugeben.

Lutze von Wurmb, Präsident des Bundesverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) erwartet zunächst noch keine Auswirkungen auf den GaLaBau: "Dieses Jahr dürfte für die grüne Branche noch verhältnismäßig erfolgreich laufen." Die Auftragsbücher der Unternehmen seien gut gefüllt. Von Stornierungen oder Zurückstellungen habe er noch nichts gehört. Allerdings erlaubten Bauträger, Baugesellschaften und andere Investoren dem GaLaBau, seine Angebote jetzt mit Blick auf die Materialpreise zu überarbeiten.

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"Dieses Jahr dürfte für die grüne Branche noch verhältnismäßig erfolgreich laufen", sagt BGL-Präsident Lutze von Wurmb. Aber 2023 dürfte ein anderer Wind wehen. Foto: Neue Landschaft
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Erwarten, dass die Landschaftsgärtner nicht ungeschoren davonkommen: Die GaLaBau-Landesgeschäftsführer Michael Marrett-Foßen (Foto), Reinhard Schrader und Reiner Bierig. Foto: Neue Landschaft; Kerstin Rolfes, VGL Baden-Württemberg
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Reinhard Schrader. Foto: Neue Landschaft; Kerstin Rolfes, VGL Baden-Württemberg
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Reiner Bierig. Foto: Neue Landschaft; Kerstin Rolfes, VGL Baden-Württemberg

"Noch leben wir in einer relativ heilen Welt"

"Noch leben wir in einer relativ heilen Welt", meint von Wurmb, "doch die Rahmenbedingungen werden sich verändern." Im kommenden Jahr dürfte der Wind von vorne kommen. Schon im dritten Quartal dieses Jahres könnte sich das bemerkbar machen. GaLaBau-Unternehmer, die sich auf Privatgärten spezialisiert haben, berichteten ihm, dass ihre Kunden schon heute mehr auf das Geld sehen. Das sei zuerst sicher ungewohnt, denn der europäische Garten- und Landschaftsbau sei sensationell durch die letzten 15 Jahre gegangen und der deutsche GaLaBau auch durch die Coronakrise. Doch inzwischen liefen Finanzierung, Inflation und Erstellungspreise gegen die grüne Branche.

Michael Marrett-Foßen, Geschäftsführer des Fachverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (FGL) Hamburg, verweist auf eine Abnahme des GaLaBau-Alltagsgeschäfts mit spontan erteilten privaten Aufträgen für den Bau einer Einfahrt oder einer Terrasse. Auch Hausbesitzer, die vielleicht 50.000 Euro zur Umgestaltung des Gartens einsetzen wollten, riefen bei GaLaBau in diesem Frühjahr seltener an. Für den Start der Hauptsaison im April sei das eher untypisch.

Lob für Bundeswohnungs- und Bauministerium

Der Hamburger FGL-Geschäftsführer lobt dagegen den Erlass des Bundeswohnungs- und Bauministeriums zu Stoffpreisgleitklauseln bei öffentlichen Aufträgen vom März. Er gestattet auch eine Verlängerung der Ausführungsfristen und einen angemessenen Aufschlag für die Wiederaufnahme der Arbeiten. Zunächst galt er lediglich für Bundesaufträge. In Hamburg ist es im April gelungen, seine Gültigkeit auch im kommunalen Bereich zu verankern. Berlins Landesregierung will bald folgen.

Schon heute bemerkt Dr. Reinhard Schrader, Geschäftsführer der Verbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (VGL) Niedersachsen-Bremen, dass GaLaBau-Unternehmen wegen Lieferengpässen die Bauzeiten nicht mehr wie früher vorhersagen können. Sollte der Krieg in der Ukraine länger anhalten und der gegenwärtige Auftragspuffer abgearbeitet sein, werde die Lage des GaLaBaus schwieriger. Dann könnte die Zurückstellung großer Bauvorhaben für die grüne Branche Folgen haben, weil damit auch die dazugehörigen GaLaBau-Aufträge auf Eis gelegt würden.

Rat zu "realitätsbezogenem Optimismus"

Reiner Bierig, Geschäftsführer des Verbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (VGL) Baden-Württemberg, rät in der gegenwärtigen Lage zu einem "realitätsbezogenen Optimismus". Die letzten Jahre seien gute Jahre für den GaLaBau gewesen. Die Ertragskraft der allermeisten Betriebe sei gestiegen. In dieser Zeit habe Resilienz und Stabilität aufgebaut werden können. Es wäre unternehmerisch falsch, jetzt die Handbremse zu ziehen und Investitionen in alternative Energien, E-Mobilität, Digitalisierung sowie Baustoff-Recycling zurückzustellen. Weichenstellungen seien nötig, um durch technische Innovationen klimafest zu werden.

Für dieses Jahr sieht auch Bierig noch keine Eintrübung der wirtschaftlichen Lage des Garten- und Landschaftsbaus. Wenn sich der Krieg in der Ukraine aber hinziehe, werde auch der GaLaBau "nicht ungeschoren davonkommen". Die Inflation und besonders ein Gas-Embargo würden auch für die grüne Branche Risiken bergen. Optimistisch aber stimme ihn, dass der Garten in der Coronakrise an Bedeutung gewonnen habe. Solange die Menschen Geld hätten, würden sie es wohl in ihren Garten stecken, um sich gegen die unfreundlich gewordene Welt abzuschirmen.

cm/HDB

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