Seminar für angehende Landschaftsplaner und -architekten

Uni Kassel: Praxistipps zum Pflastern und Bau von Kunststoffbelägen

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Durch ein ungenaues Planum können Teilen des Oberbaus absacken. Landschaftsgärtner Jakob Jansen warnt daher vor ungenauen Ausführungen und mahnt zur regelmäßigen Kontrolle durch Ausführende und die Bauüberwachung. Foto: BGL

Worauf kommt es bei Pflasterarbeiten sowie bei Bau und Pflege von Kunststoffbelägen für Sportanlagen besonders an? Jakob Jansen, Geschäftsführer des GaLaBau-Unternehmens Frauenrath, und Ulf Kix von der Strabag Sportstättenbau GmbH gaben an der Uni Kassel darauf eine Antwort. Studenten der Landschaftsplanung und -architektur haben die Praxistipps nachfolgend zusammengefasst.

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Unternehmer Jansen sieht die Spannungen zwischen GaLaBau-Firma, Bauherr und Planer als kritisch. Schuldzuweisungen, Schriftwechsel und Klagen sind heute an der Tagesordnung und in vielen Fällen unbegründet oder vermeidbar. Foto: A. Frauenrath Landschaftsbau

Pflasterschnitt von Planern oft nicht berücksichtigt

Lucas Büscher: "Jansen stellte die jeweiligen Leistungen vor, die Bestandteil der ungebundenen Bauweise beziehungsweise der RstO 12 sind. Die Punkte Planum/Untergrund, Frostschutzschicht, Tragschicht, Ausgleichsschicht (Bettung), Deckschicht (Pflaster- und Plattenbelag) und Fugen sowie zusätzliche Arbeiten wie Schnitt, Anpassarbeiten und Abrechnung werden jeweils vertieft in vier aufeinander aufbauenden Oberbegriffen betrachtet. So werden häufige Probleme, verursachende Gründe sowie gegensteuernde Maßnahmen/Lösungen und Konsequenzen für die Praxis aufgezählt, beispielweise für die Erstellung der Tragschicht. Jansen nutzt diese Gegenüberstellung von Problem, Ursache, Lösung und Folge um die Divergenz von Normen und der Praxis zu verdeutlichen. So ist beispielsweise die geforderte Ebenflächigkeit mit der Maßtoleranz von ± 3 mm Differenz bei Beton-Pflaster, mit einer Stärke von 12 cm handwerklich nicht mehr zu realisieren. Kalibriertes Pflaster, ohne diese Maßtoleranz führt zu einer Steigerung des Baupreises.

Neben dem theoretisch-praktischen Vergleich werden auch Mängel von Entwurf und Planung aufgeführt. So ist beispielsweise der Schnitt eine handwerklich und zeitlich aufwendige Leistung, die vermeidbar wäre, jedoch von Planern oft nicht berücksichtigt würde.

Ein weiteres Beispiel ist die Festlegung einer Leistung in einem Zeitraum, der auf Grund der Temperatur bautechnisch nicht möglich ist. Außerdem reflektiert er neben der Vermeidung unnötiger Baukosten und Arbeiten durch gewissenhafte Planung auch die Verhinderung von Baumängeln durch die gewissenhafte Ausführung der Leistung. So kann ein ungenaues Planum ein Absacken von Teilen des Oberbaus zur Folge haben. Als Grund nennt er eine ungenaue Ausführungen und mahnt zur regelmäßigen Kontrolle durch Ausführende und die Bauüberwachung. Die Divergenz zwischen gestalterischem Anspruch und praktischer Ausführung wird ebenfalls thematisiert.

Oft angespannte Situation zwischen den Parteien

Deutlich wird eine Kritik der angespannten Situation zwischen den Parteien der ausführenden Unternehmen, dem Bauherren und den planenden/entwerfenden Büros. Schuldzuweisungen, Schriftwechsel und Klagen seien heute an der Tagesordnung und in vielen Fällen unbegründet beziehungsweise vermeidbar.

Die Verknüpfung theoretischer und praktischer Anforderungen mit den einzelnen Leistungen hat vermeidbare Fehler und Ursachen schnell verdeutlicht. Der Bericht aus dem Fokus eines ausführenden Unternehmens sensibilisiert uns als Planer für diese Fehler und hilft sie zu vermeiden. Gleichzeitig werden jedoch auch die divergierenden Interessen deutlich. Der Unternehmer möchte die Leistungen schnell und effizient ausführen und stellt dies vor die Gestalt, während der Planer insbesondere auch diesen Bereich als essentiell betrachtet.

Eine Rückbesinnung auf konstruktive, gemeinschaftliche sowie gewissenhafte Planung und Ausführung wäre in diesem Kontext vielleicht etwas naiv aber wünschenswert und sinnvoll."

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Alle Richtlinien zum Bau von Kunststoffbelägen sind in der DIN 14877 und E DIN 18035 Teil 6 festgehalten, erklärt Ulf Kix. Foto: Marie Dähn/Neue Landschaft

Belagstyp und Wasserdurchlässigkeit entscheidend

Julia Biermann: "Zu Beginn seines Vortrags stellte Ulf Kix die Einsatzbereiche von Kunststoffbelägen dar. Kunststoffbeläge eignen sich besonders gut für Leichtathletik und Ballsportarten, wie Fuß-, Hand-, Basket-, Volley-, Faustball, Badminton, Tennis und Schulsport. Für Leichtathletik werden drei verschiedene Kampfbahntypen gebaut: der Typ A mit acht Rundlaufbahnen, Typ B mit sechs Rundlaufbahnen und Typ C mit vier Rundlaufbahnen. Um eine dauerhaft funktionale Anlage zu bauen, ist die Wahl des richtigen Belages entscheidend, denn jeder Belagstyp hält anderen Ansprüchen stand. Genauso entscheidend ist auch die Wasserdurchlässigkeit. Alle Richtlinien zum Bau von Kunststoffbelägen sind in der DIN 14877 und E DIN 18035 Teil 6 festgehalten. Sie umfassen Anforderung, Prüfung und Prüfverfahren für Baugrund, Filterschicht, ungebundene Tragschicht und gebundene Tragschicht Kunststoffbelag.

Die Ausschreibung und Vergabe erfolgt über ein formales Vergabeverfahren nach VOB Teil A als öffentliche oder beschränkte Vergabe. Der Bau von Sportstätten ist Teil des allgemeinen Tiefbaus mit entsprechenden Entwässerungen, Tragschichten und Nebenflächen. Der Aufbau besteht aus verschiedenen Teilen. Der Baugrund unterscheidet sich nach der Grob- beziehungsweise Feinkörnigkeit des Bodens, welche die Wasserdurchlässigkeit beeinflusst. Darauf befindet sich die ungebundene Tragschicht Sie ist wasserdurchlässig, somit frostsicher und muss eine Mindestdicke von 200 mm besitzen und auf 4 m max. 2 cm Höhenunterschied aufweisen. es folgt die gebundene Tragschicht, welche als Bindemittel Bitumen enthält. Je nachdem wie viele Nullanteile enthalten sind, ist die Tragschicht verschieden wasserdurchlässig. Sie kann entweder einlagig mit einer Dicke von 5 cm eingebaut werden oder zweilagig mit einer Dicke von 4 und 2,5 cm. Auf 4m darf sie maximal eine Unebenheit von 1 cm aufweisen. Auf der gebundenen Tragschicht werden dann die verschiedenen Kunststoffbeläge eingebaut.

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Kunststoffbeläge eignen sich besonders gut für Leichtathletik und Ballsportarten, wie Fuß-, Hand-, Basket-, Volley- oder Faustball, Badminton, Tennis und Schulsport. Foto: kance, CC BY 2.0

Unterschiede zwischen den Belagstypen A bis E

Es gibt zum einen den Belagstyp A. Das ist ein wasserdurchlässiger, strukturbeschichteter Belag, der aufgespritzt wird. Er hat eine Einbaudicke von 13 bis 15 mm. Aufgebaut wird er aus der 12-14 mm starken Basisschicht aus PUR-gebundenem Gummigranulat und einer Verschleißschicht aus 2-2,5 kg/m³ PUR-gebundenem EPDM-Granulat. Dieser Belagstyp wird besonders für Laufbahnen und Anlaufbahnen verwendet.

Der Belagstyp B ist ein wasserdurchlässiger, schüttbeschichteter Belag mit einer Einbaudicke von 15 bis 20mm. Er besteht aus der 8-13 mm, starken Basisschicht aus PUR-gebundenem Gummigranulat, welches geschüttet wird und der 7-10 mm starken Verschleißschicht aus PUR-gebundenem EPDM-Granulat, welche mit einem Spezialfertiger eingebaut wird. Dieser Belag wird häufig für Schulsport, kombinierte Anlagen, Kleinspielfelder und Lauf- und Anlaufbahnen eingesetzt. Der Belagstyp C ist ein 10-15 mm starker, wasserdurchlässiger Einschichtbelag aus PUR-gebundenem EPDM-Granulat. Er stellt eine kostengünstige Alternative für Schulsport, Kombianlagen, Kleinspielfelder und Tennisplätze dar.

Der Belagstyp D ist ein 13-15 mm starker, wasserundurchlässiger Gießbelag, bei der auf die 10-12 mm starke PUR-gebundene Gummigranulatschicht eine 3 mm Verschleißschicht aus PUR mit von Hand eingestreuten EPDM-Granulat gegossen wird. Der Belagstyp E ist ebenfalls ein wasserundurchlässiger Gießbelag. Es handelt sich dabei um einen Massivkunststoffbelag mit einer Einbaudicke von 13 bis 15 mm. Aufgebaut ist er aus einer 9-10 mm schwarzen Gummigranulatbasisschicht und einer 3-5 mm starken Verschleißschicht mit eingestreutem EPDM Granulat. Des Weiteren gibt es noch die sog. Fallschutzbeläge nach DIN EN1177 und DIN V18035-6, die als 40-120 mm starke schüttbeschichtete Beläge eingebaut werden. Sie bestehen aus einer Basisschicht aus PUR-gebundenem schwarzen Gummigranulat und einer geschütteten Verschleißschicht aus PUR-gebundenem EPDM-Granulat. Je nach Dicke und eingebautem Material sind sie sehr weich und werden daher häufig auf Kinderspielplätzen eingebaut."

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