Vom Sportplatz zum autarken, multifunktionalen Stadtteilpark

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1. Die Werkstatt im Bild – das „graphic recording“, die Aufzeichnung der drei spannenden Tage. Grafik: Visual Facilitators GmbH, Susanne Ferrari

In Gladbeck entsteht derzeit ein moderner Stadtteilpark mit attraktiven, multifunktionalen Sport-, Spiel- und Freizeitflächen - der neue "SportPark Mottbruch" als Teil der "Haldenwelt Gladbeck". Bei der Umsetzung haben sich die Planer einiges vorgenommen: Mit nachhaltigem Wassermanagement, eigener Energieerzeugung und variabel nutzbaren Flächen ist der SportPark ressourcenschonend und fit für die Zukunft.

Der SportPark Mottbruch wird das Eingangstor zur Haldenwelt Gladbeck bilden: Mit vier zugänglichen Halden entsteht hier ein grünes Naherholungsgebiet, das Teil des regionalen Grünsystems (Grünzug C) im Emscherland ist. Dabei erfahren die Flächen eine neue Nutzung: Der Abraum, der aus 1.000 Metern Tiefe stammt und jetzt in der Sonne liegt, ist wertvoller Raum im dichtbesiedelten Gladbeck. Mit dem Ende der Schüttung des Landschaftskunstwerkes Halde Mottbruch endete 2013 der Bergbau in Gladbeck. Die letzte Zeche wurde allerdings schon 1971 geschlossen. Die Beteiligungen und Planungen erstrecken sich schon über 50 Jahre. Aufgabe ist nun die Flächen attraktiv herzurichten und wieder für die Bevölkerung erlebbar zu machen.

An die Entwicklung der Haldenwelt wurden verschiedene Anforderungen gerichtet. Das Anforderungsprofil beinhaltet unter anderem die Verbesserung der Zugänglichkeit, den Erhalt von Aussichtspunkten und der Verschiedenartigkeit der Halden sowie die Gesundheitsvorsorge. Auf dieser Basis führte die Stadt Gladbeck 2015 eine kooperative Planungswerkstatt gemeinsam mit der Ruhrkohle AG und dem Regionalverband Ruhr durch. Hier einigten sich die Beteiligten darauf, die Flächen unter dem Thema "Gesundheit, Erholung und Kunst" zu entwickeln.

Die Modernisierung des alten Tennen-Sportplatzes an der Roßheidestraße zu einem Kunstrasenplatz war schließlich Ausgangspunkt der Idee eines "SportParks". Denn statt nur den Sportplatz zu modernisieren, sieht das Konzept nun vor, den Platz zusammen mit benachbarten städtischen Grünanlagen unter Einbeziehung der "Haldenwelt Gladbeck" zu einem Stadtteilpark zu entwickeln. Durch die Größe und Lage der vorhandenen Sportanlage kann zusammen mit den anliegenden städtischen Flächen ein zusammenhängendes Areal von rund sieben Hektar entstehen.

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2. Gestaltungsplan SportPark Mottbruch. Grafik: Stadt Gladbeck

Der SportPark Mottbruch soll der Naherholung, der Bewegungs- und Gesundheitsförderung und Gesundheitsvorsorge dienen. Er bietet ein niederschwelliges Bewegungsangebot gerade für Menschen mit geringen sportlichen Ambitionen. Der Integrationsfaktor "Sport" soll durch die Einbindung und Aktivierung der im Ortsteil lebenden Migranten gestärkt und die Lebens- und Freizeitbedingungen vor Ort stark verbessert werden. Die derzeitige Situation als vereinsgebundener Sportplatz und die Monofunktion des Vereinsgebäudes sind wenig attraktiv und erschweren eine sportliche Teilhabe für den größten Teil der Bevölkerung. Um eine Verbesserung zu erreichen, empfiehlt die Sportstättenentwicklungsanalyse Gladbeck den Bau und die Umwandlung von Sportanlagen zur Multifunktionalität, den Bau von familienfreundlichen Sportstätten sowie die Berücksichtigung der Individualisierung im Sport. All das wird beim SportPark Mottbruch nun umgesetzt:

Gestalterisch und funktional liegt dem SportPark Mottbruch die Fortführung des Volkspark-gedankens aus den 1920er Jahren zu Grunde. Es wird ein Park gebaut, mit kostenfreiem Zugang zu einer bewegungs- und gesundheitsfördernden Ausstattung.

Die Parkstruktur bildet sich aus 132 Bäumen, 300 Sträuchern, 17.000 bodendeckenden Pflanzen und Kleinsträuchern, 2000 Rankpflanzen und 10.000 Zwiebelpflanzen. Es werden verschiedene Landschaftsbilder inszeniert, zwischen denen die Sport- und Bewegungselemente im Park eingebettet sind. Dabei sind Transparenz und Vermeidung von Angsträumen oberstes Gebot. Naturgestaltete Flächen bieten Fauna und Flora Lebensraum. Bei der Pflanzenauswahl sind Kriterien unter anderem Robustheit und Selbstaussaat. Große Teile der Anlage sollen durch Roboter gepflegt und erhalten werden.

Es wird mehrere Flächen für aktuelle Trendsportarten geben, um dem gestiegenen Bedarf an individualisiertem Sport nachzukommen. Hierzu werden niedrigschwellige Angebote auf nutzungsoffenen Flächen gemacht, die auch ohne große sportliche Fähigkeiten zu Spiel und Bewegung einladen. Der Belag der Trendsportflächen wird aus wasserdurchlässigem Asphalt oder Kunststoff bestehen. Trends wie zum Beispiel Slacklining, Fahrrad-Polo, Pumptrack, Sommereisstockschiessen, Beachsport etc. finden temporär auf diesen Flächen statt, können aber schnell für sich zukünftig neu entwickelnde Sportarten umfunktioniert werden. Dadurch bleibt der SportPark auch in Zukunft modern und aktuell.

Auf der zentralen rund 17.000 Quadratmetern großen Universalfläche soll jede sportliche Nutzung und jeder Erholungsanspruch möglich sein. Braucht eine Schule zehn Badmintonfelder, wird dies durch einen Markierungsroboter liniert. Benötigt eine Gruppe mehrere Begrenzungen für Ballspiele, setzt dies der Roboter ebenfalls um. Rund 60 Leuchten setzen den Park auch in der Dunkelheit in Szene und macht ihn auch in den Abendstunden nutzbar. Die adaptive LED Beleuchtung dient der Sicherheit und reduziert den Energiebedarf deutlich.

Die Parkanlage ist eingezäunt und kann außerhalb der regulären Nutzungszeiten durch einen Nachtzugang betreten werden. Tagsüber erfolgt die soziale Kontrolle durch die Präsenz des Vereins während der Trainings- und Geschäftszeiten. Nach 22 Uhr ist ein Zutritt durch eine Nachtschleuse am Gebäude möglich. Der Nachtzugang wird durch Smart-Technologie über das Internet geregelt. Ein individueller Zugangscode öffnet das Tor und ermöglicht die Nutzung einer verschließbaren Box für beispielsweise Kleidung oder Schuhe. Durch die offene und transparente Gestaltung des Parks und durch das wandernde Licht, ausgelöst durch die Nutzung der Anlage durch Andere, ist hat der Besucher einen Überblick über die Anwesenheit anderer auf der Anlage .

Der Präventions- und Gesundheitsaspekt steht bei der Ausstattung und dem Betrieb des SportParks immer im Vordergrund. Die gelenkschonende wassergesättigte Sandlaufbahn (ca. 1.000 Meter lang) soll die Qualität des Barfußlaufens am Strand erreichen. Dadurch wird den Menschen die Möglichkeit gegeben, Muskeln, Gelenke und Bänder schonend zu belasten und die Ausdauer aufzubauen. Um die Ressource Wasser zu schonen, erfolgt die Bewässerung durch Kapillaraufstieg.

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3. Energiekonzept SportPark Mottbruch. Quelle: pbr NETZenregie GmbH

Eine besondere Rasentragschicht soll die Bespielbarkeit und somit den Nutzungszeitraum um drei Wochen im Jahr verlängern. Nach Regengüssen soll der Rasen schneller abtrocknen und bei Trockenheit wird unter der Wurzelzone bewässert., um die Verdunstung zu minimieren. Alle Oberflächenwässer werden zentral in zwei Kammern (900 Kubikmeter) der Zisterne geleitet. Das Volumen ist so berechnet, dass zwei bis drei Wochen Trockenheit überbrückt werden können. Für das nördlich liegende Stadtquartier ist mittelfristig ein Trennsystem geplant. Das abgekoppelte Oberflächenwasser wird dann dem SportPark zusätzlich über einen Stauraumkanal zugeführt. Ein zentral gesteuertes Wassermanagement ermöglicht, die bedarfsgerechte Versorgung der Sportwiesen und der Sandlaufbahn. Nicht benötigtes Wasser wird über entsprechende Drainagen der Zisterne wieder zugeleitet.

Die Pumpen des Wassermanagements, die Beleuchtung, die Pflegeroboter brauchen Energie. Die Energieversorgung erfolgt mittels Photovoltaikanlagen und einem Blockheizkraftwerk, das mit Biogas betrieben wird. Dies deckt den berechneten Energiebedarf des Parks. Überschüssige Energie wird in Wasserstoff gespeichert. Die durch die Energieerzeugung anfallende Wärme wird dem zukünftigen Integrations- und Gesundheitshaus zur Verfügung gestellt. Das Energiemanagement besteht im Kern aus einer aufwändigen Steuerung der einzelnen Verbraucher. Es wird passgenau der Tages- und Jahresbedarf der einzelnen Verbraucher gesteuert. Eine Optimierung erfolgt dabei durch die Berücksichtigung der vorausgesagten und tatsächlichen Wetterbedingungen, zum Beipiel für die nachts tätigen Pflegeroboter.

Der zweite Bauabschnitt des SportParks ist der Neubau eines Integrations- und Gesundheitshauses. Ein transparentes, für alle Bürger offenes Gebäude. Der SportPark Mottbruch ist so konzipiert, dass die Nutzung durch nicht vereinsorganisierte Gruppen und individuelle Nutzer möglich ist. Ergänzend finden sich im neuen Gebäude Umkleidemöglichkeiten und Sanitäranlagen für Einzelne sowie für selbstorganisierte Gruppen. Ein Café mit Außenbereich bietet einen guten Überblick über den SportPark.

Städtebaulich wird das Gebäude mit dem neugestalteten Quartiersplatz, dem Kreisverkehr und den umliegenden Gebäuden die bis heute fehlende Stadtteilmitte bilden. Das markante Gebäude mit Café wird Identifikationspunkt sein und die Verbindung des Stadtteils mit dem SportPark übernehmen.

Eine Aktivierung der Zielgruppen und Schaffung selbsttragender Gruppen, wird durch eine/n Gesundheitsmanager*in und durch Angebote der Vereine nach Fertigstellung des Gesundheits- und Integrationsgebäudes erfolgen.

Steckbrief: SportPark Mottbruch

Größe:
circa sieben Hektar

Ziele:

  • Bewegungs- und Gesundheitsförderung,
  • Aktivierung der Gesundheitsvorsorge,
  • Naherholung,
  • Teilhabe,
  • Anpassung an veränderte Nutzungszeiten und Nutzungsarten,
  • Schaffung von Regelkreisläufen,
  • größtmögliche Autarkie.

Gestaltungselemente:

  • Kunstrasenspielfeld mit Nebenanlage;
  • Großer, multifunktional nutzbarer Rasenplatz für Alle und alle Sportmöglichkeiten;
  • Trendsportflächen für temporäre Nutzungen, teilweise überdacht;
  • Adaptiv beleuchtete Rundlaufstrecke;
  • Gelenkschonende Laufstrecke;
  • Spielplatz;
  • Wall mit Aussichtspunkt;
  • Parkanlage; Vorplatzgestaltung;
  • Integrations- und Gesundheitshaus

Nachhaltigkeit:

  • zentrales Wassermanagement;
  • Photovoltaikanlagen,
  • Speicherung von überschüssiger Energie in Wasserstoff und mit Biogas betriebenes Blockheizkraftwerk für den Energiebedarf.
  • Pflege und Unterhaltung der großen Flächen durch Roboter

Kosten/Finanzierung:

  • 7,5 Mio. Euro (11,9 Mio. Euro Endausbau) 80 Prozent Förderung durch das Förderprogramm Zukunft Stadtgrün
 Achim Mirosavljewitsch-Lucyga
Autor

Stadt Gladbeck, Ingenieuramt, Abteilung Freiraumplanung/ Stadtgrün

Stadt Gladbeck
 Jens Möller
Autor

Stadt Gladbeck, Ingenieuramt, Abteilung Freiraumplanung/ Stadtgrün

Stadt Gladbeck

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