Der neue BGL-Präsident zu politischer Arbeit, grüner Branche und Fachkräftemangel

Von Wurmb: "Wir wollen den Weißbuchprozess am Leben erhalten"

Fachkräftesicherung
Von Wurmb: "Wir haben unsere politische Wahrnehmung in Berlin nachhaltig verbessern können. Foto: Neue Landschaft

Lutze von Wurmb hat sich viel vorgenommen. Die politische Arbeit in Berlin und Brüssel will er verstärken, die Zusammenarbeit mit dem Zentralverband Gartenbau soll wieder geprobt werden. Bei der Bekämpfung des Fachkräfte- und Nachwuchsmangels setzt er nicht nur auf Kampagnen, sondern auch auf Flüchtlinge. Im Interview mit der Neuen Landschaft erläutert er, wie das gehen kann. Das Gespräch führte Christian Münter.

Die Geschichtsbücher verzeichnen verschiedene Lutze von Wurmb, darunter einen Polizeipräsidenten in Berlin, einen preußischen Generalleutnant und einen Ministerpräsidenten von Sachsen-Weimar. Was hat es damit auf sich?

Lutze von Wurmb: Meine Familie ist sehr alt, mehr als 800 Jahre, und besteht aus verschiedenen Zweigen, und wenn ich ganz ehrlich sein darf, ist die Verwandtschaft zu all den von Ihnen genannten sehr weit weg, etwa 500 Jahre. Aber wir sind immerhin miteinander verwandt. Die meisten meiner unmittelbaren Vorfahren waren Soldaten, der erste Landwirt mein Großvater und der erste Gärtner in Ermangelung eigenen Landbesitzes mein Vater, der Gemüsebau gelernt hat, und dann, weil es einfach interessanter war, seine Laufbahn zum Landschaftsgärtner begann. Bei der Fa. Leonhardts in Wuppertal.

NL-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Gärtner:in (w/m/d) mit Funktion als..., Bremen  ansehen
Aufsichtsperson I zur Ausbildung als Technische/r..., Niedersachsen Mitte  ansehen
Gärtnermeister*in bzw. Fachagrarwirt*in / ..., Köln  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen
Fachkräftesicherung
Von Wurmb: "Wir unterstützen die European Landscape Contractors Association in Brüssel. Das ist jetzt auf einem guten Weg." Foto: Amio Cajander, CC BY-SA 2.0

Seit einigen Jahren ist die politische Arbeit mit Parlamentariern und Bundesministerien verstärkt worden. Sie haben gesagt, dass Sie diese Arbeit künftig ausbauen wollen und dass sich Landschaftsgärtner inzwischen als Berater der Politik fühlen können.

Lutze von Wurmb: Sie haben Herrn Staatssekretär Gunter Adler auf unserem Verbandskongress gehört und er hat uns sehr dafür gelobt, dass wir die Kampagne "Grün in der Stadt" angestoßen und maßgeblich unterstützt haben. Nicht zuletzt deshalb ist es über den Grünbuch- zum Weißbuchprozess gekommen, den auch alle Beteiligten aus Verbänden und Ministerien am Leben halten wollen.

Wobei unsere politische Arbeit nicht nur aus dem Weißbuch besteht, sondern auch aus der Pflege von politischen Beziehungen ganz allgemeiner Art. Wir kümmern uns zudem um Sach- und Rechtsfragen in Berlin und Brüssel und geben in vielen Beratungen Hinweise und Empfehlungen aus Sicht der Landschaftsgärtner, aus Sicht der praktischen Arbeit der Landschaftsgärtner.

Die Zusammenarbeit mit dem Zentralverband Gartenbau hatte mit dem Austritt des BGL vor einigen Jahren ein abruptes Ende gefunden. Jetzt gibt es mit parlamentarischen Abenden in Berlin erste vorsichtige Versuche der Zusammenarbeit. Seit neuestem spricht man von einer "Initiative Grün - Für Stadt und Land". Sie haben damit einiges vor?

Lutze von Wurmb: Der Austritt aus dem ZVG gründete auf der Überzeugung, unsere Interessen als Landschaftsgärtner im politischen Raum alleine besser vertreten zu können. Es ging um Selbstverständnis und Wahrnehmung. Einer Zusammenarbeit mit dem ZVG hat das, aus vielleicht auch emotionalen Gründen, viele Jahre im Wege gestanden. Schon mein Vorgänger August Forster war vielfach um ein Grünes Dach bemüht, bestehend aus der gesamten Wertschöpfungskette der grünen Branche mit ZVG, BdzzB und den Planern des BDLA bis zu uns als den dann ausführenden Dienstleistern. Das hat jetzt den Titel "Initiative Grün - für Stadt und Land" und wir führen gute Gespräche mit dem Ziel gemeinsamer Veranstaltungen.

Fachkräftesicherung
Von Wurmb: "Einige Hundert Flüchtlinge werden sicherlich den Weg in den Landschaftsbau finden." Foto: AELF Kitzingen

Brüssel spielt für die nationale Gesetzgebung eine immer wichtigere Rolle. Als Vertreter der Branche gibt es dort schon seit langem die European Landscape Contractors Association (ELCA). Sie haben gesagt, dass Sie die ELCA stärker in der europäischen Hauptstadt ins Feld führen wollen.

Lutze von Wurmb: Wir haben über den Wechsel in der Geschäftsführung der ELCA und mit der Verlegung der Geschäftsstelle nach Brüssel eine Zäsur gehabt.

Dazu muss man wissen, dass es Konsens auf allen Ebenen war, die Geschäftsstelle von Bad Honnef nach Brüssel zu verlegen. Mit neuem Standort und neuem Personal kommt die inhaltliche Arbeit nun endlich wieder in Gang. Der BGL hat jetzt mit der ELCA eine Vereinbarung zur Unterstützung der europapolitischen Arbeit getroffen. Da befinden wir uns wieder auf einem sehr guten Weg und ich bin über die Unterstützung der Kollegen aus dem ELCA-Vorstand dankbar. Themen der Zukunft sind neben Pflanzenschutz und Invasiven Pflanzen auch dort Berufsbildung, wo es im kommenden Frühjahr eine Veranstaltung in Brüssel geben wird, und "Green infrastructure", wo die ELCA an einer Intiative, die sich "European Year of Greener Cities 2020" nennen wird, arbeitet.

Es ist ein langfristiges Ziel des BGL, den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Welche Rolle werden dabei Aus- und Weiterbildung für Sie spielen?

Lutze von Wurmb: Wir müssen uns mehr und mehr darauf einstellen, dass wir im Garten-und Landschaftsbau nicht nur die Menschen mit einem guten Bildungsabschluss bekommen, sondern auch ganz viele mit einem schlechteren Abschluss. Da müssen wir mit neuen Bildungskonzepten arbeiten. Wir müssen zudem Menschen mit Migrationshintergrund eine Chance geben - und da sind wir bereits gut unterwegs. Wir haben mit dem AuGaLa ja auch ein herausragendes Instrument zur Nachwuchswerbung und -ausbildung. Jedes einzelne Unternehmen muss sich aber darüber hinaus damit beschäftigen als Ausbildungsbetrieb interessant zu sein und dabei auch alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitzunehmen. Die Auszubildenden, die Ausbilder, aber auch die gesamte Belegschaft muss sich beim Aufbau eines employer-branding, einer Unternehmens-Marke, beteiligen.

Fachkräftesicherung
Von Wurmb: "Im Kern sind unsere Ausbildungszahlen, gemessen an anderen Berufsgruppen, immer noch sehr gesund." Foto: Neue Landschaft

Ich glaube, dass dazu die verbandliche Weiterbildungsinitiative wie wir sie unter anderem mit GaLaBau-Q auf den Weg gebracht haben, eine ganz große Rolle spielen kann. Die Idee, gemeinsam mit unseren Betrieben die Ansatzpunkte für die Weiterbildung zu identifizieren, halte ich für unbedingt richtig.

Hunderte von Flüchtlingen sind inzwischen Teil des GaLaBaus geworden. Sie haben gesagt, das sei Teil einer Lösung des Problems des Nachwuchskräftemangels.

Lutze von Wurmb: Wir haben einfach im Moment das Problem, dass die Menge an Arbeit, die es in der Branche gibt, durch die Betriebe mit den vorhandenen Fachkräften kaum aufgefangen werden kann. Also müssen wir uns Gedanken darüber machen, wo Fachkräfte herkommen können.

Es gab einmal die Bemühungen, in Portugal und Spanien Mitarbeiter anzuwerben. Das war nicht von besonders großem Erfolg gekrönt. Nicht zuletzt deshalb, weil sich diese Länder stabilisiert haben und dadurch der Anreiz, Arbeit in Deutschland zu suchen, nicht sehr groß war. Wir wollen diesen Ansatz jetzt aber auch nochmal aufgreifen.

Wir haben in den vergangenen Jahren eine große Fülle an Flüchtlingen ins Land bekommen. Selbstverständlich ist uns allen bewusst, dass wir diese Menschen nur in kleinen Zahlen im Landschaftsbau in ein Erwerbsleben integrieren können. Aber einige Tausend werden sicherlich den Weg ins Handwerk und damit auch den Weg in den Landschaftsbau finden. Dazu werden wir uns auch weiter als Brückenbauer zwischen Migranten, Betrieben und Behörden anbieten.

Verbandsmitgliedschaft soll Mehrwert haben. Welchen Mehrwert kann es für die GaLaBau-Betriebe geben? Was sagen Sie jenen, die überlegen, ob sie einem Landesverband des Garten-, Landschafts- und Sportplatzbaus beitreten sollen, aber noch zögern?

Lutze von Wurmb: Die Mitgliedschaft in einem berufsständischen Verband muss einen Wert haben. Dieser Mehrwert besteht aus Dienstleistungen und Informationen, die wir als Berufsstand anbieten, noch vor Anderem, wenn es um Rechtsfragen und Regelwerke geht.

Dazu gehört als wesentliche Säule die Fort- und Weiterbildung innerhalb des Berufsstandes. Das Seminarwesen, das es in jedem Landesverband sehr erfolgreich gibt, gehört ebenfalls zu den großen Pluspunkten einer BGL-Mitgliedschaft.

Die Ausbildung und die überbetriebliche Ausbildung wird über das AuGaLa gefördert und die Nachwuchswerbung mit der neuen Nachwuchswerbekampagne an die Jugend herangetragen. Nicht zu vergessen sind dabei die Nachwuchswerbeberater in den Landesverbänden, die die interessierten potentiellen Landschaftsgärtner direkt ansprechen.

Jetzt wollen wir GaLaBau-Q zur Weiterbildung der Mitarbeiter in den Betrieben auf mehreren Fachebenen mit Leben füllen. Wichtig bleibt die Image- und PR-Kampagne mit den verschiedenen Produkten und dem Werbe-Sortiment, die es jedem Betrieb ermöglicht mit geringem Aufwand eigene Werbung zu initiieren. Eine Kampagne von der jeder Mitgliedsbetrieb profitiert. Dazu kommt die Einkaufsgenossenschaft BAMAKA, die nur Mitgliedsbetrieben offen steht und wo wir bei Tankkarten, Autos, Büromaterial und andere Dinge signifikante, kaufmännische Vorteile haben, die alleine schon einen Jahresbeitrag wert sein können.

Was ich aber abschließend betonen möchte, was mir besonders wichtig ist: Der Fachverband ist eine Informations- und Austauschplattform für die Mitglieder, ein aktives Netzwerk. Unsere Mitglieder haben immer einen Vorsprung an Wissen, an Fakten und politischen Informationen aus Landes-, Bundes- und Europapolitik.

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

Redaktions-Newsletter

Aktuelle GaLaBau Nachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen