Ökonomisch betrachtet

Waren Sie eigentlich schon im Urlaub?

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Diese Frage gilt insbesondere allen, die keinen festen Urlaubsanspruch haben, also an Sie, liebe Unternehmerinnen und Unternehmer, Freiberuflerinnen und Freiberufler. Im Grunde ist es ja so: Urlaub kommt immer zum falschen Zeitpunkt und zu tun gibt es eigentlich immer genug.

Und wenn wir über Erfolgskennzahlen nachdenken, dann geht es doch immer um Produktivität, also wieviel verrechenbare Stunden werden geleistet und wie viel Zeit wird unproduktiv verschwendet, die gar noch bezahlt werden muss?

Sozialwissenschaftliche Studien belegen aber, dass die Leistungsfähigkeit mit fehlender Regeneration abnimmt, ja sogar das Sozialverhalten leidet. Nehmen wir einmal an, dass Ihre Leistungsfähigkeit um nur 2 Prozent in Jahren abnimmt, in denen Sie keinen Urlaub nehmen beziehungsweise die Zeit zur Regeneration fehlt. Bei einer 50-Std.-Woche entspricht das einem Produktivitätsverlust von einer Stunde pro Woche in jedem Jahr ohne Urlaub.

Demgegenüber steht der Produktivitätsverlust, wenn Sie sich im Jahr zwei Wochen aus dem betrieblichen Geschehen zurückziehen. Bei 52 Wochen im Jahr würden Sie damit nur 50 Wochen arbeiten und Ihre Produktivität auf rund 96 Prozent fallen.

Verzichten Sie also auf Ihre Erholungszeit und nutzen die gewonnene Zeit, dann haben Sie zunächst einmal 100 Prozent produktive Zeit. Da aber Ihre Leistungsfähigkeit abnimmt, wären Sie nur zu 98 Prozent produktiv. Das entspricht in etwa einer Woche Urlaub. Bereits im nächsten Jahr würde Ihre Leistungsfähigkeit - und damit Ihre Produktivität - auf 96 Prozent fallen. Sofern Sie zwei Wochen Urlaub genommen hätten, wäre Ihre Produktivität genauso hoch gewesen. Nach fünf Jahren wären Sie nach diesem Prinzip bei nur noch 90 Prozent und nach zehn Jahren lediglich bei 82 Prozent Produktivität angekommen. Vermutlich sinkt aber die Leistungsfähigkeit nicht linear, sondern eher exponentiell, weil sich die Anfälligkeit für Krankheiten und das Risiko eines Totalausfalls erhöhen. Das haben Studien zum Zusammenhang von Herzkrankheiten mit fehlender Regeneration gezeigt.

Ich finde, neben den schönen Erlebnissen, die ein Urlaub bereithalten kann, sollte die ökonomische Betrachtung auch die letzten Kritiker des Müßiggangs überzeugen. Was denken Sie?

Prof. Dr.-Ing. Heiko Meinen
h.meinen@kullmann-meinen.de

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Prof. Dr. Heiko Meinen
Autor

Leiter des Instituts für nachhaltiges Wirtschaften in der Bau- und Immobilienwirtschaft (inwb), Hochschule Osnabrück

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