Ökonomisch betrachtet

Was ist los mit dem GaLaBau?

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Ökonomisch betrachtet GaLaBau
Abb. 1: Kennzahlen GaLaBau. Abbildungen: Meinen, Datenquelle: Sparkassen-Finanzgruppe 2012 bis 2022, Statistisches Bundesamt
Ökonomisch betrachtet GaLaBau
Abb. 2: Laufzeiten. Die fetten Jahre sind offenbar vorbei. Jetzt zeigt sich, wer vorgesorgt hat beziehungsweise unternehmerisch gut aufgestellt ist und wer in den letzten Jahren nur aufgrund der guten Konjunktur durchgekommen ist.

Wie in Neue Landschaft 04/22 berichtet, steigen zwar nach wie vor die Umsätze im GaLaBau, allerdings nur, wenn die Baupreissteigerung unberücksichtigt bleiben. Wie beschrieben, gerät die Branche insbesondere bei gewerblichen und öffentlichen Kunden unter Druck, wenn Kostensteigerungen nicht weitergegeben werden können. Die entsprechenden Probleme lassen sich anhand der leicht gesunkenen Umsatzrendite der Betriebe bereits im Jahr 2020 ablesen.

Soweit so schlecht, bei genauerem Hinschauen ist weiteres Ungemach zu erkennen. Nicht nur der Gewinn schwächelt, sondern auch der Cashflow sinkt dramatisch. Was bedeutet das? Offensichtlich sackt das durchschnittliche Branchenergebnis nur deshalb nicht ab, weil Investitionen deutlich zurückgefahren und abgeschriebene Maschinen nicht ersetzt wurden - eine weitere Folge der Pandemie beziehungsweise unsicherer Zeiten. Die Betriebe setzen also offenbar auf Abwarten, wodurch das Abschreibungsvolumen fällt. In dieser Folge steigt eigentlich die Umsatzrendite überdurchschnittlich und der Cashflow sinkt. Da aber die Wirtschaftlichkeit des Geschäfts schwächelt, wird auf diese Weise nicht einmal die Umsatzrendite des Jahres 2019 erreicht. Und das, obwohl insbesondere Betriebe aus dem Privatgartenbereich 2020 wegen der Umsatzsteuerreduzierung so viele Leistungen wie möglich abgerechnet und damit Gewinn realisiert haben müssten (siehe reduzierte Lagerdauer, Abbildung 2).

Diese Situation offenbart einerseits die derzeitige Ertragsschwäche der Branche und lässt andererseits für die Zukunft nichts Gutes hoffen, wenn dringend neue Maschinen angeschafft oder alte ersetzt werden müssen. Denn weder die Beschaffung von Material und Maschinen läuft aktuell verzögerungsfrei noch bewegen sich die Anschaffungskosten auf einem akzeptablen Niveau. Der Gewinn der Betriebe wird in den kommenden Jahren also zunehmend unter Druck geraten.

Ein weiterer Aspekt ist zu bedenken: Das Baugeschäft erfordert eine gute Liquidität, um Personal und Material vorzufinanzieren und gleichzeitig in den Maschinenpark investieren zu können. Wenn aufgrund des sinkenden Cashflows beziehungsweise eines rückläufigen Gewinns weniger Reserven aufgebaut werden, ist eine Zunahme der Verschuldung abzusehen. Die wird aber gerade teurer, wie in den Nachrichten zu vernehmen und anhand der Zinsstrukturkurve abzulesen ist. 15-jährige Bundeswertpapiere lagen Anfang 2022 noch bei einer Rendite von -0,05 Prozent. Mitte Juni waren es über 1,6 Prozent. Kredite werden insofern ebenfalls um rund 1,5 Prozent teurer. Daneben ist die ungünstigere Bonität zu bedenken, die sich aufgrund der dargestellten Sachverhalte ergeben kann. Gut, wer in den letzten Jahren eine stabile Eigenkapitalbasis aufgebaut hat. Für den Durchschnitt trifft das zu. Die aktuellen Branchenzahlen der Sparkasse zeigen allerdings auch, dass die Eigenkapitalquoten mit einer Streubreite von 5,9 bis 44,5 Prozent häufig noch viel zu niedrig sind. Das ist auch an den gestiegenen Insolvenzzahlen zu erkennen, wie in der vorletzten Ausgabe beschrieben wurde.

Gut geführte Betriebe beschaffen sich zumindest kurzfristig günstige Liquidität, indem sie Lieferantenkredite, d.h. Zahlungsziele ausnutzen und gleichzeitig auf frühe Zahlungen ihrer Kunden drängen. Aber auch dort machen die Lieferengrpässe und die damit korrespondierende Marktmacht der Lieferanten Schwierigkeiten. Seit 2018 sind die Kreditorenlaufzeiten im GaLaBau von fast 39 Tagen auf knapp 31 Tage gesunken. Im Durchschnitt sind damit ganze acht Tage an Liquiditätsspielraum weggefallen. Wer nun glaubt, die Betriebe haben diesen Effekt an ihre Kunden weitergegeben, der irrt. Die Debitorenlaufzeit hat sich im gleichen Zeitraum nur um einen Tag auf knapp 26 Tage reduziert und ist von 2019 auf 2020 sogar wieder um fast einen Tag angewachsen. Angesichts gestiegener Preise sind die Auftraggeber offensichtlich unbeweglicher geworden, oder die Betriebe haben sich nicht mit der Liquiditätssituation befasst.

Prof. Dr.-Ing. Heiko Meinen

h.meinen@kullmann-meinen.de

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Prof. Dr. Heiko Meinen
Autor

Leiter des Instituts für nachhaltiges Wirtschaften in der Bau- und Immobilienwirtschaft (inwb), Hochschule Osnabrück

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