Jubiläumskongress der Landschaftsgärtner in Berlin

Was urbanes Grün in den großen Städten verbessern kann

Welche Chancen und Herausforderungen bietet der rasante gesellschaftliche Wandel für urbanes Grün und die grüne Branche? Diese Frage stand im Mittelpunkt des Kongresses "Grün für die Gesellschaft - die Gesellschaft für Grün". Er fand zum 50-jährigen Jubiläum des Bundesverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) im Allianz Forum am Brandenburger Tor in Berlin statt. Über 450 Teilnehmer aus grüner Branche, Politik, Verbänden und Wissenschaft nahmen auf Einladung des BGL-Präsidenten August Forster daran teil.

Stadtgrün: eine unterschätzte Ressource

Der niederländische Zukunfts- und Trendforscher Rob Creemers zeigte auf, wie die fortschreitende Digitalisierung und der rasche technologische Wandel in dramatischer Weise die künftige Arbeitswelt, unser Leben und unser Freizeitverhalten verändern werden. Mit Blick auf die Herausforderungen des weltweiten Klimawandels werde urbanes Grün eine immer wichtigere Rolle für die nachhaltige Entwicklung unserer Städte spielen, so Creemers.

Die Gesundheitswissenschaftlerin Prof. Dr. Claudia Hornberg von der Universität Bielefeld verwies auf die immer noch unterschätzte positive Wirkung von Stadtgrün als Gesundheitsressource, besonders für Kinder. "Grüne Räume steigern die körperliche Aktivität, beugen Übergewicht vor, verbessern die motorischen Fähigkeiten und erhöhen die soziale Interaktion." Deshalb gelte es, so Hornberg, die Grün- und Spielräume bedarfsgerecht zu planen und instandzuhalten.

Das Beispiel der High Line in New York

Dr. Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), machte deutlich, welchen Beitrag der Sport zu mehr Lebensqualität in unseren Städten leistet: "Dieses hohe Potenzial muss systematischer und konsequenter als bisher für eine nachhaltige Stadtentwicklung genutzt und in die Handlungsstrategien der Kommunen einbezogen werden." So könnten die potenziellen Bewerbungen von Berlin oder Hamburg um die Olympischen Spiele 2024 oder 2028 neue Akzente für das erfolgreiche Zusammenwirken von Natur und Grün, Sport und Stadtentwicklung setzen, so Vesper.

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Bürger früh in Grünprojekte einbinden

Im Interview mit der Moderatorin der Veranstaltung, Andrea Ballschuh, erläuterte Joshua David, Präsident der Friends of the High Line aus New York, wie aus einer Idee und finanzieller Unterstützung aus der Bürgerschaft ein weltweit beachtetes Grünprojekt auf einer früheren Hochbahntrasse in Manhattan wurde. Seit 2009 werde die High Line "von Besuchern regelrecht überrannt". Inzwischen gebe sie 70 Menschen Vollzeitjobs, werde auf dem Niveau eines Botanischen Gartens gepflegt. David rief dazu auf, auch in anderen Städten solche Projekte zu starten.

Im zweiten Teil der Veranstaltung erläuterte die Journalistin und Autorin Katja Kullmann das aktuelle Phänomen Urban Gardening und beschrieb, was der Trend mit bürgerlichem Widerstand zu tun hat. Ursprünglich als Gegenbewegung zur Kommerzialisierung des öffentlichen Raums entstanden, sei die Idee inzwischen im gesellschaftlichen Mainstream angekommen. Holger Robrecht, Deputy Regional Manager der internationalen Nachhaltigkeitsinitiative ICLEI, wies in seinem Vortrag auf die zentrale Funktion von Städten beziehungsweise grüner Infrastrukturen für eine nachhaltige Entwicklung hin, insbesondere für das Erreichen der Klimaschutzziele.

Der Philosoph Richard David Precht veranschaulichte, wie engagierte Bürger in eigen initiierten Projekten vor Ort für mehr Lebensqualität in den Quartieren sorgen. Wenn es um die Finanzierung und Realisierung eines grünen Lebens- und Wohnumfeldes gehe, könne man sich nicht mehr allein auf die Kommunen verlassen. "Auch die klassische Planung 'von oben' ist überholt", sagte Precht: "Künftig kommt es darauf an, Bürger frühzeitig in Grünprojekte einzubinden und fair zu beteiligen." Alte Feindlinien zwischen Amateuren und Profis gelten bei der Gestaltung öffentlicher Grünräume nicht mehr. "Der Amateur startet ein Projekt, braucht aber den Profi, damit es gelingt", so Precht. "Das Bedürfnis nach Grün wächst und die grüne Branche kann ein Profiteur dieses Wandels sein."

Leitsch will Grün im Pflichtkatalog sehen

Mit Kullmann und Creemers nahm Precht an einer Podiumsdiskussion zum Thema "Lebendiges Grün - Privileg oder Grundrecht?" teil. Komplettiert wurde die Gesprächsrunde durch Uwe Lübking, Beigeordneter beim Deutschen Städte- und Gemeindebund, sowie BGL-Vizepräsident Eiko Leitsch. "Grün ist den Menschen wichtig und muss daher als Teil der Daseinsvorsorge anerkannt werden", forderte Leitsch und verwies auf eine aktuelle Forsa-Umfrage in zwölf deutschen Großstädten. Danach seien vier von fünf Befragten dafür, Parks und Grünflächen von Einsparungen in den öffentlichen Haushalten auszunehmen.

Lübking wies in seiner Antwort auf die angespannte Haushaltslage in vielen Kommunen hin: "Über die Erfüllung von Rechtsansprüchen, wie zum Beispiel die Bereitstellung von Kindergartenplätzen, hinaus ist vielfach kein finanzieller Spielraum vorhanden." Und Grünflächen seien eine freiwillige Leistung der Kommunen. Um mehr gepflegtes Grün zu ermöglichen, sei Bürgerengagement erforderlich.

Precht konterte, die Politik müsse sich ernsthaft mit einem Schuldenschnitt befassen, um neue Gestaltungsspielräume zu gewinnen. Mit Bürgerengagement allein sei es nicht getan: "Wir brauchen ein neues Denken und eine bürgerfreundlichere Mentalität in den Verwaltungen." Einig waren sich die Gesprächsteilnehmer, dass es letztlich auf ein konstruktives und kreatives Zusammenspiel aller Akteure ankomme, um den Weg für mehr Grünprojekte freizumachen.

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