GaLaBau Wissen

Wasser - Gefahren für ein kostbares Gut

von:

136. Folge Unsere Serie für den Nachwuchs erläutert das wichtigste GaLaBau-Grundlagenwissen vom Abstecken bis zum Zaunbau: Diesmal geht es um das Thema Wassernutzung.

Schlagzeilen wie "Hitzesommer: Wasser im Gartenbau wird knapp", "Ganz Deutschland von extremer Trockenheit betroffen" oder "Gartenbau muss verstärkt Vorkehrungen treffen" liest man seit einigen Monaten sehr häufig. In diesen Zeilen offenbart sich ein riesiges Problem, vor dem nicht nur der Gartenbau oder Deutschland, sondern die ganze Menschheit steht: Der Klimawandel, den wir verursacht haben, zieht Wasserknappheit nach sich und rüttelt damit an den Grundfesten der menschlichen Existenz. Durch die Erderwärmung fallen die Sommer hierzulande zunehmend trockener aus als in der Vergangenheit. Und selbst, wenn das Ziel des Pariser Klimaabkommens von 2015 realisiert wird, dessen Ziel es ist, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 °C zu begrenzen, bleibt das Problem bestehen. Denn nach den derzeitigen Prognosen ist mit einer Erwärmung um 3 °C zu rechnen.

Bilder von wüstenähnlichen Gegenden in Afrika steigen vor unserem inneren Auge auf, durstende Menschen, Öde, Flüchtlingsströme. . . aber soweit muss man gar nicht gehen!

Von der extremen Trockenheit sind in Deutschland sämtliche Regionen mit Ausnahme des Alpengebiets betroffen. Am schlimmsten ist die Lage im Norden und in Teilen Ostdeutschlands. Die regenarme Periode von Anfang April bis Anfang Juli letzten Jahres hat laut Deutschem Wetterdienst zwischen Magdeburger Börde und Rügen zu einer "extremen Dürre" geführt. Darüber hinaus herrscht in Regionen östlich der Weser und südlich der Donau eine "schwere Dürre".

NL-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Projektleitung Freiraum-/Grünplanung (m/w/d), München  ansehen
Fachkraft für Baumkontrolle (m/w/d), Stuttgart  ansehen
als Kalkulator GaLaBau (m/w/d) oder diese..., Münster  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen

Im Juli 2018 verschärfte ein Zustrom subtropischer Luftmassen und die daraus folgende extreme Hitze zusätzlich die Situation. Die schlechte Nachricht: Laut Wetterexperten bleiben Sommer wie der im letzten Jahr mit ausgeprägten Hitze- und Dürreperioden - mitunter auch gepaart oder im Wechsel mit sintflutartigen Starkregenfällen und Überschwemmungen - nicht mehr die Ausnahme.

Schwerpunkte unserer Wassernutzung

Hauptwassernutzer auf der Welt ist nach wie vor die Landwirtschaft. Gefolgt von der Industrie und der Energiewirtschaft. Der Verbrauch von Trink- und Nutzwasser für die Bevölkerung ist vergleichsweise gering. Doch der Bedarf wird in den nächsten Jahren sprunghaft steigen, auch hier am meisten in der Landwirtschaft. Wissenschaftler haben ermittelt, dass der Wasserverbrauch doppelt so schnell ansteigt wie die Weltbevölkerung wächst. Nicht nur die Alte Welt lebt inzwischen im Wohlstand, auch die bevölkerungsstarken Länder Asiens lassen einen steigenden Lebensstandard erkennen. Das wiederum zieht steigenden Wasserbedarf nach sich.

Um die Bevölkerung ernähren zu können, werden in vielen trockenen Gegenden der Welt neue landwirtschaftliche Flächen erschlossen, die eine intensive Bewässerung benötigen. Das birgt ein erhebliches Konfliktpotenzial. Nicht die Wassernutzung ist dafür das eigentliche Problem, sondern die Wasserverschwendung.

Wasserverschwendung hat viele Gesichter

Sie geschieht aus Gedankenlosigkeit, reiner Profitgier oder aus dem Mangel an ausreichendem Wasser. Damit ist es an der Tagesordnung, dass viele Staaten der Erde ihre Grundwasserreserven der Zukunft angreifen. Ein fataler Fehler!

Einige Beispiele:

  1. In Indien, China, Pakistan und auch im Südwesten der USA, also in relativ niederschlagsarmen Regionen, wird trotz Wassermangels intensiver Feldbau betrieben, der vor allem in regenarmen Jahren enorm viel Grundwasser benötigt.
  2. In Mexico City versiegen vielerorts die Brunnen und es gibt große Probleme, alle Haushalte mit ausreichend Trinkwasser zu versorgen. Im Sommer müssen ganze Stadtteile mit rationiertem Wasser aus Tankwagen beliefert werden.
  3. Im Jemen, einem traditionell sehr wasserarmen Land, wird ein Großteil des vorhandenen Wassers für den Anbau von Drogen (hier vor allem der Kathpflanze) verwendet. Dieses Wasser fehlt dort vorwiegend in der lebensmittelerzeugenden Landwirtschaft.

So lässt sich die Reihe beliebig lang fortsetzen. Wasserverschwendung gipfelt sicher immer im Großen, dort fällt es auf und generiert Schlagzeilen, aber die Verschwendung unseres wichtigsten Lebensmittels fängt im Kleinen an - bei uns. In unserem Garten, unserem Betrieb, unserer Stadt oder unserem Dorf. Jeder im Bad tropfende Wasserhahn, jede sinnlos betriebene Autowaschanlage … alles bringt das Fass (nicht mehr) zum Überlaufen.

Das ist noch nicht alles!

Denn nicht nur das Grundwasser ist durch übermäßige Nutzung in Gefahr, auch das Wasser von Flüssen und Seen wird zu stark abgeleitet. Das ökologische Desaster zeigt ziemlich eindrucksvoll das Beispiel des Aralsees. Der Aralsee in Zentralasien, einstmals viertgrößter See der Erde, ist heute nur noch eine bessere Pfütze. Durch die Entnahme großer Wassermengen (übrigens schon seit den 1930er-Jahren) für die riesigen Baumwollfelder in Usbekistan und Kasachstan ist der See dramatisch geschrumpft, und die ehemals schwache Versalzung hat stark zugenommen. Hinzu kommt noch die jahrzehntelange Einleitung von Pestiziden. Was soll man dazu sagen?

Aber der Aralsee ist nur ein Beispiel für das Schreckensszenario "Wasserentnahme".

Ein wachsendes Problem ist neben Landwirtschaft und Trinkwasserversorgung der Tourismus. Im gesamten Mittelmeerraum ist es eigentlich zu trocken, um die Massen an Touristen in luxuriösem Stil mit ausreichend Wasser zu versorgen. Vor allem für ganzjährig bespielbare Golfanlagen mit ihrer völlig sinnlosen "Rund-um-die-Uhr-Bewässerung" sind hier ein großes Problem.

Mallorca, des Deutschen liebste Insel, wird in trockenen Sommern mit Wasser aus Tankschiffen vom Festland zusätzlich versorgt. Aber nicht nur am Mittelmeer ist Wasser knapp. Selbst in Regionen, bei denen man annimmt, dass sie über Wasser im Überfluss verfügen, ist Wasserverschwendung an der Tagesordnung. Die Alpenregion steuert auf eine Wasserknappheit größeren Ausmaßes zu. Besonders die Schneekanonen für den Skitourismus greifen die Wasserreserven der Alpen übermäßig stark an.

Welcher Weg führt aus der Krise?

Wassermangel birgt ein schwerwiegendes Konfliktpotenzial und kann zu Flüchtlingsströmen ungeahnten Ausmaßes führen. Ohne zu dramatisieren: Das Leben dieser Menschen - und am Ende von uns allen - ist in ernsthafter Gefahr. Ignoranten, die immer noch der Meinung sind, dass es keine Klimakatastrophe gebe, werden immer lauter und sollten endlich zum Schweigen gebracht werden.

Um in Zukunft Konflikte um den begehrten Rohstoff Wasser zu vermeiden, müssen neue Strategien zur Wasserversorgung entwickelt werden. Das Strategien-Spektrum ist dabei recht breit. Es reicht von der Idee, einer verbesserten Regenwassernutzung und -speicherung (hier kann man von den Altvorderen lernen - ich denke da an die traditionelle Nutzung von Zisternen, die jahrhundertelang Regenwasser auffingen und in Vergessenheit geraten sind) bis hin zu Meerwasser-Entsalzungsanlagen an küstennahen Regionen. Die Abwägung zwischen Aufwand und Nutzen werden diese Probleme nicht entscheiden. Viele dieser Ideen sind recht teurer. Ohne intensive Unterstützung der reichen Industriestaaten in Europa, Asien und Nordamerika werden viele Entwicklungsländer des globalen Südens nicht mithalten können.

Ein durchaus sinnvolles Projekt kann die Wiederaufbereitung von Abwasser sein. Was in Deutschland relativ gut funktioniert, ist vor allem in den Schwellen- und Entwicklungsländern noch lange keine Selbstverständlichkeit.

Dumm ist, wenn man Gutes will und aus Unwissen oder Ignoranz Schlechtes bewirkt. Beispiel hierfür ist Indien. Dort werden ungeklärte Haushalts- und Industriebwässer in großem Stil zur Bewässerung der Felder benutzt. Prima - damit wird nicht nur das Grundwasser, sondern auch gleich die Ernte verseucht! Dabei kann geklärtes Abwasser nicht nur zur Bewässerung, sondern auch als Trinkwasser genutzt werden.

Aber auch utopische Ideen sind im Gespräch - wie etwa der Bau von Leitungen über Kontinente hinweg. Ein Münchner Bauträger plant zum Beispiel, mit Wissenschaftlern Wasser in Pipelines aus regenreichen Regionen in trockene Gebiete von Mitteleuropa nach Südeuropa und Nordafrika zu transportieren.

Nicht nur knapp, sondern auch bedroht?

Klar ist unser Wasser bedroht, es ist nicht sauber! Nicht sauber heißt hier: verseucht! Klingt hart, ist aber so!

Zum Beispiel Nitrat: Diese Verbindung ist die am häufigsten vorkommende Schadstoffverbindung im Boden und damit auch im Grundwasser. Für den Menschen ist sie gefährlich, weil sie im Körper zu krebsfördernden Nitrosaminen umgebildet wird. In manchen Wasserwerken muss das Nitrat dem Rohwasser in einem aufwändigen Verfahren entzogen werden. Doch die sogenannte Denitrifizierung verdeckt nur ein ungelöstes Problem - den fehlenden flächendeckenden Gewässerschutz! Solange kein ausreichender flächendeckender Gewässerschutz durchgesetzt wird, ist der Entzug von Nitraten in der Abwasseraufbereitung nur ein Alibivorgang.

Es gibt seit 1991 eine EU-Richtlinie, die das Ausbringen von Nitrat auf Ackerflächen regelt, jedoch wird deren effektive Umsetzung bis heute die Chemie- und Landwirtschaftslobby verhindert - zu viele Ausnahmeregelungen. Oft wird weit mehr ausgebracht (bis zu 270 kg Nitrat/ha) als die von der EU vorgeschriebenen Höchstmenge von 170 kg vorsieht.

Und noch ein Problem: Manche Mineraldünger enthalten radioaktives Uran. Das Schwermetall kommt natürlicherweise im Gestein vor, aber auch in bestimmten Phosphatdüngern. Nach Angaben des Umweltbundesamtes gelangen noch heute 167 t Uran jährlich mit Phosphatdüngern ganz regulär auf deutsche Äcker. Und von dort ins Grundwasser. Ein Grenzwert für Uran im Trinkwasser trat erst im November 2011 in Kraft, nachdem Verbraucherverbände Alarm geschlagen hatten. Ein Verbot von uranhaltigen Phosphatdüngern oder eine Mengenbegrenzung für das Ausbringen gibt es NICHT!

Nur den Düngemitteln den "Schwarzen Peter" zuschieben zu wollen, wäre nicht richtig, denn auch bei den Pestiziden sieht es nicht besser aus. Da haben wir beispielsweise das Atrazin: Ein Totalherbizid, das alle Pflanzen bis auf Mais und eine Handvoll anderer Arten tötet. Es soll angeblich biologisch abbaubar sein - ist es aber nicht! Die Abbauprodukte von Atrazin bilden bis heute eine große Pestizid-Belastung unserer Gewässer, obwohl die Chemikalie schon 1991 verboten wurde. Ein identisches Problem haben wir jetzt mit Glyphosat. Das meistverkaufte Unkrautvernichtungsmittel der Welt, zunächst als für den Menschen ungefährlich gepriesen, steht seit einigen Jahren im Verdacht, das Erbgut von Menschen und Tieren zu schädigen.

Immer wieder schrecken Medienberichte über weitere Gefährdungen des Trinkwassers die Öffentlichkeit auf: Altlasten, Medikamenten-Rückstände, Gärreste aus Biogasanlagen, undichte Abwasserleitungen. Das Brisante daran: Je nach Beschaffenheit der Erdschichten brauchen Regenwasser und Schadstoffe Jahre, bis sie ins Grundwasser gelangen. Manchmal sogar Jahrtausende.

Wasser als Menschenrecht

Auf Antrag Boliviens erklärte die UN-Vollversammlung am 28. Juli 2010 mit den Stimmen von 122 Ländern und ohne Gegenstimme den Zugang zu sauberem Trinkwasser und zu sanitärer Grundversorgung zu Menschenrechten. 41 Länder enthielten sich der Stimme, darunter die USA, Kanada und 18 EU-Staaten. Da Resolutionen der UN-Vollversammlung völkerrechtlich unverbindlich sind, ergeben sich zunächst keine rechtlichen Konsequenzen. Jedoch könnte die neue Resolution nun die Auffassung stützen, dass sauberes Wasser und Sanitäranlagen zu einem "angemessenen" Lebensstandard gehören und somit aufgrund des völkerrechtlich bindenden Internationalen Paktes über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte, der das Recht auf einen angemessenen Lebensstandard enthält, eingeklagt werden. Einige Länder wie Südafrika oder Ecuador haben das Recht auf Wasser in ihre Verfassung übernommen.

Quellen

TASPO Online 09.08.2018;
Wasser: Das bedrohte Lebenselixier, Peter Carstens 09.01.2013;
Farbatlas Krankheiten und Schädlinge an Zierpflanzen, Obst und Gemüse, (Bernd Böhmer, Walter Wohanka; Ulmer-Verlag),
Der Gärtner 1 (Martin Degen, Karl Schrader; Ulmer-Verlag),
Schädlinge & Krankheiten (Pippa Greenwood, Andrew Halstead; Dorling Kinderley Verlag),
Einheimische Laubgehölze (Hecker, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim),
Grundkurs Gehölzbestimmung (Lüder, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim),
Taschenlexikon der Gehölze (Schmidt / Hecker, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim),
International standard ENA 2010-2015 (M.H.A. Hoffmann, ENA’s European Plant Names Working Group), www.kiefernspezi.de,
Wikipedia,
www.hortipedium.de

Nächsten Monat lesen Sie: "Boden"
 Uwe Bienert
Autor

Landschaftsgärtner-Meister und Ausbilder

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

Redaktions-Newsletter

Aktuelle GaLaBau Nachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen