Weiterqualifizierung: "Höher, schneller, grüner"

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Faszination Sportplatzpflege – Wie lang ist das Grün? Messen mit dem Prisma. Foto: Deula Bayern

Ist das so? Sind das die heutigen Anforderungen an uns? Was kann man tun, um sich im stetigen Kampf um Wettbewerbsvorteile, Aufträge und gute Mitarbeiter gut zu positionieren? "Die Anforderungen steigen". Stetig. "Stillstand ist Rückschritt". "Wer rastet, der rostet ..." In den Sprüchen steckt wie immer auch ein Stück Wahrheit. Wissenserweiterung ist hier eine Möglichkeit, um konkurrenzfähig zu bleiben und selber auch im Fluss der Weiterentwicklung mit schwimmen zu können.

Die gerade vom Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (VGL) Bayern ausgezeichnete Bachelorarbeit von Julian Kaupp (HSWT/vergleiche Neue Landschaft 8/2017, Seite 65) zur "Personalentwicklung im Garten- und Landschaftsbau" weist auf die großen Möglichkeiten der Weiterqualifizierung von Mitarbeitern hin, die damit dem Fachkräftemangel entgegen wirken können.

Gutes Fachpersonal ist schwer zu finden, also muss man sich erst einmal auf die bestehenden Mitarbeiter/innen konzentrieren und diese entsprechend fort- und weiterbilden. Auch interne Schulungen sind von immenser Wichtigkeit, damit das umfangreiche Wissen von älteren und erfahrenen Kollegen im Unternehmen gehalten werden kann, wenn diese in den Ruhestand gehen. Oft wird der Wissensverlust durch den Weggang langjähriger Fachkräfte unterschätzt. Die Bindung von bestehenden Mitarbeitern an das Unternehmen kann durch Angebote der Weiterqualifikation unterstützt werden, denn die persönliche Weiterentwicklung ist ein wichtiger Grund für sie in der Auswahl des Arbeitgebers. Das Bieten eines Aufstiegs im Unternehmen durch Fort- und Weiterbildung ist ein erfolgsversprechender Schritt zur Identifizierung mit dem eigenen Unternehmen.

In den Zeiten des Fachkräftemangels findet man leichter Hilfskräfte als fertig ausgebildete Spezialisten. Diese muss man dann entsprechend schulen, bis sie zu den gewünschten Fachkräften ausgebildet worden sind. Deshalb sind individuelle Fortbildungen der Mitarbeiter notwendiger denn je. Die ungenügende Anzahl an sehr gut ausgebildeten Fachkräften lässt die Anforderungen an die Unternehmer steigen und fordert eine Weiterqualifikation auch für Führungskräfte!

Der gute Wilhelm Busch liegt also mit seiner Weisheit völlig im Trend: "Also lautet ein Beschluß, / Daß der Mensch was lernen muß. / Nicht allein das Abc / Bringt den Menschen in die Höh'; / Nicht allein in Schreiben, Lesen / Übt sich ein vernünftig Wesen; / Nicht allein in Rechnungssachen / Soll der Mensch sich Mühe machen / Sondern auch der Weisheit Lehren / Muß man mit Vergnügen hören…".

Im Zuge der steigenden Anforderungen an das Wissen werden auch die Fort- und Weiterbildungsangebote immer moderner und vielseitiger. Daher ist es möglich, die genau für seine Situation passende Maßnahme zu finden. Wir haben mit einigen Teilnehmern gesprochen und stellen hier ein paar ausgewählte Fort- und Weiterbildungen vor.

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Intensive Untersuchung der Spielfelder. Foto: Deula Bayern
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Toolbox der Fachagrarwirte Sportplatzpflege für die Sportplatzanalyse. Foto: Deula Bayern

Fachagrarwirt Sportplatzpflege

Der Bedarf an Fortbildungslehrgängen, die sich schwerpunktmäßig mit der Grundlage der Sportplatzpflege befassen wird größer. Benötigt werden Kenntnisse von sinnvollen und kostensenkenden Maßnahmen zur Regeneration und Renovation von Rasensportflächen. Die Rasenpflege soll nachhaltig erfolgreich sein und besonders die gesetzlichen und umwelttechnischen Auflagen berücksichtigen. Die Spielflächen werden immer häufiger und stärker belastet und trotzdem wird erwartet, dass diese stets optisch und technisch einwandfrei zur Verfügung stehen.

Der Deutsche Fußball-Bund hat reagiert und zusammen mit der Deutschen Lehranstalt für Agrartechnik (DEULA) in Weihenstephan Qualifizierungsangebote für Platzwarte von Freisportanlagen entwickelt. Der dreiwöchige Lehrgang wird überwiegend von Mitarbeitern von Kommunen, Vereinen und Garten- und Landschaftsbaufirmen besucht, deren Aufgabe die Pflege von Sportrasenflächen ist.

Die Aufgabenbereiche der Mitarbeiter auf Rasensportflächen werden auch beständig umfangreicher: schwierige Witterungsbedingungen, steigende rechtliche Auflagen, wie zum rBeispiel Integrierter Pflanzenschutz, Arbeitssicherheit, Verkehrssicherungspflicht, Qualitätsmanagement und nicht zuletzt die steigenden Ansprüche von Vereinsvorständen, Spielern und Mitgliedern fordern immer mehr Wissen, Kompetenz und Qualität von den Mitarbeitern.

Der staatlich anerkannte Fortbildungslehrgang "Fachagrarwirt Sportplatzpflege" ist speziell auf diese Anforderungen ausgerichtet und soll die Teilnehmenden dahingehend qualifizieren, dass sie die fachliche Eignung erhalten, um Verantwortung im Pflegeteam zu übernehmen und für die gesamte Platzpflege und deren reibungslosen Ablauf zuständig zu sein.

Dafür werden gemäß des DEULA-Bayern Mottos "Lernen und Erleben" in praktischer Weise die unterschiedlichen Aufgabenbereiche des Greenkeepers in Theorie und Praxis vermittelt, wie zum Beispiel Bodenphysik, Charakterisierung von Böden und Rasentragschichten, Botanik, Pflanzenernährung, rechtliche Grundlagen und Praxis des Integrierten Pflanzenschutzes, Rasenmanagement und Fertigstellungs- sowie Entwicklungspflege, Planung und Bau von Golf- und Freisportanlagen, Sportstättenkontrolle, Rechnungswesen, Büroorganisation und Dokumentation, Technische Einrichtungen, Maschinen und Geräte sowie deren Einsatz, Wartung und Einstellung. Auch das Thema Wettkampfvorbereitung sowie die spieltechnische Ausstattung bilden wichtige Schwerpunkte. Da Sport- und Fußballplätze auch immer Begegnungsstätten sind, werden darüber hinaus die Bereiche Persönlichkeitsbildung, Menschenführung und Konfliktmanagement behandelt.

Dass diese Kombination von Inhalten auf große Zustimmung bei den Teilnehmern trifft, kann auch Raimar Kellner, Head-Greenkeeper der Sportschule Oberhaching bestätigen. Die vom Bayerischen Landes-Sportverband und Bayerischen Fußball-Verband errichtete Sportschule liegt im Süden Münchens.

Die Außenanlage der Sportschule Oberhaching bietet seinen Gästen mit 220.000 m² ein gigantisches Areal. Dazu gehören vier Rasenfußballplätze, zwei davon als Naturaufbau (100 x 60 m), zwei weitere Rasenplätze (105 x 65 m), DFB-Regelmaß als Walmdach mit 0,8 Prozent Gefälle, Bauweise K2 Aufbau, ein Kunstrasenplatz (105 x 65 m), zwei Kleinspielfelder, ein Beachvolleyballfeld (momentan im Umbau), zwei Werferwiesen, eine Spielwiese und eine Tartanbahn 400 m mit zwei Sandsprunggruben.

Raimar Kellner ist seit Jahren mit großem Know-how und viel Erfolg verantwortlich für die gesamte Sportplatzpflege. Der Lehrgang ist für ihn wichtig, weil er dadurch mehr in die Tiefe der Materie gehen und seine bestehenden Kenntnisse noch fundierter werden lassen kann. Er gewinnt die Fähigkeit, mit seinen Vorgesetzten auf Augenhöhe diskutieren zu können. Raimar Kellner wird sein Profil als Profi schärfen und sich mehr Gehör verschaffen werden. Nicht nur durch die erlernten Kenntnisse sondern auch durch den schriftlichen Nachweis seiner Fähigkeiten in Form einer Urkunde vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium. Besonders gut gefällt ihm der konkrete Praxisbezug der Lehrgangsinhalte, da er das neu erworbene Wissen und Profi-Tipps direkt in der Sportschule umsetzen kann. Einen unschätzbaren Wert stellt für ihn das neu gewonnene Netzwerk zu Kollegen und Referenten dar. Jetzt wird es leicht, mit erfahrenen Kollegen aus der Sportrasenszene zu fachsimpeln, sich auszutauschen und neue Eindrücke von anderen Anlagen zu erhalten.

"Ich kann es jedem nur ans Herz legen, eine solche Fortbildung zu besuchen, wenn man sich für den grünen Bereich und die Sportplatzpflege interessiert", fasst Kellner seine Eindrücke zusammen.

Seit 2016 wird die vom Landwirtschaftsministerium (StMELF) anerkannte Fortbildung bei der DEULA Bayern angeboten. Sie wird nach erfolgreicher staatlicher Prüfung mit dem Titel "Fachagrarwirt Sportplatzpflege" abgeschlossen. Der Abschluss entspricht dem Meistertitel und ist damit neben einer fachlichen Weiterbildung und einem anerkannten Abschluss auch die Aufnahmevoraussetzung für ein Studium an einer Hochschule.

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Raimar Kellner, Head-Greenkeeper (Vorarbeiter der gesamten Außenanlagen) der Sportschule Oberhaching. Foto: Deula Bayern

Mit dem Fachagrarwirt an die Hochschule

Die deutschen Hochschulen bieten nicht nur Abiturienten sondern auch bereits beruflich Qualifizierten den Zugang zu einem Studium an. Absolventen der Meisterschulen und auch Fachagrarwirte können, auch ohne Abitur, ein gewünschtes Studium beginnen. (Rechtliche Grundlage: § 29 Nr. 2 der Qualifikationsverordnung der Bayerischen Staatskanzlei). Natürlich hat jede Hochschule ihre eigenen Zulassungsbestimmungen und folgt den Verordnungen der jeweiligen Bundesländer. Daher ist bei Interesse jeder gut beraten, sich selber mit seiner Wunsch-Hochschule in Kontakt zu setzen.

Zwei Beispiele aus der bayerischen Hochschullandschaft

Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT)

Die HSWT, die in Freising in der direkten Nachbarschaft zur DEULA Bayern gelegen ist, bietet unter anderem folgende grüne Bachelorstudiengänge an: Forstingenieurwesen, Gartenbau-Produktion, Handel, Dienstleistungen (auch dual), Landschaftsarchitektur, Landschaftsbau und Management (auch dual), Landwirtschaft (auch dual), Management erneuerbarer Energien, Wirtschaftsingenieurwesen Agrarmarketing und Management (auch dual), Agrartechnik (auch dual), Landwirtschaft (auch dual) und Umweltsicherung.

Bei der HSWT ist in den zulassungsbeschränkten Studiengängen nur eine Quote von drei Prozent für beruflich Qualifizierte reserviert.

Technische Universität München (TUM)

Laut Qualifikationsverordnung der TUM gilt seit 2009, dass Meisterinnen und Meister sowie ihnen Gleichgestellte (also Fachagrarwirte) der allgemeine Hochschulzugang eröffnet wird. Hier werden auch englische Sprachkenntnisse, Mathematische Kenntnisse und die Teilnahme an einem mündlichen Prüfungsgespräch gefordert.

Das Studienangebot der TUM umfasst 172 Studiengänge aus den Bereichen Naturwissenschaften, Ingenieurswissenschaften, Medizin sowie Lebenswissenschaften und Sozialwissenschaften. Viele grüne Studiengänge sind in den modernen Gebäuden auf dem Wissenschaftscampus Weihenstephan in Freising beheimatet, unter anderem Agrarwissenschaften und Gartenbauwissenschaften, Gartenbaumanagement, Green Electronics, Horticultural Science, Landschaftsarchitektur, Landschaftsarchitektur und Landschaftsplanung, Landschaftsplanung, Ökologie und Naturschutz, Nachwachsende Rohstoffe, Umweltplanung und Ingenieurökologie.

Nachhaltiges Rasenmanagement jetzt sogar ein Master-Studium

Wer nach seiner grünen AuRsbildung auch sein Bachelorstudium erfolgreich absolviert hat und noch immer seine Nase lieber in den Hörsaal als ins Freie steckt, für den gibt es jetzt im Rasenpflegebereich ein ganz neues Angebot an der Hochschule Osnabrück:

Die Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur bietet ab dem Wintersemester 2017/2018 ein Master-Studiengang mit der Vertiefungsrichtung "Nachhaltiges Rasenmanagement - sustainable turfgrass management" an.

Die Voraussetzungen zum Studium sind ein abgeschlossenes Studium als Diplom-Ingenieur oder Bachelor in den Fachrichtungen: Landwirtschaft, Agrarwissenschaft, Produktionsgartenbau, Landschaftsbau, Landschaftsarchitektur, Landespflege oder sonstige verwandte Studienabschlüsse aus dem agrar-, natur- oder ingenieurwissenschaftlichen Bereich. Vorkenntnisse im Werdegang können in Form von unter anderem einschlägigen Berufsausbildungen und Fortbildungen im Bereich Greenkeeping (Fachagrarwirt Golfplatzpflege - Greenkeeper oder Fachagrarwirt Sportplatzpflege) den Zugang zum Studienprofil befördern.

Die Möglichkeiten zum Studium im grünen Bereich nach einer Ausbildung als Garten- und Landschaftsbauer werden jetzt mehr und mehr von motivierten Menschen genutzt, die sich weiterentwickeln möchten.

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Lehrgang Sachverständiger. Foto: alw

Von der Baustelle in den Hörsaal

Dass das funktionieren kann, zeigt das Beispiel von Ina Klaski. Mit ihrer Liebe zum Handwerk und dem Wunsch in der Natur zu arbeiten, hatte sie im Garten- und Landschaftsbau den passenden Job gefunden. Doch nach einigen Jahren kam der Wille nach einer Fortbildung und auch einer gehaltlichen Weiterentwicklung. Während der Meisterschule erfuhr sie von einem Kollegen, dass man nach der erfolgreichen Meisterprüfung ein einschlägiges Studium aufnehmen kann. Spontan entschied sie sich, diesen Weg zu gehen und schrieb sich an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf für den Studiengang "Landschaftsbau und -Management" ein. "Die Umstellung von der Arbeit auf der Baustelle auf das Sitzen im Hörsaal war sehr groß", sagt Klaski rückblickend auf ihre erste Zeit im Studium. Die fehlende Bewegung konnte sie gut mit Sport ausgleichen. Das war in den ersten Semestern kein Problem, da der Stoff des Studiums den Studierenden mit einer vorangegangenen Ausbildung ohnehin teilweise bekannt war. Nicht nur das sieht Klaski als Vorteil, wenn man das Studium auf dem zweiten Bildungsweg macht. "Auch wenn die Lehre an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf sehr praxisbezogen ist, hat man dann mit einer Ausbildung dennoch mehr Bezug zum Arbeitsalltag und kann sich eher vorstellen, wie alles in der Realität abläuft." Nach sieben Semestern schloss sie das Studium mit dem Bachelor-Abschluss ab. Und dann? Zurück auf die Baustelle? "Was man dann macht, ist komplett konträr zu dem davor". Jetzt arbeitet sie im Büro und damit "auf der anderen Seite" - zuerst als Produktmanagerin für Dachsubstrate, danach als Bauleiterin für Vegetationstechnik in einem Garten- und Landschaftsbaubetrieb. Obwohl sie vor dem Studium die Arbeit im Büro stets belächelte, hat sie in der Zeit an der Hochschule eine komplett andere Sichtweise auf ihren Beruf bekommen und ist heute der Meinung, dass das "ein guter Weg" für sie war.

Wer sich nicht weiterbildet, verliert

Aber auch wer bereits Führungskraft in einem Landschaftsbauunternehmen ist, hat eine Vielzahl an Möglichkeiten, sich beruflich weiterzuentwickeln. Plant man beispielsweise ein Unternehmen zu übernehmen, die Geschäftsführung im kaufmännischen Bereich zu unterstützen oder den eigenen Betrieb stärker zukunftsorientiert auszurichten, so kann man sich mit einer Fortbildung zum "Betriebswirt Landschaftsbau Weihenstephan" das notwendige Handwerkszeug dazu aneignen. "Wer sich nicht weiterbildet, verliert", sagt Andreas Nieder, der sich an der Akademie Landschaftsbau Weihenstephan (alw) mit dieser Fortbildung auf seine zukünftige Tätigkeit als Abteilungsleiter für Großprojekte vorbereitet hat. Der ausgebildete Landschaftsgärtner und studierte Landschaftsarchitekt hat von Beginn seines beruflichen Werdegangs an sehr viel Wert auf Fort- und Weiterbildung gelegt. Nach einigen Jahren Berufserfahrung hat er bereits die Zusatzqualifikation zum "Bauleiter im Landschaftsbau" an der alw erworben und wurde später Projektleiter. Gemeinsam mit seinem Vorgesetzten entschied er sich 2015, den nächsten Schritt zu gehen und sich nun betriebswirtschaftliches Wissen anzueignen und vorhandenes zu vertiefen. "Der Fortbildungslehrgang war für mich eine gute Alternative zum berufsbegleitenden Studium", resümiert Nieder. "Gerade bei Großprojekten spielt die wirtschaftliche Denke eine besonders große Rolle. Um Markt- und Konkurrenzdruck standhalten zu können, ist es wichtig, sowohl die kaufmännischen als auch die technischen Zusammenhänge zu verstehen." Andreas Nieder und sein Vorgesetzter sowie weitere elf qualifizierte Landschaftsgärtner haben in dieser Zeit gelernt, wie ein Unternehmen langfristig strategisch ausgerichtet werden soll, unter welchen Bedingungen sich eine neue Maschine, wie zum Beispiel ein Minibagger, rechnet oder wie man den Betriebsablauf verbessern muss, damit der Gewinn die gewünschte Größenordnung erreicht.

Damit der Transfer des Erlernten in den Arbeitsalltag möglichst gut funktioniert, erstreckt sich der Lehrgang über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren. Das bedeutet, dass zwischen den neun Modulwochen jeweils die eigentliche Funktion im Unternehmen wieder ausgeführt wird. Auch die Präsenzphasen, in denen die Teilnehmenden wieder die Schulbank drücken, sind keineswegs als reiner Theorieunterricht zu verstehen. Fallstudien, Gruppenarbeiten, Rollenspiele sowie das abschließende Unternehmensplanspiel sorgen für einen maximalen Praxisbezug.

Und was hat sich seit dem Lehrgang im Arbeitsalltag von Andreas Nieder verändert? "Schlussendlich habe ich mein angestrebtes Ziel, die Abteilungsleitung im Bereich der Großprojekte in unserem Unternehmen zu übernehmen erreicht und führe seit dem in meiner Abteilung die über 130-jährige Unternehmenstradition zukunftsorientiert mit vielen spannenden Großprojekten erfolgreich weiter."

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Lehrgang Betriebswirt. Foto: alw

Lebenslanges Lernen

Das Thema Fort- und Weiterbildung steht im GaLaBau nicht umsonst unter dem Motto "lebenslanges Lernen". Gleich nach den ersten Berufsjahren steht eine Vielzahl an Möglichkeiten der Zusatz-Qualifikation zur Verfügung. Doch auch nach Jahrzehnten der beruflichen Praxis gibt es noch Optionen, sein Wissen zu erweitern, zu vertiefen oder aufzufrischen. Genau dies hat Peter Wiedeburg getan. Nach über 30 Jahren im GaLaBau, darunter die längste Zeit als selbständiger Unternehmer, beschloss er, dass "Rasten und Rosten" nicht sein Ding ist. Mit damals 55 Jahren traf er die Entscheidung, den Familienbetrieb für Garten- und Landschaftsbau mangels Nachfolge zu beenden und sich aufbauend auf seiner jahrzehntelangen Expertise eine neue selbständige Tätigkeit zu schaffen, "um damit älter zu werden". Er blieb weiterhin selbständig, nun aber als unabhängiger Berater und Bauleiter im GaLaBau und ergänzte dies noch durch den Vorbereitungslehrgang "Sachverständiger im Garten- und Landschaftsbau" bei der alw, um sein Angebot um Sachverständigen-Leistungen erweitern zu können. "Ich wollte die Gutachten nicht aus dem Bauch heraus erstellen, sondern wissen, wie es wirklich geht und was genau verlangt wird." Gemäß den Inhalten der IHK-Sachverständigenordnung konnten Wiedeburg und acht weitere Teilnehmende an der alw die theoretischen Grundlagen erlernen. Ergänzt wurde das durch die Erstellung von Gutachten sowie einer simulierten Situation vor Gericht, was der Vorbereitung auf die praktische Tätigkeit diente. Ein Mentor mit langjähriger Erfahrung unterstützte dabei. Die Fortbildung teilte sich in fünf einwöchige Module sowie mindestens einem zusätzlichen Spezialisierungsmodul auf.

Auch ohne die anschließende öffentliche Bestellung beziehungsweise Personen-Zertifizierung hat sich Wiedeburg durch den Lehrgang eine gute Grundlage für seine Arbeit als freier Sachverständiger geschaffen. "Es war mir zum einen wichtig, mein Fachwissen auf den neuesten Stand zu bringen und das Handwerkszeug zu erlernen, das für eine fachgerechte Gutachtenerstellung notwendig ist. Zum anderen wollte ich verstehen, wie Sachverständige und auch Juristen denken." Wiedeburg zieht heute Bilanz: "Der Weg war gut und richtig so". Mit dem erlangten Know-how arbeitet der ehemalige Landschaftsgärtner und Techniker im Garten- und Landschaftsbau inzwischen schwerpunktmäßig als Berater und Gutachter, kann seine umfangreiche Erfahrung einbringen und seinem Wunsch nach einer zeitlich und örtlich flexibleren Selbständigkeit nachkommen. Auch jüngere Branchen-Kollegen sehen diese Fortbildung als eine Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln und eine höhere Ebene der Selbständigkeit zu erlangen.

Auf der Gewinnerseite

Zum Abschluss soll das Zitat von Andreas Nieder nochmals aufgefasst werden: "Wer sich nicht weiterbildet, verliert." Wer will das schon? Mit der passenden Fort- und Weiterbildung kann man nur gewinnen. Was man genau gewinnt, hat jeder selbst in der Hand - ob es eine höhere Zufriedenheit, eine neue Fähigkeit, ein verändertes Berufsumfeld oder einen glücklicheren und damit gebundenen Mitarbeiter ist - unabhängig vom Alter und der Berufserfahrung.

Fazit

Es gibt unzählige Möglichkeiten, sich beruflich und persönlich weiterzuentwickeln. Einige Möglichkeiten haben wir hier angerissen und es zeigt sich, dass die grüne Berufsausbildung eine wunderbare Basis darstellt, von der man in alle Richtungen weitergehen kann. Die grüne Branche bietet Chancen und Jobs für jedweden Wunsch, Vorliebe und Eignung.

Auch wenn plötzlich mal der Punkt erreicht ist, an dem man sich - frei nach den Dakota-Indianern - nur noch sagen kann: " Steig' ab, wenn Dein Pferd tot ist", also die Notwendigkeit von Veränderung, Berufswechsel, Reform, Neuorganisation auf dem Plan steht, bietet die vielseitige Branche immer eine passende Antwort.

Albrecht Bühlers Artikel "Mitarbeiterbindung als Chance und Herausforderung für den GaLaBau" (Neue Landschaft 8/2014, Seite 23ff) erläutert sehr ausführlich, dass echte berufliche Aufstiegschancen und Entwicklungsperspektiven für Mitarbeiter die wichtigsten Kriterien bei der Auswahl eines neuen Arbeitgebers oder der Bindung an das aktuelle Unternehmen darstellen.
 Henrike Kleyboldt
Autorin

Fachbereichsleiterin Greenkeeping, Marketing & PR beim DEULA Bayern Berufsbildungszentrum

 Mareike Pezzei
Autorin

Referentin für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit

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