Welchen Einfluss hat die Baumkontrolle auf die Kostenkontrolle?

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Die Baumkontrollrichtlinie der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL) ist seit 2004 die Basis für eine kontinuierliche, fachgerechte Kontrolle von Baumbeständen unter dem Gesichtspunkt der Verkehrssicherheit. Sie ist die Leitplanke zur Durchführung von Baumkontrollen in einem einheitlichen Standard und macht Vorgaben zum Umfang der Durchführung, der Häufigkeit und der Festlegung weiterer Maßnahmen. Damit ist ein bundeseinheitlicher Standard geschaffen, der sich seither sowohl in der Fachöffentlichkeit als auch bei den damit befassten Gerichten durchgesetzt hat.

Die Baumkontrollrichtlinie sieht die Baumkontrolle ausdrücklich nicht als Steuerungselement zur Pflege und Instandhaltung eines Baumbestandes und hat unter Kostengesichtspunkten hohen Einfluss auf die Maßnahmen zur Herstellung der Verkehrssicherheit. Um Baumbestände auch unter pflegerischen Gesichtspunkten steuern zu können, ist neben der Betrachtung der Verkehrssicherheit der Lebenszyklus eines Baumes von entscheidender Bedeutung. Aus diesem Grund haben sich mittlerweile Baummanagement-Systeme etabliert, die einen gesamtheitlichen Ansatz verfolgen und den Baumbestand aus der Planungsphase bis hin zur Fällung betrachten.

Für die Durchführung von Baumkontrollen muss deshalb in zwei Arten von Baumbeständen unterschieden werden.

Variante 1 ist der vorhandene Bestand, vielfach geprägt durch Bäume der Reife- und Alterungsphase mit einer Baumartenzusammensetzung, die oftmals nicht auf die Veränderungen der Stadtklimata angepasst ist. Vielfach fehlt hier die kontinuierliche Kontrolle und Überwachung des Bestandes, bzw. es wurden überwiegend Notmaßnahmen durchgeführt.

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Viele Bestände sind im Wesentlichen geprägt durch die Abarbeitung verkehrsrelevanter Maßnahmen ohne die Möglichkeit, tiefgreifend steuernd in den Bestand einzugreifen. Nichtsdestotrotz ist es hier wichtig, mit einer geplanten Bestandsentwicklung, die über die reine Fällung und Neupflanzung bekannter Baumarten hinausgeht, in der Zukunft zu arbeiten.

Das zweite Szenario sind zu planende Baumbestände, die alle Möglichkeiten für eine gesteuerte Entwicklung eines Baumbestandes bieten. Unter Berücksichtigung des Standortes und des vorhandenen Substrates wird in der Konzeptions- und Planungsphase die für diesen Standort ideale Baumart ausgewählt und gepflanzt. Auf der Basis dieser Ausgangsparameter wird ein Pflegeplan entwickelt, der den gesamten Lebenszyklus eines solchen Bestandes betrachtet und damit eine kontinuierliche Pflege des Baumes in den unterschiedlichen Lebensphasen sicherstellt. Diese Vorgehensweise bietet als einzige die Möglichkeit, früh steuernd einzugreifen und die Kosten dann zu beeinflussen, wenn es noch möglich ist. Der falsche Baum am falschen Platz im falschen Substrat kann auch durch beste baumpflegerische Maßnahmen nicht geheilt werden.

Organisation und Durchführung kontinuierlicher Baumkontrolle

Bei der Organisation und Durchführung von Baumkontrollen ist vor allen fachlichen und technischen Aspekten die Qualifikation des Baumkontrolleurs von entscheidender Bedeutung. Der Baumkontrolleur muss im Rahmen seiner visuellen Kontrolle vom Boden aus alle relevanten Schäden und Schadsymptome an einem Baum erkennen. Er muss diese Symptome einordnen und beurteilen, um dann entsprechende Maßnahmenempfehlungen ableiten zu können. Er muss also in einem Zeitfenster von drei bis zehn Minuten einen Baum abschließend bewerten und mit seinem Urteil Verkehrssicherheit gewährleisten. Dies setzt eine sehr hohe fachliche Kompetenz und nach meiner Ansicht jahrelange Berufserfahrung voraus.

Nur so ist es möglich, dass der eingesetzte Mitarbeiter seiner hohen Verantwortung auch unter Kostengesichtspunkten nachkommen kann. Eine entsprechende Weiterbildung, beispielsweise als FLL-zertifizierter Baumkontrolleur, sowie eine kontinuierliche darauf aufbauende Fortbildung sind aus meiner Sicht unbedingt notwendig, um im Baumkontrollalltag bestehen zu können.

Bei der technischen Abwicklung von Baumkontrollen ist zum einen zwischen der Ersterfassung als Aufnahme aller Grunddaten wie Standort, Baumart, Größe und den Zustandsdaten, beispielsweise Totholz, Faulzwiesel, zu unterscheiden. Bei der Grunddatenerfassung und der Zustandsdatenerfassung ergeben sich dann entsprechende Maßnahmenfestlegungen. Bei den entsprechend den Kontrollintervallen festgelegten beispielsweise jährlichen Folgekontrollen werden dann regelmäßig die Zustandsdaten überprüft, sowie eventuell notwendige Maßnahmenfestlegungen getroffen.

Die Kontrollen sind sicher und damit gerichtsfest zu dokumentieren, um in einem möglichen Schadensfall einen Nachweis zu Art und Umfang der Kontrollen führen zu können. Idealerweise kommen dabei EDV-geführte Baumkataster zum Einsatz, die neben der Dokumentation effektive Auswertungsmöglichkeiten des Datenbestandes bieten. Mit Hilfe dieser Baumkataster können sehr einfach Arbeitslisten nach Dringlichkeit und in einem räumlichen Zusammenhang erstellt werden. In Verbindung mit einem Ausschreibungsprogramm werden alle für die Umsetzung der Maßnahmen notwendigen Informationen an den ausführenden Baumpfleger gebracht, und die durchgängige und fachlich korrekte Abarbeitung der Maßnahmen ist gewährleistet.

Maßnahmenfestlegung und Folgekosten

Die richtige Baumart am richtigen Platz im richtigen Substrat bei rechtzeitig fachgerecht und kontinuierlich durchgeführter Pflege führt zu geringen Unterhaltungskosten. Fehler in jedem Zwischenschritt erhöhen sofort und unmittelbar die Kosten. Steht die ausgewählte Baumart an ihrem Naturstandort in einem kühlen Bachtal, so wird sie in der Innenstadt einer deutschen Großstadt schwer den gewünschten Erfolg zeigen. Wurde die Baumgrube mit einem bindigen sauerstoffarmen Substrat gefüllt, wird es für die Baumwurzeln nur schwer möglich sein, einzuwachsen. Die Wurzel wird eher in die angrenzenden gut durchlüfteten Substrate des Gehweges einwachsen. Wurde die Baumgrube an einer Straße nicht DIN-gerecht mit zwölf Kubikmeter hergestellt, so wird der Baum in seiner viel zu kleinen Baumgrube kümmern oder sich zum Beispiel Kabelgräben als durchwurzelbare Räume erschließen. Und wenn die Jungbaumpflege ausbleibt, werden Fehlentwicklungen der Krone zu spät entdeckt und führen damit langfristig zu erheblichen Investitionen in die Pflege der Altbäume. Neben diesen, meist in der Vergangenheit liegenden Fehlern, beeinflusst aber auch die aktuelle Baumkontrolle mit ihren Maßnahmenfestlegungen die Kostenstruktur in der Unterhaltungspflege eines Baumbestandes.

Wie bereits erwähnt, ist die fachliche Kompetenz des Baumkontrolleurs bei einer visuellen Kontrolle von Baumbeständen von entscheidender Bedeutung. Der Kontrolleur muss in der Lage sein, alle relevanten Defektsymptome zu erkennen, sie unter Verkehrssicherungs-Gesichtspunkten zu werten und daraus die fachlich korrekte Maßnahme abzuleiten. Fehlt es hier an Fachkompetenz, so können sich daraus kostenträchtige Fehleinschätzungen ergeben. Hat ein Baum Totholz in der Krone, so ist auch nur Totholz zu entfernen. Weist die Krone eines Baumes einen Gabelungsriss auf, so hat der Kontrolleur zwischen einer Kronensicherung, einer Kroneneinkürzung oder einer Kombination aus beiden Maßnahmen abzuwägen. Weder wachsen Bäume, um umzustürzen noch bilden sie Kronen aus, die ständig auseinanderbrechen wollen. Übertriebene Maßnahmen wie generelle Kroneneinkürzung oder Kronensicherungen für jede Gablung oder jeden weit ausragenden Seitenast sind zu unterlassen.

Und zu guter Letzt muss auch das Auffinden einer Astungswunde oder eines Spechtloches nicht automatisch eine weitergehende Untersuchung oder ein Bruchsicherheitsgutachten nach sich ziehen. Können bei dieser Kontrolle keine verdächtigen Umstände festgestellt werden, die eine Maßnahme erforderlich machen, so bleibt der Baum ohne weitere Maßnahme.

Mit einer kontinuierlichen und langfristigen Betreuung eines Baumbestandes und dem damit verbundenen kontinuierlichen Abarbeiten der festgestellten Maßnahmen ergeben sich mittel- und langfristig erhebliche Einsparungen bei den Unterhaltungskosten für einen Baumbestand. So fallen in aller Regel bei der Ersterfassung in erheblichem Umfang Baumpflegemaßnahmen an. Mit der Ersterfassung treten oft Pflegerückstände zutage, die dann zeitnah abgearbeitet werden müssen. Dieser erste Sanierungsstau baut sich in aller Regel über die nächsten zwei bis drei Jahre ab und die Kosten für die notwendigen Baumpflegemaßnahmen sinken drastisch ab. Liegen die Kosten pro Baum pro Jahr für einem ersterfassten Baumbestand mit 20 Prozent Maßnahmenanteil mit 30 Euro pro Baum pro Jahr, so sinken diese Kosten in den Folgejahren auf 15 Euro pro Baum pro Jahr, und der Maßnahmenanteil halbiert sich auf zehn Prozent. Dies zeigt, dass kontinuierliche Kontrolle und rechtzeitige Abarbeitung der notwendigen Baumpflegemaßnahmen zu erheblichen Einsparungen in den Unterhaltskosten eines Baumbestandes führen können.

Entscheidend für die zielgerichtete Kostensteuerung eines Baumbestandes ist allerdings das perfekte Zusammenspiel zwischen Planung und Bewirtschaftung mit den jeweils richtigen Entscheidungen an der richtigen Stelle.

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Öffentlich bestellter und vereidigter Baumsachverständiger

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