Pilotprojekt

Weltweit erste 3D-gedruckte Fassadenbegrünung steht in Berlin

Berlin testet die weltweit erste komplett in 3D-gedruckte Fassadenbegrünung. Recyceltes Plastik schafft ein Habitat für Pflanzen und Tiere im urbanen Raum. Das Bewässerungssystem wird durch das Regenwasser gespeist. Die 4 m x 4 m große temporäre Installation steht an einem Pop-Up-Container des Kompetenzzentrums Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes gegenüber des Bundeswirtschaftsministeriums im Zentrum der Hauptstadt.

Pilotprojekt für Gebäudebepflanzung

Der Genesis Eco Screen ist ein Pilotprojekt für innovative Gebäudebepflanzung. Das integrierte Wasser-Ver- und Entsorgungssystem des Screens ermöglicht optimierte Lebensbedingungen für die Pflanzen. Zur Bewässerung wird das anfallende Regenwasser genutzt, das mit eingearbeiteten Substraten in den Pflanzschalen angereichert wird. Ein Netzwerk millimeterdünner Kanäle in der Installation sorgt für eine sanfte Bewässerung der Pflanzen ohne Ausspülungen. Das überschüssige Wasser in den Pflanzschalen läuft durch die millimeterdünnen Leitungen ab, wodurch die Pflanzen vor Staunässe und dem Abfaulen der Wurzeln geschützt werden. Ein eingebautes Drainagesystem dient der umweltschonenden Versickerung von Niederschlägen.

Nachempfunden wurde der Eco Screen den Ästen und dem Wurzelwerk größerer Pflanzen. Die Design-Algorithmen berücksichtigten die Sonneneinstrahlung am Standort. Das bionische Design sorgt für die nötige Druckfähigkeit und Stabilität, um dem Gewicht der 16 m² großen Wand standzuhalten. Die Konstruktion besteht aus recycelten PET-Flaschen. Das witterungsbeständige Material ist zudem brandschutzsicher und korrosionsresistent. Die Umweltinstallation setzt sich aus 16 in 3D-gedruckten Einzelteilen zusammen. Der Eco Screen ist mit starken Neodym-Magneten an der Rückseite der temporären Pop-Up-Container montiert.

Kosten entsprechen einem Kleinwagen

Konzipierte wurde die selbstbewässernde Wand von der Innovationsabteilung NOWlab des Berliner 3D-Druckunternehmens BigRep. Der Druckprozess konnte im Thaersaal der Humboldt Universität (HU) live verfolgt werden. Die Kooperation des Bundeswirtschaftsministeriums, der HU und des Naturkundemuseums förderte die Realisierung. Die Kosten des Eco Screens sind vergleichbar mit dem Kauf eines Kleinwagens. Daniel Büning der Leiter von NOWlab will den Genesis Eco Screen zur Marktreife entwickeln. Die Vegetation setzt sich vor allem aus C4-Pflanzen zusammen, die eine hohe Luftfilterfunktion und eine überdurchschnittliche Photosyntheseleistung besitzen. Das Pflanzenkontingent wurde mit Hilfe von Forschern des Albrecht Daniel Thaer-Instituts für Agrar- und Gartenbauwissenschaften der Humboldt Universität ausgewählt. Die widerstandsfähigen Pflanzen passen sich an die zu erwartenden Klimaverhältnisse an. Hohe Sonneneinstrahlung und Trockenperioden machen der Begrünung nichts aus. Die Vegetation des Berliner Eco Screens lockt Bienen und Hummeln an. Am Pop-Up-Container in Berlin-Mitte wurden daher vor allem Katzenminze (Nepeta x faassenii), Efeu (Hedera helix), Besenheide (Calluna vulgaris) und die exotische Strauchveronika (Hebe andersonii) gepflanzt. Die Strauchveronika ist nicht winterhart, passt aber in das beliebte Blütensortiment von Bienen.

Die ersten Erfolge für das Insektenhabitat wurden bereits im Spätsommer deutlich.

Bienenhotel und Nistmöglichkeiten inklusive

Der gärtnerische Aufwand beziffert sich auf zwei Angestellte und einer Studentischen Mitarbeiterin, die sich um die Pflege der Pflanzen kümmern. Bei den anhaltenden Temperaturen von über 35 °C müssen die Mitarbeiterinnen durch handelsübliche Sprühlanzen die Pflanzen manuell bewässern.

Das Pilotprojekt könnte künftig für die Fassadenbegrünung und die vertikale Landwirtschaft eingesetzt werden. Um dem Vorhaben der selbstversorgenden Stadt gerecht zu werden, sind 95 Prozent der verwendeten Pflanzen essbar. Die eingebetteten Funktionalitäten eines Bienenhotels oder Nistmöglichkeiten für Vögel bieten ein naturschutzförderndes Potenzial im städtischen Raum. Der Eco Screen soll nachhaltige Fassadenbegrünungen ermöglichen, die eine geringe Pflege erfordern. Planungsfehler bei der Begrünung von Gebäuden führen aber oft zu einem Vertrocknen der Pflanzen oder Schäden an der Bausubstanz. Der Genesis Eco Screen dämmt diese Risiken zwar ein, doch sommerliche Dürren wie 2019 überstehen die Pflanzen nur durch manuelle Bewässerungsmaßnahmen.

Der Pop-Up-Container des Kompetenzzentrums Kultur- und Kreativwirtschaft steht noch bis Ende Oktober als Dialograum zur Verfügung. Neben dem Genesis Eco Screen werden dort nachhaltige Ausstellungsstücke präsentiert, die das ressourcenschonende Konzept der begrünten Wand aufgreifen. Danilo Ballhorn

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