Wetten dass …? Erkennung von Gehölzen an der Knospe

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94. Folge - Unsere Serie für den Nachwuchs erläutert das wichtigste GaLaBau-Grundlagenwissen vom Abstecken bis zum Zaunbau: Diesmal geht es um das Thema Gehölzerkennung.

Pflanzenkunde, gelegentlich auch als "Grünzeugkunde" bezeichnet, ist für Azubis ein schwieriges Problem. Nicht nur dass es relativ wenige Apps dazu gibt und die Pflanzen zu jeder Jahres- und Tageszeit anders aussehen, man muss sich auch noch soviel merken und auswendig lernen. Pflanzenerkennung kann aber auch Spaß machen, hat es doch (wenn man die nötigen Grundkenntnisse endlich im Kopf hat) etwas von Detektivarbeit. Die Krone der Pflanzenbestimmung ist ohne Zweifel die Erkennung von Gehölzen im Winter. Das Haupterkennungselement ist dabei die Knospe und um die soll es hier gehen.

Was ist eigentlich unter der Bezeichnung "Knospe" zu verstehen?

Knospen sind Punkte an der Sprossachse, an denen Pflanzen wachsen und austreiben können. Sie ermöglichen den Gehölzen den Winter zu überdauern. Jede Knospe besteht aus teilungsfähigem Gewebe und ist von kleinen Blättchen umgeben In ihnen sind alle für das nächste Jahr benötigten vegetativen Triebe (Spross, Blätter) und Blütenstände eingelagert. Würden diese ohne die schützende Hülle der Knospe angelegt, hätten sie bei tiefen Temperaturen kaum eine Überlebenschance. Diese Hüllen werden Knospenschuppen genannt. Sie schützen das Gewebe vor Austrocknung. Sie sind meistens bräunlich, grünlich, gelblich oder rötlich gefärbt. Nur wenige Ausnahmen kommen ohne diese Knospenhülle aus (Viburnum lantana, Frangula alnus). Die vielfältige Gestalt der Knospen ist für einzelne Gattungen oder auch Arten sehr charakteristisch. Knospen befinden sich in der Regel am Endpunkt der Sprossachse und in den Blattachseln. Sie treiben nicht immer sofort aus, sondern können sich auch längere Zeit in der sogenannten Knospenruhe befinden. Im Winter stellen zum Beispiel die meisten Pflanzen ihr Wachstum ein. Dann befinden sich alle Knospen in der Knospenruhe.

Knospen werden in Blatt- und Blütenknospen eingeteilt. Blattknospen bringen neue Triebe und Blätter hervor. Sie sind an ihrer meist länglichen, spitzen Form zu erkennen. Aus den Blütenknospen entwickeln sich die Blüten. Sie haben meistens eine dicke, rundliche Form.

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Die Knospenstellung

Schon an der Stellung der Knospe zueinander am Trieb kann man erste Schlussfolgerungen für die Erkennung der Pflanzen machen. Erfahrungsgemäß ist an dieser Stelle das Ausschlussverfahren am erfolgreichsten! Das Aussehen und die Stellung der End,- Seiten- und Beiknospen zueinander und zum Spross sind bei einer Gehölzart fast immer gleich. Somit ist dies das wichtigste Erkennungs- und Bestimmungsmerkmal an jedem Gehölz. Bei der Beurteilung der Knospenstellung interessieren uns hier primär die Seitenknospen. Sie können unterschiedlich am Spross angeordnet sein. Ihre Stellung ist für eine Gehölzart charakteristisch und deshalb für die Bestimmung im Winterzustand ein wichtiges Merkmal.

Die untenstehende Tabelle zeigt, welche Knospenstellungen (Siehe Abb.2) sich unterscheiden lassen. Aber auch die Stellung der Knospe in Bezug auf den Trieb selbst lässt zusätzliche Schlussfolgerungen auf die Pflanze zu. So können die Knospen unterschiedlich am Spross befestigt sein. Dabei lassen sich vier Arten (siehe Abb. 3) unterscheiden (siehe Tabelle "Stellung zum Trieb"). Gestielte Knospen sind nicht zu verwechseln mit Knospen an Kurztrieben. Im Unterschied zum Knospenstiel ist ein Kurztrieb meist geringelt und trägt Blattnarben. Beiknospen kommen nur bei gewissen Gehölzen vor. Sie stehen direkt neben, unter oder über der End- oder Seitenknospe

Weitere Eigenschaften von Knospen

Gewisse Knospen haben klebrige Ausscheidungen (besserer Winterschutz). Ein typisches Beispiel hierfür ist die Rosskastanie (Aesculus hippocastanum). Ihre Knospen sind stark mit einer klebrigen Substanz überzogen. Knospen können auch in Bezug auf die Behaarung unterschiedlich sein. Je nach Gehölzart können die Knospen glatt sein oder einen mehr oder weniger stark ausgebildeten Pelz auf den Knospenschuppen haben.

Einige Gehölze lassen sich unter anderem an ihrer auffallenden Knospenfarbe gut erkennen. Es gibt Arten, bei denen äußerlich keine Knospen sichtbar sind. Im Sommer sind sie unter dem Blattansatz versteckt, beginnen im Januar zu wachsen und werden im Frühjahr sichtbar. Solche verborgenen Knospen kommen beispielsweise bei Robinia pseudoacacia (Scheinakazie) vor.

Wissenswertes aus dem "Netz"

Die Verteilung der Knospen am Stängel ist lediglich durch die Blattstellung bedingt, und das Blatt, welches die Knospe in seiner Achsel trägt, heißt ihr Trag-, Stütz- oder Mutterblatt. Meistens steht nur eine einzige Knospe in der Blattachsel, doch findet sich zum Beispiel bei Lonicera noch eine oder mehrere unmittelbar über derselben; diese nennt man Neben- oder Beiknospen. Die Seitenknospen oder Achselknospen bedingen die normale Verzweigung des Stängels, weil jede zu einem neuen Zweig erwächst; darum ist auch die Stellung der Zweige von der Blattstellung des Muttersprosses abhängig, und darum bleiben Stämme, welche keine Seitenknospen entwickeln, auch unverzweigt (Palmen, Baumfarne). Anderseits schlägt auch bei manchen Pflanzen regelmäßig die Endknospe oder Terminalknospe fehl, und es übernimmt die zunächst darunter stehende Seitenknospe, die dann leicht mit einer wahren Endknospe verwechselt werden kann, die Fortsetzung des Zweigs. Dies kommt besonders bei Holzgewächsen (Linde, Ulme, Hainbuche, Gemeine Hasel) vor; bei Flieder (Syringa vulgaris) endigt der gipfelknospenlose Zweig mit zwei gegenständigen Seitenknospen.

Eigentliche Terminalknospen haben beispielsweise Eiche, Rosskastanie, Pappel, Ahorn, die Obstbäume. Je nach der Art des Sprosses, zu welchem sich eine Knospe entwickelt, und sind meist kleiner. Es wird zwischen kollaterale, serial absteigende und serial aufsteigende Beiknospen unterschieden. Beiknospen können parallel oder schräg zum Spross stehen (siehe Tabelle "Stellung der Beiknospen).

Die Knospenschuppen

Charakteristisch für jede Pflanzenart ist die Anzahl der Knospenschuppen. Diese bilden, wie oben erwähnt, einen mechanischen Schutz der im Innern verborgenen Blätter- und Blütenanlagen. Sie sind die äußersten sichtbaren Blättchen einer Knospe. Um einen sicheren Schutz zu gewährleisten, sind Knospenschuppen mitunter behaart, lederartig oder von Harz- Gummi- oder Schleimausscheidungen überzogen. Folgende vier Grundvarianten sind zu unterscheiden (siehe Tabelle "Variante").

Knospenformen

Vier Grundformen lassen sich unterscheiden (siehe Tabelle "Form") unterscheidet man: Blattknospen, wenn sie zu einem nur mit Blättern versehenen Spross werden, Tragknospen oder Fruchtaugen, wenn sie einen blütentragenden Spross hervorbringen, endlich Blütenknospen, welche die noch unentfaltete Blüte selbst darstellen.

Bei allen Seitenknospen entsteht der Vegetationspunkt an der Oberfläche des Muttersprosses und zwar schon in der frühsten Periode, kurz nach oder fast gleichzeitig mit der Anlage des Tragblattes, wenngleich die vollständige Erstarkung der Knospe in ein späteres Alter des Sprosses fällt. Die so genannten zufälligen oder Adventivknospen bilden sich dagegen immer nur an schon entwickelten, oft ganz alten Pflanzenteilen, sind in ihrer Stellung ganz regellos, indem sie bald mehrzerstreut, bald haufenweise zum Vorschein kommen, wie besonders an alten Baumstämmen (Stockausschlag), und entstehen dann stets im Innern und zwar in der Kambiumschicht, so dass sie also die Rinde durchbrechen. Sie treten auch an den obersten, horizontal an der Bodenoberfläche hinlaufenden Wurzeln auf und bedingen dann einen Wurzelausschlag.

An jeder Knospe unterscheidet man die Knospenachse, das heißt den noch ganz verkürzten Stängelteil, und die an dieser sitzenden, noch dicht aufeinander liegenden Blattorgane. Bei den Winterknospen unserer Holzgewächse sind die letzteren meist schuppenförmig, von mehr oder minder lederartiger Beschaffenheit und oft dunkler Farbe. Sie bedecken meist die Knospe vollständig und gewähren den zarteren, inneren Teilen einen Schutz gegen die Einflüsse der winterlichen Witterung (Knospendecken, Knospenschuppen). Nach innen gehen sie in der Gestalt und Ausbildung allmählich in die Laubblätter über, welche in der Knospe schon angelegt sind. Knospen, welche keine Knospendecken besitzen und nur von den äußersten Laubblättern bedeckt sind, heißen nackte Knospen zum Beispiel beim Blutroten Hartriegel (Cornus sanguinea), Wolligen Schneeball (Viburnum lantana) und beim Faulbaum (Frangula alnus).

Häufig sind die äußeren Blattorgane der Knospe mit einem Überzug bekleidet, durch welchen der Schutz vor äußeren Einflüssen erhöht wird. So finden sich Haarbildungen, noch häufiger ein klebriges, aus Harz oder Harz und Gummi bestehendes Sekret, welches die Knospenschuppen miteinander verklebt und sie überzieht. Sowohl die Art, wie sich die Blätter der Knospe gegenseitig decken, als auch die Lage des einzelnen Blattes in der Knospe zeigen wichtige Eigentümlichkeiten.

 Uwe Bienert
Autor

Landschaftsgärtner-Meister und Ausbilder

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