"Wir einigen uns immer im Guten"

Wie die GaLaBau-Familie Stahl ihr Unternehmen führt

Die Staatliche Fach- und Technikerschule in Veitshöchheim verfolgt ein klar definiertes Fortbildungsziel, nämlich Führungskräfte der mittleren Managementebene auf das breite Aufgabenfeld des Garten-, Landschafts- und Sportplatzbaus vorzubereiten. Maßstab dafür ist die "Verordnung über die Anforderungen in der Meisterprüfung für den Beruf Gärtner/Gärtnerin". Über den Unterricht und anwendungsbezogene Projekte hinaus versucht die Schule, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, gute Beziehungen zu Praxisbetrieben zu pflegen: Einerseits, um das Gelernte auf die praktische Waagschale zu legen, andererseits, um mit der Praxis im Dialog zu bleiben. Bei der Firma Garten-Stahl GmbH in Boxberg-Schweigern konnte diese Idee erneut realisiert werden.

Marketingstrategie vorgestellt

"Wir suchen gute Nachwuchs-Führungskräfte", so Waldemar Stahl bei seiner Begrüßung in seinem Betrieb. Wie bei diversen Lehrsaal-Stunden vorbesprochen, legten sich die angehenden Meister und Meisterinnen mit Fragen ins Zeug. Seniorchef Waldemar Stahl, seine Ehefrau Andrea sowie Juniorchef Jochen Stahl gaben bereitwillig Auskunft. Dabei ging es von der Akquise von Aufträgen bis hin zum Umsatz und der Zahlungsmoral der Kunden.

Engagiert widmete sich Andrea Stahl der umfangreichen Marketingstrategie ihrer Firma. Sie erläuterte, mit welchen Werbemitteln sie die besten Erfahrungen gemacht hätte. Sie hielt auch nicht mit den Kosten hinterm Berg. Andererseits befassten sich die Herren mehr mit dem Aufbau und den Abläufen in der Firma. Gerade weil die Auftragslage derzeit gut sei, seien es bedauerlicherweise die personellen Engpässe, die das Management in die Bredouille brächten. Gute Meister seien immer gefragt. Sie wirkten als Katalysatoren für eine motovierte und produktive Belegschaft. Auch wenn der eine oder andere nicht dazu geboren sei, erklärte Stahl sen., so könne er bei gutem Willen in seiner Firma in diese Position hineinwachsen. Wichtig sei vor allem ein effektives Kommunizieren. Das bedeute, dass man die Sprache der Mitarbeiter spreche, um schnell von ihnen akzeptiert zu werden.

Baustellen vorkalkulieren

Waldemar Stahl erörterte auch den Werdegang seiner Zehn-Mann-Firma und ließ immer wieder durchblicken, dass er alles nur geschafft habe, weil er mit Durchsetzungskraft und Beharrlichkeit seine Strategien verfolgte. "Eine Führungskraft muss über eine Vielzahl an Kompetenzen verfügen, um ein Mitarbeiterteam erfolgreich leiten und motivieren zu können", sagte Stahl. "Die meisten Führungskräfte stimmen mir zu, dass vielseitige Kompetenzen gefragt sind, wenn es um langfristigen Erfolg geht", so der Seniorchef. Sicher sei es von Bedeutung, seine Baustellen ordentlich vorzukalkulieren. Aber ebenso wichtig sei es, gegenüber den Mitarbeitern und Auftraggebern ständig Motivation, Kommunikationsfähigkeit und Vertrauensbildung vorzuleben.

Hinzu kämen Problemlösungskompetenz und Gelassenheit, um dem Stress gewachsen zu sein. Da fast jeder Tag anders verlaufe, sei es wichtig, trotz alledem die betrieblichen Abläufe zu durchdenken und vorauszuplanen. Bezüglich der Unternehmensleitung wurden die beiden Geschäftsführer Waldemar und Jochen Stahl gefragt, wie ihre Abstimmung im Alltag aussehe. Verblüfft waren die Teilnehmer über deren ehrenwerte Antwort: "Wir einigen uns immer im Guten". Das will heißen, dass Dissonanzen nie ausbleiben, dass man sich aber immer wieder zu einem guten Kompromiss bereitfinde.

Entschlüsse einvernehmlich fassen

Schwerwiegende Entscheidungen, wie die Finanzierung von Investitionen, die Beschaffung von Maschinen, aber auch die Einstellung, Einteilung und Förderung von Personal müssen einvernehmlich durchdacht werden. Die Studierenden werden diese Begegnung so schnell nicht vergessen, da sie hier auf eine glaubwürdige und offene Gärtnerfamilie gestoßen sind. Unternehmensführung ist eine ständige Herausforderung, der man sich stellen muss. Und Führungsqualitäten fallen einem nicht so einfach in den Schoß. Sie müssen aufgebaut und gefördert werden.

Hans Beischl

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