Zwei Bespiele aus Bayerns GaLaBau

Wie Geflüchtete die Azubi-Abschlussprüfung schaffen

In Bayern wurden im Rahmen des Willkommenslotsen-Projektes in den letzten drei Jahren mehr als 350 Geflüchtete in Betriebe des Garten- und Landschaftsbaus vermittelt (Stand 30.06.2019). Einer von ihnen ist Boubarcar Sidy Diallo. Der junge Mann aus Guinea hat gerade seine Abschlussprüfung bestanden.

Konzentration, Motivation, starker Wille

"Zum Schluss war es nochmal aufregend", erzählt sein Chef Klaus Hartz vom gleichnamigen GaLaBau-Betrieb in Oberpframmern. "Die Lehrer hatten Zweifel, ob Boubarcar die Prüfung wirklich schaffen kann." Doch mit Hilfe von Boubarcars Geheimrezept - "Konzentration, Motivation und ein starker Wille" - sowie dank seiner Liebe zum Beruf hat er die Prüfung erfolgreich bestanden. Hartz hat ihn dabei stets unterstützt "genauso wie ich es für jeden anderen Azubi tun würde. Damit er nicht unnötig Zeit in der praktischen Prüfung verliert, haben wir beispielsweise den Ablauf der praktischen Prüfung geübt." Das hat Boubarcar die nötige Sicherheit und Gelassenheit gegeben. Inzwischen hat er bereits Pläne, wie er sich weiterbilden möchte. "Eigentlich liebe ich die Vielseitigkeit an meinem Beruf. Aber vor allem in den Bäumen zu arbeiten, macht mir Spaß. Ich durfte schon in meiner Ausbildung mit meinem Chef zusammen in einfachen Bäumen klettern. Im Herbst möchte ich jetzt endlich einen offiziellen Kletterkurs machen.", berichtet Boubarcar voller Vorfreude.

NL-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Gärtner:in mit Funktion Vorarbeiter:in (w/m/d) -..., Bremen  ansehen
Mitarbeiter/in (m/w/d) für den Friedhofsbereich, Winnenden  ansehen
Projektleiter*in (m/w/d) gesucht!, Gronau-Epe  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen

Berufsintegrationsklasse in acht Monaten

Auch der frisch gebackene Geselle der Firma Wegner NaturGestaltung in Lauben ist bestens gelaunt. Während er im Bagger an der Umsetzung des Projektes "Baumhaus" arbeitet, erzählt Mohamad Sharaf, wie froh er ist, dass die Abschlussprüfung nun hinter ihm liegt. "Ich fühle mich jetzt richtig frei. Eine Last ist von mir abgefallen." Er ist erst vor vier Jahren aus Syrien nach Deutschland gekommen. In dieser kurzen Zeit hat er Beindruckendes geleistet. Er hat nur acht Monate lang eine Berufsintegrationsklasse besucht, die auf das Erreichen eines Mittelschulabschlusses abzielt. In dieser Zeit hat er zwei Praktika bei der Firma Wegner NaturGestaltung absolviert. "Ich hatte sofort ein gutes Gefühl bei ihm", erinnert sich Christof Wegner, der Inhaber des sieben-Mann-Betriebs. "Schon das erste Praktikum war ein äußerst positives Erlebnis für alle. Wir haben damals einen Permakulturgarten angelegt und der Kunde, ein Landwirt, hat Mohamad sehr interessiert empfangen."

Jeder Arbeitsschritt wurde erklärt

Damit Mohamad einen Zugang zum Beruf findet, hat sich Wegner viel Zeit für ihn genommen. Jeder Arbeitsschritt wurde erklärt und Mohamad durfte bereits Maschinen bedienen. Das kam bei ihm gut an: "Von Anfang an hat mir sehr gut gefallen, dass der Beruf so vielseitig ist. Mir ist aber auch wichtig, dass ich Eigenverantwortung habe. Wir können hier unsere Ideen einbringen. Herr Wegner sagt mir zum Beispiel, dass ich eine Bank bauen soll, doch wie ich sie ausführe, entscheide ich."

Als sich Mohamad für eine Landschaftsgärtner-Ausbildung entschied, war sein Vater sehr überrascht: "In Syrien gibt es keinen Beruf, in dem man sowohl Schwimmteiche baut, als auch pflastert, Terrassen baut und insgesamt ganze Außenanlagen gestaltet und pflegt. Das musste ich ihm erstmal erklären."

Ebenfalls neu war für Mohamad die Geisteshaltung des Unternehmens. "Herrn Wegner ist es wichtig, dass Mensch und Natur im Einklang sind. Bei seinen Ideen denkt er zum Beispiel auch an Insekten und fragt sich, wie Menschen und Natur zusammenfinden können."

Ein gutes Beispiel für diese Philosophie ist die Baustelle, auf der Mohamad mit seinen Kollegen derzeit arbeitet. Gemeinsam mit Bürgermeister Reiner Rößle hat Wegner den Anstoß zum "Baumhaus" gegeben, einem Ort des Zusammenkommens für die Gemeinde Lauben-Frickenhausen. Das Baumhaus besteht aus zwölf kreisförmig angeordneten Linden und einer weiteren in der Mitte. "Die Wurzeln und Kronen der Bäume sollen sich miteinander verbinden. Dadurch entsteht ein Haus aus Bäumen. Hier sollen künftig Veranstaltungen stattfinden.", erklärt Herr Rößle.

Mit dem anschließenden Spielplatz, den Obstbäumen und einer Baumreihe, die den Ort nach außen abgrenzt, soll hier ein "Nest für die Dorfbewohner geschaffen werden, in der sich alle Altersgruppen aufgehoben und angenommen fühlen." Mohamad ist stolz, daran mitwirken zu können. "Ohne so viele Menschen, die mich in der Ausbildung begleitet haben, hätte ich die Abschlussprüfung nicht bestanden. Meine ehrenamtliche Helferin, Frau Imminger, aber auch meine Kollegen und mein Chef waren immer für mich da. Sie haben alle meine Fragen beantwortet und bei Bedarf mit mir gelernt. Ich wusste einfach, dass ich auf sie zählen kann. Sie haben mir ein neues Zuhause gegeben. Es freut mich, jetzt auf einer Baustelle mitzuarbeiten, bei der es genau darum geht: Einen Platz zu gestalten, auf dem Menschen sich aufgehoben und eingebunden fühlen."

Theresia Hischbeck, Willkommenslotsin

Fünf Tipps zur Vorbereitung der Abschlussprüfung

Verschiedene Lernmedien: Die Lernmotivation wird leichter aufrechterhalten, wenn der Azubi verschiedene Lernmedien nutzt. Von der AuGaLa Pflanzenbuch-App über Bücher zur Prüfungsvorbereitung bis hin zum Ausfüllen alter Prüfungsbögen und dem Bestimmen von Pflanzen in der Natur gibt es ganz unterschiedliche Möglichkeiten, sich auf die Prüfung vorzubereiten.

Mentor: Ein Mentor in der Schule und/oder im Betrieb ist für den Azubi sehr hilfreich. Zu ihm kann der Azubi gehen, wenn Fragen oder Unklarheiten auftauchen. Vielleicht ist es sogar möglich, dass sich der Mentor mit dem Azubi regelmäßig zum Lernen trifft. Hier sind individuelle Absprachen je nach Betriebssituation sinnvoll.

Kleine Lerneinheiten im Arbeitsalltag: Wenn auf der Baustelle regelmäßig Prüfungsinhalte abgefragt werden, hilft das dem Lehrling dabei, sich diese nachhaltig einzuprägen. Dem Auszubildenden können beispielsweise jede Woche fünf neue Pflanzenarten zum Lernen aufzugeben.

Nachhilfe: Wenn absehbar wird, dass die Schule eine Herausforderung für den Azubi darstellt, ist es sinnvoll, frühzeitig Nachhilfeunterricht zu organisieren. In vielen Fällen kann dieser von der Arbeitsagentur finanziert werden.

Wörterbuch: Wenn ein Auszubildender die deutsche Sprache noch nicht perfekt beherrscht, kann ihn ein analoges Wörterbuch (Deutsch-Heimatsprache) während der Prüfung unterstützen. Die Erlaubnis muss zuvor formlos bei der zuständigen Stelle beantragt werden. Günstig ist es, die Verwendung eines Wörterbuchs im Vorfeld zu trainieren.

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

Redaktions-Newsletter

Aktuelle GaLaBau Nachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen