Wie nachhaltiges Wirtschaften den Unternehmenserfolg verbessern kann und welche Faktoren eine Rolle spielen

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Vielen GaLaBau-Unternehmern ist es gar nicht bewusst, dass sie schon lange nachhaltig wirtschaften. Sie empfinden es als selbstverständlich, täglich Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitern und gegenüber der Umwelt zu tragen. Ein Forschungsprojekt an der Hochschule Osnabrück sucht inzwischen Methoden, mit deren Hilfe der Garten- und Landschaftsbau sein nachhaltiges Handeln dokumentieren kann. Eine erste Stichprobe hat ergeben, dass dies mit üblichen Kenndaten aus dem Controlling der Unternehmen möglich ist.

Auch der Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (GaLaBau) hat sich mit seinem Leitbild dazu verpflichtet, nachhaltig zu wirtschaften. „Es ist unser Bestreben, durch unsere Tätigkeit bleibende Werte für unsere Kunden zu schaffen und ideelle Werte zum Wohle unserer Umwelt zu erhalten“, heißt es im Branchen-Leitbild. Die „grüne Branche“ versteht sich also selbst als Dienstleister, der für seine Kunden nachhaltige Werte schafft. Ebenso bezieht sich der BGL im Leitbild auf die Umsetzung der Agenda 21: „Um diese [Umwelt; Anmerk. d. Verf.] auch für zukünftige Generationen zu erhalten, haben wir uns verpflichtet, umweltschonend zu handeln sowie entsprechende Maschinen und Techniken einzusetzen. [...] Im Interesse der Allgemeinheit wollen wir unser Wissen und Können bei der nationalen Umsetzung der Beschlüsse der UN-Konferenz von Rio de Janeiro für Umwelt und Entwicklung einbringen. Die Agenda 21, ein Konzept zur nachhaltigen, umweltgerechten Entwicklung, unterstützen wir ausdrücklich.“

Vor knapp einem Jahr hat ein Forschungsprojekt an der Hochschule Osnabrück unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Heiko Meinen begonnen. Ziel ist es, Merkmale zu finden, an denen der Grad der Nachhaltigkeit von Bauunternehmen sowie Unternehmen des GaLa-Baus messen lässt. Unterstützt wird das Projekt durch die Forschungspartner aus der Praxis Immergrün (Klaus Hölcke) und Krieger sowie Schramm GmbH & Co. KG.

Zunächst hat man mit den Kooperationspartnern deren Verständnis und eigene Wahrnehmung ihres Handelns in Bezug zur Nachhaltigkeit diskutiert. Dabei wurde deutlich, dass die vorhandenen „bestpractice“ Ansätze, bereits erhebliche Auswirkungen auf den Grad der Nachhaltigkeit haben. Die erste Literatursichtung kam ergänzend zu dem Ergebnis, dass die allgemeine Betriebswirtschaftslehre Methoden für das Umfeld der Nachhaltigkeit in Unternehmen anbietet.

Die Baubranche sowie der Garten- und Landschaftsbau sind durch kleinere und mittlere Unternehmen geprägt. Klassische Unternehmen des „Mittelstandes“ stellen dabei die Regel dar. Die Anzahl der eigenen Mitarbeiter ist typischerweise kleiner als 250, im Durchschnitt des Garten und Landschaftsbaus sogar unter sechs Mitarbeiter. Häufig haben die kleineren und mittleren Unternehmen kein ausgeprägtes Controlling, wie es in Großunternehmen üblich ist. Über Managementsysteme, wie Qualitätsmanagementsysteme und Umweltmanagementsysteme, hat sich dort zudem das Thema Nachhaltigkeit mit den gängigen Zertifizierungen im Bereich Qualität, Energie und Umweltmanagement (ISO 9001, ISO 14001, DIN EN 16001, etc.) und Corporate Social Responsibility Reports etabliert. Im Mittelstand der Baubranche beziehungsweise im Garten- und Landschaftsbau setzen sich diese erst langsam durch.

Das Ministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung entwickelt seit einigen Jahren Merkmale die Nachhaltigkeit von Bauwerken und Grünanlagen des Bundes bewerten. Aus diesen Kriterien wurde das Zertifizierungssystem der DGNB weiter entwickelt. Dies ist vergleichbar mit anderen Zertifizierungssystemen wie zum Beispiel Leadership in Energy & Environmental Design (Leed) aus den USA oder entsprechenden Systemen aus Frankreich oder England. Ziel aller dieser Systeme ist es zu bewerten, ob und in welchem Maße Bauwerke nachhaltig sind. Es ist offensichtlich, dass aber nicht nur die Bauwerke selbst, sondern auch die Prozesse, welche zur Erstellung dieser Bauwerke nötig sind, in eine ganzheitliche Betrachtung der Nachhaltigkeit einfließen sollten. Dabei sind vor allem soziale Aspekte der Nachhaltigkeit zu berücksichtigen, da zum Beispiel ein vorhandenes Umweltmanagementsystem und die Anforderungen durch gesetzliche Regelungen (z. B. Schadstoffverordnung) Aspekte des Umweltschutzes schon in weiten Teilen betrachten.

Einführung in das Thema: Was ist Nachhaltigkeit?

Durch die zunehmende Landwirtschaft, den Bergbau sowie die Hüttenwerke im 18. Jahrhundert erhöhte sich der Holzbedarf in Europa. Der sächsische Oberberghauptmann von Carlowitz definierte den Begriff der Nachhaltigkeit 1713 zum ersten Mal. Es sollte der Natur nur so viel Holz entnommen werden, wie gleichen Zeitraum auch nachwächst. Somit war gewährleistet, dass stets ausreichend Holz zur Verfügung stehen würde.

In der modernen Diskussion über die Nachhaltigkeit hat man sich zunächst auf das so genannte drei Säulen Modell verständigt. Die erste Säule beinhaltet soziales und kulturelles, die zweite die ökologischen, und die dritte Säule ökonomische Aspekte. Dieses Modell steht in der Kritik nur ein anderes Konzept für die Corporate Social Responsibility zu sein. Es macht aber auch deutlich, dass das bisher wesentliche Streben der Unternehmen nach Gewinnmaximierung, nun auf drei Säulen basiert. Allerdings macht das Bild auch klar, dass eine Säule herausgenommen werden kann, ohne dass es die Standfestigkeit des „Dachs der Nachhaltigkeit“ gefährdet. Daher entwickelten sich weitere Modelle wie das Drei-Säulen-Modell mit einer gemeinsamen Basis. Hier geht man davon aus, dass die anderen Säulen die Umwelt benötigen, um überhaupt bestehen zu können. Dabei stehen drei Säulen (Ökonomie, Kultur, Soziales) auf dem Fundament der Umwelt, um so das Dach „Nachhaltige Entwicklung“ zu tragen. Das Drei-Schnittmengenmodell zur Nachhaltigkeit sieht eine gemeinsame
Schnittmenge von drei Kreisen, in der Nachhaltigkeit möglich ist, vor. In allen anderen Bereichen ist Nachhaltigkeit nicht möglich, da ein anderer Aspekt vernachlässigt wird. Mit diesem Modell soll das Nebeneinander der Säulen der Nachhaltigkeit aufgebrochen werden und deren Mitwirken und Abhängigkeiten untereinander aufgezeigt werden. Dies wird ebenso im Nachhaltigkeitsdreieck versucht. Durch die Symmetrie des Dreiecks wird die gleiche Stellung von Ökonomie und Sozialem deutlich. Allerdings steht die Ökologie über den anderen Aspekten der Nachhaltigkeit.

In unserem Wirtschaftssystem steht die Gewinnerzielungsabsicht der Unternehmen an erster Stelle. Ebenso ist der Wert eines Unternehmens langfristig zu steigern. Daher müssen Faktoren, die Nachhaltigkeit unterstützen, zumindest langfristig Gewinn versprechen. Durch ein einfaches Beispiel (vergleiche Neue Landschaft 1/2013) kann gezeigt werden, dass langfristiger Erfolg durch Nachhaltigkeit möglich ist.

Insbesondere in mittelständischen Betrieben, wie denen des Garten- und Landschaftsbaus haben sich so genannte Best-Practice-Ansätze durchgesetzt. So sehen Unternehmer eine besondere Verantwortung ihren Arbeitnehmern, als auch der Umwelt gegenüber. Vielen Unternehmern ist nicht bewusst, dass sie in diesen Bereichen besonders aktiv sind, da sie dies als ihre unternehmerische Pflicht sehen. Somit sollten Kriterien gefunden werden, mit deren Hilfe die Unternehmen in die Lage versetzt werden können, ihr Handeln in Relation zur Nachhaltigkeit zu reflektieren. Dazu sind in der allgemeinen Betriebswirtschaftslehre verschiedene Verfahren und Methoden bekannt.

Methoden der allgemeinen BWL-KMU Forschung

Bereits früh im Forschungsprojekt wurden Methoden zur Bewertung der Nachhaltigkeit eines Unternehmens mit Blick auf den GaLa-Bau hinterfragt, die in der allgemeinen Betriebswirtschaftslehre bekannt sind. Die Untersuchung zeigte, dass bereits erste Ansätze existieren, wie Nachhaltigkeit in Unternehmen gelebt werden könnte. So sind als Beispiel die VDI Richtlinie 4070 (Nachhaltiges Wirtschaften in kleinen und mittelständischen Unternehmen – Anleitung zum Nachhaltigen Wirtschaften) als auch Instrumente für das Controlling bereits entwickelt worden. Als Beispiel sei die Sustainability Balanced Scorecard genannt. Zunächst war die Scorecard ein Mittel, um Unternehmensziele mit den erreichten „Zielpunkten“ vergleichen zu können. Sie wurde in den 1990er Jahren von S. Kaplan und D. Norton entwickelt. Ziel war es, sowohl ein Kennzahlensystem, als auch ein Managementsystem aufzubauen. Dabei sollten sich die beiden Systeme gegenseitig bedienen. Grundlage dazu war die Feststellung, dass die immateriellen Werte eines Unternehmens durch das Management nicht ausreichend berücksichtigt wurden. In den folgenden Jahren wurde die Balanced Scorecard um Aspekte der Nachhaltigkeit ergänzt, daher änderte sich der Titel zur Sustainability Balanced Scorecard.

Für ein Nachhaltigkeitscontrolling in KMU ist sie allerdings nur sehr bedingt geeignet, da

  • eine Score Card sich aufgrund der KMU-individuellen Prozesse nur aufwendig anpassen lässt
  • wenig Personal zur Verfügung steht, um sich angemessen mit der Entwicklung und Pflege der Score Card auseinander setzen zu können
  • spezielles Know-how erforderlich ist und so kostenintensive externe Beratung nötig ist
  • die Komplexität der Score Card die Ausgangssituation und strukturellen Möglichkeiten des Controllings der KMU in der Regel überfordern.

Weiterhin wurden durch die Chemieindustrie „Kriterien und Anforderung für nachhaltiges Wirtschaften (KIM)“ entwickelt. Allerdings sind diese in ihrem jetzigen Umfang nur schwer für kleinere und mittlere Unternehmen des Garten und Landschaftsbaus, sowie der Baubranche anwendbar. Es bedarf spezieller Fachleute, die in der Regel nicht zu den Stammmitarbeitern der Unternehmen gehören, um sie in den Betrieben implementieren zu können.

Insgesamt zeigt sich, dass kleinere und mittlere Unternehmen, wie sie für den Garten- und Landschaftsbau, aber auch die Baubranche typisch sind, die Methoden der allgemeinen Betriebswirtschaftslehre nicht übernehmen können. Dies liegt vor allem an der Größe der Unternehmen. Daher ist einleuchtend, dass es hier nicht möglich ist einen eigenen Mitarbeiter für das Controlling freizustellen. Wenn überhaupt wird das Controlling zu Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen, insbesondere durch externe Berater, benutzt. Insbesondere ist in den Betrieben auch das notwendige Fachwissen zum Thema Nachhaltigkeit nicht vorhandenen und kann nur durch weitere externe Berater eingebracht werden. In der Regel stehen den kleineren und mittleren Betrieben des GaLaBaus keine entsprechenden finanziellen Ressourcen dafür zur Verfügung.

Nachhaltigkeitscontrolling für den GaLaBau

Aus Sicht der theoretischen Betrachtungen und der Gespräche mit den Kooperationspartnern ist es einleuchtend, dass nachhaltig wirtschaftende Unternehmen langfristig mehr Erfolg haben müssten. Daher sollten im Rahmen des Forschungsprojekts an der Hochschule Osnabrück möglichst einfache Kriterien entwickelt werden, um es kleineren und mittleren Unternehmen zu ermöglichen, ihre Nachhaltigkeit selbst zu bewerten. Ein erstes Beispiel für ein einfaches Messsystem, welches gleichzeitig den Nutzen von nachhaltigem Wirtschaften zeigt, hatten die Autoren in der Neuen Landschaft 1/2013 vorgestellt.

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Zur Untermauerung der Forschungsthese, dass nachhaltiges Verhalten wirtschaftlichen Erfolg begünstigt, wurden im Rahmen einer Betriebsbefragung im Sommer 2013 verschiedene Unternehmenskennzahlen mit Nachhaltigkeitsbezug erhoben. Mit Hilfe dieser Daten sollten durch statistische Methoden Zusammenhänge und Korrelationen zwischen diesen Kennwerten herausgearbeitet werden. Um die Qualität der Stichprobe zu validieren, wurden die Daten mit der Betriebsumfrage des Bundesverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau 2012 verglichen.

Als Grundlage für die Befragung wurde ein Kennzahlenspiegel entwickelt. Dieser setzt sich nach intensiver Literaturrecherche aus Kennzahlen der VDI-Richtlinie 4070, sowie einigen Kennzahlen aus den Nachhaltigkeitsberichten großer Unternehmen, etwa VW, BASF, E-ON und Hochtief zusammen. Da nur wenige Teilnehmer den Fragebogen komplett ausgefüllt haben, musste zunächst überprüft werden, ob die berücksichtigten Betriebe die Grundgesamtheit abbilden. In einem zweiten Schritt wurden dann nur noch die Fälle mit in die Berechnungen einbezogen, die den Fragebogen möglichst komplett ausgefüllt haben.

Es sollten in den Daten nun Korrelationen oder Cluster gefunden werden. Korrelationen sind Beziehungen zwischen zwei oder mehreren Variablen. Bei Beziehungen zwischen mehreren Variablen wurde die Regressionsanalyse verwendet. Diese versucht an Hand von Korrelationen zwischen mehreren Daten Vorhersagen zu treffen. Dazu versucht sie eine Gerade zu erstellen, die die Beziehungen am besten beschreibt. Das heißt, dass die Messpunkte in einem zweidimensionalen Koordinatensystem (x, y) liegen und die Regressionsanalyse versucht, eine Gerade hindurch zu legen. Die Abstände der Punkte zur Geraden lassen Rückschlüsse auf die Aussagekraft der Analyse zu. Je besser die Punkte auf der Geraden liegen, desto eher lassen sich Vorhersagen treffen, da sie für jeden x-Wert den y-Wert ablesen können (vgl. Abb. 1).

Auswertung der Befragung

Um die Stichprobe mit der Gesamtheit der Betriebe vergleichen zu können, wurden die Daten mit der GaLaBau- Statistik 2012 verglichen. Tabelle 1 zeigt die Mittelwerte der Teilnehmer im Vergleich zur Statistik. Da es sich um Mittelwerte einer Stichprobe handelt, ist die Summe nicht 100 Prozent, dennoch liegen die Werte nahe an denen der GaLaBau-Studie. Man kann also durchaus annehmen, dass die Grundgesamtheit gut getroffen wurde.

Als nächstes wurde überprüft, ob die Betriebsgröße der Stichprobe ebenfalls der Grundgesamtheit entspricht. Die durchschnittliche Betriebsgröße im GaLaBau beträgt knapp sechs Mitarbeiter. Da nach verschiedenen Arbeitszeitmodellen gefragt wurde, wurde zunächst aus den verschiedenen Arbeitsverhältnissen die FTE (Full-time equivalent) errechnet. In der Umfrage liegt das arithmetische Mittel bei 26 und der Median bei 17. Das dieser Wert so hoch ausfällt liegt zum einen daran, dass es sich bei den angeschriebenen Unternehmen hauptsächlich um solche mit mehr als 15 Mitarbeitern handelt, zum anderen daran, dass hier lediglich Verbandsmitglieder angeschrieben wurden, deren durchschnittliche Mitarbeiterzahl deutlich höher liegt. Kleinere Betriebe, gerade jene mit ein bis vier Mitarbeitern, machen immer noch einen Großteil der Branche aus, sind jedoch selten Verbandsmitglieder. Wie schon bei der Betriebsgröße zu ahnen, ist die Gesamtleistung von knapp 2 100.000 Euro (Tabelle 2) im Verhältnis zur Branche außerordentlich hoch, jedoch für die Stichprobe durchaus passend. Ein Betrieb um die 20 Mitarbeiter sollte einen Umsatz um zwei Mio. Euro erwirtschaften können. Die Daten der Finanzgruppe Branchendienst der Sparkassen weisen für die gesamte Branche im Jahr 2010 eine EBIT-Marge (Gewinn vor Zinsen und Steuern) von 10,6 Prozent aus, bei Betrieben mit einem Umsatz zwischen 2,5 und 5 Mio. Euro nur noch eine EBIT-Marge von 5,5 Prozent. Der Gewinn der Stichprobe liegt im Mittel bei 5,2 Prozent vom Umsatz (Tabelle 3).

Beim Rohertrag pro Kopf liegt demnach der Median bei 50 600 Euro, er streut von 42 200 Euro bis 62 700 Euro. Diese Zahlen finden sich also ähnlich in der hier bearbeiteten Stichprobe wieder. Man muss natürlich beachten, dass die Branchenkennzahlen auf die gesamte Branche angelegt sind, und nicht nur auf die Mitgliedsbetriebe, die Zielgruppe dieser Umfrage waren.

Die Umsatzrentabilität ist mit 8,6 Prozent als Median zwar höher als in der Stichprobe, allerdings streut sie auch breiter, von 3,1 Prozent (1. Quartil) bis 16,4 Prozent (3. Quartil). Die Eigenkapitalquote fällt bei den Branchenzahlen sehr viel geringer aus. Der Median liegt bei 9,8 Prozent. Das erste 1. Quartil liegt bei 0,0 Prozent, das 3. Quartil bei 30,8 Prozent. Der hohe Wert der Stichprobe legt nahe, dass vor allem die Betriebe teilgenommen haben, die schon eine gewisse nachhaltige Grundeinstellung haben oder im Vergleich eher gute Kennwerte aufweisen. Die Rohertragsquote bei den Branchendaten trifft mit einem Median von 68,1 Prozent, 1. Quartil 58,2 Prozent, 3. Quartil 78,0 Prozent wieder ziemlich genau die Stichprobe.

Ergebnisse der Studie – Relevante Parameter für das Nachhaltigkeitscontrolling

Es wurden alle Variablen hinsichtlich Ihrer Beziehung zu anderen Variablen untersucht. Dabei ergaben sich signifikante Korrelationen und einige Zusammenhänge, bei denen nicht genügend Datenmaterial zur Verfügung stand, um eine Korrelation zu manifestieren. In Tabelle 4 sind alle „echten“ Korrelationen aufgeführt, das heißt jene, bei denen die Wahrscheinlichkeit, dass Sie in der Grundgesamtheit nicht miteinander korrelieren, höchstens 5 Prozent beträgt.

Bereits aus der Korrelationsanalyse gehen einige Zusammenhänge zwischen Nachhaltigkeitsaspekten und wirtschaftlichem Erfolg der Unternehmen hervor. Es fällt auf, dass vor allem Aspekte wie Krankenstand, Fluktuation und Unfallhäufigkeit direkt mit der Entwicklung von Finanzkennzahlen zusammen hängen. Diese Aspekte aus dem sozialen Bereich der Nachhaltigkeit treten häufiger bei unzufriedenen Mitarbeitern auf. Diese sind häufiger krank, wechseln eher den Betrieb und arbeiten weniger konzentriert. Alle diese Korrelationen sind negativ, das bedeutet, wenn eine Variable hohe Werte aufweist bedingt dies niedrige Werte bei der anderen Variablen. Weitere Anhaltspunkte zeigt die folgende Regressionsanalyse auf.

Die Regression setzt sich aus den Variablen Energiekostenquote, Unfallhäufigkeit, Fluktuation und Bildung zusammen, bei denen ein signifikanter Zusammenhang mit der Umsatzrentabilität festgestellt werden kann. Zur Überprüfung dieser Zusammenhänge sind drei Tabellen nötig. Die erste dieser Tabellen ist die Modellzusammenfassung (Tabelle 5). Darin wird untersucht, wie gut sich die Umsatzrentabilität anhand der anderen vier Variablen herleiten lässt. Der Wert R2 liegt dabei zwischen 0 und 1. Je höher der Wert, desto besser lässt sich die abhängige Variable durch die anderen herleiten. Hier erhalten wir den Wert 1, das bedeutet, dass sich das Modell zu 100 Prozent mit den erklärenden Variablen beschreiben lässt.

Die nächste Tabelle ist die ANOVA-Tabelle (Tabelle 6). Hier interessiert vor allem der Wert der Signifikanz ganz rechts in der Tabelle. Dieser Wert liegt wieder zwischen 0 und 1 und gibt an ob ein Zusammenhang zwischen den beiden Seiten der Gleichung, also der abhängigen Variable (Umsatzrentabilität) auf der einen, und den erklärenden (Energiekostenquote, Unfallhäufigkeit, Fluktuation und Bildung) auf der anderen besteht. Der Wert 0,018 bedeutet, dass die Irrtumswahrscheinlichkeit bei dieser Gleichung bei 1,8 Prozent liegt. Es darf also davon ausgegangen werden, dass es eine Beziehung zwischen den Variablen gibt, was zuvor auch schon durch die Korrelationen, wie zuvor genannt, bewiesen wurde.

Die letzte Tabelle zeigt die Signifikanzen der einzelnen Variablen und die eigentliche Regressionsgleichung an. Dabei wird für jede Variable ein eigener Signifikanzwert angegeben. Beispielsweise liegt die Irrtumswahrscheinlichkeit für eine Beziehung der Variablen Bildung mit der Variablen Umsatzrentabilität bei 0,019, also bei 1,9 Prozent.

Die sich aus der Berechnung nun ergebene Formel lautet:
Umsatzrentabilität = –32,444 + 10,657 x Bildung –0,019 x Unfallhäufigkeit + 2,184 x Energiekostenquote + 0,120 x Fluktuation

Es zeigt sich damit, dass die drei Kriterien aus dem Nachhaltigkeitsspektrum signifikanten Einfluss auf den Erfolg des Unternehmens (Umsatzrentabilität) haben. Dabei spielen die soziokulturellen Faktoren (Bildung, Unfallhäufigkeit, Fluktuation) vor den ökologischen Faktoren (Energiekosten) eine besondere Rolle.

Ein hoher Bildungsgrad der Belegschaft wirkt sich positiv auf die Umsatzrentabilität aus. Die Unfallhäufigkeit hingegen sollte möglichst gering sein, wenngleich ihr Einfluss nicht so bedeutend ist. Der positive Koeffizient bei der Energiekostenquote sieht erst einmal negativ aus, deutet jedoch darauf hin, dass eine hohe Maschinenauslastung sich ebenfalls positiv auf die Umsatzrentabilität auswirkt. Der GaLaBau gehört zu einem Gewerbe in dem Energie verbraucht wird, um Dienstleistungen zu erbringen. Die hohe negative Korrelation zwischen Bildung und Energiekostenquote, wie dargestellt, zeigt schließlich, dass ein höherer Bildungsgrad sich senkend auf die Energiekosten auswirkt. Bei der Fluktuation deutet der Wert darauf hin, dass ein gewisser Wissenserwerb durch neue Mitarbeiter sich ebenfalls positiv auf den Unternehmenserfolg auswirkt. Hierbei ist zu beachten, dass die Werte nur angenähert sind. Bei der Statistik gibt es immer ein Restrisiko, das heißt es kann immer nur von einer gewissen Wahrscheinlichkeit gesprochen werden.

In einer weiteren Analyse wurden Unternehmen mit möglichst ähnlichen Kennzahlen in Gruppen gefasst. Dazu wurde das Verfahren der Clusteranalyse verwendet, das auf Basis der Euklidischen Distanz solche Unternehmen in eine Gruppe fasst, deren Kennzahlen insgesamt am nächsten aneinander liegen, vgl. Abbildung 2 beziehungsweise Tabelle 8. Es ist zu erkennen, dass sich zwei Cluster gebildet haben, die Differenzen aufweisen. Unternehmen in Cluster Nr. 2 sind in den meisten Bereichen der Nachhaltigkeit besser als Unternehmen in Cluster 1. Dazu zählen die Mängelbeseitigungs- und Auszubildendenquote, wie auch die Fluktuationsrate und der Krankenstand. Lediglich der höhere Energieverbrauch der Betriebe im zweiten Cluster fällt auf. Hier liegt der Wert über dem des ersten Clusters, obwohl das Gegenteil zu vermuten wäre.

Wie man deutlich erkennen kann, liegen Betriebe aus dem zweiten Cluster auch bei den Finanzkennzahlen deutlich vor den Betrieben des anderen Clusters. Sowohl bei der Umsatzrentabilität als auch bei der Eigenkapitalquote liegen Unternehmen des zweiten Clusters deutlich vor denen des ersten Clusters. Die Clusteranalyse bestätigt somit die Aussage der Regressionsanalyse, dass nachhaltige Unternehmen auch ökonomisch größere Erfolge erzielen.

Fazit für den GaLaBau

Das Forschungsprojekt hat deutlich gemacht, dass es im KMU-Bereich noch erheblichen Forschungsbedarf in Bezug auf das Nachhaltigkeitscontrolling gibt. So ist es nicht ohne weiteres möglich, die Methoden und Verfahren der allgemeinen Betriebswirtschaftslehre auf KMU zu übertragen. Alleine der Aufwand zur Implementierung ist von KMU nicht zu leisten; das Aufrechterhalten eines entsprechenden Systems ebenso wenig. Auf der anderen Seite können die KMU in der Nachhaltigkeitsdiskussion nicht ausgeklammert werden, da sie einen Eckpfeiler der deutschen Wirtschaft darstellen. Auf den Garten- und Landschaftsbau bezogen, repräsentieren die KMU gar eine ganze Branche. Es müssen also durch Wissenschaft und Forschung entsprechende Methoden entwickelt werden, die auch von KMU in das Tagesgeschäft integriert werden können.

Gleichzeitig hat die erste Stichprobe die Eingangsthese bestätigt, dass einerseits ein Nachhaltigkeitscontrolling durch Integration üblicher Kenndaten aus dem Controlling der Unternehmen möglich ist, und andererseits ein Zusammenhang zwischen Erfolg und nachhaltigem Wirtschaften in Bauunternehmen besteht.

Ziel ist es nun, die Forschung weiterzuführen. Die Ergebnisse zeigen, dass die angedachten Methoden weiter detailliert und gemeinsam mit der Praxis entsprechend fortentwickelt werden müssen. Daher sollen die weiteren Forschungsarbeiten in Zusammenarbeit mit ausgewählten Kooperationsbetrieben vorangetrieben und die Datenbasis weiter aufbereitet und ausgewertet werden. Somit sollen kleine und mittlere Unternehmen des Garten- und Landschaftsbaus sowie der Baubranche in die Lage versetzt werden, mit wenig Aufwand und schon bekannten Kennzahlen ihre Handlungen in Relation zur Nachhaltigkeit zu bewerten und ihren wirtschaftlichen Erfolg nachhaltig zu steigern.

M. Eng. Sascha Erhard
Autor

M. Eng. Management im Landschaftsbau, Bauleiter, Ringbeck GmbH

Prof. Dr. Heiko Meinen
Autor

Leiter des Instituts für nachhaltiges Wirtschaften in der Bau- und Immobilienwirtschaft (inwb), Hochschule Osnabrück

Hochschule Osnabrück
Dipl.-Ing. Alexander Muchowski
Autor

Vertragsmanager bei RKW Architektur + Rhode Kellermann Wawrosky GmbH

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