Wie zeichnet man eigentlich Licht?

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Eine stimmungsvolle Beleuchtung bringt zusätzliche Attraktionen in die Gartenlandschaft: Abendstunden werden länger nutzbar, die Wintermonate erhalten eine weitere Dimension, beleuchtetes Wasser ist flüssiges Licht. Seit der Garten als erweiterter Wohnraum in Mode gekommen ist steigt auch die Nachfrage nach einer reizvollen Lichtinszenierung des Freiraums vor der eigenen Haustür. Nachtdarstellungen gehören nicht unbedingt zum Standardrepertoire eines Garten- oder Landschaftsarchitekten. Wie also können die Lichteffekte in der Planungsphase vorab am besten sichtbar gemacht werden?

Planungsgrundsätze

Der Garten ist ein Ort der hellen Jahreszeiten. Bis auf wenige lauschige Sommerabende hält man sich hauptsächlich bei Tageslicht hier auf. Je kürzer die Tage werden, umso mehr verlagert sich das Leben wieder in die Innenräume, der Garten verschwindet immer mehr aus dem Bewusstsein und versinkt in den Wintermonaten für fast sechs Monate im Dunkeln. Um den Reiz der Gartenszenerie auch in den Abendstunden und im Winter wahrzunehmen braucht es eine wirkungsvolle Beleuchtung. Und auch im Sommer erfährt der abendliche Aufenthalt im Garten durch Licht ein Mehr an Lebensqualität.

Mit dem Aufkommen der neuen langlebigen LED-Technik haben sich die Möglichkeiten einer atmosphärischen Beleuchtung um einige Effekte erweitert. Leuchtbänder integriert in Pflastersteine oder Lichtpunkte in Mauersteinen können als Stimmungslicht Poller und Wandleuchten ersetzen. Farbige LEDs zaubern eine mystische Atmosphäre. Rotes Licht überhöht die intensive Blattfarbe einer Blutbuche, eine blaue Unterwasserbeleuchtung gibt dem Teich eine märchenhafte Aura.

Ein qualifiziertes Beleuchtungskonzept erfüllt die Ansprüche der Gartenbesitzer an Sicherheit und Stimmung und wird zugleich den ökologischen Aspekten wie einem Minimum an Streulicht und Energiebedarf gerecht. Einige wenige klug ausgewählte Highlights erzeugen mehr Wirkung als eine gleichmäßig ausgeleuchtete Gartenkulisse. Meist wollen die Kunden anfangs viel mehr Licht, als im Außenraum angemessen ist. Das Ziel einer Gartenbeleuchtung ist eine gemütlich Atmosphäre, die Geborgenheit vermittelt und die Naturschönheiten bei Nacht zurückhaltend unterstreicht. Indirektes Licht erzielt oft überraschende Effekte und es ergeben sich spannende Licht- und Schattenspiele sowie reizvolle Silhouetten. Eine helle Sicherheitsbeleuchtung ist nur an den wenigsten Stellen nötig und kann mit einem Bewegungsmelder an den zeitlich begrenzten Bedarf angepasst werden.

Anders als eine missglückte Strauchpflanzung ist eine einmal eingebaute Elektrik im Nachhinein nicht mehr ganz so einfach zu korrigieren. Auch integrierte Einbauleuchten in Mauern und Wegen können nicht problemlos entfernt werden. Es empfiehlt sich also eine gründliche Entwurfsphase mit einer möglichst realitätsnahen Visualisierung.

Den Mehrwert einer Gartenbeleuchtung an den Kunden zu bringen ist mit Hilfe von stimmungsvollen Beispielbildern nicht schwer. Licht ist Leben und kaum jemand entzieht sich der magischen Ausstrahlung einer verfremdeten Gartenwelt vor einer nächtlichen Kulisse. Die Schwierigkeiten beginnen erst, wenn der oder die Planende dem Laien verdeutlichen will, wie der Garten in Szenen gesetzt werden soll. Schon bei der eigentlichen Gartenplanung ist es oft schwierig, die Vision des Traumgartens deutlich zu machen. Je besser dies gelingt, umso besser sind dem Kunden die entstehenden Baukosten zu vermitteln.

Eine harmonische Gartenbeleuchtung setzt eine fachlich aufwendige Planung voraus. Das ist ein zusätzlicher Kostenfaktor, zu dem sich der Kunde bewusst entscheiden muss. Eine optisch ansprechende Visualisierung ist da in jedem Fall hilfreich. Da man auf dem Plan für die Gartengestaltung nicht einfach "das Licht ausschalten" kann, ist eine zusätzliche Darstellungsvariante notwendig. Je nach Größe des Projekts eignen sich dazu ganz verschiedene Herangehensweisen.

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Freihandzeichnungen

Die schnellste Methode ist und bleibt die Handskizze. Ein alter Hase im Bereich Gartenzeichnungen ist Daniel Nies vom Zeichenwerk in Augsburg. In seinen inspirierenden Seminaren haben schon viele Landschaftsgärtner und Gartenplaner den Spaß und das Handwerkszeug zur schnellen, effektvollen Plangrafik gelernt. Wer also in der Lage ist, anschauliche Perspektivdarstellungen einer Gartensituation zu zeichnen, kann daraus relativ simpel eine Nachtvariante erstellen. Mit viel Gelb werden die Lichtquellen sowie die reflektierenden Gegenstände und Pflanzen betont. Nies zeichnet so etwas "nach Gefühl". Dazu gehört gewiss eine Menge Erfahrung, aber nicht zuletzt soll die Entwurfszeichnung mit einer optisch überzeugenden Aussage punkten. Da muss nicht alles technisch korrekt konstruiert sein. Dann werden mit verschiedenen Grauwerten die restlichen Flächen "verdunkelt", am besten eignen sich dazu Marker in verschiedenen Abstufungen. Wer mehr Zeit hat, kann die dunkelsten Bereiche wie Himmel oder Hintergrund zusätzlich mit schwarzem Tonpapier hinterlegen und bekommt so ein kontrastreicheres Bild.

Neben dem Zeitaspekt haben Handzeichnungen nach wie vor "mehr Seele und Frische", wie Nies es nennt. Sie sind so gerade für den Privatgarten in der Regel die bessere Wahl. Auch für den Planer ist eine schnelle Visualisierung eine geeignete Hilfe, um sich über den nächtlichen Effekt klar zu werden.

Computergestütze Grafiken

Für die aufwändigere Variante sind unterschiedlichste Computerprogramme auf dem Markt. Aus der Vielzahl von Bildbearbeitungs- und Animationsprogrammen für Architektur, Lichtplanung oder Produktdesign sind einige auch für landschaftliche Nachtdarstellungen gut geeignet. Mit Plug-ins als Erweiterung zum eigentlichen Programm kann in der gewohnten Zeichenumgebung weitergearbeitet werden.

Bei Vectorworks Landschaft, der unter Landschaftsarchitekturbüros weit verbreiteten Software, können die gewünschten Leuchten direkt in 3D und im Geländemodell platziert werden. In der integrierten Bibliothek findet man ein großes Angebot gängiger Produkte. Auch direkt vom Leuchtenhersteller können die entsprechenden Modelle importiert werden. In den Daten sind Lichtkegel, Streuwinkel, Reflektor und Lichttemperatur enthalten, so das die entstehende Lichtsituation weitgehend der Realität entsprechen. Durch das sogenannte Rendern werden aus zweidimensionalen Plänen fotorealistische Darstellungen und Animationen. Durch die Berechnung der Lichtverteilung unter Berücksichtigung der Oberflächenstruktur erhalten die Gegenstände ein realistisches Aussehen. Wurde dieser Visualisierungsschritt früher mit Buntstift, Marker oder Kreiden über die schwarzweiß Skizze gelegt, ist zum Beispiel bei Vectorworks die Möglichkeit des Renderns direkt mit der Renderengine von Cinema 4D seit 2012 integriert.

Durch den proceduralen Shader werden die Texturen von Oberflächen berechnet. So erhalten Gras und die unregelmäßigen Blattstrukturen einer Pflanze den speziellen charakteristischen Charme. In Gartenplanungsprogrammen ohne proceduralen Shader werden Hecken und Baumkronen nur mit einer vollflächigen Textur belegt, ohne den pflanzentypischen spannenden Licht- und Schattenkontrast wiederzugegeben. Nach Erfahrung vom Hersteller Computerworks werden diese Beleuchtungspläne eher von kleinen Büros bis fünf Mitarbeiter eingesetzt. Hier ist die am Kunden zu leistende Überzeugungsarbeit für die Beauftragung maßgeblicher. Eine stimmungsvolle Visualisierung hilft da eben mehr als viele Worte.

Dataflor bietet für die dreidimensionale Darstellung zusätzlich zu den Informationsverwaltungsprogrammen das hauseigene Produkt Grünstudio 3D, eine Art Animationsprogramm, mit dem Spaziergänge durch Gartensituationen erstellt werden. Ähnlich wie bei Sketch up, dem Zeichenprogramm, das an die anderen Produkte des Herstellers angebunden ist, kann ein Grundrissplan eingelesen und dreidimensional weiter bearbeitet werden. Für einen Nachtspaziergang wird über zwei Klicks ("Tageszeiten" - "abends") die Nachtsituation eingestellt und die zuvor über "Landschaftsbeleuchtung" eingefügten Lichtobjekte schalten sich quasi von selbst an. Bei Auto-CAD basierten Programmen entfällt jedoch das Rendern organischer Texturen. Dadurch wirken die räumlichen Gartendarstellungen oft etwas hölzern.

Das einfach zu bedienende Programm mit umfangreicher 3D-Bibliothek richtet sich in erster Linie an Landschaftsgärtner, die ihren Privatkunden durch einen solchen Rundgang einen animierten Eindruck ihres zukünftigen Gartens vermitteln wollen. Wer sich für die 3D-Darstellung seiner Planungsidee für eins der Sketch up-Produkte entschieden hat, dem stehen zusätzliche Plug-ins wie zum Beispiel "Render[in]" zur Verfügung. Damit können Nachthimmel simuliert, 3D-Leuchtobjekte erstellen oder weichere Schatten erzeugt werden. Aber auch hier kommt man beim Rendern von Pflanzenstrukturen an Grenzen. Spitzenreiter im Bereich der Visualisierung von Pflanzen ist Artlanis, das spezielle 3D-Modelle für Bäume mitbringt. Die Arbeit mit derart komplexen Programmen eignet sich in der Regel nur für Planungsbüros die einen eigenen Arbeitsplatz nur für die Herstellung von 3D-Perspektiven besetzt haben oder gänzlich auf Computervisualisierung spezialisiert sind.

Sowohl zum Finishing von 2D als auch 3D-Grundlagen ist Photoshop nach wie vor eine gute Wahl. Ein fertiger Gartenentwurf wird damit recht einfach in eine Beleuchtungssituation verwandelt. Mit der Funktion "Beleuchtung anpassen" kann auf der importierten Planungsgrundlage die gewünschte Dunkelheit eingestellt werden. Die wie ein graues Transparent über der Zeichnung liegende Ebene wird anschließend mit den Tools "Abwedler" oder "Radiergummi" an den entsprechenden Stellen wieder aufgehellt.

Auf Youtube zeigt der CAD-Democlip "Beleuchtungsplan mit Photoshop" von Dataflor, wie ein geübter Anwender auf einem Gartenplan das Licht ausgehen lässt und mit verschieden großen Lichtkegeln in nur 2:38 Minuten eine traumhafte 2D-Szenerie entsteht. Photoshop ist auch für Prof. Bernhard Wegener das Mittel der Wahl. Seit 2009 unterrichtet er an der Hochschule Bochum das Fach Photoshop und Plangrafik. Sein Tipp für eine emotionalere Computergrafik sind absichtlich eingebaute zeichnerische Unstimmigkeiten, die das Bild lebendig wirken lassen. In seinem Kölner Büro Club 94 Landschaftsarchitekten lässt er einfache Perspektivzeichnungen von künstlerisch begabten oder am Thema interessierten Mitarbeitern kreieren. Für größere Aufgaben wie städtebauliche Wettbewerbe geben sie die Zeichnungen an professionelle 3D-Visualisierungsbüros. Das Wettbewerbsgeschäft verlangt heutzutage einen solchen hohen Standard in der optischen Qualität, dass man nur mit hochwertigen Darstellungen mithalten kann. "Wenn man nicht täglich mit den Renderprogrammen zu tun hat, sitzt man da schnell eine Woche an einem Bild. Die Zeit haben wir hier nicht während der Bearbeitung eines Wettbewerbs", sagt Wegener aus Erfahrung.

Die Bearbeitung mit Photoshop ist auch eine gute Ergänzung für klassische Handskizzen. Die eingescannte Dunkelzeichnung wird als Ebene über das dazugehörige Foto gelegt. Durch den Befehl "Multiplizieren" scheint das Hintergrundfoto durch die jetzt transparente Zeichnung. Der Durchscheineffekt wird durch einen Deckkraft-Regler auf den optimalen Effekt eingestellt. Die so erzeugten Präsentationspläne wirken professionell und behalten sich gleichzeitig den Charme der Freihandzeichnung.

Praxistest

Für kleinere Projekte geht es aber auch ohne großen zeichnerischen Aufwand. Wird die Beleuchtung für eine bereits bestehende Gartenanlage geplant, kann mit einfachen Mitteln und im Beisein der Bauherren direkt vor Ort ausgetestet werden. Mit einigen starken Taschenlampen oder Baustrahlern lassen sich in Handarbeit und nach Büroschluss die interessantesten Objekte und Pflanzen bestimmen. Bei der Gelegenheit werden auch gleich die verschiedenen Einfallswinkel vorab ausprobiert.

Neben der eigentlichen Lichtquelle spielen zusätzliche Faktoren wie Lichtspektrum oder Lichttemperatur eine nicht zu unterschätzende Rolle. Seit LEDs auf dem Markt sind ist wohl schon jedem einmal der Unterschied zwischen warmweißem und kaltweißem Licht unangenehm aufgefallen. Markus Kenz vom Lichtstudio Invito in Freiburg ist seit 16 Jahren im Geschäft und hat sich einen Namen gemacht, dem sowohl Kunden als auch Architekten vertrauen. So genügt bei ihm zur Präsentation ein CAD-Beleuchtungsplan. Die Wirkung der Leuchten wird über stimmungsvolle Referenzbilder aus den Herstellerkatalogen vermittelt. Ein ausgearbeiteter Nachtbildplan ist für ihn zu aufwendig, zumal kaum einer seiner meist finanzkräftigen Kunden bereit ist, dafür zu bezahlen. Sind genügend Auslässe eingeplant und verlegt, kann eine falsch ausgesuchte Leuchte notfalls austauscht werden.

Kenz hat mittlerweile einen sehr umfangreichen Showroom, in dem auch Außenleuchten zu begutachten sind. Entscheidend für die Wahl der Kunden ist die äußere Optik der Leuchte. Bei Bedarf nimmt er die Musterleuchten mit zur Kundschaft, um die Leuchtwirkung vor Ort zu demonstrieren. Ob das Gehäuse nun aus rostrotem Corten oder weißlackiert ist, spielt in dem Fall keine Rolle. Musterleuchten vom Hersteller sind nur noch schwer zu bekommen und die Wiedereinlagerung wird mit bis zu 20 Prozent vom Warenwert in Rechnung gestellt.

Für seine Beleuchtungspläne, in denen auch technische Daten wie Auslässe und Kabelstärken verzeichnet sind, benutzt er Dialux, eine Software, die sich vorwiegend an Lichtplaner wendet. Auch damit können relativ leicht Beleuchtungsszenen mit konkreten Leuchtobjekten erstellt werden. Die hinterlegte Datenbank enthält das Hauptsortiment der Leuchtenhersteller mit allen benötigten Daten. Um aber aus den angebotenen Datensätzen die passenden Leuchten herauszufiltern sind gute Produktkenntnisse und die Fähigkeit Lichtstreukurven richtig lesen zu können notwendig.

Fazit

Licht ist heutzutage auch in der Garten- und Landschaftsgestaltung ein elementares Gestaltungsmerkmal. Neben der räumlichen Planung steigert die Beleuchtung den Wert eines Freiraums, ob wir ihn gerne aufsuchen und uns darin wohl fu?hlen. Für den Landschaftsarchitekten oder die Gartenplanerin ist die Beleuchtungsplanung nur ein Teilbereich der Arbeit. Je nach Projektgröße findet sich eine passende Darstellungsweise der Gestaltungsidee. Auf Grund der Vielzahl an Möglichkeiten und raschen technischen Veränderungen aber, ist die Zusammenarbeit mit einem Fachplaner oder einem spezialisierten Büro kein Luxus.
Dipl.-Ing. Katja Richter
Autorin

grünwerk - Büro für Landschaftsarchitektur und Fachjournalismus

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