Interview mit BGL-Präsident Lutze von Wurmb

"Wir haben eine gute Auftragslage weit über das Jahr hinaus"

Wirtschaftsentwicklung GaLaBau
Lutze von Wurmb: Entscheidende Faktoren für die hohe Nachfrage im Bausektor sind die gute Konjunktur, wachsende Einkommen sowie staatliche Anreize im Wohnungsbau. Foto: NürnbergMesse

Dem Garten- und Landschaftsbau geht es ausgezeichnet. Lutze von Wurmb, Präsident des Bundesverbandes Garten,- Landschafts- und Sportplatzbau (BGL), rechnet auch in den überschaubaren nächsten Monaten mit einer guten konjunkturellen Entwicklung, die nur vom Fachkräftemangel gebremst wird. Er appelliert jedoch an die Branchenbetriebe, jetzt auch für schlechtere Zeiten vorzusorgen. Die Fragen stellten Christian Münter und Hendrik Behnisch.

Die Branche boomt seit Jahren. Mit 7,87 Mrd. Euro kratzte der GaLaBau 2017 an der 8-Mio.-Umsatzmarke. Wie ist die aktuelle Lage?

Lutze von Wurmb: Die Situation ist in allen Arbeitsbereichen vom Privatgarten über die Gartenanlagen in Gewerbe- und vor allem Wohnungsbau bis in den öffentlichen Bereich außerordentlich gut. Wir haben eine anhaltend gute Auftragslage und viele Betriebe sind weit über das Jahr hinaus ausgelastet. Selbst die Preise haben sich stabilisiert und steigen.

Welche Faktoren sind für das enorme Wachstum ausschlaggebend?

Lutze von Wurmb: Entscheidende Faktoren für die anhaltend hohe Nachfrage im gesamten Bausektor sind sicher die gute Konjunktur mit wachsenden Einkommen sowie die hohen staatlichen Anreize im Wohnungsbau. Daneben hat die hohe Beschäftigungszahl für sichere staatliche Einnahmen gesorgt, die in der Sanierung der öffentlichen Infrastruktur mündet. Neben Straßen eben auch Schulen, Kindergärten, Hochschulen, Verwaltungsgebäude und Freizeiteinrichtungen, die mit den Außenanlagen saniert werden.

Ergänzend zu alledem: die niedrigen Habenzinsen. Viele Menschen sagen: Wenn ich nichts für mein Geld bekomme, dann möchte ich doch etwas Sinnvolles damit machen. Und damit kommt auch der vom Profi gestaltete Privatgarten ins Geschäft. Dabei spielt die zwischenzeitlich in unserer Gesellschaft tief verankerte Sehnsucht nach dem "grünen Wohnzimmer" eine wichtige emotionale Rolle.

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Lutze von Wurmb: Die Nachwuchsgewinnung insgesamt ist nach wie vor auf einem guten Weg. Foto: Moritz Lösch, Neue Landschaft

Ist es absehbar, dass es in den kommenden Monaten oder Jahren so weitergehen wird?

Lutze von Wurmb: In den überschaubaren nächsten Monaten wird die gute konjunkturelle Entwicklung anhalten. Wir haben allerdings bereits heute eine starke Wachstumsbremse in unserer Branche: Das ist die mangelnde Verfügbarkeit von Fachkräften. Wir sind daher mit dem BGL auch schon engagiert dabei, dem entgegen zu wirken.

Der Garten- und Landschaftsbau ist in seinem Erfolg auch immer ein Abbild der Gesamtwirtschaftlichen Lage. Wir sollten nie vergessen, dass es auch zu einem Einbruch kommen kann.

Schauen Sie sich nur mal die Situation in anderen großen Industrienationen an: Großbritannien, Italien, Türkei, Russland und auch in den USA. Da ist viel in Bewegung. Ich appelliere daher mit allem Nachdruck an unsere Betriebe, jetzt für schlechtere Zeiten vorzusorgen - besser wird es nicht mehr.

Stetig steigende Nachfrage nach landschaftsgärtnerischen Dienstleistungen auf der einen Seite, sich verschärfender Fachkräftemangel auf der anderen. Ein unlösbares Dilemma?

Lutze von Wurmb: Das ist in der Tat schon heute ein Dilemma. Auf der einen Seite freuen wir uns über die anhaltend hohen Auszubildendenzahlen und die Anzahl von Beschäftigten. Auf der anderen Seite sehen wir ein durch den Mangel an Facharbeitern gebremstes Wachstum. Wir, der BGL mit seinen Landesverbänden, stellen uns dieser Herausforderung. Mit der fortgesetzten Nachwuchswerbung, adressiert an Schüler und Berufseinsteiger, genauso wie mit dem Projekt GaLaBau-Q.

So haben wir unter breiter Beteiligung unserer Betriebe eine Maßnahme auf den Weg gebracht, wo wir engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Betrieben fortbilden und für erste Führungsaufgaben, also für die Anleitung eines kleinen Teams bis hin zur Leitung einer Baustelle, qualifizieren. Durch die Möglichkeit zur beruflichen Weiterentwicklung steigern wir die Berufszufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und tragen gleichzeitig zur Sicherung des Fachkräftebedarfs in Garten- und Landschaftsbau bei. Darüber hinaus begründen wir gerade mit der Bundesagentur für Arbeit eine Zusammenarbeit, mit der wir Arbeitskräfte aus dem Ausland anwerben wollen.

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Lutze von Wurmb: Bei der Digitalisierung erarbeiten wir an einer "Landkarte der Digitalisierung": Es geht beispielsweise um E-Vergabe, digitales Fuhrparkmanagement, Zeit- und Leistungserfassung sowie Building Information Modeling. Foto: DATAflor AG

Das Bundeswirtschaftsministerium, das die Flüchtlingslotsen in den Landesverbänden seit zwei Jahren finanziert, hat deren Arbeit positiv bewertet. Liegt ein Schlüssel zur Nachwuchsgewinnung auch in der Flüchtlingsintegration?

Lutze von Wurmb: Die Nachwuchsgewinnung insgesamt ist Dank der herausragenden Arbeit unseres Förderwerkes AuGaLa nach wie vor auf einem guten Weg. Und die Arbeit unserer Willkommenslotsen bei der Integration von Flüchtlingen ist ebenfalls sehr gut. Nur: Mit diesen Menschen allein werden wir unser Fachkräfteproblem nicht lösen. Da muss man klar unterscheiden: Hier leisten wir einen gesellschaftlichen Beitrag. Die jungen Menschen lernen deutsch, machen eine Ausbildung und werden so integriert. Das ist aber nur ein kleiner Baustein.

Wird die Digitalisierung ein Stolperstein für die Branche oder erwarten Sie einen geschmeidigen Übergang zum GaLaBau 4.0?

Lutze von Wurmb: Die Digitalisierung wird kein Stolperstein für die Branche, im Gegenteil: Die Landschaftsgärtner haben bisher jede Herausforderung angenommen und als Chance genutzt. Viele digitale Lösungen haben wir in den Betrieben bereits realisiert. Die Unternehmer ebenso wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind offen für diese neuen Herausforderungen. Und mit dem BGL unterstützen wir diesen Prozess. Wir haben schon sehr frühzeitig angefangen unsere jungen Landschaftsgärtner bei der Digitalisierung mitzunehmen. Das Berichtsheft gibt es beispielsweise schon seit einigen Jahren online.

In einer BGL-Arbeitsgruppe haben wir mit jungen Unternehmern, die die digitale Technik bereits umfassend nutzen, und Wissenschaftlern das Thema aufgegriffen. Wir erarbeiten dort in einer "Landkarte der Digitalisierung" kurze Beratungshinweise für die Betriebe in den verschiedenen Betriebsbereichen. Da geht es beispielsweise um Themen wie E-Vergabe, E-Rechnung, digitales Fuhrparkmanagement, Zeit- und Leistungserfassung, Building Information Modeling (BIM) oder VR und AR im Landschaftsbau. Ich bin zuversichtlich, dass wir die großen Chancen dieser Technologie im GaLaBau gut nutzen werden. In den Landesverbänden werden wir mit Seminaren aktiv informieren.

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