Jährlich fast 300 Millionen Tonnen mineralische Abfälle am Bau

Wird Baustoffrecycling in Deutschland effektiver?

Baustoffmangel Baustoffe
Boden und Steine machen mit rund 130 Millionen t knapp 60 Prozent der mineralischen Bauabfälle aus, rund ein Viertel entfällt auf Bauschutt. Grafik: © 2021, IW Medien • iwd 24

Die anhaltend gute Baukonjunktur in Deutschland führt zu einer großen Nachfrage nach Baurohstoffen. Da der Sektor der ressourcenintensivste Wirtschaftszweig Deutschlands ist, muss mit den Rohstoffen so effizient wie möglich umgegangen und vermehrt auf Recycling gesetzt werden.

Um dies zu gewährleisten, kann die Politik auf verschiedene Instrumente zurückgreifen - deren Effektivität muss jedoch zuvor geprüft werden. Die Corona-Pandemie sorgte in fast allen Wirtschaftsbereichen für deutliche Einbußen. Einige wenige Branchen haben der Krise allerdings erfolgreich getrotzt: So zeigt sich beispielsweise die Bauwirtschaft unbeeindruckt von der Pandemie, das Bauvolumen hierzulande - also die Summe aus Wohnungs-, Wirtschafts- und öffentlichem Bau - stieg auch im Corona-Jahr und bestätigte damit den langfristigen Trend: Zwischen 2015 und 2020 ist das Bauvolumen in Deutschland um rund ein Drittel auf mehr als 444 Milliarden Euro gestiegen. Für das aktuelle Jahr geht das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) von einer erneuten Steigerung aus, 2022 soll das Volumen schon bei rund 480 Milliarden Euro liegen.

Effizienterer Einsatz notwendig

Während der stetige Wachstumskurs der Branche aus wirtschaftlicher Sicht erfreulich ist, bringt er gleichzeitig einige Herausforderungen in Sachen Umweltschutz mit sich. So kommt es in Deutschland Jahr für Jahr zu großen Mengen an Bauabfällen: Im Jahr 2018 fielen in der Bundesrepublik insgesamt 417 Millionen t Abfall an - 55 Prozent davon waren Bau- und Abbruchabfälle. Der Bausektor hat damit einen beträchtlichen Einfluss auf die Ökobilanz.

Die Umweltbelastung durch die Baubranche zeigt sich aber nicht erst bei der Entsorgung der Abfälle, sondern schon bei der Produktion: Der Sektor ist der ressourcenintensivste Wirtschaftszweig in Deutschland. Die Ressourcen zu schonen und möglichst effektiv zu nutzen, ist deshalb in den vergangenen Jahren immer stärker in den Fokus gerückt.

Die Rohstoffnachfrage in Deutschland wird durch heimische Lagerstätten, Sekundärrohstoffe aus der Verwertung und dem Recycling von Bauabfällen sowie durch den Import gedeckt. Auch wenn Baumineralien in Deutschland noch relativ einfach erhältlich sind, sprechen ökologische Gründe, aber auch zunehmende lokale Knappheiten und Flächennutzungskonflikte - beispielsweise bei Schutz- oder Siedlungsgebieten - für einen effizienteren Einsatz.

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Baustoffmangel Baustoffe
Auch wenn Baumineralien in Deutschland noch relativ einfach erhältlich sind, sprechen ökologische Gründe für einen effizienteren Einsatz. Foto: Peter Craven, CDE Global, CC BY 2.0

Informationskampagnen und Produktdesigns

Die wichtigste Frage ist, welche Art von Baustoffen genutzt wird. So sollte in der Produktion stärker auf Sekundär- statt Primärbaustoffe zurückgegriffen werden - also auf recyceltes statt neues Material. Die Ausgangsstoffe für das Baustoffrecycling sind die sogenannten mineralischen Abfälle (Grafik): Im Jahr 2018 fielen annähernd 219 Millionen t mineralische Bauabfälle an. Die unter dem Begriff Boden und Steine zusammengefassten Materialien machen mit rund 130 Mio, t knapp 60 Prozent davon aus, rund ein Viertel entfiel auf Bauschutt. Um solche Sekundärbaustoffe wettbewerbsfähiger zu machen, stehen der Politik verschiedene Instrumente zur Verfügung. Durch Informationskampagnen kann etwa die Akzeptanz von recycelten Materialien gesteigert werden, durch intensive staatliche Förderung der Forschung und Entwicklung im Bereich von alternativen Baustoffen können ressourcenschonende, kreislauforientierte Produktdesigns gestärkt werden. Darüber hinaus wird zuweilen eine Primärbaustoffsteuer gefordert - ganz nach dem Motto: Wer nicht auf recycelte Rohstoffe setzt, muss mehr zahlen.

Primärbaustoffsteuer geht am Ziel vorbei

Eine solche Steuer wäre allerdings nur ein indirektes Mittel. Die Menge an Recyclingbaustoffen ist logischerweise nicht frei nach Bedarf wählbar, sondern resultiert aus dem Umfang der Bau- und Abbruchaktivitäten - darauf hätte die Steuer keinen Einfluss. Zudem muss sie sich nicht zwingend positiv auf die Nutzung von Sekundärbaustoffen auswirken - die Besteuerung von Neumaterial könnte auch einfach dazu führen, dass es für Produzenten günstiger ist, dieses aus dem Ausland zu importieren.

Insofern muss die Politik genau prüfen, ob eine Primärbaustoffsteuer in Deutschland das gewünschte Ziel - eine stärkere Nutzung von Sekundärrohstoffen - überhaupt erreichen würde oder ob andere Maßnahmen effizienter wären. Anhaltspunkte könnte ein Blick nach Großbritannien liefern: Auf der Insel wurde die Steuer 2002 eingeführt und seitdem schrittweise erhöht, ihre - auf den ersten Blick nicht eindeutige - langfristige Wirkung wird derzeit von der britischen Regierung geprüft. iwd

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