Wirtschaftsweise erwarten deutlich weniger Wachstum

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, die sogenannten Wirtschaftsweisen, rechnen damit, dass die Wirtschaftsleistung in Deutschland im ersten Halbjahr deutlich zurückgeht. Zu erwarten seien Wachstumsraten von -1,5 Prozent im ersten Quartal und -4,5 Prozent im zweiten Quartal 2020, heißt es in einem Ende März vorgelegten Sondergutachten zur Corona-Pandemie. Das entspräche dem Rückgang der wirtschaftlichen Leistung zur Zeit der Finanzkrise vor elf Jahren.

Nachdem die Rezessionswahrscheinlichkeit Anfang des Jahres zwischenzeitlich auf etwa 15 bis 20 Prozent gefallen war, sei sie im März sprunghaft an, so die Wirtschaftsweisen. Sie liege zurzeit bei 76 Prozent. Es sei der höchste Stand seit der Finanzkrise im Jahr 2009.

Ursache der negativen Entwicklung sind nach Auffassung der Volkswirte nicht allein die die gesundheitspolitischen Maßnahmen des Bundes und der Länder, sondern vor allem der Ausfall von Arbeitskräften, die Unterbrechung von Lieferketten und die gesunkene Nachfrage nach deutschen Produkten im Ausland. Besonders stark getroffen werde davon die Industrie. "Entscheidend für die wirtschaftliche Entwicklung dürfte sein, ob es gelingt, die Ausbreitung des Corona-Virus effektiv zu bekämpfen", heißt es in dem Sondergutachten. Die verschiedenen Einschränkungen sozialer und wirtschaftlicher Aktivitäten könnten dann schnell aufgehoben werden. Sollte sich, ähnlich dem sich andeutenden Verlauf in China, die wirtschaftliche Lage über den Sommer normalisieren, sei für das Jahr 2020 mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts in Höhe von 2,8 Prozent zu rechnen. Dann sollten Aufholeffekte für ein zeitweiliges Wachstum deutlich oberhalb der Potenzialrate sorgen, sodass die Wirtschaftsaktivität in den kommenden Jahren zum Wachstumstrend zurückkehren dürfte. cm