Der Kommentar

Work-Life-Balance war gestern

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Bei keinem Thema drückt im Moment der Schuh so sehr wie bei der Frage nach neuen Mitarbeitern. Bei uns an der Hochschule kommen die Stellenangebote fast täglich, meist verbunden mit einem Anruf und der Bitte, ob der Professor nicht positiv Einfluss nehmen kann, damit sich überhaupt jemand bewirbt. Bei den gewerblichen Mitarbeitern soll es schon Betriebe geben, die gezielt auf Kollegenbaustellen gehen, um dort Mitarbeiter plump mit der Ansage "zwei Euro mehr die Stunde" abzuwerben. Es scheint so, dass überall mehr Arbeit als Arbeitskraft ist.

Gute Zeiten für Arbeitnehmer, könnte man denken. Wer aber im Job ist, wird oft gar nicht mehr so kuschelig behandelt. Nach einer kürzlich veröffentlichten Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin arbeiten die Deutschen im Durchschnitt 43,5 Stunden die Woche. Also ziemlich weit weg von der 35-Stunden-Woche, die beispielsweise in der Metallindustrie gilt. Noch überraschender ist, dass laut Studie 43 Prozent der Erwerbstätigen mindestens einmal im Monat am Wochenende arbeiten müssen, davon die Hälfte sogar am Sonntag. Vielleicht nicht ganz so überraschend ist, dass knapp 40 Prozent der Beschäftigten nach Feierabend erreichbar sind, teils freiwillig, teils unfreiwillig.

Ein ähnliches Bild hat einmal der Vorstandsvorsitzende der XING AG, Betreiber eines auf Business-Kontakte ausgerichteten sozialen Netzwerkes, gezeichnet. Die Mitarbeiter in seinem Hause wollen auf der einen Seite einen gewissen Luxus genießen, zum Beispiel mittags in Hamburg um die Alster laufen, und brauchen dafür im Büro auf jeder Etage ausreichend Duschen. Auf der anderen Seite wird aber problemlos 50 bis 60 Stunden die Woche gearbeitet. Auf die Frage, ob das krank macht, kommt es laut der Studie darauf an, ob die Mitarbeiter das Gefühl haben, selbst bestimmen zu können, ob eine Extraschicht eingelegt wird oder nicht.

Ähnliches ist auch in einem Buch von Markus Väth unter dem Begriff "New Work" zu finden. Danach soll heute jeder die Arbeit finden, bei der sich die eigenen Wünsche, Hoffnungen, Träume erfüllen lassen und vor allem Begabungen genutzt werden. Was am Ende dazu führt, dass sich Arbeit und Leben gegenseitig durchdringen und die künstliche Trennung von beidem aufgehoben wird und zwar in dem Maße, wie es jeder für sich als richtig erachtet. Aber das ist bei Vielen eben deutlich mehr als die gewerkschaftlich so heilbringende 35-Stunden Woche.

Der Wettbewerb um die besten Arbeitnehmer hat vielleicht seinen Höhepunkt noch nicht erreicht, aber gute Mitarbeiter wollen nicht nur Vergünstigungen, sie wollen auch gefordert werden. Vor allem wollen sie ein gewisses Maß an Selbstbestimmung. Dazu gehört, selbst zu bestimmen, wann Überstunden nötig sind und wann die Freizeit Vorrang hat. Wenn der Landschaftsbau in Zukunft erfolgreich Mitarbeiter werben will, gehören auch intelligente Arbeitszeitmodelle dazu. Von Teilzeit-Modellen bis hin zu 50 Stunden die Woche muss bald alles möglich sein. Ihr Martin Thieme-Hack

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Prof. Dipl.-Ing. (FH) Martin Thieme-Hack
Autor

Hochschule Osnabrück, Fakultät A&L

Hochschule Osnabrück University of Applied Sciences

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