Fertigrasenerzeugung und RSM Rasen

Zehn Jahre Harmonisierung

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Fertigrasen Rasensaatgut
Fertigrasen Rasensaatgut

Fertigrasenerzeugung funktionierte schon immer nach ganz eigenen Regeln: 1. Der Rasen muss halten! 2. Der Rasen muss halten! 3. Der Rasen muss halten! 4. Ohne Kunststoffnetze - natürlich! Mit anderen Worten: In deutschem Fertigrasen müssen die seitlich streichenden sekundären Wurzeln, unterirdische Ausläufer und etwas Rasenfilz die Sode zusammenhalten und dafür sorgen, dass die geschälten Rasenbahnen nicht reißen. Daher kommt der Wiesenrispe dabei die wichtigste Rolle zu.

I n anderen Ländern ist das anders und in der internationalen Fachpresse wird viel Werbung für stabilisierende Kunststoffnetze im Fertigrasen gemacht. Die Mehrzahl der deutschen Fertigrasenbetriebe - seit 2004 im Deutschen Rollrasen Verband (DRV) organisiert - haben sich 2006 selbst Regeln für ihre Produktion gegeben. Darin wurde das sogenannte Netting erstmals untersagt. 2016 wurde diese Vorgabe in die "Technischen Lieferbedingungen für Rasensoden aus Anzuchtbeständen" (TL Fertigrasen) der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL) übernommen.

Die Wiesenrispe - ein ambivalenter Partner

Die Wiesenrispe ist in vielerlei Hinsicht ein "wertvoller" Partner in jeder Rasenmischung. Ihre Vermehrung ist nicht einfach und verlangt viel Erfahrung, Wissen und auch Wetterglück. Das macht sie teuer. In Ansaatmischungen für die Fertigrasenerzeugung hat sie dennoch, aus den geschilderten Gründen, schon immer hohe Anteile von 50 Gewichtsprozent und mehr.

In Verbrauchermischungen würden ähnlich hohe Anteile zum einen den Preis in die Höhe und zum anderen die Kunden zur Verzweiflung treiben. Denn das nur sehr langsam keimende und sich entwickelnde Gras wächst nicht so schnell wie es die Kunden erwarten.

In den Regel-Saatgut-Mischungen Rasen (RSM Rasen) der FLL hat der Regelwerk-Ausschuss RSM (RWA-RSM) die Wiesenrispenanteile in den allermeisten Mischungen geringer angesetzt. Rechnet man den Gewichtsanteil, in dem die Mischungen stets beschrieben werden, in absolute Samenzahlen um, ist das in jedem Fall berechtigt. Ein 30-prozentiger Gewichtsanteil von Wiesenrispe bei 25 g Aussaatstärke ist immer noch bei Weitem der Größte Samenanteil, wie Tabelle 1 zeigt, weil die Samen der Wiesenrispe deutlich kleiner sind als die von Deutschem Weidelgras (Lolium perenne) oder Rotschwingel (Festuca rubra spp.) wie in Abbildung 2 zu sehen ist. Zusammen bilden diese drei Arten, beispielsweise die RSM 2.3 Gebrauchsrasenmischung - Spielrasen. Die durch den großen Wiesenrispenanteil hohen Samenzahlen in ihren Ansaatmischungen relativieren Fertigrasenerzeuger durch reduzierte Aussaatstärken.

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1./2. Netzverlegung zur Beschleunigung der Fertigrasenerzeugung. Foto: www.tamanetusa.com,/www.tenax.net

Die Regel-Saatgut-Mischungen Rasen

Mit der zunehmenden Durchdringung des Marktes durch die Regel-Saatgut-Mischungen Rasen in den 1990er Jahren, wurde von Seiten der ausschreibenden Stellen immer häufiger Fertigrasen entsprechend RSM 3.1 Sportrasen - Neuanlage oder RSM 2.3 Gebrauchsrasen - Spielrasen etc. ausgeschrieben.

Damit kamen die Fertigrasenerzeuger in eine rechtliche Grauzone, entsprachen deren Ansaatmischungen doch nicht den RSM-Vorgaben. Um sich aus dieser Grauzone zu befreien, versuchte der DRV schon kurz nach seiner Gründung 2004, spezielle Mischungen für die Fertigrasenerzeugung bei seinen Mitgliedern, im Garten- und Landschaftsbau und bei ausschreibenden Stellen bekannt zu machen und zu etablieren: Die Regel-Rollrasen-Mischungen (RRM).

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3. Braune Wurzeln und weiße Ausläufer der Wiesenrispe in gewaschener Sode. Foto: www.tamanetusa.com,/www.tenax.net
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1./2. Netzverlegung zur Beschleunigung der Fertigrasenerzeugung. Foto: www.tamanetusa.com,/www.tenax.net

Die Regel-Rollrasen-Mischungen (RRM)

Das System der RRM sah insgesamt 20 Mischungen für die vier Rasentypen - Gebrauchsrasen (6), Sportrasen (4), Golfrasen (8) und Landschaftsrasen (2) - vor. Allen gemeinsam war ein hoher Wiesenrispenanteil oder ein hoher Rohrschwingelanteil (Festuca arundinacea). Die Zusammensetzung und Vorgaben bei den Artenanteilen ließen zum Teil große Spielräume. Zudem gab es keine Sortenvorgaben. Rückblickend kann jedoch festgestellt werden, dass dieses Ansinnen nicht erfolgreich war. Die RRM erreichten nie die Bekanntheit und Bedeutung, die nötig gewesen wäre, um Veränderungen bei den ausschreibenden Stellen zu bewirken.

Mitarbeit im Regelwerk-Ausschuss "RSM"

Bewegung kam in die Situation, als der DRV um Mitarbeit im RWA RSM der FLL ersuchte. 2008 im Herbst trug der DRV dem RWA-RSM die Probleme vor und erläuterte (wie gerade eben) die Zusammenhänge. Daraufhin wurde damals bei sieben Mischungen folgender Passus in die Fußnoten aufgenommen: "Für die Produktion von Fertigrasen dieses Rasentyps sind abweichende Mischungsanteile der Gräserarten zulässig", beispielsweise bei den Mischungen RSM 2.3; RSM 4,3; RSM 4.4 oder RSM 7.1.1. Dieser Hinweis in der RSM Rasen 2009 erlaubte es Fertigrasenerzeugern erstmals, einzelne Mischungen offiziell mit veränderter Ansaatmischung als Fertigrasen nach RSM zu verkaufen. Ein großer Schritt für die Fertigrasenerzeugung in Deutschland und ein Beitrag zur noch größeren Akzeptanz der Regel-Saatgut-Mischungen Rasen.

Mit der RSM Rasen Ausgabe 2012 beschloss der RWA-RSM, die Vielzahl an Fußnoten bei zahlreichen Mischungen zu reduzieren. So wurde auch die Fußnote zum Fertigrasen gestrichen. An deren Stelle trat ein Hinweis in Kapitel "II. Allgemeine Hinweise - Teil a)", der bis heute dort zu finden ist: "Für die Produktion von Fertigrasen sind grundsätzlich abweichende Mischungsanteile der Gräserarten zulässig." Damit bezieht sich die Ausnahmeregelung nun nicht mehr nur auf einige wenige Mischungen, sondern ist für alle RSM Mischungen anwendbar.

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4. Vergleichende Samendarstellung der wichtigsten Rasengräser 4. Vergleichende Samendarstellung der wichtigsten Rasengräsera) Deutsches Weidelgras (Lolium perenne),b) Rohrschwingel (Festuca arundinacea),c) Rotschwingel (Festuca rubra spp),d) Wiesenrispe (Poa pratensis),e) Straußgras (Agrostis) Zeichnung: U. Knödler

TL Fertigrasen als neuer Rahmen

Das heißt jedoch nicht, dass nun alles möglich ist. Für den Rahmen sorgt wieder die TL Fertigrasen der FLL. In ihr werden die Rasentypen so definiert, dass die Haupt- oder Charakterarten mit Anteilen beschrieben sind. Allerdings nicht in Anteilen an einer Saatgutmischung, sondern als Mindestanteil an der tatsächlichen Bodenbedeckung des Fertigrasens. Es wird also das fertige Produkt - das Ergebnis der Arbeit - definiert. Tabelle 3 zeigt einige Beispiele.

Fazit

Seit der Öffnung der RSM Mischungen für Änderungen an den Mischungsanteilen für die Fertigrasenerzeugung sind nun zehn Jahre vergangen. Bis heute gab es keine Probleme mit der Vermarktung von hier erzeugtem Fertigrasen nach den verschiedenen RSM-Spezifikationen. Die hohe, ja höhere Qualität überzeugt. Und die Sode hält. Garantiert ohne darin eingewachsene Plastiknetze.

Quellen:

  • Regel-Saatgut-Mischungen Rasen 2009; FLL; Regel-Saatgut-Mischungen Rasen 2012; FLL; Regel-Saatgut-Mischungen Rasen 2019; FLL
  • Technische Lieferbedingungen für Rasensoden aus Anzuchtbeständen; FLL 2016
  • Aufzeichnungen aus dem Archiv des Deutschen Rollrasen Verbandes
  • Knödler, U. nach Vorlage unbekannter Herkunft, (verschiedentlich genutzt)
Prof. Martin Bocksch
Autor

Diplom Agrarbiologe

Hochschule Geisenheim University

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