Halbzeitbilanz der diesjährigen Landesgartenschauen
Zufriedenheit am Bodensee, Behördenfrust in Ingolstadt
Die diesjährigen Landesgartenschauen in Lindau, Ingolstadt (beide Bayern) und Überlingen (Baden-Württemberg) haben die Corona-bedingten Einlassbeschränkungen und das wechselhafte Wetter unterschiedlich gut gemeistert. Besonders an den bayerischen Standorten könnte die Stimmung kaum gegensätzlicher sein: Während das kleine Lindau am Bodensee Mitte Juli rund 80.000 Besucher auf der Habenseite hatte, kamen nur 100.000 Blumenfreunde ins bundesweit weitaus bekanntere Ingolstadt. Überlingen, wie Lindau am Ufer des Bodensees gelegen, war mit 250.000 Besuchern zur Halbzeit hochzufrieden.
Zu strenge Schutzmaßnahmen in Ingolstadt?
Dass sich die Veranstalter in Ingolstadt trotz 100.000 Besuchern zerknirscht zeigen, hängt vor allem mit bestimmten Corona-Hürden zusammen, die dort länger bestanden als in Lindau und Überlingen. Gegenüber dem "Bayerischen Rundfunk" beklagte sich der Ingolstädter LGS-Geschäftsführer Thomas Hehl über eine Benachteiligung seines Events seitens der Behörden. Während am Bodensee schon sehr viel früher Kurzentschlossene ohne Voranmeldung aufs Gelände gedurft hätten, hätten Ingolstadt-Interessenten bis Mitte Juli vorab einen festen Besuchstag buchen müssen. Hehl mutmaßte, dass das lange Zeit "potenzielle Besucher abgehalten" habe. Mehr noch: Der Geschäftsführer glaubt, dass bis zu 100.000 mehr Gäste in an die Donau gekommen wären, wenn Gesundheits- und Rechtsamt anders gehandelt hätten.
NL-Stellenmarkt
Insbesondere gegenüber der anderen bayerischen Gartenschau in Lindau sieht Hehl eine Benachteiligung: Obwohl deren Gelände mit 5,3 Hektar deutlich kleiner ist als das Ingolstädter Areal (26 ha), war die Einlassbeschränkung nur unwesentlich stärker. Zum Vergleich: Während 5500 Besucher pro Tag aufs Gelände in der Donaustadt kommen durften, waren es am Bodensee immerhin 3500. Bei Redaktionsschluss waren in Ingolstadt angesichts gesunkener Inzidenzwerte 8000 Gäste täglich erlaubt, in Lindau 4000. Ob die LGS in der Donaustadt während der zweiten Veranstaltungshälfte noch einen Besucher-Boom erleben wird, bleibt abzuwarten.
"Welle der Begeisterung" in Überlingen
Unberührt vom bayerischen Konkurrenzkampf ist die LGS Überlingen, die ihrerseits voll im Soll steht: Mit stattlichen 250.000 Besuchern ist man dort zur Halbzeit Gartenschau-Krösus - und wird es wohl auch bis zum Ende bleiben. Dabei gab es auch dort beileibe nicht nur eitel Sonnenschein - schon gar nicht im buchstäblichen Sinne. Die Veranstalter sprachen von "Dauerregen, nie dagewesenen Stürmen und hohen Wellen am Bodensee". Dem gegenüber stünde laut LGS-Geschäftsführer Roland Leitner jedoch eine "Welle der Begeisterung der Gäste", die das Event von Anfang an durch all die Widrigkeiten getragen hätte.
Und das Ende der Fahnenstange sei längst noch nicht erreicht, wie LGS-Geschäftsführerin Edith Heppeler angesichts steigender Besucherzahlen selbstbewusst verkündete: "Es kommen immer mehr Busse und seit es kaum mehr Einschränkungen beim Zutritt zur Gartenschau gibt, haben wir täglich eine konstant hohe Besucherzahl, mit Ausnahme der wirklich heftigen Regentage, die wir ja leider schon ausreichend hatten." Doch selbst falls das Wetter weiterhin Kapriolen schlagen und Corona wieder stärkere Einschränkungen erzwingen sollte: Ein Misserfolg wird die Landesgartenschau in Überlingen dank ihrer starken Halbzeitbilanz nicht mehr werden. Selbiges dürfte für Lindau gelten - und auch Ingolstadt hat noch bis zum 3. Oktober Zeit, seine Bilanz kräftig aufzubessern. hb