Osnabrücker Baumpflegetage

Zwischen Kastaniensterben und Windreaktionsmessung

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"Der beste Baumschutz ist die Emotion", verkündete Tagungsleiter Prof. Dr. Jürgen Bouillon zum Auftakt der 35. Osnabrücker Baumpflegetage, die wie jedes Jahr Anfang September auf dem Campus Haste stattfanden. Dass es allen Teilnehmern um das Wohl der Bäume ging, war in Osnabrück zu jedem Zeitpunkt spürbar. So stellte sich weder der Eindruck ein, dass Referenten die Bühne für plumpe Eigenwerbung nutzten noch gab es Anzeichen ökonomischen Lagerdenkens. Im Gegenteil: Nichts symbolisiert die stets sachbezogene Kooperation der Arboristen besser als das Gastspiel das vermeintlichen Konkurrenten Prof. Dr. Dirk Dujesiefken, der die Deutschen Baumpflegetage in Augsburg organirsiert.

Eine Epidemie, die Hoffnung lässt

Der Hamburger Professor nahm eingangs sämtlichen Wettbewerbsgedanken zwischen Osnabrück und Augsburg den Wind aus den Segeln. Dujesiefken schenkte der gastgebenden Hochschule ein Buch und betonte, dass es zwischen beiden Veranstaltungen keinerlei Konkurrenz, sondern eine durch und durch gute Kooperation gebe. Doch natürlich hatte das Urgestein der Baumbranche mehr als nur nette Worte zu bieten. Unter anderem referierte der Hamburger über die Pseudomonas-Rindenkrankheit, die in Teilen Europas den Rosskastanienbestand drastisch dezimiert hat. Das Bakterium Pseudomonas syringae pv. aesculi bringt dabei als Primärschädling die Rinde zum Absterben, wodurch flächendeckend holzzerstörende Pilze den Baum befallen und ihn abtöten. In der Praxis lässt sich eine Infektion anhand zahlloser Pilzfruchtkörper feststellen, die im Winter aus Rindenbereichen am oberen Stamm und in der Krone herauswachsen. Hinzu kommen bei befallenen Bäumen Leckstellen, aus denen eine dunkle Flüssigkeit austritt. Umfassend infizierte Rosskastanien, so Dujesiefken, seien nicht mehr bruchsicher und müssten gefällt werden. Obwohl es derzeit noch keine Bekämpfungsmittel gegen den Schädling gebe und die Rosskastanie an verschiedenen Orten bereits aufgegeben worden sei, malte das Hamburger Urgestein kein vollends düsteres Bild. Alle Epidemien, ob nun Pest, Cholera oder die Ulmenkrankheit, so Dujesiefken, hätten stets auch Organismen verschont, sodass ein komplettes Aussterben der Rosskastanie nicht zu befürchten sei.

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Umstrittene Pionierarbeit

Auch kontroverse Themen fanden im Tagungsprogramm Platz. So hatte Prof. Dr. Steffen Rust von der HAWK Göttingen Gelegenheit, eine noch umstrittene Pionierarbeit vorzustellen. Der Professor hat mit seinem Team ein Verfahren entwickelt, mit dessen Hilfe die Standsicherheit von Bäumen ohne kostspielige statische Zugversuche abgeschätzt werden kann: Die Windreaktionsmessung mittels Sensoren. Die Forscher haben untersucht, wie die Maximalneigung von Bäumen und die maximale Windgeschwindigkeit über einen längeren Zeitraum zusammenhängen. Sie fanden heraus, dass die Korrelation zwischen Baumneigung und Windgeschwindigkeit eng war. Zwar räumte Rust ein, dass manch ein Kritiker seinen Ansatz bereits als "wissenschaftlichen Unsinn" abgetan hat. Er zeigte sich jedoch davon überzeugt, dass mit der Methode die Standsicherheit von mehr Bäumen beurteilt werden könnte als es mit Zugversuchen wirtschaftlich ist. Gleichwohl sei die Windreaktionsmessung aufgrund der schwankenden Windgeschwindigkeiten am besten für mittel- und langfristige Untersuchungen geeignet. Auch sei es laut Rust wichtig, dass die Wetterstation, die die Winddaten liefert, nicht allzu weit vom untersuchten Baum entfernt sei. Hendrik Behnisch

M.Soc.Sci Hendrik Behnisch
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Redaktion Neue Landschaft / Exkurs / Pro Baum

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