Den alten Spielplatz zum Schmuckstück aufgefrischt

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Die große Doppelschaukel im mittleren Kreissegment lädt zu Spaß und Bewegung ein. Sie steht in einem eigens für dieses BV hergestellten Fallschutzbelag nach Farbvorgaben der Planerinnen. Foto: Thomas Herrgen

Frankfurt am Main wächst und wächst. In den neuen Stadtteilen am Rand entstehen daher neue Gemeindebauten, Kirchen, Schulen, Kindertagesstätten und nicht zuletzt Spielplätze für alle Altersgruppen. Die schon länger vorhandenen Anlagen im Stadtzentrum, oft abgenutzt, alt und wenig ansprechend, gerieten dabei ein wenig ins Hintertreffen. Doch inzwischen werden auch sie überplant, neu erdacht und das Ergebnis gebaut. Das Frankfurter Stadtzentrum ist dicht, hat enge Straßen und bietet wenig Platz für Kinder. Umso wichtiger war und ist es, die Flächen der bereits vorhandenen Spielanlagen zu sichern und zeitgemäß weiterzuentwickeln.

Auf einem Teil der sogenannten "Körnerwiese" - ein gründerzeitlicher, grüner Stadtplatz im Nobelviertel Westend - gab es seit etwa 30 Jahren schon einen Spielplatz. Nach so langer Zeit marode geworden und veraltet wurde er 2019 umgestaltet und um zahlreiche neue Attraktionen ergänzt. Dazu gehören unter anderem Holzspielgeräte nach Sonderanfertigung, eine neue Sandfläche, kleine Spielhäuschen sowie Bänke für die Eltern. Der Standort hat zudem einen großen Vorteil: Er liegt unter dem schützenden Dach vorhandener Bäume. In Zeiten steigender Temperaturen mit langanhaltenden Hitzeperioden und großer Sommertrockenheit wird es immer wichtiger, die Standorte für Kinderspielplätze gut auszuwählen und sinnvoll auszustatten. Denn hoch verdichtete Stadtviertel mit Gebäuden, Flachdächern und Asphaltbelägen auf den Straßen heizen sich mehr und mehr auf, während die Temperaturen in den beschatteten Grünbereichen dazwischen 3 bis 5 °C niedriger liegen können. Der Spielplatz auf der Körnerwiese befindet sich komplett unter mächtigen alten Platanen und anderen Bäumen. Auf diese Weise wird er ganz natürlich beschattet und sorgt punktuell für Frischluftentstehung.

Vormals gründerzeitliche Platzgestaltung

Der umgestaltete Kinderspielplatz liegt geschützt und etwas "versteckt" im Villenviertel Westend, das noch viele Vorkriegsbauten aufweist. Mit gebührendem Abstand von einer großen vierspurigen Magistrale, der nach Norden ausfallenden Eschersheimer Landstraße und nördlich des Grüneburgwegs, einer Büro-, Wohn- und Geschäftsstraße, liegt er innerhalb der Grünfläche "Auf der Körnerwiese". Sie hat die Form eines lang gezogenen schmalen Dreiecks in Nord-Süd-Ausrichtung und ist ein ehemaliger Stadtschmuckplatz aus der Gründerzeit. Dieser war mit einem runden Wasserbecken und dem Denkmal für Theodor Körner (1791-1813, deutscher Dichter und Dramatiker) geziert. Hinzu kamen Bäume am Rand, Hecken und Beetpflanzungen, ganz im Stil der Zeit des späten 19. Jahrhunderts.

Durch einen Straßenneubau wurde die Nordspitze der "Körnerwiese" mit dem Dichter-Monument später abgetrennt und auf dem größeren Südteil entstand der Kinderspielplatz. Nach rund drei Jahrzehnten war dieser nicht mehr up to date. Es gab zu wenige und veraltete Spielmöglichkeiten, im Wesentlichen eine Sandspielfläche, wenige Spielgeräte, darunter eine Doppelschaukel sowie eine Tischtennisplatte. Zudem traten immer wieder Konflikte zwischen unterschiedlichen Nutzergruppen auf. Neben kleinen und größeren Kindern waren dies auch Jugendliche, die auf dem Platz "abhängen" wollten und ältere Menschen oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angrenzender Büros, die dort gerne ihre Pausen verbrachten. Die Herausforderung für die Planerinnen war es daher, allen Gruppen Angebote zu machen und die Nutzungen räumlich und zeitlich zu entzerren.

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Das größte Einzelelement ist die Spiel- und Kletterkombination. Die Planerinnen haben sie zusammen mit dem Hersteller entworfen und speziell für die "Körnerwiese" entwickelt. Die grünen Eckpfosten fügen sich gut in die von hohen Platanen überstandene Anlage ein und betonen die fast hallenartige Vertikalität des Ortes. Foto: Thomas Herrgen
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Der Zustand des Spielplatzes vor der Umgestaltung war in jeder Hinsicht unbefriedigend. Außer den Bänken und der Tischtennisplatte (diese wurden aufgearbeitet und in die neue Anlage reintegriert) wurde der Bestand vollständig zurückgebaut. Foto: Grünflächenamt Frankfurt am Main

Halb-/Kreise zwischen Bestandsbäumen

Der im Auftrag des Frankfurter Grünflächenamtes vom Planungsbüro Königsreuter angefertigte Entwurf nimmt die axialsymmetrische Form des historischen Platzes im Wesentlichen auf. Der Grundriss basiert dann auf mehreren verschlungenen, ineinandergreifenden Kreisen und Halbkreisen mit Füllungen aus Spielsand, Holzhackschnitzeln, oder Fallschutzbelag. Darin stehen Holzspielgeräte wie etwa zwei farbige Kistentürme aus Eichen-Kanthölzern (Hersteller Kinderland) nach Entwürfen der Planerinnen als Sonderanfertigung sowie Kletterseilnetze (Hersteller Berliner Seilfabrik), die aus Modulen frei zusammengestellt werden konnten.

Mit Podesten, Leitern, Netztunnel und Edelstahlrutschen versehen regen die Türme zum Spielgebrauch an. Im mittleren Teil ist ein Kletter-, Balancier- und Schaukelbereich für Groß und Klein zu gleichen Teilen entstanden.

Das Klettergerät besteht aus einer Slackline und mehreren Seil- beziehungsweise Netzkonstruktionen, die sowohl kleinere als auch größere Kinder zum Ausprobieren einladen. Eine neue Schaukel, die auch Menschen mit Behinderung gut nutzen können kommt hier hinzu, ebenso wie eine Kleinkinder-Spielanlage mit Matschbereich, Sandsieben und Gummi-Eimern sowie ein Spielpodest mit Rutsche, die für zusätzliche Spielmöglichkeiten sorgt. Eine Bauchschaukel rundet das Vergnügungsangebot ab. Sämtliche Ränder und Einfassungen in allen Spielbereichen bestehen aus Findlingen, teilweise Bordsteinen und aus Naturstein.

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Mit den Kreis- und Halbkreisformen im Grundriss sollten vor allem die Wurzeln der Bestandsbäume geschont werden. Der Entwurf definiert sodann verschiedene Bereiche. Im Süden (l.) liegt der eigentliche Spielplatz. In der Mitte, außerhalb der Einzäunung, ist der Jugendbereich angeordnet und im Norden (r.) entstand, in gewisser Distanz zum kindlichen Trubel, der sogenannte "Seniorensitzplatz". Aber hier dürfen natürlich auch alle Altersgruppen Platz nehmen! Grafik: Königsreuter Büro für Garten- und Landschaftsgestaltung in Zusammenarbeit mit Arnold Löffler, Illustrator
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Tabelle: Thomas Herrgen
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Eine im Zuge der Planung erstellte Perspektive zeigte vorab sehr anschaulich und lebendig, wie der Spielplatz einmal aussehen sollte. Neben einer Spiel- und Kletteranlage sowie der Schaukel waren weitere Geräte (nicht im Bild) vorgesehen. Grafik: Königsreuter Büro für Garten- und

Auch an andere gedacht

Für Jugendliche, die den alten Platz abends gerne zum Treffen und "Abhängen" genutzt hatten, wurden im Zuge der Umgestaltung so genannte "Lümmelbänke" aus feuerverzinktem Stahl eingebaut. Auf ihnen kann man so sitzen, wie auf der Lehne einer normalen Bank mit den Füssen auf der Sitzfläche. An einem Weg am Rande des Spielplatzes (nördlich außerhalb der Einzäunung) entstand so ein Jugend- und Sitzbereich, innerhalb dessen Fläche auch die Tischtennisplatte aus dem Bestand wiederaufgebaut und entsprechend weiterverwendet wurde. So können sich Jugendliche, aber auch Angestellte der umliegenden Büros, die den grünen Platz gerne für die Mittagspause nutzen, hier wohlfühlen.

Am ehemaligen runden Brunnenbecken aus der Zeit als Stadtschmuckplatz, das schon lange vor der Umgestaltung defekt und außer Betrieb war, dem heutigen Rosenbeet, wurde ein weiterer Weg aus wassergebundener Decke als Aufweitung für neue Sitzbänke gebaut und das Beet mit Rosen, Gräsern und Stauden neu bepflanzt. Beet und Becken erhielten eine neue einzeilige Umpflasterung mit einem Betonkleinstein im Quadratformat. Dieser als seniorengerechter ruhiger Sitzplatz gedachte Bereich liegt in gebührendem Abstand etwa 50 m entfernt vom aktiven und mitunter auch schon einmal geräuschvollen Spielgeschehen. Im gesamten Projektgebiet wurden insgesamt 15 neue Bänke und zwölf Abfallbehälter aus dem städtischen Mobiliarprogramm aufgestellt.

Varianten zum Pflanzkonzept

Im Zuge der Entwurfs- und Ausführungsplanung legte das Büro Königsreuter mehrere Konzepte für die Bepflanzung vor, unter anderem auch unter größerer Berücksichtigung der Randbereiche des ehemaligen historischen Schmuckplatzes. Auch der Umgang mit dem Bestandsgrün beziehungsweise seiner Nachverdichtung und die Realisierung von mehr Staudenflächen gehörten zu den untersuchten Möglichkeiten. Zum Zuge kam dann die nun realisierte Variante, eine Art Mittelweg aus den vorgenannten. So wurden die Flächen der bestehenden Eingrünung, vor allem Sträucher um eine Reihe von Forsythien und mit einer großen Felsenbirne am Westeingang ergänzt. Außerdem kamen Unterpflanzungen, zum Beispiel mit zwei verschiedenen Spiersträuchern hinzu und die Bereiche hinter den neuen Bänken erhielten im Herbst, nach der eigentlichen Baufertigstellung, noch Hainbuchenhecken (Carpinus betulus) als Rückendeckung. Highlight des Konzepts ist das hochwertig bepflanzte Rundbeet am Seniorensitzplatz (siehe Kasten-Pflanzenliste), das neben erneut gesetzten Rosen (R. 'Mirato') unter anderem auch Lavendel, Katzenminze, Frauenmantel, Prachtkerzen und Purpurglöckchen enthält. Hinzu kamen Gräser wie Feinhalm-Chinaschilf und Lampenputzergras, die das Beet so auch in der Höhe schön strukturieren.

Klimagerechter Standort

Der gesamte Spielplatz liegt unter der Überschirmung von etwa einem Dutzend sehr alten Platanen, die alle Bereiche mit Schatten versorgen. Bei der Einweihungsfeier Ende Juni 2019 zog gerade die erste Extremhitzewelle des Sommers über das Land. Am Tag der Eröffnung zeigte das Thermometer nachmittags offiziell 31 °C, für die Wärmeinsel der Innenstadt lag sie entsprechend noch etwas höher. Doch unter dem schützenden Blätterdach der hohen Bäume blieben die Temperaturen an jenem Nachmittag spürbar, etwa 3 bis 4 °C niedriger. Die gleißenden Sonnenstrahlen konnten nicht bis zum Boden durchdringen und die Wärme im lichten Schatten war sehr erträglich und angenehm. Tagsüber, wenn die Kleinen mit ihren Elternteilen da sind, bleibt der Spielplatz damit gemäßigt temperiert. Für die Kinder und ihre begleitenden Mütter und Väter macht dieser Vorteil einen Gang auf den Spielplatz im Hochsommer überhaupt erst möglich. Andernorts, ohne Bäume müssen Sonnensegel, Dachkonstruktionen oder kleine Hütten und Lauben diesen Schutz herstellen, der dann trotzdem punktuell und flächenmäßig klein bleibt. So zeigt dieses Spielplatzbeispiel einmal mehr, wie wichtig Bäume in der Stadt sind, als Schatten- und Sauerstoffspender, um Kohlendioxid zu binden oder eben auch als Naturerfahrung für Kinder.

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Das Spielpodest mit Rutsche. Sämtliche Ränder und Einfassungen in allen Spielbereichen bestehen aus Findlingen, teilweise Bordsteinen und aus Naturstein. Foto: Thomas Herrgen
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Treffpunkt für Jugendliche: die Tischtennisplatte und die "Lümmelbänke". Foto: Nicolai Brenner
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Das ehemalige Wasserbecken des gründerzeitlichen Stadtgrünplatzes im Bereich einer Wegequerung wurde zum Rosen- und Gräserbeet umgestaltet. Mit vielen Bänken ausgestattet ist dieser Teil der Anlage als "Seniorensitzplatz" definiert, doch er wird auch von anderen Altersgruppen gut angenommen. Foto: Nicolai Brenner

Seit drei Jahren bewährt

Schon wenige Monate nach der Wiedereröffnungs- und Einweihungsfeier Ende Juni 2019 musste der neue Spielplatz aufgrund der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie quasi geschlossen werden. Die Spielgeräte waren, wie überall in der Stadt, mit rotweißem Flatterband abgesperrt, ihre Benutzung untersagt. Als Ort zum Hinsetzen mit Abstand, für die Mittagspause oder eine kleine Erholung im Schatten während der weiterhin sehr warmen bis heißen Sommer, vor allem in 2020 konnte die "Körnerwiese" jedoch weiterhin genutzt werden.

Zum Problem, wie überall in der Stadt, wurde der Müll, vor allem Pizza-Kartons und Flaschen. Trotz zusätzlich aufgestellten und größeren Papierkörben liefen diese schnell voll, oder die Hinterlassenschaften von Picknicks, Treffen und Feiern im Freien landeten einfach irgendwo in der relativ kleinen Grünanlage, ein Problem, das bis in den Beginn des dritten Corona-Jahres 2022 hinein fortbestand.

Nach Aufhebung der Spiel-Verbote blieben manche Eltern noch vorsichtig, sodass die Frequenzen auf dem Spielplatz deutlich niedriger blieben als zuvor. Die entsprechend geringere Abnutzung, aber auch die hohe Qualität der Geräte machten sich bis heute in geringerem Verschleiß bemerkbar. Die Vollständigkeit der Elemente und ausgebliebener Vandalismus lassen die Flächen und Einbauten auch nach etwa drei Jahren in Betrieb immer noch gut aussehen. Es sind kaum mehr als ein paar Kratzer im Lack der Spielgeräte zu registrieren.

Auch das Grün und vor allem das Rosenbeet am Seniorensitzplatz werden gut gepflegt und verhelfen der Anlage zu einem gelungenen Rahmen. Darüber können sich die ehemalige Kinderbeauftragte der Stadt Frankfurt am Main für das Westend, Christina Ringer (Amtszeit 2016-2021), die bei der Einweihung 2019 eine Rede gehalten hatte und natürlich und vor allem die Kinder selbst weiterhin freuen.


Projektinformationen


Projektgröße

  • ca. 1400 m²
  • Zeitraum (Planung und Ausführung): 2017-2019

Entwurf/Planung

Ausführung

Bauzeit GaLaBau

  • Januar bis Juni 2019

Baukosten

  • ca. 340.000 Euro brutto
    (inkl. aller Honorare, Gutachten, Genehmigungen, Kampfmittelsondierung)
Dipl.-Ing.(FH) Thomas Herrgen
Autor

Landschaftsarchitekt

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