Forschung und Entwicklung

Neues Bewertungstool belegt: Stadtgrün ist Millionen wert

Wie stark würde Berlin profitieren, wenn man die Hälfte aller geeigneten Dachflächen begrünt? Steigt die Lebensqualität für Einwohner von Köln, wenn auf 5 Prozent der Stadtfläche zusätzliche Grünflächen entstehen? Was haben die Menschen in Karlsruhe davon, wenn entlang der Straßen pro 100 m drei zusätzliche Bäume gepflanzt werden? Mit einem neuen Stadtgrün-Bewertungstool können Stadtverwaltungen, Politik und interessierte Bürger solche Szenarien selbst durchspielen. Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) hat es jetzt vorgestellt.
Berlin Grünflächenämter
Prof. Dr. Jesko Hirschfeld hat mit dem neuen Tool berechnet, dass Maßnahmen zur Steigerung des Grünanteils einen jährlichen Nutzen in zwei- bis dreistelliger Millionenhöhe erbringen. Foto: Christian Hüller/IÖW

An der Entwicklung beteiligt waren die Humboldt-Universität zu Berlin sowie die Grünflächenämter von Berlin-Neukölln, Leipzig und Karlsruhe. Städte mit mehr als 300.000 Einwohnern können mit dem Tool berechnen, welche Vorteile ihnen zusätzliches Stadtgrün bietet: etwa für das Stadtklima, den Wasserrückhalt bei Starkregen und die Aufenthaltsqualität. Gerade weil Hitze und Extremwetterereignisse durch die Klimakrise zunehmen, seien das wichtige Leistungen für lebenswerte Städte, betonen die Forscher.

"Unser frei zugängliches Onlinetool macht diesen Mehrwert mit wenigen Klicks sichtbar", freut sich Projektleiter Prof. Dr. Jesko Hirschfeld vom IÖW. "Grundlage ist eine umfangreiche Datenbank zu den Leistungen von Stadtgrün für eine gesunde, lebenswerte und soziale Stadt." Das Tool steht ab sofort auf www.stadtgruen-wertschaetzen.de bereit. Ausgehend von einer Ausstattung mit verschiedenen Grüntypen lassen sich dort mit Schiebereglern Szenarien für mehr Grün einstellen. In wenigen Sekunden vermag das Tool dann zu berechnen, welcher Mehrwert durch entsprechende Maßnahmen entsteht. Das Bewertungstool hilft, besondere Potenziale zu erkennen und mit Bürgern über verschiedene Strategien zu diskutieren.

"Maßnahmen zur Steigerung des Grünanteils erbringen für die Bevölkerung in den Städten einen jährlichen Nutzen, der einem Euro-Wert in zwei- bis dreistelliger Millionenhöhe entspricht", erläutert Hirschfeld. Wenn beispielsweise Leipzig den Anteil seiner Grünflächen von derzeit 20 auf 25 Prozent der Stadtfläche, die Zahl der Bäume auf zehn pro 100 m und den Anteil der begrünten Dächer auf 50 Prozent steigerte, ergäbe sich ein zusätzlicher Nutzen von mehr als 38 Millionen Euro pro Jahr. Dazu zählten der Schutz vor Überflutungen und Hitze, das Binden von CO2 und Schadstoffen, aber auch soziale und kulturelle Aspekte wie Erholungsnutzen und eine Aufwertung des Stadtbilds. In Hamburg würde ein vergleichbares Szenario einen Nutzen von 85 Millionen, in Berlin deutlich über 100 Millionen Euro pro Jahr ergeben.

Das Stadtgrün-Bewertungstool kann auch berechnen, wie hoch die Verluste für die Bevölkerung wären, wenn Grünflächen wegfallen oder Straßenbäume verloren gehen: Solche Kosten erreichen schnell hohe zweistellige Millionenbeträge pro Jahr und müssen von den Stadtregierungen bei Planungsentscheidungen und bei der finanziellen Ausstattung ihrer Grünflächenämter angemessen berücksichtigt werden, mahnen die Wissenschaftler. Lob für das Onlinetool kam bereits von Rüdiger Dittmar, dem Präsidenten der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz. Das neue Bewertungstool zeige eindrücklich, dass es sich lohne, in Stadtgrün zu investieren. cm/IÖW

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