Der Hanggarten: Herausforderung und Chance zugleich

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Es war März 2000. Ich hatte mein Haus umgebaut, sodass wir dort mit unserer Firma Gartenlandschaft Berg & Co. GmbH starten konnten. Susanne Förster ist die zweite Geschäftsführerin. Sie ergänzt mit Ihren Kenntnissen, meine Fähigkeiten ideal. Das Unternehmen stand nun für natürlich-ästhetischen Gartenbau mit der Spezialisierung auf Hang, Naturstein und besondere Pflanzenverwendung.
Naturstein
Peter Berg und sein Team haben sich auf Hanggärten spezialisiert. Foto: Volker Michael

Bisher hatte ich viele Fortbildungen für Natursteinarbeiten besucht und schon einige Trockenmauern gebaut, hauptsächlich in meinem Garten, aber dafür fehlten mir jetzt die Geduld und die Zeit. Also bestellte ich einen 280 t schweren Autokran, suchte große Basaltfelsen bis 12 t aus und an einem Tag war unser Vorgarten (Bürozugang) und der Hang neben dem Seminarraum befestigt und die Verbindung zwischen vorhandener Trockenmauer und Anbau hergestellt. Diese Steinstrukturen aus Steinen in Übergröße wurden zu unserem Markenzeichen, in Verbindung mit natürlich ästhetisch wirkenden Mischpflanzungen mit hohem Gehölzanteil.

Wir experimentierten ständig weiter im eigenen Hanggarten und dies nicht nur mit unserem eigenen Team. In verschiedenen Workshops über Trockenmauerbau und Steinsetzungen, Gehölzschnitt nach japanischem Vorbild sowie einem Fluthilfe Workshop, fanden wir nicht nur interessierte Seminar-Teilnehmer sondern auch Freunde und echte Geschäftspartner für weitere Projekte.

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Naturstein
Die Menge und Größe der verwendeten Steine richtet sich nach der Steilheit des Geländes. Besonders wichtig ist auch die Kombination mit Pflanzen. Foto: Ulrike Romeis
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Die Menge und Größe der verwendeten Steine richtet sich nach der Steilheit des Geländes. Besonders wichtig ist auch die Kombination mit Pflanzen. Foto: Volker Michael

Warum muss es unbedingt Naturstein sein?

Die meisten Betonsteinprodukte zur Hangbefestigung bieten zu wenig Einbautiefe und müssen aufwendig fundamentiert werden (starre Bauweise). Hangbefestigung mit großen Steinen ist auch Handarbeit wie Trockenmauern aber mit maschineller Unterstützung. Die Steine sind schwerer und haben deutlich mehr Einband und müssen nicht fundamentiert werden (flexible Bauweise). Diese können natürlich auch mit Trockenmauern kombiniert werden, wobei die Eckausbildung mit großen Steinen erfolgt. Bei den Trockenmauersteinen haben wir bei unseren Partnern eigene Sortierungen mit mehr Einband, weil wir einfach nicht am Material sparen können, und es für die Stabilität erforderlich ist. Die Menge und Größe der verwendeten Steine richten sich nach der Steilheit des Geländes. In der Regel sind mehrere kleinere Abstufungen besser als zu extreme. Tisch und Sitzhöhe sind ideal. Größere Höhenunterschiede kann man auch mit Nebengebäuden, die in den Hang gebaut sind, überbrücken. Wichtig dabei, damit das Ganze nicht zu steinlastig wird, ist immer die Kombination mit Pflanze. Denn was hat Karl Förster gesagt: "Es gibt keine Pflanze, die in Kombination mit Stein nicht besser aussieht."

Naturstein
Die Menge und Größe der verwendeten Steine richtet sich nach der Steilheit des Geländes. Besonders wichtig ist auch die Kombination mit Pflanzen. Foto: Ulrike Romeis

Starkregen in folgenschwerem Ausmaß

Dann kam im Juli 2021 der Starkregen mit Flutkatastrophe an der Ahr. Unser Tal war größtenteils verwüstet, und einige unserer Gärten überschwemmt. Viele Gärten waren völlig zerstört. Unsere Steinstrukturen hatten den Fluten standgehalten. Wir brauchten nur den Schlamm entfernen und die Staudenpflanzungen überarbeiten. Die Gehölze, weil transparenter geschnitten, hatten überlebt. Die Hanggrundstücke waren zwar Hochwassersicher, aber hier bildeten sich auch Bäche und Schlammlawinen und drangen in die Häuser ein. Von unseren Hanggärten waren drei von diesem Starkregen betroffen.

Was war dort passiert? Das Niederschlagswasser ist komplett versickert, es hat sich weder ein Bach noch eine Pfütze gebildet; Dank der konsequenten Terrassierung und der guten Bodenaufbereitung.

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Oase der Ruhe eingebettet in die Umgebung. Foto: Volker Michael
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Ästhetik ist kein Luxus sondern nützlich. Foto: Volker Michael

Lernen aus der Katastrophe

Als das unglaubliche Ausmaß der Katastrophe sichtbar wurde, waren wir alle geschockt. Die Hoffnung jedoch war groß, dass wir daraus lernen und für die Zukunft durchdachter gehandelt und so vieles besser wird. Das scheint allerdings nicht so leicht zu sein. Bereits vor 100 Jahren gab es ein noch extremeres Starkregenereignis. Auch damals starben 60 Menschen. Aber die Zerstörung war längst nicht so groß. Damals existierte noch eine intakte Flussaue. Aufräumarbeiten wurden von Hand und mit dem Pferd durchgeführt, ohne die Natur weiter zu beeinträchtigen. Jetzt wurde schweres Gerät eingesetzt. Unzählige große Maschinen, die die Arbeiten schnell voranbringen sollten, haben den Boden verdichtet, so die Flussaue und zahlreiche Gärten. Selbst in Naturschutzgebieten kamen sie zum Einsatz. Schotter und Recycling-Material, was kostenlos abgegeben werden konnte, wurden in den Boden eingearbeitet, wodurch verdichtete Schotterflächen entstanden, wo vorher intakte Gärten waren.

Durch diese zerstörerische Flut ist uns schmerzhaft klargeworden, dass das Niederschlagswasser die Möglichkeit haben muss, zu versickern. Unsere Gärten und Grundstücke, unsere Weinberge, Felder und Wälder müssen in der Lage sein, dieses Wasser aufzunehmen. Wir aber leiten das Wasser auf direktem Wege in die Kanalisation, von wo es in unsere Flüsse und schließlich ins Meer gelangt. So wird aus Süßwasser Salzwasser und nicht das für die Natur und uns lebenswichtige Grundwasser. Die Versiegelung und Verdichtung der Böden müssen stark reduziert werden. Parallel müssen dringend mehr Gehölze gepflanzt werden – in Gärten, Städten und Wäldern. Der Fokus sollte hier auf Laubgehölzen liegen, da ein Laubwald 10-mal mehr Wasser aufnehmen kann, als ein Nadelwald. Ein Umdenken ist dringend notwendig, um uns für die Zukunft zu rüsten. Leben mit der Natur ist wichtiger denn je. Dabei ist nicht nur die Funktion wichtig, sondern auch die Ästhetik. Ästhetik ist kein Luxus und auch nicht unnütz, sondern wie Pückler gesagt hat: "Unter den nützlichen Dingen ist das Schöne das Nützlichste." n

 Peter Berg
Autor

GartenLandschaft Berg & Co. GmbH

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