KfW Bankengruppe erwartet sehr gute Jahrzehnte
Demografischer Wandel stärkt das GaLaBau-Wachstum
Seit 2005 steigt der Gesamtumsatz des GaLaBaus jedes Jahr aufs Neue. Ob es nach oben eine Grenze gibt, war lange eine offene Frage. Nun gibt eine Studie der KfW Bankengruppe darauf Antwort. Sie erläutert zugleich den zugrunde liegenden sozialen und wirtschaftlichen Mechanismus.
Eine aktuelle Sonderauswertung des repräsentativen KfW-Mittelstandspanels belegt: Der demografische Wandel wird zur Wachstumsstütze des deutschen Mittelstands. Die kleinen und mittleren Unternehmen erwarten unter dem Strich ein jährliches Umsatzplus von 24 Mrd. Euro allein aufgrund demografisch bedingter Veränderungen der Nachfrage nach ihren Produkten und Dienstleistungen. Damit ist gut ein Fünftel des zuletzt verhaltenen Umsatzwachstums im Mittelstand (2014: 3,3 %) auf den Bevölkerungswandel zurückzuführen.
24 Milliarden jährliches Umsatzplus
"In der Diskussion um den demografischen Wandel stehen vielfach Schwierigkeiten wie Nachfolgeprobleme oder Fachkräfteengpässe im Mittelpunkt. Doch das greift zu kurz. Die demografische Entwicklung bietet auch Wachstumschancen für viele mittelständische Unternehmen", fasst Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe, zusammen. "So setzt zum Beispiel die wachsende Zahl älterer Haushalte Konsumimpulse, von denen der Mittelstand aktuell unter dem Strich profitiert."
Ältere Haushalte setzen Impulse
Die voranschreitende Alterung der Gesellschaft bewirkt Verschiebungen im gesamtwirtschaftlichen Konsum. Ältere Haushalte geben zum Beispiel mehr Geld für Wohnen und Gesundheit aus, aber weniger für Bekleidung und Mobilität. Gleichzeitig vergrößert sich der Konsum-Fußabdruck der Senioren: Erstens steigt der Bevölkerungsanteil Älterer Jahr für Jahr, zweitens sind sie kaufkräftiger als vorangegangene Generationen. So ist der Anstieg der privaten Konsumausgaben während der letzten zehn Jahre fast vollständig auf die älteren Haushalte zurückzuführen.
Die demografischen Veränderungen der Absatzmärkte erzeugen im Mittelstand nicht nur Gewinner - doch sie sind klar in der Mehrheit: Jedes fünfte Unternehmen (ca. 690.000) rechnet mit Umsatzsteigerungen, während jedes zehnte (ca. 320.000) Einbußen befürchtet. Die demografiebedingten Umsatzerwartungen unterscheiden sich deutlich nach Branchen. Im Verarbeitenden Gewerbe überwiegen die Pessimisten, wohingegen im Dienstleistungssektor die Zuversicht besonders groß ist.
NL-Stellenmarkt
Angebote und Marketing anpassen
Unternehmen, die mit sinkender Nachfrage nach ihren Produkten und Dienstleistungen rechnen, müssen rasch handeln. Denn sind Kunden und Umsatz erst einmal verloren, ist es schwer, den Rückstand wettzumachen. Etwa die Hälfte der Mittelständler, die sich zu den "Demografie-Verlierern" zählen, hält die Überarbeitung ihrer bestehenden Angebotspalette für entscheidend. Fast ebenso viele messen der Anpassung des Marketings große Bedeutung bei.
Zwar reagieren nicht alle betroffenen Unternehmen mit Investitionen auf die demografische Veränderung ihrer Absatzmärkte - sei es um Umsatzeinbußen zu verhindern oder um steigende Nachfrage zu bedienen. Doch immerhin 20 Prozent des aktuellen Investitionswachstums im Mittelstand sind auf Anpassungen an den demografiebedingt veränderten Konsum zurückzuführen.
Gartenbesitzer zur Hälfte über 50
"Die demografische Entwicklung setzt aktuell Investitionsimpulse von fast drei Milliarden Euro jährlich", sagt Zeuner. "Damit haben, unterstützt von niedrigen Zinsen, die mittelständischen Investitionen zuletzt die Talsohle hinter sich gelassen." Der Anteil investierender Unternehmen stagniere dagegen seit Jahren auf niedrigem Niveau. Daher seien weitere Investitionsimpulse nötig.
Die aktuelle KfW-Untersuchung wird von Daten gestützt, die dem Garten- und Landschaftsbau schon lange vorliegen. Seit 2002 ist der Hausgarten-Anteil am GaLaBau-Umsatz kontinuierlich gestiegen: Von ursprünglich 41 Prozent auf inzwischen 59,28 Prozent. Die Gartenbesitzer, so eine Studie der Unternehmensberatung BBE Retail Experts aus Köln von 2009, sind zur Hälfte 50 Jahre oder älter, mit einem höheren Haushaltsnettoeinkommen ausgestattet, überdurchschnittlich häufig verheiratet und leben in großen Haushalten. Allein 17 Prozent der Gartenbesitzer waren damals 50 bis 59 Jahre alt.
20 Mio. Baby Boomer in die Rente
Nach der Studie der KfW Bankengruppe, wird die Wachstumsstütze für den mittelständischen Dienstleistungssektor noch zwei Jahrzehnte anhalten. Die Alterung soll sich bald merklich beschleunigen, wenn im Lauf der kommenden 15 bis 20 Jahre rund 20 Millionen Baby-Boomer das Ruhestandsalter erreichen. Noch haben 36 Prozent der Privathaushalte einen mindestens 60 Jahre alten Haushaltsvorstand, 2030 werden es 44 Prozent sein. cm