Phase geringen Wachstums
ifo-Präsident Fuest erwartet schwere Jahre für Deutschland
Fuest widersprach damit Bundeskanzler Olaf Scholz, der im März ein zweites "Wirtschaftswunder" mit Wachstumsraten wie in den 1950er- und 1960er-Jahren vorausgesagt hatte, das durch hohe Investitionen in den Klimaschutz ausgelöst werde.
"Die kommenden Jahre werden schwierig", prognostizierte der ifo-Präsident im "Handelsblatt". Es spreche viel dafür, dass Deutschland eine Phase mageren Wachstums erleben werde. Anders als in der 50er- und 60er-Jahren würden durch die Klimatransformation keine zusätzlichen Produktionskapazitäten geschaffen, sondern bestenfalls ein alter Kapitalstock durch einen neuen ersetzt.
Fuest: "Das ist erst mal vor allem teuer." Wer funktionierende Atommeiler, Kohlekraftwerke und Heizungsanlagen ersetze, schaffe dadurch allein nicht mehr Wachstum. Schon gar nicht, wenn der neue Kapitalstock schlechtere Dienste leiste als der alte.
Die Transformation wirke wie ein Angebotsschock, erläuterte Fuest dem "Handelsblatt": "Das gesamtwirtschaftliche Güterangebot verknappt sich, es werden ja auch Dinge ersetzt, die nicht abgeschrieben sind." Ungenutzte Produktionskapazitäten, die das leisten könnten, habe Deutschland nicht.
Nach wissenschaftlichen Schätzungen müsse das Land zehn Jahre lang mindestens 2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) investieren. Also insgesamt 20 Prozent der Wirtschaftsleistung. Wenn der Konsum zwei Drittel des BIP ausmache, dann bedeute das an die drei Prozent Konsumverzicht oder den Abbau von Vermögen. Hinzu komme, dass die Erwerbsbevölkerung schrumpfe. Fuest: "Gürtel enger schnallen ist angesagt." cm