20. Forum Stadtgrün in Dresden

Quo vadis Stadtgrün? Die grüne Stadt von Morgen

Das Forum Stadtgrün in Dresden wird veranstaltet von der Sächsischen Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie in Zusammenarbeit mit dem Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft Dresden. Der Spiritus Rector dieses Forums, Amtsleiter Detlev Thiel konnte leider das 20. Forum krankheitsbedingt nicht leiten. Ihn vertrat in der Moderation Prof. Dr. Cornelius Scherzer von der HTW Dresden.

Teilnehmer dieser Fachtagung waren überwiegend Landschaftsarchitekten und Mitarbeiter in den kommunalen Grünflächenabteilungen, bedauerlicherweise nur wenige Landschaftsbauunternehmer. Landschaftsbauunternehmer könnten mit eigenen Ideen und Aktionen die Entwicklung des Grünmarktes beflügeln. Anregungen hierzu boten die sehr guten Vorträge vielfach.

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Bürgermeisterin Eva Jähnigen, Juristin und Beigeordnete für Umwelt und Kommunalwirtschaft der Landeshauptstadt Dresden betonte in ihrem Grußwort, wie wichtig der Blick über den Tellerrand sei. Sie sei überzeugt, dass Stadtgrün ein Rückrat einer Stadt, ihre Seele sei. Sie blieb dann auch entgegen der ersten Absicht deutlich länger und verfolgte die sehr informativen Beiträge. Das Konzept einer steinernen Stadt aus den 90er-Jahren sei zu ändern in die grüne Stadt. Hierzu sei in Dresden wesentliches auf den Weg gebracht mit der Verabschiedung des Landschaftsplanes Dresden in 2017 zusammen mit einem Begrünungsleitfaden. Hervorzuheben sei die Vollendung des grünen Innenstadtringes.

Stadtgrün im Spiegel städtebaulicher Leitbilder

Heiner Baumgarten, Fachbereichsleiter Grün- und Friedhöfe beim Umweltbetrieb Bremen, dessen Name sehr eng mit der GALK verbunden ist, verwahrte sich gegen die Annahme, er würde hier drei Tage vor seiner Pensionierung eine Art fachliches Resümee seines Berufslebens vortragen. Dennoch war es so - mit allen Erfolgen und Niederlagen:

Die Zerschlagung der Gartenbau- und Grünflächenämter sei ein großer Fehler gewesen. Die Grünflächenämter müssten wieder die komplette Zuständigkeit für das kommunale Grün zurückerhalten, bis hin zur Immobilienhoheit. Wenn jetzt nicht dagegen gehalten werde, würden die grünen Friedhöfe zum Immobilienspielball. Natürlich nehme aufgrund veränderter Bestattungsformen der Bedarf an Friedhofsflächen ab. Aber Friedhöfe seien auch wichtige Grüninseln in den Städten. Wie wichtig die Einbindung der Grünflächenämter zusammen mit der Stadtbevölkerung bei der Entwicklung und Sanierung von Grünprojekten sei, zeige die Auffassung des Deutschen Städtetages, die GALK solle sich zurückhalten mit einer Stellungnahme zum Weißbuch Grün. Das sei eine Verkennung der Bedeutung der Freiräume für die Städte. Alle Untersuchungen zeigten, dass sich die Stadtbevölkerung sehr stark mit den Parks und Grünflächen identifiziere. Der Alltag in den Städten habe sich auch im Freizeitverhalten stark verändert. Sportliche Freizeitaktivitäten verlagerten sich zunehmend von den Sportvereinen zum individuellen Freizeitsport in den Grünflächen der Städte.

Die kommunalen Grünflächenämter müssten für die grüne Entwicklung in den Städten und Kommunen visionär und langfristig planen. Beispielsweise für die Vernetzung der Stadtparks in Hamburg zu einem "grünen Ring" sei der Slogan "Sprung über die Elbe" ausgegeben worden. So hätten die Bevölkerung, die Medien und letztlich der Senat für dieses Projekt mobilisiert werden können.

Öffentlich solle über Ziele der Grünpolitik in der Stadt diskutiert werden - auf Gesamtstadt- und Stadtteilebene. Partner müssten gewonnen und Interessen gebündelt werden. Die kommunalen Grünflächenämter müssten auf gleicher Augenhöhe mit den anderen Fachämtern zusammen arbeiten.

Die neue Lust am Stadtraum als Lebensraum

Ute Eckhardt, Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft der Landeshauptstadt Dresden erläuterte, wie die Stadt als Spiel- und Bewegungsraum das Miteinander aller Menschen fördere. Bei der Entwicklung von Spielplätzen müsse umgedacht werden. Spielplätze müssten für alle Altersgruppen geplant werden: für Kinder, deren Spielraum "Straße" verschwinde und deren Alltag zunehmend verplant sei; für Eltern von Kleinkindern, für die Spielplätze auch eine Art Begegnungsstätte seien; für Jugendliche als Treffpunkt mit Angeboten für spontanen Sport und Fitnessaktivitäten; für Senioren, die heute sehr fit seien und denen Bewegungssportarten angeboten werden sollten. Bei den neuen Spielplätzen und Bewegungsräumen sei also eine große Bandbreite zu berücksichtigen. Im Vordergrund stünden aber die Interessen der Kinder. Sie benötigten Spiel und Bewegung dringend und dürften nicht von anderen Interessensgruppen verdrängt werden. Behinderte Menschen bräuchten unser besonderes Augenmerk. Der Grundsatz sei eine barrierefreie Erreichbarkeit der Spielplätze und Freizeiteinrichtungen, was aber nicht bedeute, dass die Spieleinrichtungen grundsätzlich barrierefrei sein müssten. Ein barrierefreier Spielplatz sein nicht inklusiv. Ohne Risiko fehle der Spielanreiz. Wenn Kinder nicht gefordert würden, suchten sie selbst das Risiko.

Der Planer solle seine Perspektive wechseln: Was kann ich auf dem Platz oder im Viertel tun, wenn ich mich nicht festhalten kann? Was kann ich tun, wenn ich schlecht laufen kann oder mich nur mit dem Rollstuhl bewegen kann? Was kann ich tun, wenn ich Probleme mit dem Gleichgewicht habe? Gibst es vermeidbare Gefahren für sehgeschädigte Personen? Gibt es ausreichend Aufenthaltsplätze, Plätze zum Beobachten? Jedes neue Spiel- und Bewegungsangebot verbessere die Teilhabe aller Menschen. Das inklusive Angebot sei barrierefrei von jedermann erreichbar und biete vielfältige Möglichkeiten, die für jede Fähigkeit etwas bereithalte. Das lasse sich auch auf mehrere Plätze in einem Gebiet übertragen. Begleitpersonen sollten auch bei Behinderung den Platz/Sitzplatz erreichen können. Die Erreichbarkeit aller Spielangebote sei nicht erforderlich.

Stadtgrün zwischen Kilmawandel und Klimaschutz

Till Rehwald, Freier Garten- und Landschaftsarchitekt, Dresden und Präsident des Bunds Deutscher Landschaftsarchitekten, befasste sich einleitend mit den Veränderungen in der Mobilität in der Stadt. Es gehe nicht mehr um die autogerechte Stadt, sondern die Bewegung als Fußgänger oder Radfahrer. So würde in Frankreich von Paris nach St. Molo ein Radschnellweg ausgewiesen ebenso wie durch das Ruhrgebiet von Hamm an den Niederrhein (RS 1), die Radvorrangroute in Freiburg oder der Elbradweg Riesa. Regenwasser dürfe nicht mehr so schnell wie möglich abgeführt werden, sondern wie ein Schwamm durch die Stadt so lange wie möglich zurückgehalten werden. Ein gutes Beispiel dazu sei das Klimakvarter Østerbro in Kopenhagen.

Die Biodiversität sei zu stärken mit gestalteten Habitaten für Insekten und Vögel, mit vertikalem Grün, mit Trockenräumen und Stärkung der Bepflanzung. Durch klimagerechte Pflanzenverwendung. Das alles müsse in verfügbares Wissen gewandelt werden. Es müssten Strategien für resiliente, das heißt widerstandsfähige Stadtstrukturen entwickelt werden. Hierzu ist die grüne Infrastruktur zu entwickeln und zu stärken. Er verwies auf den Green Infrastructure Plan New York seit 2010. Der Plan wird jährlich fortgeschrieben. Die erforderlichen Maßnahmen seien auch in den Green Infrastructure Solutions der (2011) der Europäischen Union beschrieben. Er erwarte dass nach dem 2. Bundeskongress "Grün in der Stadt" am 8./9. Mai 2017 in Essen das Weißbuch Stadtgrün konsequent umgesetzt und ein Investitionsprogramm "Grüne Infrastruktur" entwickelt werde.

Die Freiraumsysteme müssten neu gedacht werden. Am Beispiel Chemnitz (Entwicklungsmaßnahme Kappelbach) mahnte Rehwald aber auch seine Kollegen Landschaftsarchitekten und Landschaftsbauunternehmen dazu, sich auch auf den Wasserbau zu spezialisieren, da dann die Belange der Grünflächen und des Naturschutzes besser berücksichtigten würden.

In der abschließenden Zusammenfassung forderte Prof. Scherzer die Umweltbürgermeisterin Jähnigen auf, die Umsetzung des Landschaftsplanes 2017 der Landeshauptstadt Dresden zu forcieren. Die grüne Infrastruktur sei ein wesentlicher Standortfaktor für Dresden. Es müssten neue Leitbilder für die Stadtentwicklung verabschiedet werden. Er empfahl auch die Dissertation von Katrin Seidler an der TU Dresden, die in einer empirischen Untersuchung festgestellt habe, dass der Abstand zwischen Wohnung und Arbeitsplatz durch die Qualität des Grüns beeinflusst wird. Jürgen R. Prigge

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