Pflanzenkunde Nadelgehölze, Teil 5

Wacholder ist ein köstlicher Rohstoff

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Junge Landschaft Gartengestaltung und Grünflächengestaltung
Grafiken: Uwe Bienert
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88. Folge - Unsere Serie für den Nachwuchs erläutert das wichtigste GaLaBau-Grundlagenwissen vom Abstecken bis zum Zaunbau: Diesmal geht es um das Thema besondere Nadelgehölze.

Unter den von Menschen intensiv genutzten Nadelgehölzen ist der Wacholder im Bekanntheitsgrad ähnlich einzustufen wie die Tanne als Weihnachtsbaum. In vielen Haushalten wird die Pflanze nicht nur im Garten als Ziergehölz, sondern auch in der Küche als Gewürz hoch geschätzt. Über Generationen wurde der Wacholder in vielen Bereichen von Menschen eingesetzt und genutzt.

Wissenswertes über die Gattung Juniperus

Die Pflanzengattung der Wacholder (Juniperus) umfasst etwa 50 bis 70 Arten. Damit stellen sie fast 40 Prozent der Arten innerhalb der Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae), in welcher sie die Unterfamilie Cupressoideae bilden. In Mitteleuropa kommen in freier Natur nur zwei Arten vor: der Gemeine Wacholder (Juniperus communis) und der Sadebaum (Juniperus sabina).

Der deutsche Name Wacholder (von althochdeutsch wechalter) hat verschiedene regional unterschiedliche Deutungen erfahren. Der Wortstamm wird als Hinweis auf das Wort "wachsen" oder (im Zusammenhang mit dem Binden von rituellen Sträußen) auf "wickeln" erwähnt. Im Niederdeutschen wird der Wacholder auch als Machandelbaum oder Machangelstrauch bezeichnet. Diese Bezeichnung ist vor allen Dingen in Grimms Märchen und einigen Gedichten anzutreffen.

Genau wie beim deutschen Namen gibt auch der botanische Name Rätsel auf. Favorisiert wird die Lesart als lateinisch "iu-ni-perus". Die Bedeutung "zu früh gebärend" geht auf die Verwendung von Juniperus sabina als Heilpflanze in der Frauenheilkunde zurück. In Österreich und Teilen Bayerns ist die Pflanze auch unter dem Namen Kranewitt ("Kranichholz") bekannt. So wird in Österreich der Wacholderschnaps als Kranewitter bezeichnet.

In Garten-, Park- und Friedhofsanlagen werden heute viele Zuchtformen der Wacholder angepflanzt. Auch in der Naturheilkunde spielt Wacholder eine nicht zu unterschätzende Rolle. Als Tee fördert er die Verdauung und die Harnausscheidung, gleichzeitig wirkt er gegen Sodbrennen. Der Wacholder wird begleitend in der Rheuma- und Gicht-Therapie verwendet.

Die Beeren sind ein wichtiger Rohstoff bei der Alkoholherstellung. Es entsteht Wacholderschnaps, landläufig als Gin zu gewisser Berühmtheit gelangt. Aber auch andere Spirituosen (Krambambuli, Steinhäger und Genever) geben die Wacholderbeeren die spezielle Geschmacksnote.

In einigen Regionen der Schweiz ("Wer chats erfunden?") wird aus Wacholderbeeren ein konzentrierter Saft hergestellt, welcher zusammen mit Glukosesirup, Rohzucker, Wasser und Karamellzucker zu dem Brotaufstrich "Latwerge" verarbeitet wird.

In Anatolien werden die Zapfen des Wacholders gesammelt und als vitamin- und zuckerreiches Mus genutzt. Im getrockneten Zustand wird die Wacholder-Beere bei der Zubereitung von Sauerkraut, wie auch bei vielerlei Fleischzubereitungen (Sauerbraten, Wildbraten) verwendet. Gleichfalls ist sie wichtig bei der Herstellung von geräuchertem Fleisch oder Fisch, da der Geschmack der Wacholder-Beere die geschmackliche Entwicklung beim Räuchern fördert. Die Beeren werden in zerstoßenem Zustand sowohl in die Salzmischungen als auch in die wässrige Pökellake zugesetzt.

Auch das Holz des Wacholder-Strauches wird in Form von Spänen zu den üblichen Räuchermehlen gegeben, um eine Aromatisierung über den Rauch zu erreichen. Wacholder-Holz wird im Bogensport als sogenanntes Bogenholz verwendet, wobei das Holz dann für mindestens zwei Jahre abgelagert wird.

Beeren und Nadeln der Wacholder enthalten leicht giftige ätherische Öle, die bei Hautkontakt und Verzehr zu Reizerscheinungen führen können. Eine Überdosierung führt zu Nierenschmerzen, Nierenversagen, Hautreizungen und Leberschädigung. Ferner wird die Herztätigkeit und Atmung gesteigert. Äußerlich kommt es zur Rötung der Haut bis zur Blasenbildung.

Die Ausbreitung der Wacholder-Arten als pflegeleichte und immergrüne Pflanzen in Ziergärten hat zur zunehmenden Ausbreitung des Birnengitterrosts geführt. Diese Pilzkrankheit ist auf Wacholder als Wirtspflanze angewiesen. An den Weihnachtstagen wurden Zweige über die Stalltüren geheftet, um Hexen fernzuhalten.

Wissenschaftliches über die Gattung Juniperus

Wacholder-Arten sind immergrüne Sträucher oder Bäume. Als größtes Einzelexemplar gilt ein Syrischer Wacholder (Juniperus drupacea) in der Türkei, mit einer Wuchshöhe von 40 m. Das Holz besitzt einen rötlich-braunen Kern und duftet oft aromatisch. Die Zweige sind rund oder vier- bis sechsflügelig. Die Blätter sind im Allgemeinen kurz und liegen eng an den Zweigen an. Die gegenständigen Blätter sind in der Jugend nadelförmig, später schuppen- oder nadelförmig.

Die zu den Nacktsamigen Pflanzen gehörenden Arten sind meist zweihäusig. Die beerenförmigen, ei- bis kugelförmigen weiblichen Zapfen (Sie werden wegen ihrer Konsistenz oft als "Beeren" bezeichnet.) sind 0,3 bis 2 cm groß. Sie benötigen bis zur Reife ein bis zwei Jahre, bleiben geschlossen und werden bläulich. Die meist dicken, fleischigen Zapfenschuppen sind aus Deck- und Samenschuppen verwachsen und besitzen ein bis drei Samen. Die ungeflügelten, hartschaligen Samen sind rund bis kantig.

Gemeiner Wacholder (Juniperus communis)

Der Gemeine Wacholder besitzt regional unterschiedlich viele Namen. Er wird auch Heide-Wacholder, Quickholder, Reckholder, Kranawitterstrauch, Krammetsbaum, Kaddig, Kranewitt, Kronabit, Machandel, Machandelboom, Machandelbaum, Jochandel, Räucherstrauch, Wachandel, Wachtelbeerstrauch und Feuerbaum genannt.

Der Gemeine Wacholder wächst als aufrechter bis kriechender Strauch oder kleiner Baum. Er erreicht dabei Höhen bis zu 12 m (maximal bis zu 18,5 m) und Stammdurchmesser von 0,9 m. Dabei wird ein tiefreichendes Wurzelsystem ausbildet. Er kann bis zu 600 Jahre alt werden. Der Stamm besitzt eine grau- bis rotbraune Borke. Der "Communis" bildet in der Regel eine schmale kegelförmig bis ovale Krone. Die nadelförmigen Blätter sitzen am Zweig mit einem Gelenk an und sind zu dritt in Quirlen angeordnet. Die Nadeln sind spitz und 1 bis 2 cm lang. Ihre Oberseite weisen helle Stomatastreifen auf.

Der Gemeine Wacholder ist zweihäusig getrenntgeschlechtig, seine Zapfen besitzen einen Stiel und werden im Herbst angelegt. Weibliche Blütenzapfen, deren Entwicklung zum reifen beerenförmigen Zapfen drei Jahre dauert, bestehen aus drei Zapfenschuppen. Im ersten Jahr nach der Bestäubung ist der Zapfen noch grün, im dritten Jahr wird er schließlich schwarzbraun, bläulich bereift (Wachsschicht). Es sind mehrere Sorten zur Verwendung als Zierpflanzen gezüchtet worden. Im Gegensatz zu den anderen Wacholdergewächsen ist beim Juniperus communis nur die Beere giftig.

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Kriech-Wacholder (Juniperus horizontalis)

Der Kriech-Wacholder wächst als immergrüner, niedriger Strauch, dessen Zweige gehen gerade von den kriechenden Ästen ab. Die glatte, braune Borke der dünnen Zweige blättert in dünnen Streifen und jene der dickeren Äste in breiten Streifen oder Platten ab.

Die Art bildet nadelförmige und schuppenförmige Blätter aus. Die ganzrandigen Blätter besitzen an der Unterseite eine eiförmige Drüse, sind im Sommer grün und verfärben sich im Winter rötlich purpur. Die nadelförmigen Blätter werden 4 bis 8 mm lang, die schuppenartigen Blätter hingegen nur 1,5 bis 2 mm. Die Schuppen überlappen sich meist bis zu einem Drittel ihrer Gesamtlänge. Sie haben eine abgerundet-stumpfe bis spitz zulaufende Spitze.

Der Kriech-Wacholder ist zweihäusig-getrenntgeschlechtig und die Beerenzapfen reifen meist erst im zweiten Jahr. Sie stehen in der Regel an einem gebogenen Stiel und sind bei einem Durchmesser von 5 bis 7 mm kugelig bis eiförmig geformt. Zur Reife hin sind sie blauschwarz bis bräunlich blau gefärbt und sind hell bereift.

Sadebaum (Juniperus sabina)

Der Sadebaum wird auch als Stink-Wacholder, Gift-Wacholder, Sefistrauch oder Sebenstrauch bezeichnet. Er ist ein Strauch, der meist Wuchshöhen von nur 1 bis 2, selten 5 m erreicht. Er wächst meist mehr oder weniger kriechend. Die Borke an älteren Pflanzen ist rötlich-braun. Es gibt zwei unterschiedliche Blattformen. In der Jugend bildet er wirtelig angeordnete 4 bis 5 mm lange, nadelförmige, spitze Blätter aus, die oben bläulich sind. Im Alter treten zusätzlich kreuzgegenständig angeordnete schuppenförmige Blätter auf, die eiförmig und 1 bis 4 mm lang sind. Sie riechen beim Zerreiben unangenehm.

Es gibt vom Sadebaum sowohl einhäusige als auch zweihäusig getrenntgeschlechtige Individuen. Die Blütezeit liegt von März bis Mai. Die beerenförmigen, ei- bis kugelförmigen Zapfen sind 5 bis 7 mm groß. Sie reifen im Herbst im gleichen Jahr der Befruchtung oder im nächsten Frühling. Der Stink-Wacholder ist einer der Hauptwirte für den Birnengitterrost und wurde deswegen früher gebietsweise flächig beseitigt.

Beschuppter Wacholder (Juniperus squamata)

Dieser Wacholder wächst als immergrüner, aufrechter oder niederliegender Strauch bzw. kleiner Baum der Wuchshöhen von bis zu 12 m erreichen kann. Die Äste gehen aufsteigend oder gerade vom Stamm ab. Die kurzen, geraden oder gebogenen Zweige stehen dicht an den Ästen. Die nadelförmigen Blätter werden 2,5 bis 10 mm lang und 1 bis 1,5 mm breit.

Sie haben an der Blattoberseite weiße Stomatabänder. In der Mitte oder an der Basis der Blattunterseite befindet sich eine schmale Furche. Die eiförmigen bis kugeligen Beerenzapfen sind 4 bis 8 mm lang und 4 bis 6 mm dick. Im reifen Zustand sind sie schwarz bis blauschwarz gefärbt. Jeder Zapften trägt ein gefurchtes Samenkorn.

Virginischer Wacholder (Juniperus virginiana)

Der Virginische Wacholder wird auch als Bleistiftzeder, Virginische Zeder oder Virginische Rotzeder bezeichnet und ist die größte Pflanzenart der Gattung (Juniperus). In mitteleuropäischen Gärten wird häufig die schmale, blaugrüne Säulenform 'Skyrocket' angepflanzt. Alle Teile des Virginischen Wacholders sind stark giftig.

Der Virginische Wacholder kann 300 Jahre alt werden, ist langsamwüchsig und erreicht Höhen von 15 bis 25 m. Er bildet eine Pfahlwurzel aus. Die Borke ist braun gefärbt. Es werden sowohl nadelförmige Blätter (3 bis 9 mm lang) als auch schuppenförmige Blätter (1 bis 5 mm lang) ausgebildet. Die Blätter haben eine Lebensdauer von ein bis drei Jahren.

Der Virginische Wacholder ist einhäusig, in Einzelfällen auch zweihäusig getrenntgeschlechtig. Die gestielten, bei Reife blau-bereiften bis bräunlich-blauen Zapfen sind kugelig bis eiförmig und 3 bis 7 mm im Durchmesser. Sie reifen im ersten Jahr. Alle Teile sind sehr stark giftig. Bei einer Vergiftung zeigen sich Krämpfe, Atemnot bis zum Kollaps; in schweren Fällen folgt der Tod in der Bewusstlosigkeit.

Uwe Bienert

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 Uwe Bienert
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Landschaftsgärtner-Meister und Ausbilder

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