Deutschlands Unternehmen von Nachwuchssorgen geplagt

GaLaBau-Betrieb bietet Dienstwagen für Auszubildende

"Lehrjahre sind keine Herrenjahre." Der Satz hat ausgedient. Noch nie saßen Auszubildende an einem so langen Hebel wie heute. Der Nachwuchsmangel macht es möglich. Azubis werden umworben, zum Teil mit ungewöhnlichen Extras.

Das GaLaBau-Unternehmen Verler Gartenbau in Nordrhein-Westfalen stellt seinen drei Azubis jetzt jeweils einen Dienstwagen für die Zeit der Ausbildung zur Verfügung. Genutzt werden dürfen die Kleinstwagen der Marke Opel Karl vom Zuhause des Auszubildenden bis zur Arbeit, bis zur Schule und bis zu den Überbetrieblichen Lehrgängen. Für die Nutzung der Autos haben die Nachwuchskräfte lediglich die Spritkosten zu tragen.

Nach der Bekanntgabe der Zusatzvergütung auf der Website des Unternehmens stieg die Anzahl der Bewerber um die Ausbildungsplätze deutlich. Die Nachricht hatte sich unter jungen Leuten schnell herumgesprochen. Eltern kamen vorbei und rwollten mehr Informationen zum Azubi-Auto einholen. Die Nachwuchskräfte werden damit nicht nur mobiler. Nach eigenen Angaben fühlen sie sich vor allem stark motiviert und wollen sich beim Betrieb mit guten Leistungen revanchieren.

Ausbildungsmarkt ist enger geworden

"Es drängt uns ganz stark, gute Gesellen und Vorarbeiter für die Zukunft zu finden", sagt Helmut Kaltefleiter, Geschäftsführer der Verler Gartenbau.

"Für uns ist das eine Investition, die von der Priorität einem Maschinenkauf gleichkommt. Ich mache damit aber nicht nur einen Baumaschinenführer glücklich, sondern löse ein grundlegendes Problem unserer Branche." In seiner Region wird das Problem durch große Betriebe wie Bertelsmann, Miele, Nobilia und Beckhoff verschärft. Sie alle bieten Berufsbilder, die zurzeit sehr hipp und aktuell sind.

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Der Ausbildungsmarkt ist bundesweit enger geworden. Die Anzahl der unbesetzten Berufsausbildungsstellen hat sich in den letzten sechs Jahren mehr als verdoppelt. Zum Ende des Ausbildungsjahres 2008/2009 registrierte die Bundesagentur für Arbeit noch 17.255 davon. Zum Ende des Ausbildungsjahres 2014/2015 waren es bereits 40.960 gewesen. Der Trend: steigend. Schuld daran ist nicht nur der demografische Rückgang, sondern auch das starke Interesse an einem akademischen Bildungsweg. Die Zahl der nichtstudienberechtigten Schulabgänger, das Hauptklientel der dualen Berufsbildung, sank in den vergangenen zehn Jahren um 22,2 Prozent.

Hotelübernachtungen zu Sonderkonditionen

So ist die Verler Gartenbau GmbH & Co. KG nicht das einzige Unternehmen, das bei der Nachwuchs-Rekrutierung auf Dienstwagen setzt. Bereits vor zwei Jahren verwendete fast jeder zehnte Betrieb bei der Nachwuchs-Suche materielle oder finanzielle Anreize, so der Deutsche Industrie- und Handelskammertag. Bei 23 McDonalds-Filialen in Niedersachsen gibt es für Azubis zum Dienstwagen noch die Nutzung eines firmeneigenen Fitness- und eines Veranstaltungsraums dazu. Der Finanzdienstleister Zurich stellt seinen mehreren 100 Vertriebs-Azubis einen Dienstwagenpool mit Fahrzeugen der Marke Citroën DS3 zur Verfügung. Bis 2020 soll der Pool auf 600 Kleinwagen anwachsen. Damit der Standard bei Optik und Technik stets gleichbleibend hoch ist, werden die Autos jedes Jahr gegen neue ausgetauscht.

Hotelketten wie das Park Inn bieten ihren Azubis Übernachtungen für Freunde und Familie zu Sonderkonditionen in ganz Europa an. Üblich sind dabei 25 Prozent auf den Übernachtungspreis. Zusätzlich gibt es Zuschüsse zum örtlichen Fitnessstudio. Andere Unternehmen locken Bewerber mit kostenfreien Smartphones, Mietzuschüssen oder Teamreisen in die Sonne.

Junge Menschen abholen, wo sie sind

Damit holen sie die jungen Menschen genau dort ab, wo sie gerade sind. Jugendforscher haben festgestellt, dass für die Generation Z, die unter 17-Jährigen, Anerkennung mehr zählt als materielle Reichtümer. Sie sei nicht nur selbstbewusst und ruhig, sondern "vielleicht auch ein bisschen verwöhnt", erläuterte der Jugendsoziologe Prof. Dr. Klaus Hurrelmann von der Uni Bielefeld in der "Frankfurter Allgemeinen".

Die Generation Z kann während ihres gesamten Berufslebens mit weiteren Gratifikationen rechnen. Um einem "Job-Hopping" der begehrten jungen Leute entgegenzuwirken, sind Betriebe zu vielem bereit: Flexible Arbeitszeiten, längere Auszeiten für Weltreisen und, wo es möglich ist, auch ein Homeoffice sollen die Mitarbeiterbindung stärken. cm

Das Bundesumwelt- und Bauministerium will einen Entwurf des Weißbuchs Stadtgrün in der zweiten Novemberhälfte zur Diskussion stellen. Das kündigte der zuständige Staatssekretär Gunther Adler auf einer Tagung des Bundes Deutscher Landschaftsarchitekten und des Regionalverbandes Ruhr in Essen an. Das regierungsamtliche Dokument soll Handlungsempfehlungen und Möglichkeiten zur Umsetzung von mehr Grün in den Städten formulieren. In Kürze kann es auf der Website gruen-in-der-stadt.de eingesehen und kommentiert werden. Das Weißbuch wird von der grünen Branche seit der Publikation des vorangegangenen Grünbuchs "Grün in der Stadt" im Juni 2015 mit Spannung erwartet. Im Sommer dieses Jahres hatte die Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau dem Ministerium im Namen von 35 Verbänden und Institutionen einen Maßnahmenkatalog für das Weißbuch übergeben. Das Bundesumwelt- und Bauministerium beabsichtigt, das Weißbuch am 8. und 9. Mai kommenden Jahres im Rahmen eines 2.Bundeskongresses "Grün in der Stadt" in Essen öffentlich vorzustellen. Zu der Veranstaltung im Colosseum Theater, einer denkmalgeschützten Industriehalle der früheren Krupp Gussstahlfabrik, eingeladen sind alle Akteure, die mit der Entwicklung des Grüns in der Stadt befasst sind. cm

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