Die Baum-Experten im GaLaBau – mit Sachverstand in die Zukunft

Mareike Pezzei, Stepahnie Hemmer I Sich nach mehreren Jahren der praktischen Tätigkeit wieder an die Schulbank zu setzen und Bücher zu wälzen – dieser Gedanke ist wohl eine Herausforderung für viele Landschaftsgärtner, Baumpfleger und Baumkontrolleure. Um eigenes Wissen weiter zu vertiefen oder gar eine berufliche Weiterentwicklung in Richtung der Sachverständigentätigkeit anzustreben, ist es jedoch notwendig, sich wieder einmal der Theorie zu widmen. Dies muss nicht an alte Schulzeiten mit strengen Lehrern, veralteten Büchern oder stupidem Auswendiglernen erinnern. Bereits sechs Mal hat die Akademie Landschaftsbau Weihenstephan (alw) den Vorbereitungslehrgang zum "Sachverständigen im Garten- und Landschaftsbau – Fachrichtung Baumpflege, Baumstatik und Gehölzwertermittlung" durchgeführt und zeigte auch im letzten Jahrgang wieder, wie moderne Wissensvermittlung auf hohem Niveau aussehen kann.
Die Teilnehmer vermessen ein Gehölz zur praktischen Wertermittlung nach der FLL-Wertermittlungsrichtlinie nach Methode Koch.

Die Teilnahme am Lehrgang erfordert nicht nur praktische Berufserfahrung in der Baumpflege und Baumkontrolle, sondern setzt auch einen entsprechenden beruflichen oder akademischen Werdegang voraus. Somit ist von vorne herein garantiert, dass sich die Teilnehmenden auf Augenhöhe begegnen und an ihrem bereits vorhandenen Wissensstand anknüpfen können. Auch durch den wertvollen Austausch untereinander. "Hier bin ich richtig", das war der Gedanke von Florian Stopfer an seinem ersten Tag als Teilnehmer des Lehrgangs an der alw in Freising. Ebenso wie seine elf Mitstreiter hat er im November 2022 die umfangreiche Weiterbildung begonnen – und die Entscheidung nie bereut. Der ehemalige Quereinsteiger in die Baumpflege hat im Laufe seines beruflichen Werdegangs schon seit je her großen Wert auf zielgerichtete Weiterbildung gelegt. Mit dem Sachverständigen-Lehrgang wollte Stopfer sein fachliches Know-how weiter vertiefen, um in seiner aktuellen Tätigkeit im kommunalen Bereich über noch mehr Wissen zu verfügen. Er sieht den großen Mehrwert darin, dass die Teilnehmer des Lehrgangs "Arbeitsmaterial für die nächsten Jahre an die Hand bekommen haben".

In den sechs jeweils fünftägigen Modulen bekam die Gruppe zuerst eine Einführung in das Sachverständigenwesen. Was darf und was muss ein künftiger Sachverständige/r leisten? Welche rechtlichen Rahmenbedingungen gibt es? Was passiert bei einem Ortstermin und was vor Gericht und wie werden fachlich fundierte Gutachten erstellt? Praktisch ausgelegt ist das baumspezifische Wissen, das in den weiteren Modulen folgt: Grundlagen im Garten- und Landschaftsbau, visuelle Kontrolle der Verkehrssicherheit, technische Untersuchungsverfahren von Bäumen und alles rund ums Baum-Management, wie zum Beispiel Artenschutz in der Baumpflege und viel weiteres Fachwissen. Den krönenden Abschluss bildete dann das Modul "Vorbereitung auf die Sachverständigen-Prüfung". Die Teilnehmenden durften ihr eigenes Übungsgutachten, das sie im Verlauf des Lehrgangs erstellt haben, vor einem simulierten Gericht mit einem "echten" Richter und seinem Beisitz verteidigen. In einer möglichst realitätsnahen Situation stellen sie ihr erlerntes Spezialwissen unter Beweis. Für die Erstellung der Übungsgutachten stehen den "Lehrlingen" während des Lehrgangs hochkarätige Mentorinnen und Mentoren aus der Branche zur Seite, die sie mit Rat und Tat sowie mit ihrer teilweise jahrzehntelangen Expertise unterstützen. Auf diese Weise findet eine fundierte Vorbereitung auf die öffentliche Bestellung oder Personenzertifizierung durch eine akkreditierte Zertifizierungsstelle statt.

Andreas Detter, Leiter des Lehrgangs an der alw, ist selbst öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Baumpflege, Verkehrssicherheit von Bäumen und Baumwertermittlung. Neben seinem umfangreichen Wissen profitiert der Lehrgang auch von seinem großen Netzwerk in der Branche und seiner Nähe zu den Teilnehmenden. "Es war uns ein Anliegen, möglichst jedes Thema mit hochrangigen Referenten, Dozenten, Wissenschaftlern oder langjährigen Sachverständigen zu besetzen. Wir möchten Wissensvermittlung mit höchster Qualität anbieten", so Detter.

Diese Aspekte weiß auch Dominik Wolfseher sehr zu schätzen. Er hat wie Florian Stopfer im April 2024 den Lehrgang abgeschlossen und wollte als Einzelunternehmer damit sein Wissen im Bereich der Baumpflege und Baumkontrolle vertiefen und sein eigenes Profil schärfen. "Hier findet ein Wissenstransfer auf sehr hohem Niveau statt. Dabei besteht aber keinerlei Konkurrenzsituation, sondern ein ernsthaftes und wohlwollendes Interesse, Nachwuchs an Sachverständigen in diesem Bereich zu generieren.", resümiert Wolfseher. Ihm ist außerdem das "familiäre Flair" während der Modulwochen in Erinnerung geblieben. Neben einem regelmäßigen und intensiven Austausch mit den Lehrgangs-Organisatoren, zahlt auch der gute Kontakt unter den Lehrgangs-Teilnehmern auf diese Erinnerung ein. Auch über den Abschluss der Weiterbildung hinaus sind die Teilnehmer im Austausch und unterstützen sich gegenseitig fachlich bei Fragen. Dominik Wolfseher erinnert sich außerdem: "Auch die Unterstützung durch Heidi Kreitmeier bei der Erstellung der Gutachten war sehr hilfreich. Sie hatte bei Fragen und Problemen immer ein offenes Ohr."

Der Lehrgangsabschluss liegt nun einige Monate zurück, die Teilnehmenden haben das Zertifikat "Sachverständiger im Garten- und Landschaftsbau – Fachrichtung Baumpflege, Baumstatik und Gehölzwertermittlung" in der Hand, überreicht durch den Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Bayern e. V. (VGL). Ob Florian Stopfer und Dominik Wolfseher nun eine öffentliche Bestellung oder Personenzertifizierung anstreben? Das wissen beide noch nicht. Das notwendige Know-how liegt jedenfalls vor und sie haben eine Menge an vertieftem Wissen erhalten, von dem sie bereits heute wie auch die nächsten Jahre profitieren werden. Beide ehemaligen Teilnehmer sind sich einig: unabhängig davon, wie dieser Lehrgang ihren beruflichen Werdegang weiterentwickelt - die Investition an Zeit und Geld hat sich gelohnt. Denn das Wissen, die Kontakte und Erfahrungen kann einem keiner mehr nehmen. n

Der nächste Lehrgang beginnt am 11. November 2024. Die Anmeldung ist bereits über die Website der alw möglich.

Davor wird es eine Online-Info-Veranstaltung zum Lehrgang geben, in der der Lehrgang nochmals vorgestellt wird und Fragen gestellt werden können. Bei Interesse bitte Mail an info@akademie-landschaftsbau.de und Sie werden informiert, sobald der Termin feststeht. Die alw bietet außerdem Weiterbildungsmöglichkeiten im Bereich Sachverständigenwesen in Form von Tagesseminaren an. Diese sind auf der alw-Website unter Seminare – Sachverständigenwesen zu finden.

Weitere Informationen unter www.akademie-landschaftsbau.de oder 0 81 61 4878 16.

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