Auftragsvorlauf hat sich deutlich verringert

Wirtschaftskrise macht sich auch im GaLaBau bemerkbar

Die deutsche Wirtschaft löst sich nicht aus der Krise. Die Erwartungen bis zum Jahresende sind "ziemlich düster". Zu diesem Ergebnis kommt das ifo Institut in München. Der ifo Geschäftsklimaindex für Deutschland ist im Juli auf 87,0 Punkte gesunken, nach 88,6 Punkten im Juni. Auch im Garten- und Landschaftsbau hat sich die Krise inzwischen niedergeschlagen.
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Der Auftragsvorlauf im Garten- und Landschaftsbau hat sich deutlich verringert. Davon berichten viele GaLaBau-Landesverbände. Foto: Wiltrud Lütge, Neue Landschaft
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"Was nicht gut läuft, ist die Konsumnachfrage", erläutert ifo-Präsident Clemens Fuest: "Aber die Menschen sparen doch mehr als erwartet." Foto: ifo Institut, Enno Kapitza

Was nicht gut, läuft ist die Konsumnachfrage", erläuterte ifo-Präsident Clemens Fuest der "Tagesschau". "Es war erwartet worden, dass durch die steigenden Einkommen in 2024 auch mehr Geld ausgegeben wird. Aber die Menschen sparen doch mehr als erwartet." Neben den fehlenden Aufträgen für die Industrie sei das einer der Hauptgründe für die weiter anhaltende wirtschaftliche Krise.

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Reiner Bierig, Geschäftsführer VGL Baden-Württemberg Foto: VGL Baden-Württemberg

Auftragsvorlauf halbiert

Reiner Bierig, Geschäftsführer des Verbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (VGL) Baden-Württemberg, berichtet, dass sich der Rückgang der Baugenehmigungen im Südwesten langsam bemerkbar macht. Sie sind ein Indikator für das Baugeschehen und den Neubau von Außenanlagen der kommenden Monate. Denn, so Bierig: "Was nicht genehmigt wird, bekommt auch keine Außenanlagen." Der Auftragsvorlauf im GaLaBau beträgt nach Angaben des VGL-Geschäftsführers inzwischen nicht mehr sechs bis sieben Monate, sondern eher drei bis dreieinhalb Monate. Es gibt auch Betriebe die nur anderthalb Monate Vorlauf haben.

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Christoph Lau. Geschäftsführer VGL Nordrhein-Westfalen Foto: VGL Nordrhein-Westfalen

Aus Nordrhein-Westfalen meldet auch VGL-Geschäftsführer Christoph Lau, im Neubau von Grün und im gewerblichen Bau sei "der Korken drin". Es läuft also nicht mehr so gut. Das Privatgartensegment funktioniert besser.

Dr. Michael Marrett-Foßen, Hamburgs Geschäftsführer des Fachverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (FGL), spricht in diesem Zusammenhang von "zufriedenstellend gut". Alle befragten Geschäftsführer sind sich jedoch einig, dass die vorliegenden GaLaBau-Aufträge mit der Pflege bis weit in den Herbst hinein für genügend Arbeit sorgen werden.

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Dr. Michael Marrett-Foßen, Geschäftsführer FGL Hamburg. Foto: Neue Landschaft

Sinkt der Auftragsstrom weiter?

Ob die Aufträge im kommenden Jahr zunehmen werden, ob sich der Korken im gewerblichen Bau und im Neubau von Grün lösen wird, ist offen. "Viele fürchten, dass der Auftragsstrom nach dem Jahreswechsel verhaltener wird", sagt Oliver Hoch, FGL-Geschäftsführer von Berlin und Brandenburg. Das Statistische Bundesamt teilt gegenwärtig von Quartal zu Quartal mit, dass die Anzahl der Baugenehmigungen immer mehr schrumpft: Allen voran die Baugenehmigungen für Einfamiliernhäuser, gefolgt von den Genehmigungen für Mehrfamilienhäuser. Marrett-Foßen machen die großen Einbrüche im Wohnungsbau Sorge. Das bedeute künftig verstärkt Einbrüche bei Außenanlagen. Da werde es Preiskämpfe geben.

Im kommenden Jahr noch nicht ausgestanden sein dürften die Bauablaufstörungen, denn sie nehmen zu. Die Vorgewerke werden nicht rechtzeitig fertig und die Dokumentationspflichten sind sehr hoch gehängt. Das führt dann nicht zu den besten Ergebnissen, so Christoph Lau. Die Produktivität auf den Baustellen hat auch durch Lieferschwierigkeiten gelitten, bemerkt Bierig.

Sorgen um öffentliche Aufträge

Probleme bereiten dem Garten- und Landschaftsbau zunehmend die öffentlichen Auftraggeber, obgleich sie einen hohen Bedarf an Stadtgrün und Spielplatzsanierungen haben. In vielen Kommunen gibt es Haushaltssperren und die personelle Lage in den Behörden wird schlechter, berichtet NRW-Geschäftsführer Lau. Die Kommunen können deshalb kein Geld abrufen. Oft fehlt ihnen deshalb das notwendige Geld für eine Ko-Finanzierung mit Land oder Bund. Das gilt auch für Mittel der Projekte der blau-grünen Infrastruktur. Auf Bundesebene müsse Druck gemacht werden, damit nicht abgerufene Gelder weiterhin der Klimaanpassung zur Verfügung stehen, so Lau. Nicht abgerufenes Geld dürfe nicht in andere Kanäle fließen. Im Südwesten Deutschlands fehlt es zwar nicht am Geld, aber an dem nötigen Personal in den Ämtern, sagt Baden-Württembergs VGL-Geschäftsführer Bierig. Deshalb kommen Projekte nicht so schnell voran.

Eine große Herausforderung bleibt der Fachkräftemangel. Im GaLaBau wird unverändert Personal benötigt. "Zwar steigen die Ausbildungszahlen, aber welche Qualifizierungsangebote gibt es und werden sie genutzt?", fragt Lau. Denn nicht alle Azubis bleiben nach ihrem Abschluss im Garten- und Landschaftsbau.

Markt wieder aktiv bearbeiten

Für Bierig steht fest, dass der Markt jetzt wieder aktiv bearbeitet werden muss. So hat es der GaLaBau in ähnlich flauen Jahren Anfang der 1990er Jahre auch getan. Betriebliche Prozesse müssten optimiert werden, um die Produktivität zu erhöhen. Kosten müssten gespart, das Marketing und die Akquise verstärkt werden. Baden-Württembergs VGL-Geschäftsführer: "Das ist erfolgversprechend, weil der Markt für den GaLaBau mit Geld und Kundeninteresse da ist." Für ihn steht fest, dass die grüne Branche "selbstbewusst und zuversichtlich" nach vorne schauen kann.

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Oliver Hoch, Geschäftsführer FGL Berlins und Brandenburg Foto: Neue Landschaft

Besonders die Metropolregionen haben Potenzial. Hamburg beispielsweise hat noch viele große Bauvorhaben, die zu Ende gebracht werden müssen, bemerkt Hamburgs Geschäftsführer Marrett-Foßen. Dazu gehört der Stadtteil "Kleiner Grasbrook", ein innerstädtisches Wohn- und Arbeitsquartier mit rund 3.000 Wohnungen und einer großen Parkanlage.

Der Berliner Südosten bis hin zum Flughafen BER und zu Tesla in Grünheide steht vor einer enormen Gewerbegebietsentwicklung, sagt Berlins und Brandenburgs FGL-Geschäftsführer Hoch. Mit Gründächern und wasserdurchlässige Flächen entsteht dort ein GaLaBau-Markt. Hinzu kommen überall in Deutschland der klimaresiliente Umbau urbaner Grünflächen und Parks sowie Ersatzpflanzungen für geschädigte Stadtbäume.

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