GaLaBau-Fachtagung des FGL Hamburg
Staatsrat bekennt sich zu Grünprojekten und Solargründächern
Pollmann will konkrete Projekte anschieben
Wolfgang Michael Pollmann, Staatsrat der Hamburger Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) leitete die Fachtagung mit einem Kurzvortrag zum Thema "Die grüne Zukunft der Stadt Hamburg" ein. "Die Versorgung mit Grün ist eine zutiefst soziale Verpflichtung. Wir müssen alles tun, damit das städtisches Grün angesichts der Innenverdichtung nicht unter die Räder kommt. Wir möchten nicht nur mit schönen Worten die Wichtigkeit von Grün betonen, sondern konkrete Projekte anschieben", erklärte Pollmann. 2019 habe die BUKEA in Verhandlung mit einer Volksinitiative des NABU erreicht, dass das behördliche Freiraumkonzept konsequent vorangetrieben und umgesetzt werde. "Die Folge unserer Verhandlungen mit dem NABU waren ein Senatsbeschluss und feste Regeln, in deren Konsequenz die Bezirksämter personell und finanziell besser ausgestattet wurden. Das war ein riesiger Meilenstein in unseren Bemühungen, die Grünanlagen und Wasserflächen in der Stadt auszubauen und zu schützen", so der Staatsrat weiter.
Die Pandemie, so Pollmann, habe gezeigt, wie wichtig das Grün in der Stadt sei. Durch den Klimawandel sähe man das noch deutlicher. "Die Temperaturen werden weiter steigen, Starkregenereignisse und Stürme zunehmen. Wir brauchen Freiflächen für eine grünblaue Infrastruktur zur Unterstützung einer Klimaanpassungsstrategie, die kritische Folgen des Klimawandels abmildert". Dazu zähle auch eine konsequente Förderung der Dach- und Fassadenbegrünung. "Wo immer wir mit flachen Dächern neu bauen, muss ein Gründach zur Selbstverständlichkeit werden. Wir dürfen nicht mehr nur fördern, sondern müssen fordern. Die Begrünung von Dächern in Kombination mit Photovoltaik muss in naher Zukunft vom Senat für jedes neue Bauvorhaben verpflichtend beschlossen und in Schichthöhe und Vegetation klar definiert werden", argumentierte der Staatsrat.
NL-Stellenmarkt
Sattler für klimaresiliente Leuchtturmprojekte
Philipp Sattler von der Stiftung "Die grüne Stadt" sprach über Leuchtturmprojekte in deutschen Städten und plädierte in diesem Zusammenhang ebenfalls für mehr Grün an Dach und Wand im urbanen Raum.
"Grünblaue Infrastruktur, Schwammstadt, Klimaresilienz – diese 'Buzzwords' stehen exemplarisch für die Herausforderungen, mit denen sich der Bereich Stadtgrün nach drei extremen Sommern und sintflutartigen Unwettern konfrontiert sieht. Wir benötigen mehr Gebäudebegrünung, klimaresiliente Freiräume und eine wassersensible Stadtentwicklung", so Sattlers Forderung.
Es bedürfe weiterhin konkreter Leuchtturmprojekte, mit denen die grüne Branche die Notwendigkeit von nachhaltiger Stadtentwicklung und die Kompetenz der eigenen Branche verdeutlichen könne. Leuchtturmprojekte, die Gründächer und Fassadenbegrünung in den Fokus der Öffentlichkeit rückten und so immer mehr zur Normalität werden ließen.
Exemplarisch präsentierte der Fachmann für Stadtgrün ausgewählte Projekte in deutschen Städten: Dazu zählten die Callwer Passage in Stuttgart und den Bunker in Hamburg Sankt Pauli, dessen Baufortschritte die Tagungsteilnehmer aus dem Fenster life beobachten konnten.
"Gebäude mit grüner Haut müssen bei Stadtumbau im Klimawandel Leitmotiv werden. Sie sind die nachhaltigste Klimaanlage", so Sattlers Fazit. Prof.
Dr. Hartmut Balder von der Berliner Hochschule für Technik sprach über "Grünes Stadtmanagement als Modell der Zukunft". Er gab zunächst einen Überblick über die historische Entwicklung des urbanen Gartenbaus, skizzierte anschließend die zentralen Zukunftsfragen der Stadtentwicklung.
So müsse der Flächenverbrauch in Städten aufgehalten, Stadtgrün gemäß den Bedürfnissen von Menschen, Pflanzen und Tieren sicher organsiert und der urbane Raum ganzheitlich optimiert werden kann. Es ginge darum einheitliche Regelungen zu schaffen, Interessengruppen zusammenzubringen, Bedürfnisse und Ziele besser abzustimmen und innovative Betreibermodelle zu etablieren.
Exemplarisch dafür nannte Balder das Modell Privat Public Partnership (PPP), in der eine Kooperation zwischen der öffentlichen Hand und der Privatwirtschaft im gegenseitigen Interesse vertraglich geregelt wird. Im letzten Teil seines Vortrages gab Hartmut Balder PPP-Beispiele für eine gelungene grüne Stadtentwicklung am Beispiel des Kurfürstendamms in Berlin.
Daxauer erläutert naturnahe, ökologische Gärten
Abschlussredner der Fachtagung war Oliver Daxauer, seit mehr als 20 Jahren Experte und Berater für die Umsetzung praktikabler biodiversitätsfördernder Lösungen in der Landschaftsgestaltung.
"Die naturnahe, ökologische Garten- und Landschaftsgestaltung bietet zahlreiche praktische Ansätze, mit denen Sie als Fachleute Flächen ökologisch enorm aufwerten und natürliche Lebensräume für verschiedenste Tier- und Pflanzenarten schaffen können", sagte Daxauer. Ein Bespiel sei die Artenanreicherung vorhandener Grünflächen durch Pflanzung von Wildstauden und Umwandlung von Rasenflächen in artenreiche Blumenwiesen durch Bodenbearbeitung.
Wie biologische und funktionale Vielfalt in Einklang gebracht werden können, beschrieb Daxauer anhand der Gestaltung einer Außenanlage eines Unternehmens. Dazu rechne ein Hummeltummelplatz in der Einfahrt, einen Parkplatz mit wasserdurchlässigem Substrat, Schatten und Nektartankstelle, eine "wilde Ecke", einen Teich oder Bach für Niederschlagswasser mit Sitzgelegenheiten und sogar eine Kulturlandschaft, auf der Hühner und Schafe lebten und Gemüse angebaut werde.
FGL Hamburgs