GaLaBau-Wissen

Nun lässt der Lenz uns grüßen …

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197. Folge: Unsere Serie für den Nachwuchs erläutert das wichtigste GaLaBau-Grundlagenwissen vom Abstecken bis zum Zaunbau: Diesmal geht es um das Thema Frühblüher.
Frühblüher Ausbildung und Beruf
Grafik: Uwe Bienert

Viele werden jetzt denken: Was ist los? Im Juni kommt der Bienert mit den Frühblühern? Da ist wohl in seinem Zeitmanagement was schiefgelaufen. Nein, ist es nicht! Sicher ist es nicht der optimale Zeitpunkt, einen Artikel über Frühblüher zu schreiben, aber dafür sind die Bilder super aktuell.

Was verstehen wir unter dem Begriff "Frühblüher"?

Rein vom Botanischen her spricht man bei Frühblühern von Pflanzenarten, die als erste im Jahr blühen. Diese Pflanzen legen schon nach der Blüte Vorräte für die nächste Saison an. Sie bunkern die aus Nährstoffen und dem Sonnenlicht gewonnene Energie in Zwiebel, Wurzelknolle oder Erdsprossen (Rhizom), um dann, ganz zeitig im Frühjahr wieder auszutreiben. Nachdem im Frühjahr die Blütezeit vorbei ist, sterben im Frühsommer in der Regel die oberirdischen Pflanzenteile der mehrjährigen Pflanzen ab. Der Gärtner spricht dabei von "sie ziehen ein". Einjährige Frühblüher vermehren sich über Samen. Zu den Frühblühern gehören beispielsweise: Schneeglöckchen, Winterling, Narzisse, Tulpe, Primel, Märzenbecher, Schlüsselblume und Duftveilchen.

Zu den Frühblühern sollten meiner Meinung nach aber auch frühblühende Gehölze gerechnet werden, denn auch von diesen sind einige in der Lage, sehr zeitig zu blühen; beispielsweise Kornelkirsche (Cornus mas) und Winterjasmin (Jasminum nudiflorum)

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Frühblüher Ausbildung und Beruf
Grafik: Uwe Bienert
Frühblüher Ausbildung und Beruf
Grafik: Uwe Bienert

Was man wissen sollte

  1. Es kommen nur feste und gesunde Zwiebeln zum Einsatz. Je größer die Zwiebel, desto kräftiger und größer ist auch die Blüte. Wer die Zwiebeln erst im Frühjahr setzt, verschiebt die Blühphase in den Mai. Nicht nur im Beet, auch im Topf treiben sie aus.
  2. Blumenzwiebeln und Knollen, die im Frühling blühen sollen und winterfest sind, sollten im Herbst gesetzt werden. Es wird häufig empfohlen, sie bis zum November ins Erdreich zu bringen, es funktioniert aber auch noch später, solange der Boden nicht gefroren ist. Wichtig ist: Die Zwiebeln und Knollen brauchen einen Kälteimpuls, um auszutreiben. Wer das Setzen im Herbst verpasst hat, kann im zeitigen Frühjahr vorgetriebene Frühblüher pflanzen. Wichtig ist dann, die Zwiebeln nur zur Hälfte einzugraben.
  3. Je größer Blumenzwiebeln oder Knollen sind, desto tiefer müssen sie in die Erde gesteckt werden. Ganz wichtig ist beim Stecken, dass die Spitze, also die Sprossseite nach oben zeigt.
  4. Die wilden Frühblüher, zum Beispiel Schneeglöckchen oder Winterling, brauchen drei Jahre Zeit, bis aus dem Samen eine Pflanze geworden ist, die auch blüht.
  5. Schnee ist für die meisten Frühblüher kein Problem. Der Schnee schützt die Pflanzen sogar vor Kälte. Er erwärmt die Erde und versorgt die Zwiebeln und Knollen mit Wasser.

Moment mal: Wie sieht das mit Erfrieren aus?

Erfrieren können Frühblüher in unseren klimatischen Verhältnissen nicht – doch wie machen sie das? Die ersten sogenannten Vorfrühlingsblüher sind in unseren Breiten das Schneeglöckchen und der Winterling. Das Schneeglöckchen gehört zu den Frostkeimern Das bedeutet: Die Zwiebel der Pflanze muss in der Erde erst mehrere Tage Frost erfahren, bevor sie bei darauffolgenden Plusgraden überhaupt aktiv wird. Diese Funktion verhindert, dass Frostkeimer schon im Herbst zum Leben erwachen. Erst wenn die Temperaturen im Boden mehrere Wochen über 5 °C gelegen haben, beginnen die Samen zu keimen.

Die Auslöser für den Wachstumsbeginn sind von Pflanze zu Pflanze verschieden. Viele Frühblüher nehmen das Sonnenlicht mit ihren Blättern wahr und können so erkennen, wie lang die Tage sind. Mit Hilfe dieser Informationen wird erst mit der Zunahme der Sonnenstunden die Blüte ausgebildet. Die zeitigen Vorfrühlingsblüher dagegen richten ihre innere Uhr nach der Temperatur aus, jedoch nicht die Luft-, sondern die Bodentemperatur ist dabei entscheidend. Steigen die Temperaturen mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen im Boden an, werden die Zwiebeln geweckt und innerhalb kurzer Zeit entstehen Blätter und ein wenig später auch die beliebten Blüten, die den Frühling ankündigen.

Natürlicher Frostschutz?

Und auch Blätter und Blüten der Frühblüher sind vor Frost geschützt. Schneeglöckchen beispielsweise liegen nach einer Frostnacht, die Temperaturen von unter -5 °C mitbringt, flach auf dem Boden. Doch sie sind nicht erfroren, sondern richten sich nach einiger Zeit wieder auf. Frühblüher und winterharte Pflanzen tragen einen natürlichen Frostschutz in Form von Stärke in sich. Diese wird aus überschüssiger Energie produziert, ist in allen Pflanzen zu finden und wird in Körnchenform gelagert. Kommt es zu Minusgraden, schaltet die Pflanze ihren Stoffwechsel um. Nun wird statt Glucose Glycerin produziert und die Stärkereserven zu Glucose zerlegt. So entstehen die körpereigenen Frostschutzmittel, sogenannte Bio-Alkohole wie Glycerin, Traubenzucker und Sorbit.

Dieser Prozess wird als Gefrierpunktserniedrigung bezeichnet. Die natürlichen Frostschutzmittel verteilen und lösen sich im Wasser der Zellen und verändern damit dessen molekulare Zusammensetzung. Das führt dazu, dass das Wasser in den Zellen nicht wie üblich bei 0 °C gefriert. Die spitzen Eiskristalle, die sich in Pflanzenzellen ohne Frostschutz bilden und die die Zellwände zerstören, bleiben aus.

Übrigens: Auch Schneeglöckchen und Winterling irren nicht, obwohl einige Exemplare bereits im Dezember blühen. Die meisten blühen zwischen Januar und März. Grund dafür sind verschiedene Bodenbeschaffenheiten und Standorte. Sandige, trockene Böden erwärmen sich wesentlich schneller als schwere, nasse. Geschützte, sonnige Ecken an Häuserwänden unterstützen das Wachstum mehr als zugige, offene und schattige Plätzchen.

Frühblüher Ausbildung und Beruf
Grafik: Uwe Bienert
Frühblüher Ausbildung und Beruf
Grafik: Uwe Bienert

Schön sein ist nicht alles!

Neben ihrer Ästhetik, die besonders dem Menschen Freude bereitet, übernehmen Frühblüher eine besonders wichtige Funktion im ökologischen Kreislauf der Natur. Im zeitigen Frühjahr dienen sie für Bienen und andere Insekten als unverzichtbare erste Nahrungsquelle. Nicht nur Hummelköniginnen, die bereits ab 2 °C fliegen, sondern auch Honigbienen wagen sich schon an den ersten sonnigen Februartagen in die Kälte, um Nahrung zu suchen.

Bienen gelten als besonders gefährdet, nicht nur, weil sie aufgrund der kritischen Zerstörung ihrer Lebensräume durch Pestizide und monokulturelle Landwirtschaft immer weniger Nahrung finden, sondern auch, weil sich ihre Nahrungssituation im Winter und Frühjahr zuspitzt, wenn die Bienen den kräftezehrenden Aufbau und die Stabilisierung ihrer Völker unternehmen. Sie brauchen dafür ausreichend Pollen und Nektar, die im späten Winter und zeitigem Frühjahr eher Mangelware sind. Nur die Frühblüher können die Bienen damit versorgen. Deshalb sind Frühblüher im eigenen Garten ein sich lohnender Beitrag zum Bienen- und Insektenschutz.

Blühende Pflanzen im Frühjahr, erfordern Arbeiten im Herbst

Die Frühblüher, und ich spreche hier von den mehrjährigen Pflanzen, erfordern immer ein wenig mehr Aufwand als andere Gartenpflanzen. Hier ist nicht nur eine gut durchdachte Planung erforderlich, sondern auch ein gutes Erinnerungsvermögen! Die meisten von ihnen verschwinden nach ihrer Blütezeit wieder bis zum nächsten Frühjahr und es ist sicherlich von Vorteil, die Zwiebeln, Knollen und Rhizome nicht durch unnötige Bodenbearbeitung zu beschädigen. Von September bis Ende November kommen Blumenzwiebeln und -knollen in die Erde.

Da die meisten Frühblüher Staunässe nicht vertragen (Fäulnisgefahr), wählt man als Pflanzstandort einen sonnigen Standort aus, dessen Boden durchlässig sein sollte.

Der Boden wird vor dem Bestücken mit den Frühblühern gelockert. Bei lehmigem Boden sollte man eine Bodenverbesserung mit Sand vornehmen, um die Durchlässigkeit zu erhöhen. Der Zeitpunkt der Pflanzung sollte auf einen frostfreien Tag fallen. Die Bodentemperatur sollte nicht über 10 °C liegen. Je später die Frühblüher gepflanzt werden, desto besser müssen sie vor plötzlichem Frost geschützt werden.

Einige Vertreter der Frühblüher sind sehr frostempfindlich. Dazu gehören die Narzissen. Sie sollten möglichst früh gesteckt werden, da sie länger als andere Frühblüher brauchen, um Wurzeln zu bilden.

Je größer eine Zwiebel ist, umso mehr Platz braucht sie im Boden. Es ist dabei darauf zu achten, dass über der Zwiebel die doppelte bis dreifache Zwiebelhöhe Erde liegt. Außerdem versteht es sich von selbst, dass Blumenzwiebeln nicht übereinander gesteckt werden sollten.

Beim Eingraben gibt es eine einfache, aber wichtige Faustregel: Die Blumenzwiebel sollte so tief im Boden vergraben werden, dass darüber die doppelte bis dreifache Zwiebelhöhe Erde liegt. Bei Tulpen sollten es zum Beispiel 8 bis 10 cm sein. Wenn Sie Blumenzwiebeln nicht tief genug eingraben, sind Frostschäden möglich. Beim Bearbeiten des Beetes ist außerdem das Risiko höher, die darin liegenden Zwiebeln zu verletzen. Grundsätzlich danken es Ihnen die Blumen, wenn die Erde wasserdurchlässig und nährstoffreich ist. Geben Sie am besten eine dünne Lage Kompost oder Pflanzerde obenauf, wenn die Zwiebeln erst Ende November oder Anfang Dezember in die Erde kommen.

Verschiedene Arten sollten nicht zu eng aneinandergesteckt werden, um die Ausbreitung von Pilzkrankheiten zu vermeiden. Rund 8 cm Mindestabstand sollten es bei Tulpen und Narzissen sein und bei kleineren Zwiebeln reichen etwa 5 cm aus. Im Kübel können Sie die Zwiebeln enger setzen.

Frühblüher Ausbildung und Beruf
Grafik: Uwe Bienert
Frühblüher Ausbildung und Beruf
Grafik: Uwe Bienert

Wie sieht es denn mit Düngung aus?

Stehen Pflanzen lange an einem Standort, ist der Boden irgendwann ausgelaugt, den Pflanzen fehlen Nährstoffe. Es folgt, dass sie weniger üppig blühen oder die Blüte bleibt ganz aus. Abhilfe schafft etwa von März bis April Flüssigdünger für Tulpen, Narzissen und Steppenkerzen, ihr Nährstoff-Depot aufzufüllen.

Pflanzen können erst ab einer Bodentemperatur von etwa 8 °C Dünger aufnehmen. Deshalb gießt man im Frühling die Zwiebel- und Knollenpflanzen mit einem Flüssigdünger – direkt auf die Blätter. Der Flüssigdünger wirkt sofort. Die Nährstoffe werden in Blättern, Zwiebeln und Knollen abgespeichert. Auswirkungen des Düngens zeigen sich allerdings im nächsten Jahr, den Blüten für diese Saison hilft das zwar nicht, da alles schon angelegt ist. Dann ist der Energie-Tank wieder aufgefüllt und die Blumen blühen kräftig und üppig.

Für Pflanzen, die im Mai blühen, kann sich eine Düngergabe im März noch in diesem Jahr auszahlen. Denn die Blüten entwickeln sich gerade erst. Zu ihnen gehören späte, große Tulpen, Steppenkerzen oder Kaiserkronen. Für sie ist ein Schluck Dünger im Gießwasser ein guter Starthelfer.

Frühblüher Ausbildung und Beruf
Grafik: Uwe Bienert

Woran ist Nährstoffmangel zu erkennen?

Fehlen Nährstoffe, bilden Pflanzen nur kleine, wenige oder gar keine Blüten aus. Auch helles Laub ist ein Indiz, dass die Pflanze unterversorgt ist.

Es eignen sich sowohl organische als auch mineralische Flüssigdünger. Wichtige Bestandteile sind Phosphor, Eisen und Mangan. Eine Gabe im März, April oder Mai reiche aus, die Pflanzen zu versorgen. Unterstützend kann die Frühblüherpflanzung mit Mulch abgedeckt werden. Er gibt Nährstoffe in den Boden ab und hilft, Wasser im Boden zu speichern. Es verdunstet nicht so schnell. Die Auswahl des Mulchmaterials richtet sich danach, wo die Pflanze zu Hause ist und an welchem natürlichen Standort sie dort wächst. Organischer Fasermulch eignet sich beispielsweise für Rittersporn und Zwiebelpflanzen. Sand und Kalkschotter zählen zu den mineralischen Mulchmaterialien. Sie sind für Steppensalbei, Blauraute, Steppenkerze und Fackellilie ideal.

Uwe Bienert

Nächsten Monat lesen Sie: "Hummelflug".

Quellen:
  • Farbatlas Peter Rüther: Frühblüher – Heimische Arten im Überblick. Hohenwarsleben (Westarp Wissenschaften)
  • Åge Nicolaisen: Blumenzwiebeln – Frühlingsblumen. 2. Auflage. BLV, München 1966
  • Einheimische Laubgehölze (Hecker, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim)
  • Grundkurs Gehölzbestimmung (Lüder, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim)
  • Taschenlexikon der Gehölze (Schmidt/Hecker, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim)
  • International standard ENA 2010–2015 (M.H.A. Hoffmann, ENA’s European Plant Names Working Group)
 Uwe Bienert
Autor

Landschaftsgärtner-Meister und Ausbilder

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