Junge Landschaft

Was ich schon immer mal erzählen wollte

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131 . FOLGE: Unsere Serie für den Nachwuchs erläutert das wichtigste GaLaBau-Grundlagenwissen vom Abstecken bis zum Zaunbau: Diesmal geht es um das Thema Bäume.

Besser wäre eine Überschrift wie: "Was ich schon immer mal fragen wollte!", aber so geht's auch. Viele interessieren sich immer mehr für die Natur und die Zusammenhänge, die in ihr existieren. Spätestens seit den Büchern des Försters Peter Wohlleben und den Dokus des Tierfilmers Andreas Kieling ist ein Wissensdurst entstanden, den es zu stillen gilt. Und wer, wenn nicht wir als Landschaftsgärtner müssen auch hier unseren Bildungsauftrag erfüllen und auf die Fragen von Kunden und Freunden Antworten geben können. Der folgende Artikel soll dabei behilflich sein.

Warum sind Bäume eigentlich so groß?

… und wie groß können sie eigentlich werden? Die recht einfache Antwort auf diese Fragen kann man in einem Wort ausdrücken: Konkurrenzkampf! Man stelle sich vor, man hat in einem Freiluftexperiment neben unendlich viel Zeit ein Stück unbebautes und unbewachsenes Land. Diese Brachen überlässt man sich selbst. Was passiert? Zuerst erscheint einjähriges "Kraut" auf der Naturbühne, ihm folgen mehrjährige Pflanzen und Gras, denen wiederum folgen niedere Sträucher, erste Gehölze und die ersten Bäume. In der Regel werden dies Eschen- und Birkengewächse sein, die sogleich von weiteren Vertretern der Arten Acer, Sorbus, Pinus und Salix in die Enge getrieben werden. Diese sogenannten Ruderalfluren haben eine ungefähre Lebenserwartung von 80 Jahren, dann sind die Bäume Geschichte und gehen den Weg alles Irdischen. Sie bilden die Grundlage für größere und auch anspruchsvollere Exemplare der Bäume, wie etwa Tilia, Quercus, Fagus. Diese werden in den folgenden Jahren auf der Fläche den Ton angeben. Leider ist es uns nicht möglich, die ganze Zeit dabei zu bleiben und den Prozess zu beobachten, da dies schon mal einige hundert Jahre dauern kann - und wer hat schon so viel Zeit?

An Größe übertreffen diese Klimavegetationsbäume, wie man sie auch bezeichnen könnte, ihre Pionier-Vorgänger um einiges. Dafür gibt es einige Gründe: Da wären zum Ersten die genetischen Voraussetzungen. Trotz optimaler Lebensbedingungen am Standort wird eine Tilia nie die imposante Größe eines Sequoia-Riesen erreichen. Dies ist genetisch bedingt; die optimale Fütterung eine Meerschweinchen lässt es auch nicht zur Größe eines Elefanten heranwachsen. Zweitens haben diese großwachsenden Bäume einen erheblichen Standortvorteil gegenüber ihren Vorgängern - mehr Nährstoffe, resultierend aus den abgestorbenen Pflanzen der Pioniervegetation. Und sie erhalten wegen ihrer Größe mehr Licht und auch mehr Luft und auch mehr Platz. Sie sind die wahren Chefs im Ring! Wenn das so einfach ist mit der Konkurrenz, warum werden jetzt nicht andere Bäume noch größer?

Nun, das hat vor allem mechanische Gründe. In erster Linie macht dem jungen aufstrebenden Baum die Erdanziehung und die damit verbundene Statik einen Strich durch die Rechnung. Je höher der Baum, desto mehr Holz muss er ausbilden, um Wind und Wetter eine gewisse Stabilität entgegen zu bringen. Er braucht ungefähr die achtfache Menge an Holz - an der Basis wie auch im Kronenbereich. Das ist eine Art "Kosten-Nutzen-Rechnung" - kurz: Es lohnt sich nicht!

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Wie schnell wachsen Bäume?

Die Wuchsgeschwindigkeit hängt von vielen Faktoren ab. Darunter zählen Standortbedingungen (Licht, Nährstoffe, Boden, Wasser und dergleichen) und genetische Voraussetzungen, aber auch andere äußere Faktoren wie Wildverbiss, Wetter oder wildgewordene Landschaftsgärtner mit der Kettensäge.

Das Motto könnte sein: "Leben schnell, stirb jung!" - zumindest, was einige der Pioniergehölze anbetrifft. Fraxiunus-Arten leben nur 80-100 Jahre. Sie bilden schnell wachsendes Holz, was man an den breiten Jahresringen ihrer Jugend gut beweisen kann. Plötzlich stellen sie die Holzproduktion ein und sterben ab. Als Investition in die Zukunft sind sie nicht geeignet.

Das Alter eines Baumes kann man am leichtesten ermitteln, wenn man ihn fällt. Dort sind die Jahresringe Zeugnis seines Alters. Dabei bildet der Baum einen zweigeteilten Ring aus: Der Frühjahrswuchs ist meist heller und breiter, während der Spätwuchs schmaler und dünner ausfällt. Schrumpft der Wuchs des Ringes unter 0,5 mm, hat es der Baum bald hinter sich und stirbt ab.

Warum haben manche Bäume Nadeln?

Nadeln sind ein gutes Beispiel für die Anpassungsfähigkeit in der Natur. Sie sind nichts anderes als eine "verdichtete" Blattform. Auffallend ist es, dass Nadelbäume in der Regel nur in sehr heißen oder sehr kalten Regionen beheimatet sind. Ich sage hier bewusst "beheimatet", denn inzwischen versucht ja jeder Hobby-Botaniker, seinen Garten in eine botanische Arche Noah zu verwandeln.

Zurück zu den Nadeln. Faustregel ist: Je rauer das Klima, desto kleiner und härter die Blattoberfläche. Jede Nadel besteht aus einer zentralen Ader, die von mit Chlorophyll gefüllten Zellen umgeben ist. Die äußere Epidermis der Nadel ist hart und wachsbeschichtet. Sie besitzt wenige Spaltöffnungen. Durch diesen Aufbau sind sie in der Lage in heißen Klimazonen Wasser zu speichern, in kalten Klimazonen wenig Wasser zu speichern und damit die Erfrierungsgefahr herabzusetzen. Sie können die Verdunstung mindern und auch große Schneemengen halten auf Nadelbäume nicht wirklich.

Wie lange steht ein abgestorbener Baum noch in der Landschaft rum?

Keine Frage: Aus landschaftsgärtnerischer Sicht besteht keine Akzeptanz für Baumleichen, deshalb gehören diese schon im Vorfeld (möglichst vor ihrem Ableben) entsorgt. Aber rein der Neugier wegen: Wie lang würde er stehen bleiben, wenn man ihn lassen würde? Es soll Bäume geben, die nach ihrem Ableben noch über 100 (!) Jahre stehen geblieben sind - sicher eine Ausnahme. Auch spielt es eine Rolle, ob der Baum eher aus weichem Holz oder aus hartem Holz ist, ob er eine Wurzelkrankheit hatte, oder ob er statisch Übergewicht nach einer Richtung hatte. Die Pioniergehölze halten auch da nicht so lang durch, wie deren Nachfolger. Während beispielsweise Betula-Arten ungefähr ein Jahr stehen bleiben, bevor sie fallen, können sich einige Quercus-Arten im Durchschnitt zehn Jahre am Standort senkrecht halten. Abgestorbene Bäume sind Biotope und an entsprechender Stelle wertvoller Lebensraum. Für uns als Gärtner gilt: Ein abgestorbener Baum im urbanen Bereich ist eine Gefahr für den Menschen, deshalb muss er entsorgt werden.

Welche Rolle spielen Pilze für Bäume?

Für mich haben Pilze etwas Mystisches, ja, gar Magisches. Dieses Gefühl ist wohl ein Relikt aus meiner Kindheit, in der Märchen eine große Rolle spielten. Als Sammler weiß man, dass Pilze immer unter bestimmten Bäumen zu finden sind; zumindest die Waldpilze. Dieser Umstand ist nicht dem Designverständnis von Mutter Natur geschuldet, sondern der Tatsache, dass Bäume und Pilze eine einzigartige Symbiose eingegangen sind. Kurz: Der Eine kann ohne den Anderen nicht. Der Baum tauscht den Zucker aus dem Photosyntheseprozess gegen die Nutzung des unterirdischen Pilzmyzels als vergrößertes Wurzelsystem zur Aufnahme von Mineralien und Wasser. Das weitverzweigte System an Pilzfäden dient den Bäumen, wie neuste Forschungen belegen auch als Kommunikationswege untereinander. Bäume können miteinander "sprechen"! Aber es gibt auch echte Mieslinge unter den Pilzen, die wollen den Bäumen nichts Gutes. Mein "Lieblingsfeindpilz" ist der Hallimasch. Er ist der Mörder unter den Pilzen. Er zersetzt die Wurzeln und gibt nichts zurück. Der Baum stirbt in kürzester Zeit ab. Obwohl er ein guter Speisepilz ist, gilt er auch unter pilzliebenden Gärtnern als Haupteingang Nr.1.

Mein Baum trinkt den Pool leer! - Wahrheit oder Lüge

Nun ja, das ist eine Lüge! Mal abgesehen von der Tatsache, dass das chlorhaltige Wasser des Pools dem Baum sicher nicht gut bekommen würde und auch kein Baum mit seinen Wurzeln über den Poolrand Wasser "schöpfen" würde, ist es eher unwahrscheinlich für ihn, so ans Wasser heranzukommen. Viel interessanter ist die Frage:

Wieviel Wasser braucht ein Baum pro Tag?

Auch unter den Bäumen gibt es "Viel- und Wenigtrinker". Bei großen Bäumen geht man von einer täglichen Wassermenge von bis zu 450 l aus. Davon benötigt der Baum nur ungefähr 10 Prozent als direktes Produkt für seinen Stoffwechsel. Das restliche Wasser hat mehr oder weniger nur Transportfunktion und wird wiederausgeschieden. Man hat erforscht, dass große Buchen mit dem im Boden gebundenen Wasser innerhalb ihres Wurzelbereichen 50 Tage überleben können - doch dann wird es eng.

Viele denken auch, dass Bäume gegossen werden sollten, wenn es heiß ist. Auch so ein Trugschluss: Wenn man Bäume (oder Pflanzen generell) ohne Not mit Wasser versorgt, werden sie "verwöhnt" und stellen sich auf diese Situation ein. Das heißt, sie reagieren ohne zusätzliche Wasserzufuhr in wirklichen Krisensituationen biologisch "falsch". Der Wasserbedarf eines Baumes hängt darüber hinaus von verschiedenen unterschiedlichen Faktoren ab. Zum einen spielt der Standort eine wichtige Rolle (freistehend, im Bestand, Land, Stand und dergleichen) und zum anderen das Wetter (Klima, Regenmenge und ähnliches). Zu den starken Trinkern zählen unter anderem Ulmus, Crataegus, Quercus, Populismus und Salix. Die genügsameren Kandidaten sind beispielsweise Sambucus, Corylus, Ilex, Laburnum und Magnolie.

Kann ein Baum ohne Licht überleben?

"Gehen" und Bäume (generell Pflanzen), diese beiden Begriffe schließen einander völlig aus. Also fällt es Bäumen auch äußerst schwer, in den Supermarkt zu gehen um sich Nahrung zu beschaffen. Sie machen es wie unsere "Altvorderen" - sie stellen die Nahrung selbst her. Der Prozess dazu wird Photosynthese genannt. Dieser Syntheseprozess kann nicht im Dunkeln ablaufen. Sie benötigen dafür einen Energieträger und das ist - das Licht.

Ich sehe schon die erhobenen Zeigefinger: Aber was ist den mit der Dunkelphase der Photosynthese? Ja, die gibt es (!) und sie ist zuständig für die Aufrechterhaltung der Atmung des Baums. Nahrung wird in dieser Zeit nicht produziert. Fakt ist: Ohne Licht kann der Baum nur noch von Reserven (Zucker, Wasser) eine begrenzte Zeit leben.

Pflanzen sind die einzigen Lebewesen auf der Erde, die in der Lage sind, sich nur von anorganischen Stoffen zu ernähren. Sie bauen organische Stoffe mithilfe des Sonnenlichtes aus anorganischen Stoffen auf. Diese biochemische Reaktion nennt man Photosynthese. Um diese Reaktion durchführen zu können, sind einige wichtige Faktoren notwendig:

  • Photosynthese können nur Pflanzen durchführen, die Chlorophyll besitzen. Diese Chlorophyllteilchen nutzen die Lichtenergie der Sonne aus um chemische Syntheseprozesse in Gang zu setzen.
  • Energielieferant für die Photosynthese ist das Sonnenlicht. Für die Photosynthese werden in erster Linie die roten und blauen Bestandteile des Lichtspektrums genutzt.
  • Kohlendioxid muss der Pflanze zur Verfügung stehen. Dieses Kohlendioxid wird über die Spaltöffnungen im Blatt aus der Luft aufgenommen.
  • Und natürlich ist auch Wasser, als Grundbaustein des Lebens, an der Photosynthese beteiligt. Wasser bildet den Grundstoff bei der Bildung von Kohlehydraten. Außerdem bleiben die Spaltöffnungen im Blatt ohne das Wasser geschlossen und eine Aufnahme von Kohlendioxid ist nicht möglich.

Der Ablauf der Photosynthese ist als Prozess ziemlich kompliziert und auch noch nicht in allen seinen Reaktionen genau erforscht. Photosynthese unterteilt sich in die energieverbrauchende Lichtreaktion und in die Dunkelreaktion. In der Lichtreaktion wird Wasser gespalten und Sauerstoff freigesetzt. In der Dunkelreaktion wird Kohlendioxid in organische Verbindungen eingebaut.

Für die Gesamtheit der Photosynthese ergibt sich folgende Gleichung:

  • CO² + 6H²O + 2872 kJ (Energie)
  • C6H¹²O6 + 6 O²

Das heißt: Kohlendioxid und Wasser verbinden sich unter Energiezufuhr zu einem Zucker und Sauerstoff. Der am Tage gebildete Traubenzucker wird bei den meisten Pflanzen in Stärke umgewandelt und in den Chloroplasten als "feste" Energie gespeichert. In der Nacht wird diese Stärke wieder in Zucker umgewandelt und im Bastteil an die Verwendungs- oder Speicherorte überführt. Damit lässt sich deutlich erkennen, dass die Photosynthese der wichtigste biochemische Prozess auf der Erde ist. In ihr werden große Mengen energiereicher Verbindungen aus anorganischen Grundstoffen gewonnen. Auf diese energiereichen Verbindungen sind alle anderen höheren und niederen Lebewesen angewiesen. Als Nebenprodukt entsteht auch noch Sauerstoff, der für die Atmung von Lebewesen von großer Bedeutung ist.

Wie lang bleiben Baumstümpfe in der Erde?

Baumstümpfe, die offen gesagt wenig Beachtung vom Landschaftsgärtner erhalten und in der Regel im urbanen Bereich (mittel Stubbenfräse oder Brachialgewalt) entfernt werden, sind rein botanisch betrachtet eine interessante Sache. Nach der Fällung oder dem altersgemäßen Ableben haben die Stümpfe der Bäume unterschiedliche Strategien. Die meisten von ihnen werden durch andere Lebewesen zersetzt und der Nahrungskette wieder zugeführt. Einige jedoch können es nicht wahrhaben, dass ihre Zeit gekommen zu sein scheint und versuchen sich mit einem Leben nach dem Tod nochmal in Erinnerung zu bringen. Ein sicher jedem bekanntes Beispiel sind die Salix-Arten. Eine Weide bekommt man durch Fällung nicht beseitigt. Sie werden immer wieder, auch aus dem Stumpf, austreiben. Aber auch andere Baumarten, von denen wir es nicht unbedingt erwarten, können nach dem Wegfall des oberirdischen Bereiches gegen das Absterben wehren. Dazu gehören zum Beispiel Pinus-Arten, deren Wurzeln auf Wurzeln nebenstehender Bäume "aufpfropfen" und ihre Nahrung von diesen beziehen. Interessant ist es, dass diese vermeintlich abgestorben Baumteile über längere Zeit sogar noch Jahresringe bilden werden.

Zugegeben, man kann diese Prozesse bewundern, aber man braucht sie als Landschaftsgärtner nicht. Neben den oben genannten Methoden der Beseitigung kann man in einem naturähnlichen Bereich sicher auch den Stumpf vieler Baumarten dem Prozess der Zersetzung überlassen. Hilfreich ist dabei die Methode der Oberflächenvergrößerung. Je größer die Oberfläche, desto mehr Angriffspunkte haben die "Zersetzer", um ihre Arbeit zu verrichten.

Uwe Bienert

Quellen:

  • Farbatlas Krankheiten und Schädlinge an Zierpflanzen, Obst und Gemüse, (Bernd Böhmer, Walter Wohanka; Ulmer-Verlag),
  • Der Gärtner 1 (Martin Degen, Karl Schrader; Ulmer-Verlag),
  • Schädlinge & Krankheiten (Pippa Greenwood, Andrew Halstead; Dorling Kinderley Verlag),
  • Einheimische Laubgehölze (Hecker, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim),
  • Grundkurs Gehölzbestimmung (Lüder, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim),
  • Taschenlexikon der Gehölze (Schmidt/Hecker, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim),
  • International standard ENA 2010-2015 (M.H.A. Hoffmann, ENA’s European Plant Names Working Group),
  • www.kiefernspezi.de, Wikipedia, www.hortipedium.de

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