Junge Landschaft

Wieder mal vermessen?, Teil 1

von:
GaLaBau Wissen Ausstattung & Zubehör

133. Folge Unsere Serie für den Nachwuchs erläutert das wichtigste GaLaBau-Grundlagenwissen vom Abstecken bis zum Zaunbau: Diesmal geht es um das Thema Vermessungsgeräte.

Vermessung ist eine der GaLaBau-Arbeiten, die von einem gut ausgebildeten Gärtner beherrscht werden muss. Mit der Vermessung sichert sich der Landschaftsgärtner den Erfolg - geht die Vermessung in die Hose, kann man die Baustelle in der Regel vergessen, und damit auch die schwarzen Zahlen in der Abrechnung.

Eine schlechte Vermessung zieht neben Unmengen von Ärger auch Mehrkosten an Material und Personal, erhöhten Zeitaufwand und (im schlimmsten Fall) auch Kundenverlust nach sich. Die Vermessung wird deshalb auch in der Ausbildung hoch gewichtet. Aus ihrer Bedeutung resultieren auch spezielle Vermessungskurse in der überbetrieblichen Ausbildung in einigen Bundesländern.

Um eine gute Vermessung abliefern zu können, braucht man das richtige Werkzeug. Dort haben sich, auch infolge der Digitalisierung, in den letzten Jahren enorme Entwicklungen aufgetan. Spezielle Geräte wurden entwickelt, aber auch nicht besonders zu empfehlende Geräte tauchen immer wieder auf dem Markt auf.

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Grafik: Uwe Bienert
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Grafik: Uwe Bienert

Doppelmeter, Zollstock, Metermaß, Schmiege… wie denn nun?

All diese regionalen Bezeichnungen sind Synonyme für den Gliedermaßstab, einem faltbaren Längenmessgerät mit einer üblichen Gesamtlänge von 2 m.

Er besteht aus kurzen Holz-, Kunststoff- oder Metallstreifen, die an den Enden durch genietete Achsen miteinander verbunden sind, wodurch er zusammenlegbar ist. Die meisten Gliedermaßstäbe bestehen aus zehn Gliedern. Die noch heute geläufige Bezeichnung als Zollstock ist der Tatsache geschuldet, dass diese Messgeräte früher nicht im metrischen System mit Zentimetereinteilung, sondern mit einer Zollskala gefertigt wurden.

Für alle Längenmessgeräte, so auch für den Gliedermaßstab, werden Genauigkeitsklassen nach der EG-Richtlinie 2004/22/EG angegeben. Die Genauigkeitsklasse (auch als EG-Genauigkeitsklasse bezeichnet) findet man zusammen mit der EG-Zulassungsnummer im Anfangsbereich der Messskala.

Bei Gliedermaßstäben können auf der Vorderseite und Rückseite vereinzelt auch unterschiedliche Maßeinteilungen vorhanden sein. Sie verfügen manchmal auch über zusätzliche Einteilungen zur einfachen Winkelmessung (deren Genauigkeit allerding nur als Schätzwert zu bewerten ist).

Sehr selten gibt es Gliedermaßstäbe mit Tiefenmaß. Es besteht, ähnlich wie bei einem Messschieber, aus einem etwa 5 mm breiten, 1 mm starken und etwas über 15 cm langen Metallstreifen mit geprägter Maßeinteilung und einem kleinen Knebel von etwa 2 mm Durchmesser am oberen Ende. Er wird in einer gefrästen Nut an einem Ende des Meterstabes geführt und kann über das Ende herausgeschoben werden, um beispielsweise die Tiefe von Bohrungen zu messen.

Wenn man mehr als zwei Meter …

… messen will, nimmt man zweckmäßigerweise ein Bandmaß. Sie unterliegen in den Genauigkeitsnormen genau wie die Gliedermaßstäbe den oben genannten EG-Richtlinien. Hersteller von Längenmessgeräten sind laut den Normungsvorschriften registriert und lassen sich aufgrund des Bauartenstempels auf dem Maßband identifizieren.

Durch eben dieses Zeichen ist das Land und das Jahr der Registrierung gekennzeichnet. Weiterhin gibt es Auskunft über die Zulassungs-Nummer, unter der das jeweilige Maßband des Produzenten registriert ist. Bandmaße lassen sich in drei unterschiedliche Materialgruppen einsortieren: Stahlbandmaße, Glasfaserbandmaße, Textilbandmaße.

Während die Letzteren für unseren Bedarf nicht in Frage kommen, gibt es auch bei der ersten einige Punkte zu beachten.

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Grafik: Uwe Bienert
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Stahlbandmaße werden aus hochwertigem Stahl mit hohem Karbonanteil hergestellt. Überprüfung der Messgenauigkeit der Stahl-Maßbänder erfolgt bei 20 °C mit einer Kraft von 50 N. Damit ergibt sich ein Wärmeausdehnungskoeffizient: 12,4x 10-6/°C - das garantiert uns der Hersteller. Warum ist das wichtig? Ganz einfach: Metall (wie übrigens jedes Material, nur bei Metall ist das Phänomen besonders vakant) dehnt sich bei Wärme aus. Es wäre sicher nichts peinlicher, als wenn unsere Maßbänder im Winter erheblich andere Längen anzeigen würden als im Sommer - oder?

Die Hightech-Form der Stahlmaßbänder ist eine mit Polyamid beschichtete Variante. Diese gewährleistet die Kombination der Steifheit eines Stahlbandes und die Knicksicherheit eines Glasfaserbandes. Ideal für die Großbaustelle!

Neben Stahlmaßen sind auch Glasfaserbänder oft anzutreffen. Bei diesen ist noch mehr auf die Qualität zu achten als bei den Stahlbändern, da ihre Dehnbarkeit nicht nur von der Temperatur, sondern auch von den Muskeln der Vermesser abhängen kann. Landschaftsgärtner - groß, stark … naja. Das Geheimnis liegt in der richtigen Anzahl und Qualität der Glasfasern. Billige Glasfasern sind leichter dehnbar, da sie aus zu wenig Fibrillen, also Fasern, bestehen.

Ein Rollbandmaß ist bei der Arbeit höchsten Beanspruchungen ausgesetzt. Einen Hauptanteil zur Genauigkeit des Bandes trägt der Endhaken bei. Oder einfacher: Wo fängt mein Bandmaß an zu messen? Auf dem Markt sind Maßbänder mit drei unterschiedlichen Anfängen zu finden. Sie werden mit den Kürzeln A,B und C bezeichnet. Neben den Anfängen sind auch die Konstruktionen von Bandmaßen recht unterschiedlich. Bandmaße sind 10-13 mm breit und besitzen in der Regel eine einseitige durchgehende Einteilung in mm, cm und Metern, die verschiedenfarbig markiert sein können. Für gewisse Arbeiten wird ein möglichst hoher Knickpunkt-Wert gewünscht. Dieser kann unter anderem durch die Wölbung des Bandes beeinflusst werden. Je höher die Wölbung, desto besser die Ausfahr-Stabilität. Gleichzeitig reduziert jedoch eine hohe Wölbung die Laufruhe des Bandes.

Wasserwaagen - unverzichtbar auf Baustellen

Umgangssprachlich wird die Wasserwaage immer als Messgerät bezeichnet; das ist sie aber nicht! Sie ist ein Hilfsmittel zur Überprüfung der horizontalen und/oder vertikalen Ausrichtung eines Bauteils. Wichtigster Bauteil der Waage ist eine gefasste Libelle, die zu den Messflächen ausgerichtet ist. Diese Ausrichtung - oder besser: Justierung - wird immer dann auf die Probe gestellt, wenn mit dem Gerät nicht sachgemäß umgegangen wird. Hier nochmal ganz deutlich: Genaues Arbeiten steht und fällt mit gutem, genauem Werkzeug. Bei Vermessungsgeräten trifft das viel mehr zu als etwa bei einem Fäustel oder einer Schaufel. Wie oft sieht man die Wasserwaage auf der Ladefläche "rumpoldern", verschüttet unter Spaten, Schaufel und Pfahlramme, wie oft wird sie nach vollzogener Arbeit achtlos zur Seite geworfen? Da hilft es auch nicht, wenn manche Hersteller mit der Robustheit ihrer Geräte werben und uns suggerieren wollen, dass einer Wasserwaage auch der Sturz von einem Gerüst nichts ausmachen kann. Denkt nicht mal dran! Vermessungsgeräte sind empfindlich und deshalb pfleglich zu behandeln. Jedes unsachgemäß behandelte Vermessungsgerät kostet nicht nur in seiner Anschaffung Geld - die Folgen seiner Nutzung tun das auch!

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Grafik: Uwe Bienert
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Die auf unseren Baustellen verwendeten Wasserwaagen sind in der Mehrzahl der Fälle Richtwaagen, auch als Maurerwasserwaage bezeichnet. Diese Waage ist ein Prüfgerät mit zwei Libellen, die in einem 30-200 cm langen Profil aus Aluminium-Konstruktionsprofil, wasserunempfindlichem, stabilen Hartholz, Aluminiumguss, Kunststoff oder ähnlichem mit einer oder zwei Messflächen eingelassen sind. Die beiden Libellen sind senkrecht zueinander so eingebaut, dass man sowohl die Horizontale als auch die Vertikale überprüfen kann. Auch drehbare Libellen, die sich nach einer Skala auf bestimmte Werte einstellen lassen, sind teilweise vorhanden.

Wasserwaagen mit einer Länge von mehr als 200 cm sind selten und werden oft fälschlicherweise Richtscheit genannt. Ich sehe gerade Fragezeichen im euren Gesichtern. Ja, Richtscheite sind Geräte ohne Libelle, die einer Wasserwaage täuschend ähnlich sehen. Das Profil von Richtscheiten ist doppelt bis dreimal so hoch wie das einer Wasserwaage.

Hier muss man nochmal nachlasern…

Wie in der Tabelle schon kurz angerissen, verfügt eine Laserwasserwaage (der Begriff ist völliger Blödsinn - eigentlich Laserwaage) über eine Lasereinheit. Diese Lasereinheit besteht aus Laserdiode, Steuerelektronik und einer Linse zum Ausrichten und Fokussieren des Laserstrahls. Diese produziert den Strahl, der auf die Messfläche der Wasserwaage einjustiert ist. Zum Übertragen einer Höhe gibt es Laserwasserwaagen mit Nivellierteller, der auf einem Stativ oder anderem festen Standpunkt aufgestellt werden kann. Großer Vorteil der Laserwaage ist es, dass man allein eine Höhe über eine größere Distanz übertragen kann, was beispielsweise beim optischen Baunivellier nicht möglich ist. Die Reichweite des Laserstrahls hängt stark von der Umgebungshelligkeit und der Wellenlänge der Laserdiode ab. Für Entfernungen über 20-25 m sollte aber doch ein Nivelliergerät oder Rotationslaser verwendet werden.

Und noch ein Wort zur Messgenauigkeit

Die Messgenauigkeit bezeichnet nur den maximalen Messfehler für das Messen über eine Distanz mit der Länge der jeweiligen Wasserwaage und nicht für die Überprüfung zweier Punkte mit einer Distanz von wenigen cm und auch nicht für eine Messung mit Zwischenpunkten, zum Beispiel bei einer Distanz von 1 m mit einer Wasserwaage mit 40 cm Länge.

Die Messgenauigkeit hängt von der Qualität der Libelle, der Einbaugenauigkeit, vom Aluprofil/Holzkörper und der Genauigkeit der Setzkante ab. Sie kann durch unsachgemäßen Umgang (Stöße, Belastungen, extreme Temperaturen und besonders bei Wasserwaagen aus Holz durch Feuchtigkeit oder gar Nässe), falsche Lagerung, mangelnde Pflege oder durch Alterung schlechter werden.

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Grafik: Uwe Bienert
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Die korrekte Funktion einer Wasserwaage wird geprüft, indem sie um 180° gedreht auf dieselbe Fläche aufgesetzt wird. Zeigt die Libelle bei beiden Messungen dieselbe Neigung, ist die Wasserwaage genau, bei einer Abweichung zeigt deren Größe die Ungenauigkeit.

Das optische Baunivelliergerät

Nivelliergeräte sind die gebräuchlichsten Hilfsmittel für vermessungstechnische Arbeiten im GaLaBau. Über eine horizontale Bezugslinie, den Instrumentenhorizont, wird der Höhenunterschied übertragen oder geprüft. Röhrennivelliere, die in grauer Vorzeit auf Baustellen zu finden waren und deren Justierung durch drei Libellen ziemlich zeitaufwendige war, findet man nicht mehr. Sie wurden durch Kompensator-Nivelliergeräte (automatische Nivelliere) ersetzt. Nur mit der Dosenlibelle wird über die drei Fußschrauben horizontiert, wobei sich im Inneren des Gerätes ein aufgehängtes Prisma automatisch einjustiert. Aber auch diese sind gerade am "Verschwinden" und werden durch verschiedene Lasernivelliere ersetzt (dazu mehr in meinem nächsten Beitrag).

Da fehlt doch noch was…

Wichtigstes Hilfsmittel und unbedingtes Zubehör für ein optisches Nivellier ist die Nivellierlatte. Der Höhenunterschied von Instrumentenhorizont zum Aufnahmepunkt wird von diesen Hilfsmitteln abgelesen. Sie bestehen in der Regel aus Aluminium und haben eine Länge von 5-7 m. Sie sind teleskopartig zusammenschiebbar. Die farbliche Markierung der Latten wechselt meterweise zwischen rot-weiß und schwarz-weiß. Meter und Dezimeter sind auf der Latte als Ziffern markiert. Weiterhin ist der Dezimeter in zwei Fünfer-Blöcke farblich unterteilt. Auch die Zentimeter sind durch farbig wechselnde Blöcke auf der Nivellierlatte gekennzeichnet. Millimeter müssen aus dem Zentimeterblock geschätzt (interpoliert) werden. Nivellierlatten müssen während der Messung exakt senkrecht gehalten werden. Hierfür verwendet man den Lattenrichter, eine Dosenlibelle zum Anhalten, oder die Nivellierlatte hat schon eine Dosenlibelle eingebaut.

Nicht jeder Frosch springt weg

Der Lattenuntersetzer, auch als Frosch bezeichnet, dient zum Aufsetzen der Latte an Wechselpunkten, also an den Punkten, die zwischen zwei Aufnahmepunkten liegen. Er definiert somit genau den Punkt, auf dem die Latte zu stehen kommt. Der Frosch besteht aus einer Gussplatte mit drei Füßen, die immer fest in den Boden getreten werden müssen.

Quellen

Lehr - Taschenbuch für den Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (Autorengruppe, Ulmer Verlag), Gärtner 4 Garten- und Landschaftsbau (Lomer, Koppen, Ulmer Verlag).

Nächsten Monat lesen Sie hier: "Wiedermal vermessen?", (Teil 2).
 Uwe Bienert
Autor

Landschaftsgärtner-Meister und Ausbilder

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