Junge Landschaft - GaLaBau-Wissen

Achtung, Baum fällt! (Teil 2)

von:
180. FOLGE: Unsere Serie für den Nachwuchs erläutert das wichtigste GaLaBau- Grund lagenwissen vom Abstecken bis zum Zaunbau: Diesmal geht es um das Thema Baumfällung.
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Grafik: Uwe Bienert

In der Fortsetzung des Artikels aus der vorherigen Ausgabe möchte ich an dieser Stelle noch einmal ein paar Worte zum Fallkerb verlieren. Jährlich passieren Unfälle bei Fällarbeiten, die zum Teil einen tödlichen Ausgang haben. Viele Gründe sind dafür aufzuzählen.

Neben Unachtsamkeit, Selbstüberschätzung und mangelnder Übung sind auch mangelndes handwerkliches Geschick die Ursachen für diesen Trend. Der Fallkerb sollte an dieser Stelle als unsere Lebensversicherung immer wieder im Vordergrund der Betrachtung und vor allem der Übung zum Baumfällen stehen.

Zur nochmaligen Erklärung

Wichtig ist, dass der Fallkerb im Stamm platziert werden muss und nicht im Wurzelanlauf, da dort die Hebelwirkung durch den fallenden Baum durch die Wurzelstränge sehr unterschiedlich ausfallen kann.

Der Kerb sollte einen geraden Abschluss, die sogenannte Fallkerbsehne, haben. Sie ist die Stelle im Fallkerb, bei der das Fallkerbdach und die Fallkerbsohle in gerader Linie aufeinandertreffen. Nur so wird eine exakte Ausformung der Bruchleiste garantiert. Die Fallkerbsehne wirkt dabei ähnlich einem Scharnier und gibt dem fallenden Baum Führung und Richtung vor.

Die Tiefe des Fallkerbes muss sich immer dem entsprechenden Baum anpassen und ist von Fall zu Fall anders. Fakt ist, sie muss tief genug sein, um der Bruchleiste genügend Breite und Festigkeit zu geben. Über den Daumen sollte sie ein Fünftel bis ein Drittel des Baumdurchmessers betragen.

Die Bruchleiste sollte dabei gleichmäßig breit sein. Warum das so sein muss, kann man am besten an Hand eine Türscharnieres erklären. Die schiefe Bruchleiste hat die gleiche Wirkung, als wenn an einer Tür ein Scharnier herausgerissen ist: Die Tür hängt schief! Im Unterschied zur Tür hängt der Baum nicht schief, sondern fällt unkontrolliert zur Seite oder dreht sich weg.

Der Fallkerb soll weit genug geöffnet sein um den Baum möglichst lange führen zu können. Dabei entspricht die Fallkerbhöhe in etwa der Fallkerbtiefe. Daraus ergibt sich für unsere Theoretiker ein Öffnungswinkel von 45 °. Wenn die Fallkerbhöhe zu gering ist, kommt das Fallkerbdach zu früh mit der Sohle in Kontakt, die Bruchleiste reißt zu früh und der Baum fällt unkontrolliert.

Um einen optimalen Fall zu garantieren, setzt man den Fällschnitt höher als die Fallkerbsohle an. Dadurch entsteht eine Bruchstufe, die mindestens 3 cm hoch sein sollte. Ausnahmen sind Starkbäume, bei denen man ein Zehntel des Stammdurchmessers als Maß annimmt. Höher sollte die Bruchstufe auf keinen Fall sein, da es sonst zum Aufreißen des Stammes kommen kann.

Die Breite der Bruchleiste richtet sich nach dem zu fällenden Baum. Dabei spielen Fäulnis, Druckholz, Faserverlauf und Temperatur (Frost) eine wichtige Rolle.

Der Reihe nach

Nachdem man im Umfeld Klarheiten (Fluchtweg, Fallrichtung, Hindernisse beseitigen usw.) geschaffen hat, beginnt man mit dem Schnitt der Fallkerbsohle. Die Fällrichtung wird über die Visiereinrichtung der Säge kontrolliert. Danach erfolgt der Dachschnitt. Hält man hier die Säge an der linken Bogenrundung, stimmt der 45-Grad-Winkel exakt.

Beide, Dach- und Sohlenschnitt, treffen sich genau in der Fallkerbsehne. Für diese Arbeit sollte man sich genügend Zeit nehmen und immer wieder kontrollieren, dass es nicht zu einem Unter- oder Überschneiden kommt und damit die Bruchleiste geschwächt wird. Notfalls muss korrigiert werden!

Bevor die Fällung eingeleitet wird, kontrolliert man noch einmal alle Sicherheitsvorkehrungen. Ist der Gefahrenbereich (doppelte Baumlänge) frei? Stehen keine Personen im Fällbereich? Sind die Fluchtwege frei?

Jetzt kommt der Ruf, auf den alle warten: "Achtung, Baum fällt!" – dabei ist die Motorsäge ausgeschaltet und die Gehörschutzkapseln hochgeklappt!


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Grafik: Uwe Bienert

Die Fällung

Zuerst möchte ich hier auf den sogenannten "Normalbaum" Bezug nehmen. Als "Normalbaum" bezeichnet man Bäume, die keinen deutlich erkennbaren Hang in eine Richtung zeigen und an denen von außen keine Fäule erkennbar ist. Bei entsprechendem Durchmesser kann bei diesen Bäumen die Sicherheitsfälltechnik angewendet werden.

Man unterscheidet zwei unterschiedliche Herangehensweisen bedingt durch die Länge des Sägeschwertes.

Es gibt immer einen, der aus der Reihe tanzt – Sonderfällungen

Zuerst schauen wir uns den Schwachholzbereich genauer an. Als Schwachholz bezeichnet man Bäume mit einem Stammdurchmesser unter 25 cm. An diesen ist kein Stechschnitt durchzuführen.

Der Normalbaum

  • Nach der Fallkerbanlage erfolgt der Fällschnitt mit auslaufender Kette. Der Fallkerb umfasst dabei zwei Drittel (!) des Stammdurchmessers.
  • Danach setzt man den Fällheber in den Schnitt.
  • Mit einlaufender Kette wird das restliche Drittel des Fällschnittes ausgeführt. Zweckmäßig ist es, den Schnitt leicht schräg unter den ersten Schnitt zu führen.
  • Der Baum wird mit dem Fällheber zu Fall gebracht.

Der leicht vorhängende Baum

  • Der Fallkerb wird so angelegt, dass er ein Fünftel des Stammdurchmessers ausfüllt.
  • Mit auslaufender Kette schmälert man den Stammdurchmesser diagonal.
  • Mit einlaufender Kette wird das restliche Teil des Baumes von der anderen Seite geschmälert.
  • Das verbliebene Dreieck wird zügig durchtrennt und der Baum zu Fall gebracht.

Der leicht rückhängende Baum

  • Es ist zu empfehlen, diese "Rückhänger" mittels Seilzug oder Winde zu Fall zu bringen.
  • Der Fallkerb wird so angelegt, dass er ein Fünftel des Stammdurchmessers ausfüllt. Dabei wird das Dach steil in einem Winkel von 60 ° ausgeformt.
  • Mit auslaufender Kette werden zwei Drittel des Fällschnittes ausgeführt.
  • Danach werden Keile gesetzt und mit einlaufender Kette auf gleicher Ebene der Fällschnitt vollendet.
  • Nach dem Setzen eines zweiten Keiles wird der Baum umgelegt.

Sonderfällungen bei Starkholz

Hier scheiden sich die Geister! Wir sollten uns an dieser Stelle klarmachen, dass wir Gärtner sind und nicht im Forst arbeiten. Deshalb sollten wir gewisse Arbeiten, und zu diesen zähle ich mal die Sonderfällungen im Starkholzbereich, Leuten überlassen, die sich damit besser auskennen als der Landschaftsgärtner. Professionelle Baumpfleger und Forstarbeiter sind an dieser Stelle die Profis.

Im freien Fall

Das Fallen eines Baumes umfasst zeitlich wenige Sekunden und doch sind diese Augenblicke voll mit Details, die beachtet werden wollen und mit Schwierigkeiten, die durchaus auftreten können.

Grundsatz sollte sein, dass Bäume nicht "umgesägt", sondern gekeilt oder gehoben werden. Überhänger fallen in der Regel durch das überhängende Gewicht von selbst in die vorgesehene Richtung. Sobald der Baum zu fallen beginnt, wird mit dem Sägen aufgehört. Die Bruchleiste darf auf keinen Fall (!) beschädigt werden.

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Grafik: Uwe Bienert

Der Sägeführer tritt schnellstmöglich in die Rückweiche zurück und beobachtet den Kronenbereich. Warum? Beim Fallen werden Äste oder ganze Kronenteile abgerissen und können über größere Entfernungen weggeschleudert werden. Außerdem kann sich der fallende Baum auch in anderen noch stehenden Bäumen aufhängen. Dann gilt es neu zu überlegen. Kronenhänger bedürfen Fingerspitzengefühl, um sie zu Boden zu bringen ohne großen "Flurschaden" anzurichten.

In der Regel ist durch das Aufhängen die Bruchleiste noch nicht gerissen und es muss festgelegt werden, wie der Baum mit dem Fällheber herausgedreht werden muss. Ist dies festgelegt, wird die Bruchleiste durchtrennt, wobei ein kleiner Steg am Rand der Bruchleiste stehen bleiben sollte. Über diesen kleinen Steg wird der Baum abgedreht. Sobald er ins Fallen gerät, loslassen und in Sicherheit bringen.

Ganz Wichtig! Die gesamte Aktion wird in einem abgesperrten Bereich (mit Trassierband) durchgeführt und ein Teil des Teams bildet auch der Rücker mit Winde oder Seilzug.

Der, der an dem Ast gesägt

Äste absägen kann jeder. Aber auch hier gibt es Regeln, die nicht nur die Arbeit erleichtern, sondern sie auch sicherer machen.

Laubgehölze sind bedeutend schwerer zu entasten als Nadelgehölze, da ihr Holz durch den besonderen Aufbau der Krone unter großer Spannung steht. Hier sollte man darauf achten, zuerst Äste zu entfernen, die den Arbeitsbereich einschränken und die Arbeit behindern könnten. Dabei muss der Sägeführer die Zug- und Druckkräfte, die im Holz wirken, gut einschätzen können.

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Pflege und Wartung der Säge

Nur eine gut gewartete Motorsäge gewährleistet eine sichere und effektive Arbeit. Um dies zu erreichen, ist eine regelmäßige Pflege und Wartung der Motorsäge durchzuführen. Hierzu zählen unter anderem:

  • ? Reinigen und Warten der Führungsschiene:
  • 1) Führungsschienennut vom Umlenkstern zum Schienenschluss hin säubern.
  • 2) Grat an der Führungsschiene entfernen, wenn vorhanden.
  • 3) Durchlässe für das Kettenöl überprüfen und reinigen.
  • ? Überprüfen der Kettenspannung:
  • Die Kettenspannung stimmt, wenn sich die Kette mit zwei Fingern noch bewegen lässt und die Treibglieder beim Herausheben der Kette noch in der Nut bleiben (Schutzhandschuhe benutzen).
  • ? Schärfen der Motorsägenkette:
  • ) Um Verletzungen vorzubeugen, sollten Handschuhe getragen werden.
  • ) Den richtigen Rundfeilendurchmesser wählen. Dieser ergibt sich aus der Kettenteilung, die auf der Verpackung und dem Schneidezahn angegeben ist:
  • ) Beim Feilen einer Motorsägenkette ist auf den korrekten Schärfwinkel zu achten. Dieser sollte in der Regel 30 ° betragen.

 

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Grafik: Uwe Bienert

Das Schärfen der Kette mit einer Feillehre erleichtert das Einhalten der korrekten Winkel. Die Feile wird mit geraden Feilstrichen parallel zum Zahndach geführt.

Die Feile wird immer von innen nach außen geführt. Beim Instandsetzungsvorgang ist darauf zu achten, dass alle Schneidezähne eine einheitliche Länge haben.

Zum Instandsetzen des Tiefenbegrenzers wird eine Tiefenbegrenzerlehre benutzt und dieser mithilfe einer Flachfeile auf die optimale Höhe gefeilt.

- Reinigen des Luftfilters:

    Bei verschmutztem Luftfilter sinkt die Motorleistung.

    1. Den Luftfilter vorsichtig abnehmen, ohne dass Verunreinigungen in den Vergaser gelangen.
    2. ) Den Luftfilter ausklopfen, mit Seifenwasser auswaschen oder mit Pressluft von innen nach außen ausblasen. Weitere Wartungsarbeiten an der Motorsäge sollten nur von fachkundigen Personen beziehungsweise dem Kundendienst durchgeführt werden, weil Reparaturfehler gravierende Sicherheitsrisiken und teure Folgeschäden mit sich bringen können.

    Das Tanken

    Gesundheits- und Umweltschäden beim Tanken vorzubeugen, sollten folgende Punkte berücksichtigt werden:

    1. ) Motor komplett abstellen
    2. ) immer an gut belüfteten Orten tanken
    3. ) die Maschine nie bei laufendem Motor oder in der Nähe von Feuer betanken
    4. ) beim Tanken nicht rauchen
    5. ) Sonderkraftstoff (Gerätebenzin, benzolarmes Benzin) verwenden
    6. ) biologisch abbaubares Kettenöl verwenden
    7. ) einen Kombikanister mit Sicherheits-Einfüllstutzen benutzen, um das Verschütten von Kraftstoff zu vermeiden

    Uwe Bienert

    Quellen:

    • Gütebestimmungen für Gehölze (FLL e. V.) und
      Gütebestimmungen für Stauden (FLL e. V.) (Forschungsanstalt Landesentwicklung Landschaftsbau e.
      V.)
    • Der Gärtner 1 (Martin Degen, Karl Schrader; Ulmer-
      Verlag)
    • Grundkurs Gehölzbestimmung (Lüder, Quelle
      & Meyer Verlag Wiebelsheim)
    • Taschenlexikon der Gehölze (Schmidt/Hecker, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim)
    • International standard ENA 2010-2015 (M.H.A.
      Hoffmann, ENA’s European Plant Names Working
      Group)
    • DIN 18916 „Vegetationstechnik im Landschaftsbau
      – Pflanzen und Pflanzarbeiten“

    Nächsten Monat lesen Sie: "Blatt- und Nadelsalat".

     Uwe Bienert
    Autor

    Landschaftsgärtner-Meister und Ausbilder

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