Leserbrief
Probleme mit Terrassendielen obwohl Anleitung befolgt wurde
Der Berliner GaLaBau-Unternehmer Jonathan C. Dralle schildert Probleme mit einer Terrassendiele. Die Dielen sollen sich derart stark ausgedehnt haben, dass sie trotz sehr großer Fugen aneinander stoßen und sich nach oben drücken. Zudem soll das Material enorm kratzanfällig gewesen sein. Eine Kulanzlösung jedoch lehnte der Hersteller nach Dralles Angaben ab.
Ich schreibe Ihnen heute, da ich Ihnen ein Problem mit einem Terrassendielen-Deck schildern möchte. Vielleicht kennen Sie dieses oder ähnlich Probleme ja bereits.
Vor etwas weniger als einem Jahr habe ich das Produkt "Plenera-Terrassendiele" von der Firma Ter Hürne bei einem Kunden verbaut. Die Verbau-Anleitung ist äußerst umfangreich (37 Seiten!) und bedarf sehr aufmerksamer Studie, bevor die ersten Unterkonstruktionsprofile verlegt werden können. Der Außendienstmitarbeiter von Ter Hürne war in der Bauphase sogar mehrfach vor Ort und hat die Einhaltung der Anleitung überwacht und meine Facharbeiter (zwei bis drei Landschaftsgärtner und Techniker mit jeweils fünf bis zehn Jahren Berufserfahrung) mehrfach gelobt, wie gut diese die Anleitung befolgen würden. Er hat uns auch Negativbeispiele (Fotos) von Mitbewerbern gezeigt, die wohl viel falsch gemacht haben, wobei es dann in Folge zu schwerwiegenden Mängeln kam. Mit unserer Arbeit war er sehr zufrieden und wir haben uns penibel an die Anleitung gehalten. Ich war auch mehrfach vor Ort, da ich das Fehlerpotential erkannt und ernst genommen habe. Der bauliche Aufwand ist recht hoch. In Kombination mit dem ebenfalls hohen Materialpreis, hat sich mein Kunde quasi den Porsche unter den Terrassendecks gekauft.
Das Problem, besser gesagt die Probleme sind vielseitig und mein Kunde hat das Gefühl, über's Ohr gehauen worden zu sein. Er ist stinksauer. Ich habe versucht mit dem Hersteller beziehungsweise Lieferanten Ter Hürne eine einvernehmliche Lösung zu finden, aber dieser sieht die Schuld nicht bei sich und lehnt jegliche Kulanzleistung ab. Selbst die Androhung einer Klage mit Beweissicherungsverfahren lässt diesen nicht von seiner Position weichen.
Die Mängel/Probleme:
- Die Dielen haben sich in der Länge stark ausgedehnt, was trotz sehr großer Fugen die Stöße aneinander stoßen ließ. Diese drücken sich gegenseitig nach oben und bilden sogar kleine Stolperkanten. Die Unterkonstruktion scheint an mindestens einer Stelle schon zu schweben, weil der Druck der Stöße aufeinander so hoch ist. In diesen Stoß-Bereichen verfärbt sich das Material zudem teilweise hell.
- Die Ausdehnung scheint unterschiedlich stark stattzufinden, was in Teilen das einheitliche Fugenbild zerstört hat. Einige Teilbereiche sind jedoch scheinbar völlig frei von Ausdehnung. Da der Lieferant in mehreren Chargen geliefert hat, denke ich, dass hier ein Zusammenhang besteht. Auch die Unterkonstruktion scheint sich unterschiedlich auszudehnen.
- Das Material ist enorm kratzanfällig, was in Verbindung mit der Tatsache, dass es nur oberflächig lasiert ist, zu einen sehr unschönen Erscheinungsbild führt. Die Kratzer leuchten hell hervor. Der normale Gebrauch durch Gartenmöbel, Schuhe und Tiere verändert die Optik in so großem Maße, das hier von einem grundlegenden Fehler in den Materialeigenschaften zu sprechen ist. Es wurde mir, als der Schaden bereits da war, ernsthaft von Ter Hürne geraten Filz-Kleber unter die Gartenmöbel zu installieren. Ich stelle mir gerade den Hund Leo mit weißen Söckchen vor.
- Eine der herausragenden Produkteigenschaften ist laut Ter Hürne die Pflegeleichtigkeit und Robustheit/Resistenz gegen verschiedene Einflüsse. Nach etwa sechs Monaten war das Deck in Teilen sehr grün und dunkel, was mit normalem Seifenwasser und Schrubber nicht vollständig beseitigt werden konnte. Die Rutschfestigkeit ist in diesen Bereichen kaum noch gegeben, wenn das Material nass ist. Beim Ortstermin mit dem Außendienstmitarbeiter wurde geraten, das Deck zwei- bis dreimal im Jahr zu reinigen. Das ist nicht pflegeleicht. Das regelmäßige Reinigen hat einen weiteren Nachteil: Die Kratzer, die sich laut Ter Hürne mit der Zeit durch Witterungseinflüsse "egalisieren" sollen, werden wieder stärker sichtbar, weil die Patina, welche wohl für den ominösen Vorgang der "schleichenden Egalisierung" verantwortlich ist, wieder weggeschrubbt wird.
Als wir direkt nach dem Einbau versucht haben, einen Kratzer nach Angaben von Ter Hürne mit Schleifpapier und Lasur, zu beseitigen, haben wir festgestellt, dass dies nicht möglich ist. Ich habe etwa 500 Euro aufgewendet um diesen Kratzer von einem Oberflächenspezialisten (Dipl.-Produktdesigner) entfernen zu lassen. Entgegen der Aussage von Ter Hürne (80er-Schleifpapier) war die werksseitige Oberflächenstruktur (Bürstung) nur annähernd mit einer Metallbürste herzustellen. Allein das erstmal herauszufinden hat einen halben Tag und zwei Baumarktbesuche in Anspruch genommen. Über diese Fehlberatung seitens Ter Hürne wurde ich relativ sauer. Aber das anschließende gezielte Lasieren der Schadstelle mit verdünnter Lasur und diversen Farbton-Antastungsversuchen auf x Teststücken stellte sich als unmöglich dar. Den richtigen Farbton an den Übergängen zu der nicht angeschliffenen Stelle herzustellen gleicht einem 6er im Lotto. Im Endeffekt haben wir die teure 4-m-Diele ausgetauscht. Zunächst dachten wir, das wir das ganze Deck aufnehmen müssten, weil man an die Schrauben des Clip-Systems kaum mehr rankommt. Es ging dann jedoch ganz knapp noch.
Es mag sein, dass der Anspruch meines Kunden an das Produkt Plenera Terrassendiele recht hoch ist, aber das ist auch angemessen. Der Qudratmeterpreis liegt im Verhältnis aufgrund der oben beschriebenen Umstände in einem Bereich, irgendwo zwischen Porsche und Ferrari. Wer würde da Rost oder abblätternden Lack, der mal eben schnell mit einer Sprühdose ausgebessert wird, nach sechs Monaten akzeptieren?
Den Eindruck, den die Website von Plenera vermittelt ist: Das ist die beste, schönste und praktischste Diele der Welt und dazu auch noch ökologisch vertretbar. Nie wieder Ärger mit der Terrasse, nur Vorteile, keine Nachteile. Hier sehe ich eine Irreführung des Verbrauchers.