Lösungsansätze für die digitale Transformation

GaLaBau 4.0

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Der Begriff GaLaBau 4.0 steht für die digitale Vernetzung von Unternehmensprozessen im Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau. Dazu gehören sowohl die Vernetzung von betrieblichen Ressourcen (Personal, Fuhrpark, Geräte, Materialien, Informationen und Wissen) untereinander, als auch die Vernetzung von gesamten Bauprozessen durch ein digitales Geländemodell im Sinne von Building Information Modelling (BIM).

In der Praxis wird GaLaBau 4.0 meist ganz allgemein mit der Realisierung von digitalen Unternehmensprozessen gleichgesetzt. Damit deren Umsetzung gelingen kann, muss den Entscheidungsträgern in den Betrieben zumindest klar sein,

  • welche digitalen Potenziale in ihren Unternehmensprozessen stecken,
  • welche existierenden digitalen Lösungsansätze relevant beziehungsweise irrelevant sind,
  • welche betriebsindividuellen Anforderungen gestellt werden,
  • wie die Lösungsansätze in der Praxis gehandhabt werden,
  • in welchem Zusammenhang die einzelnen Lösungsansätze stehen und
  • welche Voraussetzungen vor einer Umsetzung erfüllt sein müssen.

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Für eine Digitalisierungsstrategie muss darüber hinaus definiert sein,

  • welches Budget zur Verfügung steht,
  • mit welchen Anbietern die Lösungsansätze umgesetzt werden,
  • in welcher Reihenfolge die Umsetzung stattfindet,
  • wer für die Implementierung verantwortlich ist,
  • wie die zukünftigen Nutzer mit einbezogen werden und
  • bis wann welche Ziele erreicht werden sollen.

Prozesslandkarte 4.0

Wie der jährlich erscheinende Digitalisierungsindex vermuten lässt, werden die wenigsten GaLaBau-Betriebe eine fertiggestellte Digitalisierungsstrategie besitzen. Das Baugewerbe belegt im digitalen Branchenvergleich den Platz zehn von dreizehn (vgl. Deutsche Telekom AG, 2018). Nachvollziehbar, da vor allem in den Klein- und Kleinstbetrieben, neben der Abwicklung des Tagesgeschäftes, kaum Ressourcen übrigbleiben dürften, um sich intensiv mit der Digitalisierung auseinanderzusetzen. Eine erste Hilfestellung für den Start zur Digitalisierung bietet die Prozesslandkarte 4.0 (Abb. 1). Sie hilft, die allgemeinen Unternehmensprozesse mit digitalen Lösungsansätzen zu verknüpfen und sich einen Überblick über die digitalen Möglichkeiten im GaLaBau zu verschaffen.

Die Prozesslandkarte 4.0 wurde 2017 in meiner Bachelorthesis entwickelt (abgeleitet aus einer Prozesslandkarte nach DIN EN ISO 9001:2015) und 2018 im Rahmen der Arbeitsgruppe Digitalisierung des Bundesverbandes Garten- Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) weiter überarbeitet (vgl. Winkler, 2017). Dieselbe Arbeitsgruppe erarbeitete einen Digi-Check (Abb. 2) zur kurzen Selbsteinschätzung der digitalen Reife eines Unternehmens sowie Merkblätter, die einen fundierten Einstieg in die einzelnen digitalen Lösungsansätze ermöglichen. Stand Juli 2019 wurden bereits zehn Merkblätter veröffentlicht (grüne Markierungen in der Prozesslandkarte 4.0). Weitere sind in Bearbeitung und werden sukzessive über die Webseite des Bundesverbandes frei zugänglich veröffentlicht (www.galabau.de/digitalisierung-im-galabau.aspx). An dieser Stelle sind ebenfalls die Prozesslandkarte 4.0, eine Anleitung zum Umgang mit den Merkblättern und der Digi-Check zu finden. Beispielhaft ist hier das Merkblatt 2.3 "Cloud Computing" abgebildet (Abb. 3).

Hinweise für die Praxis

Nicht alle digitalen Lösungsansätze sind für jeden GaLaBau-Betrieb relevant. Tendenziell lässt sich hingegen feststellen, dass mit steigender Anzahl an beschäftigten Mitarbeitern in einem Unternehmen, auch die Anzahl an potenziell relevanten digitalen Lösungsansätzen steigt. Das bedeutet auch, dass sich der Umsetzungsdruck neue Technologien einzuführen, um wettbewerbsfähig zu bleiben, mit der Größe des Unternehmens erhöht.

Die Digitalisierung von Daten und Dokumenten in Unterstützungsprozessen sowie der Auftragsabwicklung sollten die ersten Schritte des digitalen Wandels in jedem Betrieb sein. Insbesondere gehört dazu die Einführung digitalen Bauakten (Merkblatt 2.6), mobilem Datenzugriff (Merkblatt 2.7) und mobiler Datenerfassung (Merkblatt 3.10). Diese bilden beispielsweise die Grundlage für die Umsetzung einer digitalen Ressourcenplanung (Merkblatt 2.2) oder eines Echtzeit-Controllings (Merkblatt 4.1). Bevor Betriebe mit der Ausarbeitung einer Digitalisierungsstrategie beginnen, sollte eine Selbstanalyse der bestehenden Unternehmensprozesse stattfinden. Denn erst, wenn Ziele, Zusammenhänge und Verantwortlichkeiten bekannt sind, können Anforderungen formuliert werden, die auf die betriebsindividuellen Bedürfnisse abgestimmt sind. Ausreichend Zeit sollte auch bei der Wahl der Anbieter investiert werden. Viele der aufgeführten digitalen Lösungsansätze können mit Modulen von Branchensoftwareanbietern umgesetzt werden. Dennoch lohnt es sich, über die Möglichkeit nachzudenken, Drittanbieter zu nutzen. Das wird vor allem bei einer geplanten Kombination der Lösungsansätze "mobiler Datenzugriff-mobile Datenerfassung-Ressourcenplanung" deutlich. Nicht alle Branchensoftwarehersteller bieten diese Bandbreite in ihrem Modulkatalog an. Im Gegensatz dazu haben die meisten baugewerbenahen Drittanbieter diese drei Lösungsansätze im Portfolio. Andererseits bedeutet die Entscheidung für einen Drittanbieter immer eine neue Benutzerumgebung, Abhängigkeiten bei Schnittstellen, zusätzliche Ansprechpartner und in der Regel neue Serviceverträge. Hier gilt es, Vor- und Nachteile miteinander abzuwägen.

Neben einer freiwilligen Beschäftigung mit der Digitalisierung gibt es auch rechtliche Zwänge sich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Die wohl bekanntesten Beispiele sind die Grundsätze zur ordnungsgemäßen Führung und Aufbewahrung von Büchern sowie zum Datenzugriff (GoBD, 2015) und die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO, 2018). Neu hinzu kommen ab 2020 Pflichten zur elektronischen Rechnungsstellung bei öffentlichen Auftraggebern sowie Neuerungen bei der elektronischen Vergabe von öffentlichen Aufträgen im Unterschwellenbereich (Tabelle).

Schlussfolgerungen

Neben den vielen Chancen, die die Digitalisierung den Betrieben bietet, fordert sie auch die Denkweisen der Unternehmen neu heraus. Denn für eine Digitalisierung müssen in erster Linie Investitionen getätigt werden, die nicht auf den Baustellen in Form eines neuen Radladers sichtbar sind. Vielmehr sorgen digitale Investitionen dafür, dass gezielte Informationen Nutzern dann zur Verfügung stehen, wenn sie benötigt werden. Und das unabhängig von Ort und Zeit. Bei allen Überlegungen zur Digitalisierung muss der Faktor Mensch im Mittelpunkt stehen. Denn nur, wenn Mitarbeiter in einer Neuerung auch einen persönlichen Nutzen erkennen, sind sie von dem digitalen Lösungsansatz überzeugt und unterstützen die Umsetzung aktiv. Das Sicherstellen einer praxisorientierten Handhabung eines Lösungsansatzes ist dabei das Mindeste.

Zusätzlich zu den Mehrwerten in den einzelnen Betrieben hat eine flächendeckende Digitalisierung auch positive Effekte auf den gesamten Garten- und Landschaftsbau. Mit steigendem Wissen über das tatsächliche Einzelleistungsvermögen mithilfe von Echtzeit-Controlling würden kalkulatorische Zeitansätze nicht mehr nur auf Schätzwerten, sondern auf tatsächlichem Zeitaufwand basieren. Unternehmen wüssten also, bei welchen Leistungen sie Geld verdienen oder wo sie Geld "verbrennen". Bei einer flächendeckenden Umsetzung könnten sich dadurch auch die existierenden Marktpreise langfristig an die Realität anpassen. Schlussendlich bedeutet Digitalisierung für Unternehmerinnen und Unternehmer, aktiv zu werden, eingefahrene Unternehmensprozesse zu hinterfragen und Innovationen dort einzufordern, wo es noch keine Lösungen seitens der Hersteller oder Anbieter gibt. Ein Abwarten, bis die Digitalisierung durch rechtliche Vorgaben den Betrieben diktiert wird, ist mit Sicherheit der falsche Weg. Gerade der Garten- und Landschaftsbau hat bei der Digitalisierung die Chance, sich als grün, digital und nachhaltig zu präsentieren und so junge Menschen für diesen Beruf zu begeistern.

Quellenverzeichnis

BGL (2019): Digitalisierung im GaLaBau, https://www.galabau.de/digitalisierung-im-galabau.aspxwww.galabau.de/digitalisierung-im-galabau.aspx (zugegriffen am 24.07.2019).

BMWI (2018): Was ist Industrie 4.0?, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie - https://www.plattform-i40.de/I40/Navigation/DE/Industrie40/WasIndustrie40/was-ist-industrie-40.htmlwww.plattform-i40.de/I40/Navigation/DE/Industrie40/WasIndustrie40/was-ist-industrie-40.html (zugegriffen am 30.11.2018).

BMWI (2018): Elektronische Vergabe, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie- https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Artikel/Wirtschaft/elektronische-vergabe.htmlwww.bmwi.de/Redaktion/DE/Artikel/Wirtschaft/elektronische-vergabe.html (zugegriffen am 30.11.2018).

BMWI (2018): Elektronische Rechnungsstellung ab November 2020 für öffentliche Aufträge verpflichtend, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie - https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Meldung/2018/20180112-elektronische-rechnungsstellung-ab-november-2020-fuer-oeffentliche-auftraege-verpflichtend.htmlwww.bmwi.de/Redaktion/DE/Meldung/2018/20180112-elektronische-rechnungsstellung-ab-november-2020-fuer-oeffentliche-auftraege-verpflichtend.html (zugegriffen am 30.11.2018).

Deutsche Telekom AG (2018): Digitalisierungsindex, Der digitale Status Quo im deutschen Baugewerbe - abrufbar im Internet unter: https://www.digitalisierungsindex.de/wp-content/uploads/2017/11/Digitalisierung-Studie-Baugewerbe-web.pdfwww.digitalisierungsindex.de/wp-content/uploads/2017/11/Digitalisierung-Studie-Baugewerbe-web.pdf.

DIN EN ISO 9001 (2015): Qualitätsmanagementsysteme - Anforderungen, Deutsches Institut für Normung e. V., Beuth Verlag, Berlin.

Kagermann, H. et al. (2013): Umsetzungsempfehlungen für das Zukunftsprojekt Industrie 4.0, Abschlussbericht des Arbeitskreises Industrie 4.0 - Deutsche Akademie der Technikwissenschaften e. V., Berlin.

Winkler, L. (2017): GaLaBau 4.0, Eine Orientierungshilfe für Betriebe des Garten- und Landschaftsbaus auf dem Weg zur Digitalisierung - Bachelorthesis, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf.

 Lucas Winkler
Autor

Geschäftsführer, Winkler Garten- und Landschaftsbau

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