n Ökonomisch betrachtet

Stimmung im GaLaBau

Die Arbeitskosten im Garten- und Landschaftsbau sind in den letzten Jahren ständig gestiegen. Dabei nimmt die Produktivität je Mitarbeiter ab. Der reale Branchenumsatz sinkt allerdings seit 2021 und nach der Frühjahrsumfrage rechnen die Betriebe mit einer Branchenstabilisierung auf einem niedrigeren Niveau als vor 2020 (siehe GaLaBau Branchenreport 2024). Eigentlich müsste sich die Situation am Arbeitsmarkt für die Betriebe nun entspannen, oder?

Tatsächlich sinkt das ifo-Beschäftigungsbarometer spätestens seit Mitte 2022 kontinuierlich. Für das Baugewerbe seit Mitte 2023 sogar deutlich in den negativen Bereich. Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit zeigt auch für den Gartenbau eine leicht sinkende Tendenz der offenen Stellen für Fachkräfte – jedoch auch der Arbeitsuchenden. Berücksichtigt man die Meldequote, die laut statistischem Bundesamt bei ca. 40 bis 50 Prozent rangiert, liegt die Zahl der offenen Stellen dann auch immer noch bei enormen 8000 bis 10.000. Also keine Entspannung in Sicht. Und so gehören die allermeisten Berufe im Baubereich nach wie vor zu den Engpassberufen. Besonders betroffen ist der Tiefbau, aber auch der Landschaftsbau gehört dazu. Betrachtet werden Vakanzzeit, Arbeitsuchenden-Stellen-Relation, berufsspezifische Arbeitslosenquote, Veränderung des Anteils sozialversicherungspflichtig beschäftigter Ausländer, Abgangsrate aus Arbeitslosigkeit und die Entwicklung der mittleren Entgelte. Im Vergleich mit dem Tiefbau hat der GaLaBau offenbar noch Spielräume im Bereich der Beschäftigung von Ausländern und der Verbesserung der berufsspezifischen Arbeitslosenquote, die aktuell bei 3 Prozent liegt (Engpassbewertung Bundesagentur Agentur für Arbeit).

Damit bleibt im Kampf um die Fachkräfte das Thema Arbeitgeberattraktivität ein viel diskutiertes Thema. Wie eine Personalleiterbefragung von Randstad/ifo kürzlich zeigt, denken ca. ein Drittel der Unternehmen bis 50 Mitarbeitenden dabei über die Einführung einer Vier-Tage-Woche nach oder haben diese bereits umgesetzt (18 %). Die Erwartungen, inwiefern sich eine solche Arbeitszeitregelung positiv auswirkt, sind aber recht gespalten. Erwartungsgemäß rechnen gut die Hälfte der Unternehmen mit höherem Personalbedarf und Organisationsaufwand. Das würde die bereits ungünstigen Kennzahlen (siehe oben) weiter belasten.

Eine andere Erkenntnis ergibt sich aus einer Studie des ifo-Instituts, die sich eigentlich mit dem Strukturwandel im Automobil- sektor beschäftigt. Untersucht wurde die Arbeitsnachfrage von Unternehmen mit mehr oder weniger "grünen" Geschäftsmodellen. Offenbar ist diese in "grünen" Firmen generell deutlich höher als bei eher konventionellen Firmen (durchschnittlich 34 bis 50 Prozent!). Insgesamt werden keine Anzeichen für einen generellen Zielkonflikt zwischen Klimazielen und Beschäftigung festgestellt.

Wenn diese Erkenntnisse auf den GaLaBau übertragen werden, dann ließe sich daraus folgern:

– Der GaLaBau als "grüne" Zukunftsbranche wird einen steigenden Bedarf an Arbeitskräften haben und kann bei entsprechender Ausrichtung auf eine positive Entwicklung der Branchenkonjunktur hoffen.

– Der Fachkräftemangel wird sich weiter verschärfen.

– Die noch vorhandenen Spielräume (Beschäftigung Ausländer / Senkung Arbeitslosenquote) müssen genutzt werden.

– Die Arbeitsgeberattraktivität (z.B. Vier-Tage-Woche) muss weiter gesteigert werden.

– Die Produktivität muss steigen.

In Bezug auf den letzten Punkt kann auf Erkenntnisse einer Studie des McKinsey Global Institute (MGI) verwiesen werden, die sich – zwar recht global – mit dem Einfluss künstlicher Intelligenz auf den Arbeitsmarkt beschäftigt hat. Sollte die Technologie zügig eingeführt werden, so wird ein Produktivitätszuwachs von bis zu drei Prozent pro Jahr prognostiziert. Das stünde dem Baubereich gut zu Gesicht (s. o.). Über alle Berufsbilder müssten dazu rund ein Drittel der Tätigkeiten automatisiert werden, ein entsprechender beruflicher Fortbildungs- und Veränderungsbedarf bei rund 7 Prozent der Beschäftigten eingeschlossen. Mit über der Hälfte wären Bürotätigkeiten betroffen, vor allem solche, die heute von Hilfskräften ausgeführt werden. 16 Prozent der Tätigkeiten würden in den Bereich Produktion fallen. Ob sich das im Baubereich umsetzen lässt, wird die Entwicklung zeigen.

Prof. Dr.-Ing. Heiko Meinen

h.meinen@kullmann-meinen.de

NL-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
gartentechnische Leitung (w/m/d) der Regiebetriebe..., Schleißheim, Dachau  ansehen
Referenten (m/w/d) für landschaftsgärtnerische..., Gräfelfing  ansehen
Staatlich geprüften Techniker (w/m/d) im Garten-..., Koblenz  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

Redaktions-Newsletter

Aktuelle GaLaBau Nachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen