Biodiversitäts-Hotspot und nachhaltiges Gestaltungselement

Natürliches Totholz

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Totholz ist als Lebensraum unzähliger, teils seltener Arten von hoher Bedeutung für die biologische Vielfalt (Biodiversität) und übernimmt als Bestandteil des natürlichen Kreislaufs wichtige ökologische Funktionen. Zugleich ist Totholz aber auch ein äußerst nachhaltiges Gestaltungselement mit vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten und einer besonderen Ästhetik.
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Lebensraum Totholz. Haufen liegenden Totholzes von Stämmen, Kronen und Wurzeln (re.) oder von Gehölzschnitt und Laub (li.) und die stehenden Torsos abgestorbener Bäume (mittig) bieten vielen Tieren Nahrung und Lebensraum. Grafik: Jonas Renk

Auf dem Boden liegendes Totholz von Stämmen, Kronen und Wurzeln und die stehenden Torsos abgestorbener Bäume bieten vielen Tieren Nahrung und Lebensraum. So finden sich in liegendem Totholz und dem daran anschließenden Boden zum Beispiel etliche Käfer und deren Larven sowie zahlreiche andere Insekten, Tausendfüßler, Spinnen, Kleinsäuger, Reptilien und Amphibien. Pilze, Moose und Flechten wachsen in, an und aus dem Totholz. Alte Baumtorsi beinhalten Strukturen für viele weitere Arten: In nach unten abstehenden Rindentaschen und tiefen Spalten beziehen zum Beispiel Fledermäuse ihr Quartier. Baumhöhlen werden von Spechten, Eulen und weiteren Vögeln für ihre Brut und Jungenaufzucht genutzt, dienen aber beispielsweise auch Bilchen wie Haselmaus und Siebenschläfer als Nest und zur Überwinterung.

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Abgestorbener Stamm mit Höhlungen am Stammfuß. Foto: Jonas Renk
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Natürlich belassene Überreste eines abgestorbenen, mehrstämmigen Baumes mit Moosbewuchs. Foto: Jonas Renk
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Moos in der Spalte eines liegenden Totholz-Stammes. Foto: Jonas Renk
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Flechten an einem abgestorbenen Ast. Foto: Jonas Renk
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Lesestein-Totholz-Riegel mit Sandlinse als Biotopelement auf einer Wiese in der neu angelegten Elisabeth-Ehlers-Grünanlage in Würzburg. Auf der dazugehörigen Info-Tafel werden die ökologischen Funktionen erklärt. Foto: Jonas Renk
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Liegendes Totholz als Einfassung und Sitzgelegenheit am Aueweiher im Gelände der Hessischen Landesgartenschau 2023 in Fulda. Foto: Jonas Renk
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Liegendes Stamm-Totholz, das den dahinterliegenden Bereich von einem befahrbaren Feldweg abgrenzt und als Barriere dient. Foto: Jonas Renk

Ökosystemleistungen von Totholz

Durch das Zusammenwirken vieler Organismen wird Totholz mit der Zeit zu Humus abgebaut und so Teil des Bodens. Je nach Baumart und Umgebungsverhältnissen kann dies unterschiedlich lange dauern. Mit dem zersetzten Totholz wird im Boden auch über lange Zeit der Kohlenstoff gespeichert, den die Bäume einst durch Photosynthese als Treibhausgas Kohlendioxid der Atmosphäre entnommen hatten. Gleichzeitig schützt das abgebaute Totholz den Boden vor Austrocknung, wirkt sich positiv auf das Mikroklima aus, kann Temperaturschwankungen und Feuchtigkeitsverhältnisse ausgleichen. So trägt der Baum auch nach seinem Tod nicht nur zur Biodiversität, sondern auch zum Klimaschutz sowie zur Bodenverbesserung und -neubildung bei.

Auf Grund seiner vielfältigen ökologischen Funktionen und seiner Bedeutung für die Biodiversität, aber auch einfach aus praktischen Gründen wird bei Fällungen und Pflegemaßnahmen in Form von Stamm- und Kronenteilen anfallendes Totholz von Bäumen heute nicht nur in Wäldern, sondern zunehmend auch in öffentlichen Grünanlagen, Feldhecken und Gehölzkomplexen des Straßenbegleitgrüns zumindest teilweise vor Ort belassen. Wenn auf Grund der lokalen Gegebenheiten das Belassen vor Ort nicht sinnvoll ist, kann das Totholz zum Beispiel auch in nahe gelegenen naturnahen Hecken und Gebüschen verteilt oder zu an geeigneten Stellen zu Totholzhaufen in Wiesen aufgeschichtet werden. Solche Haufen dienen zum Beispiel Insekten, Kleinsäugern, Reptilien und Amphibien als Nahrungsquelle und Lebensraum. Neben dem Beitrag zur Biodiversität und seinen Ökosystemleistungen spart das Belassen von Totholz vor Ort oder in der Nähe auch Aufwand, Kosten, Energie oder Treibstoff – und insofern auch Treibhausgase – für einen weiteren Transport, eine dafür gegebenenfalls notwendige Bearbeitung und eine anschließende Verwertung. Bei der Pflege im Herbst anfallender Gehölzschnitt und Laub kann ebenfalls an windgeschützten und ungestörten Stellen zu Haufen aufgeschichtet werden, die dann bis zum Ende des Winters dort belassen werden und so beispielsweise auch Igeln sowie Faltern und deren Raupen als Überwinterungsquartier dienen.

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In getrockneten und gegebenenfalls entrindeten Stammteilen Hartholz bildender Laubbäume können an sonnig-exponierten Stellen durch Initialbohrungen Löcher für bestimmte Solitärbienen und -wespen gebohrt werden. Foto: Jonas Renk
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In dieses Stamm-Totholz im Südtirol sind Kerben eingesägt, wodurch es nicht nur zum Sitzen, sondern auch als Fahrradständer genutzt werden kann. Foto: Jonas Renk
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Modifizierte Benjeshecke mit Initialpflanzung in einer Würzburger Grünfläche kurz nach der Anlage. Foto: Jonas Renk
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Liegender Totholz-Stamm mit Löchern durch Initialbohrungen als Nistmöglichkeiten für bestimmte Solitärbienen und -wespen. Foto: Jonas Renk
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Modifizierte Benjeshecke mit Initialpflanzung in einer Würzburger Grünfläche etwa 2–3 Jahre nach der Anlage. Foto: Jonas Renk
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Durch einen Magerrasenkomplex mit liegendem Totholz darin führt im Botanischen Garten der Universität Würzburg ein Steg, dessen Unterseite ebenfalls mit Totholz gestaltet ist. Foto: Jonas Renk
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Modifizierte Benjeshecke zur Erweiterung eines bestehenden Gehölzkomplexes in einer Würzburger Grünfläche mit dazugehöriger Info-Tafel, auf der die ökologischen Funktionen erläutert werden. Foto: Jonas Renk
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Von der Artenschutzexpertin am Würzburger Gartenamt Dr. Heike Lenz entwickelte Info-Tafel, vor einer modifizierten Benjeshecke, auf der über die ökologischen Funktionen informiert wird. Foto: Jonas Renk, Inhalt: Dr. Heike Lenz/Stadt Würzburg

Totholz-Lesestein-Riegel mit Sandlinsen

Stamm-, Kronen- und Wurzelteile von Bäumen können an sonnigen Stellen in Kombination mit vor Ort oder in der Nähe angefallenen Lesesteinen, Boden und gegebenenfalls etwas ungewaschenem Sand auch zum Bau von Totholz-Lesestein-Riegeln mit offenen sandigen Bodenstellen (Sandlinsen) genutzt werden. Diese Elemente decken insbesondere die Lebensraumansprüche von einigen Reptilien, aber auch von vielen weiteren Tierarten. So können die Sandlinsen beispielsweise auch von darin nistenden Wildbienen genutzt werden.

Andere Wildbienenarten bevorzugen zum Beispiel Löcher in Totholz als Niströhren. In getrockneten und gegebenenfalls entrindeten Stammteilen Hartholz bildender Laubbäume können an sonnig-exponierten Stellen durch Initialbohrungen Nistmöglichkeiten für solche Solitärbienen und bestimmte Solitärwespen geschaffen werden. Dazu werden an der sonnenzugewandten, östlichen bis südöstlichen Seite in die Außenseite des getrockneten Stammes horizontale Löcher mit verschiedenen Lochstärken im Bereich von etwa 2 bis 10 mm gebohrt. Hierfür können Holzbohrer mit entsprechenden Stärken (z. B. Bohrstärken 2, 4, 6, 8, 10 mm) verwendet werden. Die verschiedenen Lochstärken sind auf Grund der sehr unterschiedlichen Größe der Arten und der dementsprechend bevorzugten Löcher wichtig. Die Bohrtiefe sollte insgesamt etwa zwischen 5 und 10 cm betragen und kann in Relation zur Lochgröße mehr oder weniger tief sein, wobei sich ein entsprechendes Verhältnis in der Regel schon aus der Länge des Bohrers ergibt, wenn bis zum Anschlag des Bohrers eingebohrt wird. Es sollte grundsätzlich in die äußere Längsseite und nicht in das Stirnholz gebohrt werden, da sich im Stamm mit der Zeit Risse zum Kern hin bilden, wodurch Löcher im Stirnholz für Brutröhren ungeeignet sind. Nach dem Bohren sollten die Löcher geglättet werden, damit sich die Tiere beim Hinein- und Herauskriechen nicht ihre empfindlichen Hautflügel verletzen. Zwischen den Löchern sollte je nach Lochweite ausreichend Abstand (etwa 1 bis 2 cm) sein. Durch solche Initialbohrungen können mit relativ wenig Aufwand und ohne zusätzliches Material auf naturnahe Weise Lebensstätten für die betreffenden Arten geschaffen werden.

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Schwanen-Ei in einem Nest aus Treibholz am Ufer des Bodensees. Foto: Jonas Renk
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Totholz-Stamm mit eingesägter Liege im Südtirol Foto: Damaris Tempel
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Totholz-Konstruktion an einer Info-Tafel zum Thema "Vielfältiges Leben im Reisighaufen" im Wildpark Bad Mergentheim. Foto: Jonas Renk
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Eingang zu einem "Totholz-Tipi" im Wald beim öffentlichen Spielplatz an der Frankenwarte in Würzburg. Foto: Damaris Tempel
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Großes Treibholz vor einer Düne an einem Mittelmeerstrand in der Toskana. Foto: Jonas Renk
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Wegeinfassung mit liegendem Totholz im Waldbereich des Botanischen Gartens der Universität Würzburg. Foto: Jonas Renk
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Liegendes Totholz als Wegeinfassung und Sitzgelegenheit im "Auenplatz" im Gelände der Hessischen Landesgartenschau 2023 in Fulda. Foto: Jonas Renk

Modifizierte Benjeshecken

Totholz und Gehölzschnitt kann außerdem zur Anlage modifizierter Benjeshecken verwendet werden. Benjeshecken (auch Schichtholzhecken genannt) sind wallartig angelegte Strukturen aus locker aufgeschichteten Ästen und Zweigen verschiedener gebiets- und lebensraumtypischer heimischer Wildgehölze sowie liegendem Totholz. Bei der modifizierten Benjeshecke wird die Aufschichtung von Gehölzschnitt und Totholz mit der Initialpflanzung verschiedener Gehölze kombiniert. Durch dieses Zusammenwirken entwickeln sich solche Benjeshecken in der Regel wesentlich schneller und sicherer zu den im Ergebnis gewünschten naturnahen und strukturreichen (Feld-)Hecken als bei reinen Schichtholzhecken. Modifizierte Benjeshecken und die sich daraus entwickelnden Gehölzstrukturen können sich durch eine hohe Biodiversität auszeichnen und wesentlich zur Biotopvernetzung beitragen.

Stämme größerer Bäume, die ansonsten etwa wegen mangelnder Stand- und Bruchsicherheit vollständig gefällt würden, werden inzwischen aus ökologischen Gründen oftmals zu Baumtorsi zurückgeschnitten. Dadurch können geschädigte, absterbende und gerade dadurch zunehmend strukturreiche Stämme mit ihren ökologischen Funktionen für längere Zeit als stehendes Totholz erhalten werden und sich in ihrem Biotoppotenzial fortentwickeln. Der Rückschnitt zum Baumtorso trägt zum Beispiel dazu bei, dass wichtige Lebensraumstrukturen für Vögel, Fledermäuse und Bilche erhalten werden oder sich im weiteren Verlauf bilden können. Sofern in einem Stamm eine besonders oder streng geschützte Tierart oder deren Lebensstätte festgestellt wird, muss häufig zumindest der Torso auch aus artenschutzrechtlichen Gründen erhalten werden oder es müssen zu geeigneter Zeit funktionsfähige Ersatzhabitate in unmittelbarer Nähe zur Verfügung stehen.

In beiden Fällen kann ein Baumtorso die Lösung sein. Nach dem Rückschnitt zum Torso sind die Stämme zwar nicht mehr dem Gewicht der Baumkronen und deren Windeinwirkungen ausgesetzt, natürlich verlieren aber auch sie mit der Zeit durch Fraß, Zersetzungsprozesse und Witterungseinflüsse an Standsicherheit. Um instabile Baumtorsi mit ihren Biotopfunktionen länger erhalten zu können, werden daher in manchen Bereichen – beispielsweise an höher frequentierten Stellen wie Aufenthaltsbereichen oder in unmittelbarer Nähe von Straßen und Wegen – aus Sicherheitsgründen gelegentlich Maßnahmen zur Stabilisierung ergriffen, was insbesondere bei sehr hohen und dicken Stämmen eine gewisse Herausforderung mit sich bringt. Bei mehreren Projekten in Deutschland hat sich dabei bereits der innovative Ansatz bewährt, Torsi durch ein Exoskelett mit Upcycling-Carbonstäben zu erhalten. Carbonstäbe sind hochelastisch und zeichnen sich durch extreme Belastbarkeit und hohe Ermüdungsfestigkeit aus. Außerdem sind sie sehr witterungsbeständig. Durch diese Eigenschaften sind sie als Stützkonstruktion in Form von Exoskeletten an Baumtorsi bestens geeignet.

So wurde zum Beispiel im vergangenen Jahr ein größerer Baumtorso mit besonders strukturreichem Stamm in einer Würzburger Grünanlage durch ein wiederverwendbares Exoskelett mit Carbonstäben gesichert. Diese wurden aus Restmaterialien der Industrie hergestellt. Mit Schraubfundamenten sind die Stäbe im Boden fixiert. Da es sich um ein modulares System aus Steckverbindungen handelt, kann die gesamte Konstruktion oder Teile davon auch zur Sicherung anderer geeigneter Baumstämme wiederverwendet werden. Bei anderen Projekten sind die Carbonelemente für Exoskelette aus ausgedienten Rotorblättern von Windkraftanlagen verwendet worden. Da im Zuge des Ausbaus des Erneuerbare-Energien-Sektors zunehmend Carbonstäbe aus den alten Windkraft-Rotoren anfallen dürften, könnte es sein, dass diese Bauweise in Zukunft häufiger zum Einsatz kommt. Exoskelette an besonderen Baumtorsi eigenen sich auch, um öffentlichkeitswirksam über den Lebensraum Baumstamm zu informieren. Dazu empfiehlt es sich, entsprechende Info-Tafeln zu entwickeln und neben den Torsi aufzustellen.

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Totholz an einem Teich im Wildpark Bad Mergentheim. Foto: Jonas Renk
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Zwei Baumtorsi in einer Hecke am Rand des Würzburger Hauptfriedhofs. Foto: Jonas Renk
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Strukturen in einem kleineren Baumtorso. Foto: Jonas Renk
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Totholz und Steine an einem Wasserlauf im Botanischen Garten der Universität Würzburg. Foto: Jonas Renk
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Großer strukturreicher Baumtorso in einer Würzburger Grünanlage, der durch ein wiederverwendbares Exoskelett mit Upcycling-Carbonstäben gesichert ist. Foto: Damaris Tempel
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Sitzkreis aus Stammstücken auf einer von der Waldgruppe einer Höchberger Kindertagesstätte genutzten Wiese. Foto: Jonas Renk
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Kreis aus liegendem Totholz im Wildpark Bad Mergentheim. Foto: Jonas Renk
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Brütender Schwan in seinem Nest aus Treibholz am Ufer des Bodensees. Foto: Jonas Renk

Totholz als nachhaltiges Gestaltungselement

Totholz übernimmt nicht nur wichtige ökologische Funktionen und Ökosystemleistungen und spart Aufwand, sondern kann auch über die bereits aufgezeigten Maßnahmen hinaus als nachhaltiges und außergewöhnliches Gestaltungselement verwendet werden.

Als solches kann es eine besondere Ästhetik aufweisen und faszinierende Strukturen offenbaren: Unter der sich ablösenden Rinde kommen Muster aus Markstrahlen, Jahresringen und Fraßgängen zum Vorschein; durch die Abbauprozesse verwandeln sich die Strukturen und werden von Tieren, Pilzen, Moosen und Flechten neugestaltet. Nicht selten wird beim genauen Anblick auch die Phantasie anregt.

Stämme können als liegendes Totholz auf dem Boden zur Einfassung nicht befestigter Wege oder Flächen, als Barriere zum Schutz bestimmter Bereiche vor Befahrung oder als Sitzgelegenheit verwendet werden. Auch Staudenbeete, Gräber und Gewässer können durch liegendes Totholz ökologisch aufgewertet werden. Mit Kindern können Sitzkreise, Totholz-Tipis und Vieles mehr gebaut werden. Es ist erstaunlich, wie kreativ und vielfältig Kinder zum Beispiel in Wald- und Naturkindergärten Totholz verwenden. Auch die Tierwelt bringt Beispiele für die Gestaltung mit Totholz hervor, etwa in Form von großen Schwanennestern aus Treibholz oder Biberdämmen.

Im Sinne der Nachhaltigkeit sollte für die naturnahe Gestaltung stets unbehandeltes Totholz verwendet werden, das auf natürliche Weise oder bei ohnehin notwendigen Fällungen und Pflegemaßnahmen direkt vor Ort oder in der näheren Umgebung angefallen ist. Bei der Entnahme von natürlicherweise entstandenem Totholz für eine Verwendung an anderer Stelle sollte prinzipiell darauf geachtet, nicht an einem Ort übermäßig viel solchen Totholzes zu entnehmen, damit die natürlichen Kreisläufe und Lebensräume am Ursprungsort nicht durch fehlendes Totholz beeinträchtigt werden. Auch sollte bei der naturnahen Gestaltung mit Totholz auf Bodenkontakt geachtet werden, denn der Übergangsbereich zwischen Totholz und Boden ist ein besonders vielfältiger Lebensraum.

An geeigneten Stellen, in denen größere Bäume gefällt werden müssen und der Rückschnitt zum Baumtorso als Alternative zur vollständigen Fällung nicht möglich ist, können von kreativen Baumpfleger*innen mit der Motorsäge auch eindrucksvolle Skulpturen geschaffen werden.

Ausblick

Totholz ist jedenfalls voller Leben und voller Möglichkeiten. Es als zu entsorgendes Abfallprodukt zu betrachten, wird diesem besonderen Material nicht gerecht. Es bleibt zu hoffen, dass der inzwischen vielerorts feststellbare Trend, Totholz gezielt zur Förderung der Biodiversität und zur naturnahen Gestaltung zu verwenden, weiter anhält und seine Potenziale noch mehr genutzt werden.

M.Sc. Jonas Renk
Autor

Umweltplaner und Ingenieurökologe, Projektmanager beim Bündnis Kommunen für biologische Vielfalt

Freiberuflicher Fachautor und Berater für Naturschutz und Biodiversität

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