Sensible Gestaltung sorgt für Nachhaltigkeit

von:
Gartengestaltung und Grünflächengestaltung
Das großer Uferbeet zeigt sich mit opulenten aber dennoch zurückhaltenden Großstauden, die dem Gehölzdruck gut stand halten.

Die Pflanzungen im Optikpark Rathenow zeigen den Versuch zurückhaltende aber dennoch charakteristische Pflanzkompositionen in eine zu dicht gestaltete Parklandschaft einzubinden.

Für die Pflanzungen im Optikpark Rathenow haben sich Orel + Heidrich Landschaftsarchitekten aus Herzogenaurach mit der jungen Landschaftsarchitektin Katrin Friedrich zusammengetan. Warum Katrin Friedrich? Sie ist Gärtnerin und Planerin von der Pike an. Der elterliche GaLaBau-Betrieb hat sie geprägt, die Staudenlehre im Sichtungsgarten Weihenstephan mit anschließendem Studium der Landschaftsarchitektur eine abgerundete Wissensbasis aufgebaut.

Im Optikpark Rathenow fand im Jahr 2006 fand eine Landesgartenschau statt unter dem Hauptaspekt, verschiedene optische Grunderscheinungen darzustellen. Zwei riesige Pyramiden mit Farbkacheln, einmal in Blau und seinen Farbnachbarn, einmal in Gelb und seinen Farbnachbarn bilden Anfang und Ende von sieben sich an verschiedenen Stellen schneidenden von Betonleistenstein gefassten Beeten als Farbstrahlen. Außerdem wird der Park durch eine riesige zweidimensionale, auch durch den See führende Darstellung der von Prof. Erich John zu DDR-Zeiten in Rathenow entwickelten Weltzeituhr geprägt. Für die damalige Gartenschau wurde die Pflanzplanung von mir und meinem Team zusammen mit Christian Meyer übernommen. Daher hat sich die BUGA GmbH entschieden, diesen extrem vollen Park Landschaft erneut dieser Planerkonstellation zu übergeben.

Eine gelungene Pflanzung sollte einen Park abrunden, ihm ein unverwechselbares Sahnehäubchen aufsetzten, ohne dabei aufdringlich oder unangemessen zu wirken, sondern den Geist des Ortes erfassen und sich intelligent in das Gesamtgefüge einbinden. Im Optikpark Rathenow war das nicht immer ganz einfach.

2006 wurde von Seiten der LGS GmbH dezidiert vorgegeben, welche Farben, wo und wie stattfinden dürfen, was es dem Pflanzplaner nicht gerade leicht gemacht hat, die erwähnte unaufdringliche Unverwechselbarkeit her zu stellen. Für die BUGA konnte nun dank einer wunderbar unkomplizierten und fachkundigen Geschäftsführung und Ausstellerkoordination der BUGA GmbH ein Konzept entwickelt werden, dass hier hoffentlich allen Ansprüchen gerecht wird. Sei es die doch recht umfassende Abwicklung des Ausstellerwettbewerbes, bei der zur Erfüllung der einzelnen gärtnerischen Aufgaben wie: Viola großblumig einfach ohne Zeichnung oder Impatiens gefüllt blühend, jeweils bestimmte Mindeststückzahlen aber vor allem Mindestsortenmengen eingehalten werden müssen. Und sei es ganz besonders sich in dieser vorgegebenen Parküberfrachtung sinnvoll ein zu ordnen.

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Ein Nebensatz zum Ausstellerwettbewerb: Als ich für die Planung der BUGA Magdeburg 1999 zum ersten Mal nach dem damaligen Aufgabenkatalog - so nennt sich dieser Leitfaden, der definiert, wie viel wovon zu verwenden ist, damit eine Gärtnerei für gute Pflanzen auch die begehrten Medaillen bekommt - planen durfte, war die geforderte Stückzahl und Sortenmenge je Aufgabe wesentlich höher als heutzutage. Eine Aufgabe wie 'Pflanze xy allgemein' gab es nicht. Alles wurde extrem differenziert und man musste immer gleich fünf Sorten zu 50 Stück verwenden, eine beruhigende Hauptpflanze war also kaum möglich.

Es erschien damals etwas vermessen, als wir deshalb auf die Verantwortlichen zugingen. Aber mit einem Konstrukt aus Vorgaben zu arbeiten und damit ästhetisch gute Ergebnisse zu erzielen, war extrem schwierig. In einem mehre Jahre dauernden Abstimmungsprozess erarbeiteten wir mit den damals verantwortlichen Gärtnerpersönlichkeiten eine stark vereinfachte Version, die seit der BUGA München 2005 nun für alle Bundesgartenschauen und deren Planer gilt.

Der Ursprungskatalog hat bei normalem Planungsaufwand zu diesem, seinerzeit viel zu oft zu sehenden Arten- und Farbflickenteppich geführt. Zurück zum Optikpark: Hier wurde ein Konzept entwickelt, das unkompliziert den Ausstellerwettbewerb abwickeln kann. In den Wechselflor-Farbstrahlen liegen quasi rollierende Farbverläufe in Querstreifenform. Nahezu jeder Strahl deckt alle Farben ab, mal beginnend in warmen Tönen, mal in den kalten Blau- oder Violettbereichen. Einem Aussteller kann also immer ein Strahl oder auch ein größeres Stück davon übergeben werden. Dadurch ist für die Wertungsrichter die Zuordnung von Pflanze, Gärtner und zu verteilender Bewertung sehr unkompliziert und die Gestaltungsart ist sehr dezent. Zwei unterschiedliche Streifengruppierungen sind anzutreffen. Zum einen mit ganz strengen, blockhaften Einteilungen, zum anderen Flächen bei denen sich innerhalb des jeweiligen Querstreifens eine duftig lockere Anmutung zeigt. Dadurch sind die Sortimente ideal präsentierbar. Eine locker verzweigte Sacbiose macht wenig Sinn auf streng eingeteilten Flächen. Nach Strenge verlangende Pflanzen wie Eisbegonien fühlen sich auf den strengen Flächen wohl.

Entgegen der sonst für das Büro Orel+Heidrich typischen Philosophie mit Pflanzen eine Geschichte zu erzählen, eine charakteristische ganz eigene Welt aus Pflanzen zu zeichnen, wie zum Beispiel der "Garten der Vier Elemente" in Trier oder der "Ruhige Garten" in Roth wird beim Optikpark darauf komplett verzichtet und rein gärtnerisch gearbeitet.

Die Pflanzung soll den Besuchern möglichst viele nachahmbare Details zeigen. Für die nachhaltige Nutzung der Pflanzung sind cirka 25 Prozent des Sommerflores aus eingestreuten Stauden gestaltet, die im Rückbau stehen bleiben. Sie werden im Laufe der Zeit nach der BUGA zu geschlossenen Blöcken zusammenwachsen können und dadurch für die späteren Nachpflanzungen den Gestaltungsbogen bilden.

Für die Stauden im Park wurden für die Landesgartenschau 2006 langlebig konzipierte Beete angelegt, teilweise in einem Gehölzbereich, teilweise auf Freiflächen. Die Flächen wurden über die Jahre gut gepflegt, manches fiel aus, manches hat sich ausgebreitet. In der Überplanung fand eine ausführliche Bestandsaufnahme statt. Darauf aufbauend wurde eine Nachpflanzung entworfen, die einerseits die Anmutung der damaligen Staudenthemen wieder aufgreift, andererseits Aussicht auf Bestand hat, da ja über die Analyse der Flächen sehr lehrreich klar wurde, was in diesem Park gute und was schlechte Chancen hat.

Im Hinblick auf die Nachhaltigkeit sind die nun gepflanzten Stauden passend zum bisherigen Charakter und mit hoher Aussicht auf Langlebigkeit gewählt. Auch wenn man als Planer oft allzu große Lust auf Grenzfallkreativität verspürt, dieser Park zeigt hoffentlich, dass ein sensibles sich Einordnen im Hinblick auf Realisierbarkeit und Nachhaltigkeit unverzichtbar ist.

Dipl.-Ing. Christine Orel
Autorin

Landschaftsarchitektin

Orel + Heidrich Landschaftsarchitekten

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